Proverbs 5:18

Die Freude der Treue in der Ehe

Die Alternative, der Versuchung der fremden Frau zu entgehen, ist nicht eine zwanghafte völlige Enthaltsamkeit oder Zölibat (1Tim 4:3). Der Vater weist seinen Sohn auf seine eigene Frau hin. Die Sehnsucht nach verbotenem Genuss ist eine Folge der Unzufriedenheit mit den Segnungen, die ein Mensch besitzt. Er sagt ihm, dass seine eigene Frau ihm genügen soll (Spr 5:15). In seinem eigenen Haus hat er eine Quelle, die seinen Durst stillen kann. Damit meint er seine Frau. Auf diese Weise kann die Ehe geehrt sein „in allem und das Ehebett unbefleckt; denn Hurer und Ehebrecher wird Gott richten“ (Heb 13:4).

Sie befriedigt seine sexuellen Bedürfnisse, so wie Wasser die Bedürfnisse eines Durstigen erfüllt. Zur Befriedigung dieses Bedürfnisses braucht er keine andere zu suchen (1Kor 7:2-5). Der Vergleich mit einer Zisterne und einem Brunnen zeigt die Erfrischung, die die Sexualität mit sich bringt. Im trockenen Israel ist der Zugang zu Wasser sehr wertvoll und bereitet große Freude.

Das ist eine andere Vorstellung von Sexualität. Manche sagen, dass jede sexuelle Erfahrung eingeschränkt werden und sich nur auf die Fortpflanzung beziehen soll. Sexuelle Bedürfnisse, so wird behauptet, seien viel zu gefährlich; diese fließenden Gewässer seien viel zu kräftig. Aber das ist nicht die Sprache der Bibel. Gott hat das Verlangen nach Sexualität als etwas Gutes in den Menschen gelegt. Sexueller Umgang kann und darf genossen werden, und zwar im Rahmen des Ehebundes, zu seiner Ehre.

Gott hat das Erleben von Sexualität in der Ehe als eine Quelle tiefer Freude gegeben (5Mo 24:5; Pred 9:9; 1Mo 24:67). Das sehen wir in diesen Versen. Im Licht des Neuen Testaments können wir sehen, dass es ein Geheimnis ist, das von Christus und der Gemeinde spricht (Eph 5:25-33). Es ist also eindeutig eine Erfahrung, die durch Gottes Wort geheiligt wird.

Sexuelle Bedürfnisse dürfen entwickelt werden, und zwar für die eigene Frau und mit ihr. Ist es notwendig, darauf hinzuweisen? Ja, es ist nötig, auch wenn wir schon etwas länger oder sogar lange verheiratet sind. Jedes Verlangen nach jemand anderem als unserer eigenen Frau müssen wir vermeiden und alle Bedürfnisse sozusagen auf unsere eigene Frau „kanalisieren“. Sie fließen in eine Richtung, hin zu der eigenen Frau. Dies gilt auch für die Frau in Bezug auf ihren Ehemann.

Das Recht auf den Leib des anderen (1Kor 7:4) darf nicht missbraucht werden, was dann nicht passieren wird, wenn der Ehemann daran denkt, dass er seine Frau so lieben soll, wie Christus die Gemeinde geliebt hat und noch immer liebt (Eph 5:25). Es ist wichtig, dass der Mann sich bewusst ist, dass seine Frau ein schwächeres Gefäß ist (1Pet 3:7). Deshalb müssen sich Mann und Frau kennenlernen, indem sie miteinander kommunizieren. Es ist auch wichtig, sich ohne sexuelle Erregung berühren zu können, eine Berührung, die auch in Anwesenheit anderer stattfindet. Dann wird auch die sexuelle Berührung ein Ausdruck der Liebe und kein Missbrauch des Leibes des anderen sein.

Spr 5:16 ist schwer zu übersetzen, weshalb auch die Erklärung nicht einfach ist. Am besten scheint es zu sein, diesen Vers als eine Frage zu lesen: „Sollten sich deine Quellen nach außen ausbreiten, die Wasserbäche auf die Straßen?“ Eine Erklärung, die zum vorhergehenden und nachfolgenden Vers passt, ist folgende: Wenn der Mann sein Haus und seine Frau verlässt, um zu einer fremden Frau zu gehen, geht er „nach außen“, zu den „Wasserbächen auf den Straßen“. Die Quellen, die draußen sind, die Frau, die ihn verführt, sind für jeden zugänglich, wie sehr ihn die Frau auch davon überzeugen will, dass sie allein für ihn da sei (Spr 7:15).

Spr 5:17 enthält die Antwort auf die Frage von Spr 5:16: Die Quelle der Erfrischung sollte nur seine eigene Frau sein. Es darf keine Option sein, seine Liebe auch auf eine fremde Frau zu richten.

Eine geistliche Anwendung ist, dass der Herr, und Er allein, für uns ausreicht. Er liebt uns bedingungslos und ausschließlich, verlässt sich aber auch auf unsere bedingungslose, ausschließliche Liebe: „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen“ (2Kor 11:2). Wahre Befriedigung jedes Wunsches ist nur in der Liebe Christi zu finden. Wenn wir älter werden, wird unsere Liebe zu unserer Frau nicht abnehmen, sondern erst recht zunehmen – genauso wie unsere Liebe zu Christus.

Der Vater möchte, dass sein Sohn in der Ehe mit seiner Frau gesegnet wird (Spr 5:18). Dies zeigt, dass die sexuelle Freude in der Ehe von Gott gegeben ist und dass der junge Mann sie genießen darf. Er wird aufgerufen, sich an der „Frau seiner Jugend“ zu „erfreuen“. Und diese Freude soll dauerhaft bleiben, auch im Alter (vgl. Pred 9:9). Es ist reine Dummheit, wenn ein Mann und seine Frau sagen dass sie „überdrüssig“ sind und deshalb eine Beziehung mit einer fremden Frau beginnen. Das ist Lüge und Ungehorsam, denn Gott ruft zur Freude an der eigenen Frau auf, genauso wie Er den Ehemann dazu aufruft, seine Frau zu lieben.

In der vertraulichen Beziehung des Vaters zu seinem Sohn versichert er ihm, dass er die Befriedigung seiner Wünsche bei seiner eigenen Frau finden wird (Spr 5:19). Er weist seinen Sohn auf das Verhalten der geliebten Frau hin, die er mit einer „lieblichen Hirschkuh“, einer „anmutigen Gämse“ vergleicht. Diese Tiere bewegen sich elegant und graziös. So darf er auf seine Frau schauen. Ihre Brüste mögen ihn berauschen, er darf davon trunken werden, sich davon betäuben lassen.

Ohne Unterlass darf er sich in ihrer Liebe bewegen, das heißt, er darf sich davon fangenlassen und davon hingerissen sein. Er darf sich ständig an ihr erfreuen, in ihrem Bann stehen. Das sind ein Appell und eine Ermahnung, die Erfüllung seiner sexuellen Bedürfnisse nur bei seiner eigenen Frau zu suchen.

In Spr 5:20 stellt der Vater einige rhetorische Fragen. Wenn der Sohn vernünftig ist, wird er nicht für eine kurzweilige Beziehung in Verbindung mit einem zeitlichen Genuss der Sünde an einer fremden Frau taumeln. Hier wird das gleiche Wort „taumeln“ gebraucht wie im vorherigen Vers, aber dort ist es ein beständiges und zulässiges Taumeln. Bei einer fremden Frau sind kein Platz und keine Zeit für Intimität. Intimität erfordert eine lebenslange Verbindung mit der Ehefrau der Jugend.

Die Sünde des Ehebruchs geschieht immer im Verborgenen; sie ist ein Werk der Finsternis (Hiob 24:15; 16). Aber vor Gott ist nichts verborgen (Spr 5:21; 2Chr 16:9; Hiob 31:4; Hiob 34:21; Spr 15:3; Jer 16:17; Jer 32:19). Er ist kein menschlicher Inspektor, der hin und wieder vorbeikommt, um etwas oder jemanden zu überprüfen. Er sieht und wägt alle Bahnen ab, auf denen ein ehebrecherischer Mann seine Spuren hinterlässt.

Das Wort „Bahnen“ zeigt, dass es um ein Verhalten geht, das zu einer eingefleischten Gewohnheit geworden ist. Der Weg zur fremden Frau ist zu einer viel befahrenen Route geworden. Dabei können wir auch an die Spuren des Elends denken, die zurückbleiben, wie etwa die Folgen, die ein solches Verhalten für die Kinder und andere Familienmitglieder hat.

Gott sieht nicht nur alles; Er ist auch gerecht. Er weiß, wie schwer Ehebruch wiegt, und wird den Ehebrecher dafür richten (Heb 13:4). „Abwägen“ heißt: Er prüft, was Er auf der Grundlage seines Maßstabs, des Gesetzes, tun wird, insbesondere unter Berücksichtigung des siebten Gebots, „du sollst nicht ehebrechen“ (2Mo 20:14).

Das Bewusstsein, dass es vor Gott keine Geheimnisse gibt, wird uns helfen, nichts zu tun, was das Tageslicht nicht verträgt. Eine offene und enge Beziehung zu Gott ist ein wichtiges Mittel, unsere menschlichen Beziehungen rein und sauber zu halten. Der Schlüssel zur Selbstbeherrschung ist die Erkenntnis, dass wir niemals allein sind, sondern dass Gott uns überall sieht.

Durch mangelnde Selbstbeherrschung bei sexueller Befriedigung wird der Gottlose zum Gefangenen seiner Ungerechtigkeiten (Spr 5:22). Viele Leute denken, sie könnten nach einer Weile mit einer bestimmten Sünde aufhören. Es fehlt ihnen jedoch die Einsicht, dass eine Sünde, die regelmäßig wiederholt wird, süchtig macht und jeglichen Widerstand wegnimmt, damit zu brechen.

Ein Beispiel dafür ist Simson (obwohl er kein Gottloser war), der durch Delila gefangengehalten wird (Ri 16:19-21). Er ist in der Sünde verstrickt, wird darin gefangengehalten und kann sich nicht daraus befreien. So wird er zum Verderben geführt. Wenn der junge Mann nicht von seiner eigenen Frau „gefesselt“ wird, sondern in den Bann einer fremden Frau gerät, werden seine eigenen Ungerechtigkeiten ihn fesseln. So wird er in den Untergang getrieben.

Der Weg des Ehebrechers endet im Tod (Spr 5:23). Er stirbt, „weil ihm Zucht mangelt“, weil er nicht auf Zucht hören wollte. Es könnte auch bedeuten, dass er ohne Selbstzucht oder Selbstdisziplin lebte. Wer nicht auf Ermahnung hört, um sich von einer Ehebrecherin fernzuhalten, wird „in der Größe seiner Torheit … dahintaumeln“. Es geht also nicht nur um Torheit, sondern um große Torheit.

Für den Gläubigen ist Hurerei oder Ehebruch nicht irgendeine Sünde, sondern eine besondere Sünde: „Jede Sünde, die ein Mensch begehen mag, ist außerhalb des Leibes; wer aber hurt, sündigt gegen seinen eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid?“ (1Kor 6:18; 19). Wer die „große Torheit“ der Hurerei oder des Ehebruchs begeht, verlässt den geraden Weg und wird hoffnungslos in die Irre gehen und umkommen.

Copyright information for GerKingComments