Proverbs 31:10

Der Wert der tüchtigen Frau

Die vorangehenden Kapitel enthalten viel über „Frau Torheit“, über die törichte und falsche Frau. Auch in diesem letzten Kapitel hören wir noch die Warnung vor ihr, und zwar aus dem Mund der Mutter Lemuels an ihren Sohn (Spr 31:3). Deshalb ist es so schön, dass das Buch mit einem Loblied auf Frau Weisheit endet, auf die Frau im vollen Wert, den sie für Gott, ihren Mann und ihre Kinder hat.

Die Weisheit wird durch eine Frau personifiziert, weil sie wegen der verschiedenen Anwendungen ein ausgezeichnetes Beispiel für die Weisheit ist. Wo immer sie auftritt, wird ihre Weisheit sichtbar, und in allem, womit sie beschäftigt ist, sehen wir, wie weise sie ist. Wir sehen sie in ihrem Heim, auf dem Markt, beim Ausüben ihrer Wohltätigkeit und beim Geschäftemachen. Indem der Autor die Weisheit personifiziert, wirken alle Lektionen konkret.

Wir sehen sie im Einsatz im täglichen Leben. Sie wird im ersten Petrusbrief ein schwächeres Gefäß genannt (1Pet 3:7). Dennoch tritt sie tatkräftig auf. Der Grund dafür sind ihre Gottesfurcht und ihre Weisheit. So tut sie fleißig ihre Arbeit und ist gleichzeitig ruhig und beherrscht. Wir sehen diese Qualitäten in ihrer Hingabe gegenüber ihrem Mann und ihren Kindern. Auch in ihrem Umgang mit ihren Angestellten und in ihren geschäftlichen Tätigkeiten werden ihre Qualitäten sichtbar. Sie ist entschieden in ihrem Auftreten, ohne ihren Platz als Ehefrau neben ihrem Mann zu verlassen. Sie ehrt ihren Mann, der in den Toren geehrt wird. Ihr Benehmen ist so, dass ihr Mann ihr in allem, was sie tut, völlig vertraut. Sie wird geehrt von ihrem Mann, ihren Kindern und durch ihre Werke.

Dieses Loblied auf die Frau ist ein Beispiel und Vorbild für alle Frauen, die ein Leben in Weisheit anstreben. Weil es jedoch um das Wesen der Weisheit geht, enthält die Beschreibung wichtige Lektionen nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. Dieser Textabschnitt lehrt, dass die Furcht des HERRN Frauen und Männer inspiriert, treue Verwalter der Zeit und Begabungen zu sein, die Gott ihnen gegeben hat. Diese Verwaltung wird am besten in einer häuslichen Umgebung gelehrt und vorgelebt. Die Weisheit, mit der diese Verwaltung ausgeübt wird, wird sichtbar in einem ausgewogenen Leben, in den häuslichen Aufgaben ebenso wie in den geschäftlichen Aktivitäten und ihrer Wohltätigkeit. Das wird gesehen.

Die Hochachtung der Frau gegenüber ist in dem besonderen Stil geschrieben, den wir unter anderem in den Psalmen finden (Psalmen 9; 10; 25; 34; 37; 111; 112; 119; 145). Diese Form wird „Akrostichon“ genannt. Dabei beginnt das erste Wort jedes Verses, Versteils oder jeder Gruppe von Versen mit einem Buchstaben des hebräischen Alphabets, und zwar in der Reihenfolge des Alphabets. Das Akrostichon beginnt in Spr 31:10 mit dem ersten Buchstaben, dem „Aleph“ und endet in Spr 31:31 mit dem letzten Buchstaben, dem „Taw“.

Die Tatsache, dass das ganze Alphabet zur Anwendung kommt, um die tüchtige Frau zu besingen, kann symbolisch so gedeutet werden, dass wir eine vollständige Beschreibung von ihr haben, an der nichts fehlt. Es ist ein komplettes Ganzes. Es ist darauf hingewiesen worden, dass die Liebe nicht erwähnt ist. Man kann sich jedoch fragen, ob ein Einsatz, wie ihn diese Frau zeigt, ohne Liebe als Motiv möglich ist. Wir sehen hier eine Frau, die ihre Aufgaben mit Freuden ausführt. Sind wir jedoch an einer Beschreibung der Beziehung zwischen Mann und Frau interessiert, so wenden wir uns besser dem Hohenlied zu. In Sprüche 31 geht es um die Hingabe einer Frau an ihren Mann, die in allem sichtbar wird, was sie tut.

Die Beschreibung dieser Frau ist keine Beschreibung, die sich ohne weiteres auf jede Frau anwenden lässt. Die Frau, die uns hier vorgestellt wird, ist eine reiche und vornehme Person, die ebenso wie ihr Ehemann, eine hohe soziale Stellung innehat. Sie steht einem Haus mit einem Landsitz und Bediensteten vor. Sie treibt Handel mit Grundstücken, Weinbergen und Waren. Die häuslichen Angelegenheiten stehen unter ihrer Leitung und sie übt Wohltätigkeit, für die sie auch die nötigen Mittel hat. Nicht viele Frauen befinden sich in einer solchen Stellung und solchen Umständen.

Es geht offensichtlich mehr um den allgemeinen Gedanken, wozu eine Frau fähig ist, wenn sie sich völlig von der Weisheit leiten lässt. Die ideale Frau wird hier beschrieben als perfekte Ehefrau und hingegebene Hilfe ihres Ehemannes. Sie ist aufrichtig, gottesfürchtig, sparsam und weise. Die Merkmale, die erwähnt werden, sollten bei jeder gottesfürchtigen Ehefrau gefunden werden, entsprechend den Möglichkeiten, die sie hat. Es geht darum, sich für andere aufzuopfern. Deshalb ist dieser Abschnitt auch auf den gottesfürchtigen Mann anwendbar.

Hinter der Beschreibung dieser Frau sehen wir das Bild der Gemeinde als der Frau des Lammes, wie der Herr Jesus sie sieht, in ihrer Vollkommenheit, ohne jeden Fehler. Praktisch wirkt Er durch sein Wort an ihr, um sie sich selbst verherrlicht darzustellen (Eph 5:26; 27). Was über diese tüchtige Frau gesagt wird, können wir häufig auf die Gemeinde anwenden.

Die einleitende Frage in Spr 31:10 setzt voraus, dass die Frau, die die Mutter Lemuels beschreibt, nicht leicht zu finden ist (vgl. Spr 20:6; Pred 7:28). Doch wenn sie gefunden wird, ist sie ein sehr wertvoller Schatz. Die Mutter des Königs Lemuel hat ihn in Spr 31:3 vor allem davor gewarnt, seine Kraft nicht den Frauen zu geben. Nun belehrt sie ihn über die Frau, die ihm eine echte Hilfe sein wird. Sie beschreibt nun die Eigenschaften und Qualitäten dieser Frau. Darauf soll er bei seiner Suche achten.

Es geht ihr darum, dass ihr Sohn eine „tüchtige Frau“ sucht. Damit nennt sie zu Beginn der Beschreibung ihrer Qualitäten eine Art „Gesamtbeschreibung“. Das Wort „tüchtig“ bedeutet: alle Anforderungen erfüllend, vertrauenswürdig, bewährt, von guter Qualität, auf eine gute, rechte Weise. Das bedeutet, dass diese Frau alle Tugenden aufweist, die in diesem Loblied über sie genannt werden und dass sie diese auch praktisch verwirklicht. Diese Frau ist ebenso wie die Weisheit mehr wert als „Korallen“. Ja, sie steht weit über deren Wert (Spr 3:15; Spr 8:11).

Geistlich gesehen können wir das auf die Gemeinde anwenden. Sie ist die Frau des Lammes, das ist Christus. Sie ist für ihn „eine sehr kostbare Perle“, für die Er bereit war, alles aufzugeben, was Er hatte, um sie zu besitzen (Mt 13:45; 46).

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