Psalms 109:3

Einleitung

Psalm 109, wie auch der nächste, handelt von Christus. Es sind beides messianische Psalmen. In Psalm 109 hören wir vom Leiden Christi und in Psalm 110 von der Verherrlichung Christi. In Psalm 109 betet Christus als der leidende Knecht des HERRN um Erlösung; in Psalm 110 antwortet Gott Ihm, indem Er Ihn vom Tod befreit und verherrlicht (vgl. Heb 5:7-10).

Das Leiden Christi ist hier ein Leiden wegen der Verwerfung durch die Seinen (vgl. Joh 1:11), so wie Joseph von Juda und seinen Brüdern verworfen wurde. Prophetisch gesehen wird dasselbe mit dem treuen Überrest geschehen, der vom Antichristen und seinen Anhängern verworfen wird. Wir erkennen die Verwerfung in der falschen Beschuldigung der Gläubigen durch die Gottlosen.

Wenn wir über das Leiden Christi nachdenken, müssen wir immer zwischen dem Leiden (Singular) Christi, um uns mit Gott zu versöhnen, und den Leiden (Plural) Christi von Seiten der Menschen unterscheiden. Im ersten Leiden (Singular) ist Er einzigartig. Keiner teilt es mit Ihm. Im zweiten Leiden (Plural), ist Er ein vollkommenes Beispiel für die Gläubigen aller Zeiten, die in dieser verdorbenen Welt leiden müssen.

Da das Leiden von den Feinden verursacht wird, hat dieser Psalm auch den Charakter eines Gebets um Gerechtigkeit. Es ist vom Gericht die Rede (Ps 109:7).

Liebe wird mit Hass vergolten

Für den Ausdruck „Vorsänger“ siehe die Erklärung zu Psalm 4,1.

Für den Ausdruck „von David“ siehe die Erklärung zu Psalm 3,1.

Der Psalm beginnt (Ps 109:1b) und endet (Ps 109:30; 31) mit dem Lobpreis Gottes. Der Psalm beginnt mit dem Gott, der des Lobes würdig ist, und endet mit einem jubelnden Gesang inmitten vieler. Das macht diesen Psalm zu einem „Umschlagpsalm“. Obwohl es in diesem Psalm – wie in Psalm 22 und Psalm 69 – um das Leiden Christi geht, ist der Sieg so sicher, dass „der Umschlag“, in dem dieser Psalm steckt, kein Umschlag der Trauer, sondern ein Umschlag des Lobes ist.

David spricht Gott als den „Gott meines Lobes“ an. Gott ist der Gegenstand seines persönlichen („meines“) Lobes. Er hat eine persönliche Beziehung zu Gott. In seinem Umgang mit seinem Gott hat er Gott in vielerlei Hinsicht kennen gelernt. In allen Umständen, in denen er sich befand, hat Gott ihm geholfen und ihm beigestanden. Dadurch ist Gott zu dem Gott geworden, den er lobt. Auch wir haben unzählige Gründe, Gott zu loben, wodurch Gott für uns persönlich der Gott unseres Lobes sein kann und wird.

Zu diesem Gott schreit er mit Nachdruck zu Gott, um nicht zu schweigen. Es zeigt, dass David in Bedrängnis ist. Es ist wegen der Grausamkeit und Unvernunft des Feindes. Deshalb schreit er zu Gott. Aber Gott ist still, Er antwortet (noch) nicht. Seine Antwort kommt im ersten Vers von Psalm 110 (Ps 110:1). In den folgenden Versen sagt David, warum er zu Gott schreit.

Er braucht dringend Hilfe, denn „der Gottlose“ hat seinen Mund aufgetan, ein „Mund des Truges“ gegen ihn (Ps 109:2). In „dem Gottlosen“, der Einzahl, sehen wir den Antichristen (vgl. Ps 52:4-6), das Sprachrohr des Teufels, den Vater der Lüge. Diejenigen, die dem Gottlosen folgen, reden „mit Lügenzunge“ gegen ihn (vgl. Mt 26:59).

Sie reden nicht nur betrügerische, lügnerische Worte gegen und mit ihm, sondern auch „mit Worten des Hasses“ (Ps 109:3). Ps 109:2 zeigt uns das Äußere: Worte der Gottlosigkeit, des Trugs und der Lüge. Ps 109:3 gibt uns einen Einblick in das Innere: Hass, und zwar ohne Ursache. Hass ist ihr Motiv (Ps 109:5b). Sie haben ihn sogar mit Worten des Hasses „umgeben“. Es ist nicht nur eine gelegentliche Lüge, sondern sie tun nichts anderes. Und sie tun es, obwohl es keinen Anlass dazu gibt. David beklagt sich: Sie „haben gegen mich gekämpft ohne Ursache“. Mehr noch als auf David trifft dies auf den Herrn Jesus zu. Wir hören also den Geist Christi in David sprechen (Apg 2:30; 31).

Dass es in der Tat um Christus geht, macht Christus selbst deutlich. Er zitiert diesen Vers in seinem Gespräch mit den Jüngern, kurz bevor Er zum Kreuz geht (Joh 15:24; 25). Er erzählt von dem Hass, den die Juden gegen Ihn hegen. Es gibt keinen Grund für sie, Ihn zu hassen. Schließlich ist Er immer in Liebe, Gnade und Güte unter ihnen gewesen. Und doch hassten sie Ihn (Ps 38:21). Das beweist die Schlechtigkeit des menschlichen Herzens und die Wahrheit von Gottes Wort.

Der tiefe Grund für den Widerstand des Gottlosen und seiner Anhänger ist, sagt der Herr Jesus, „meine Liebe“ (Ps 109:4). Auch hier hören wir deutlich den Herrn Jesus sprechen, der dies in seinem Leben auf der Erde wahrhaftig erfahren hat. Auch die Antwort auf alle falschen Anschuldigungen und Vorwürfe kann nur für Christus gelten. Nur Er kann sagen: „Ich aber bin Gebet.“ Er setzt gegen alle Feindschaft seine völlige Abhängigkeit von seinem Gott, dem Er sich selbst und alles anvertraut hat (1Pet 2:23b).

Sein ganzes Leben war von einer Haltung des Gebets geprägt. Die Worte „[stets in]“ stehen nicht im ursprünglichen Bibeltext, wie aus den eckigen Klammern ersichtlich ist. Diese hinzugefügten Worte schwächen die Aussagekraft des Textes ab. „Gebet sein“ ist mehr als „stets in Gebet sein“. Es gibt nur eine Person, die sagen kann, dass sie in ihrem Leben auf der Erde „Gebet ist“, und das ist der Herr Jesus.

Er ist nicht nur ignoriert worden, sondern man hat Ihm das Gegenteil von dem gegeben, was Er ist und tut. Er hat nichts als Gutes getan (Apg 10:38), aber statt dafür dankbar zu sein, vergelten sie Ihm Böses (Ps 109:5; Ps 35:12a; Ps 38:21). Das Gleiche gilt für den größten denkbaren Widerspruch, den von Liebe und Hass. Er hat allen, mit denen Er in Berührung kam, nichts anderes als Liebe bewiesen. Anstatt sich von seiner Liebe angezogen zu fühlen, hassten sie Ihn und stießen Ihn weg. Wie eisig und hart wie Stein ist das Herz des Sünders!

Copyright information for GerKingComments