Proverbs 25:2

Über Könige und solche, die bei ihnen sind

Die Männer Hiskias beginnen, geleitet vom Geist Gottes, mit mehreren Sprüchen über Könige. Vor allem beginnen sie damit, die Erhabenheit Gottes über alle irdischen Könige vorzustellen. Spr 25:2 betont, was bei Gott ganz anders ist als bei Königen. Gottes herrlicher Natur entspricht es, „eine Sache zu verbergen“. Wenn Gott seine Herrschaft über das Universum sowie seine Absichten und sein Handeln dem Menschen nicht erklärt, so entspricht dies seiner Ehre, seiner Heiligkeit, seiner Souveränität. Er braucht Menschen keine Rechenschaft zu geben von dem, was Er plant oder tut.

Die mächtigsten Menschen auf der Erde, Könige, unterscheiden sich sehr stark von Ihm. Gott braucht nichts zu untersuchen, Er weiß ja alles; aber die Ehre der Könige ist es, Dinge aufzudecken, zu enthüllen oder zu erforschen: „Das Verborgene ist des HERRN, unseres Gottes; aber das Offenbarte ist unser und unserer Kinder in Ewigkeit, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“ (5Mo 29:28; vgl. Röm 11:33; 34). Könige müssen so weit wie möglich alles erforschen. Manches müssen sie auch für ihre Untertanen transparent und begreiflich machen, vor allem, wenn es sich um Rechtsangelegenheiten handelt.

Könige herrschen als Stellvertreter Gottes. Sie sollen versuchen, in menschlichen Fragen seinen Willen sichtbar werden zu lassen. Deshalb müssen sie Gott bitten, seinen Willen zu offenbaren, um in der jeweiligen Situation das Geheimnis seines Willens kundzutun. Die Untertanen eines Königs achten und ehren ihn, wenn er einer Sache sorgfältig auf den Grund geht und seine Entscheidungen nicht aufgrund einer nur oberflächlichen Sachkenntnis trifft.

Das können wir auch auf uns als Gläubige anwenden. Auch wir sind Könige (Off 5:10). Es ist ein Werk königlicher Würde, eine Ehre und eine Herausforderung, das zu ergründen, was Gott in der Schrift verborgen hat. Er will die Geheimnisse offenbaren. Allerdings können sie nur von geistlich gesinnten Gläubigen – das heißt von solchen Gläubigen, die sich durch den Geist Gottes leiten lassen – entdeckt und verstanden werden, denn ihnen kann der Geist Geheimnisse offenbaren (1Kor 2:10-12).

Während ein König vor allem Rechtsangelegenheiten vor Menschen deutlich darlegen muss (Spr 25:2), gibt es auch vieles, was er in seinem Herzen verborgen hält (Spr 25:3). Er nimmt eine Stellung ein, in der er nicht von allem, was er tut oder lässt, Rechenschaft geben muss. Der Vergleich mit dem Himmel hoch oben und mit der Erde tief unten verdeutlicht das Wesen des Königs. Er muss weise, erfindungsreich, unergründlich und jedem jederzeit einen Schritt voraus sein, um die Macht sicher im Griff zu haben.

Der Mensch muss erkennen, dass „der Himmel an Höhe, und die Erde an Tiefe“ nicht zu ermessen sind (vgl. Jer 31:37). Was sie umfassen, übersteigt das Erfassungsvermögen aller Forscher bei Weitem. So steht es auch um „das Herz von Königen“: Für jeden anderen ist es unergründlich. Und sicherlich ist auch das Herz des Gläubigen unergründlich für den Ungläubigen (1Kor 2:15). Nur Gott kennt das Herz jedes Menschen vollkommen (Jer 17:9; 10).

Spr 25:4 ist eine Illustration zur Verdeutlichung von Spr 25:5. Spr 25:4 sagt aus, dass ein Schmied erst nach der Entfernung der Schlacken ein Kunstwerk aus reinem Silber herstellen kann. In Spr 25:5 wird das auf das Entfernen eines Gottlosen aus der Gegenwart des Königs angewandt, wodurch sein Thron durch Gerechtigkeit gefestigt wird. Ein König kann großartige Ideale für seine Regierung und ein untadeliges Verhalten haben, aber das nützt gar nichts, wenn er von gewissenlosen Hofbeamten umgeben ist, die ihn verführen. Wenn diese entfernt werden, besteht seine Regierung allein aus gerechten Ratgebern und wird seine Herrschaft durch Gerechtigkeit gefestigt.

Es geht um das Wegtun all dessen, was das Feststehen des Thrones gefährdet. So wie die Schlacken vom Silber entfernt werden, müssen auch schlechte Menschen entfernt werden, wenn die Herrschaft eines Königs gerecht sein soll (Spr 17:3; Spr 20:8; Mal 3:3). Es reicht nicht, wenn nur der Herrscher gerecht ist; auch seine Mitarbeiter müssen aufrichtige Menschen sein, damit seine Regierung gut ist. König Salomo musste erst mehrere Übeltäter richten, ehe er in Ruhe und Sicherheit den Thron besteigen konnte (1Kön 2:23-25; 29-34; 41-46).

Das lässt sich auch auf das menschliche Herz anwenden. Wer sitzt dort auf dem Thron? Wenn dort Sünde und Ungerechtigkeiten zu finden sind, müssen diese erst gerichtet werden. Nur dann ist es möglich, ein Leben zu führen, das der Autorität des Herrn Jesus unterworfen ist.

Derselbe Grundsatz trifft auch auf das zukünftige Reich unseres Herrn Jesus Christus zu. Wenn Er im Triumph, in Macht und Majestät, auf die Erde zurückkehrt, werden alle Gottlosen und Übertreter vertilgt und aus dem Land ausgerottet. Dieses Gericht läutet den großen Tag des Herrn ein (2Thes 2:1; 2; Off 19:6-21).

Die Spr 25:6; 7 gehören ebenfalls zusammen. Es macht mehr Sinn, eine Beförderung abzuwarten, als Gefahr zu laufen, wegen Selbstprofilierung zurückgesetzt zu werden. Das käme einer Überschätzung der eigenen Bedeutung gleich. „Brüsten“ (Spr 25:6) bedeutet, „sich anmaßend verhalten“. Das Wort „denn“ am Anfang von Spr 25:7 weist darauf hin, dass danach ein Grund für die Warnung im vorangegangenen Vers folgt.

Die Lektion ist einfach. Sich selbst vor Gericht anzupreisen, „vor dem Edlen“, birgt das Risiko einer öffentlichen Erniedrigung in sich. Demgegenüber wird es jemandem eine Ehre sein, wenn jeder im Gerichtssaal hört, wie ihn der Edle höchst persönlich befördert. Diese Lektion lernen wir auch in Lukas 14 (Lk 14:8-11).

Es kann sich hier um eine Selbstempfehlung handeln, wobei sich jemand als der geeignetste Kandidat für einen Posten in der Nähe des Königs, zum Beispiel als einer seiner Berater, nach vorn drängt (vgl. Mt 20:20-29). Jemand kann von sich selbst meinen, er gehöre „auf den Platz der Großen“. Eine solche Selbstüberschätzung kann dazu führen, dass man öffentlich zurückgesetzt wird. Ein „Edler, den deine Augen doch gesehen haben“, kann ein Vornehmer sein, der später kommt als der Angesprochene. Dieser hat ein Anrecht auf den Platz, den jener eigenmächtig eingenommen hat.

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