Proverbs 23:23

Ehre und erfreue deinen Vater und deine Mutter

Bereits bald nach Spr 23:19, in Spr 23:22, erfolgt erneut die Aufforderung an den Sohn zuzuhören. Nun wird hinzugefügt, dass er auf seinen Vater hören soll, motiviert durch die Tatsache, dass er ihn gezeugt hat. Der Sohn soll auf seinen Vater hören, weil er ihm sein natürliches Leben verdankt. Dadurch wird nicht so sehr die biologische Beziehung betont, sondern die Betonung wird auf eine zutiefst menschliche Beziehung gelegt. Ein Vater soll sich des großen Vorrechts bewusst sein, dass er einen Sohn zeugen durfte und der damit verbundenen großen Verantwortung (die auch ein Vorrecht ist), seinen Sohn in der Furcht des HERRN, dem Anfang der Weisheit, zu unterweisen.

Es ist eines der großen Dramen unserer Zeit, dass immer mehr Kinder nur einen biologischen Vater haben. Sie haben absolut keine menschliche Beziehung zu ihren Vätern, geschweige denn eine tiefe menschliche, ganz zu schweigen von der Aufgabe der Väter, sie in der Gottesfurcht zu unterweisen. Es ist geradezu schockierend zu hören, dass ein Vater seinen Sohn über Facebook kontaktiert, um den er sich seit zehn Jahren nicht mehr gekümmert hat, weil er mit einer anderen Frau durchgebrannt ist. Nach zehn Jahren bekommt der Sohn plötzlich über Facebook eine Anfrage von seinem Vater, ob er „sein Freund“ werden will. Ich überlasse es dem Leser, über die Reaktion des Sohnes nachzudenken.

Salomo hat auch ein Wort für seinen Sohn über die Mutter. Der Sohn soll sie nicht verachten, „wenn sie alt geworden ist“. Nicht zu verachten, bedeutet, einen tiefen Respekt zu haben. Heutzutage wissen Kinder intellektuell viel mehr als ihre Eltern. Häufig haben sie auch mehr Fähigkeiten. Das intellektuelle Wissen der Eltern bleibt weit hinter dem der Kinder zurück; dazu nimmt auch die körperliche Leistungsfähigkeit der Eltern ab. Es können Alterskrankheiten auftreten, die die Mutter hilfsbedürftig machen.

Die Gefahr ist groß, dass ein Kind den Rat einer alten Mutter verachtet. Es kostet Zeit, sie zu besuchen. Du hast schon so wenig Zeit und möchtest die wenige Freizeit für dich selbst nutzen. Und wenn sie dann auch noch ihren Rat zu dem gibt, was du tust oder tun willst, wartest du durchaus nicht darauf. Ein solches Kind zeigt große Undankbarkeit und mangelndes Empfinden für die vielen Jahre, in denen seine Mutter sich für es eingesetzt hat. Sie war immer für es da.

Die Ermahnung, die Mutter nicht zu verachten, muss auch heute noch laut ertönen. Wenn der Sohn ein weiser Sohn ist, wird er weiterhin tiefen Respekt vor ihr behalten, unter anderem wegen ihres Einsatzes für ihn. Durch ihre Fürsorge konnte er das erreichen, was er jetzt ist. Das ist ein Grund, weiter auf seine Mutter zu hören. Nicht, dass sie ihm immer wieder sagt, was er tun soll und was er nicht tun soll, wie sie es früher getan hat. Es geht darum, dass Kinder weiterhin auf die Erfahrungen des Lebens hören, die sie mit Gott gemacht hat. Kinder müssen diese noch machen. Sie sind weise, dass sie die Mutter ehren, indem sie auf sie hören. Sie spricht durch ihre Worte und durch ihr ganzes Leben.

Zuerst einmal kommt das Ehren der Eltern darin zum Ausdruck, dass die Kinder ihnen in ihrem Festhalten an der Wahrheit folgen. Deshalb folgt in Spr 23:23 die Ermahnung, Wahrheit zu kaufen und nicht zu verkaufen. Wer gern etwas haben will, kauft es und bezahlt den gewünschten Preis dafür. Wer etwas verkauft, hat lieber das Geld als das, was er verkauft. Wer die Wahrheit kauft und sie nicht verkauft, hat den Kaufpreis dafür übrig, wie hoch er auch sein mag, und wird sie um keinen Preis wieder verkaufen, wie hoch dieser auch sein mag. Es geht nicht um den Wunsch, die Wahrheit zu kaufen, sondern darum, sie tatsächlich für den Preis anzuschaffen, den sie wert ist.

Die Wahrheit ist nicht eine bestimmte Lehre, sondern besteht aus „Weisheit und Unterweisung und Verstand“. Diese Dinge sind im Leben wertvoller als jeder materielle Wohlstand und sind nötig, um das Leben auf der Erde wertvoll zu machen. Ihr Wert ist ewig und ist mit der Erkenntnis Gottes in Christus verbunden. Der „Kaufpreis“ ist die Zeit, die wir einsetzen, die Mühen, die wir aufbringen, und die Mittel, die wir anschaffen, um die Wahrheit besser kennenzulernen. Kaufen bedeutet auch, zu Christus zu gehen und Ihn zu bitten, uns Weisheit, Unterweisung und Verstand durch seinen Geist zu geben (vgl. Off 3:18).

Die Wertschätzung der Wahrheit, die sich im Kauf zeigt, lässt die Eltern frohlocken. Die Spr 23:24; 25 beschreiben die überschwängliche Freude der Eltern, deren Sohn sich als Gerechter und Weiser offenbart. Der Vater wird „frohlocken“ (Spr 23:24). Noch einmal wird darauf hingewiesen, dass er ihn „gezeugt“ hat (Spr 23:22), womit die innige Verbindung betont wird. Es ist der Sohn, der aus ihm hervorgekommen ist. Er hat ihn gezeugt, um ihn zu einem weisen Sohn zu machen.

In Spr 23:25 wird dem Sohn gesagt, dass er dafür sorgen soll, dass sich sowohl sein Vater als auch seine Mutter freuen. Das wird so sein, wenn sie sehen, dass er danach verlangt, seinen Weg mit dem Herrn zu gehen. Der Vater hat gezeugt, die Mutter hat geboren. Gemeinsam haben sie den Sohn erzogen. Wenn sie sehen, dass ihre Erziehung die begehrte Wirkung hat, haben sie eine tiefe Freude (vgl. 2Joh 1:4; 3Joh 1:4). Kindern muss das Bewusstsein vermittelt werden, dass sie durch ein gottesfürchtiges Leben eine Freude für ihre Eltern sein werden.

Copyright information for GerKingComments