Psalms 25:10

Gebet um Führung

David ist in der Gegenwart Gottes. Er hat im Hinblick auf seine Feinde gebetet. Aber es besteht eine größere Gefahr, als von seinen Feinden überwunden zu werden. Diese Gefahr besteht darin, dass er selbst von den Wegen Gottes abweicht. Wenn der HERR ihn nicht führt, wird er seinen Feinden gleich werden und auch untreu handeln. Das will er nicht. Deshalb bittet er den HERRN, ihm seine Pfade zu lehren, sie bekannt zu machen (Ps 25:4). Er will die Lektionen lernen, die der HERR ihm durch Mühe beibringen wird.

Er fragt nicht nach dem guten oder dem besten Weg, sondern nach „deinen Pfaden“, welche die Pfade des HERRN sind. Sie sind die Wege, die der HERR für ihn erwählt hat, auf denen der HERR selbst wandelt und auf denen Er die Gerechten wandeln lässt (vgl. Eph 2:10). Damit übergibt er seinen Lebensweg der liebenden Fürsorge Gottes. Dann bittet er Gott, ihn seine Pfade zu lehren. Damit meint er, dass Gott ihn lehrt, seine Pfade zu gehen und sich auf ihnen zu bewegen, sodass sein Leben zur Ehre Gottes ist.

Dann ist seine nächste Frage an Gott, ihn in seine Wahrheit zu leiten und ihn zu lehren (Ps 25:5). Leiten in der Wahrheit kann mit einem Hirten verglichen werden, der Schafe leitet. Der Hirte weist den Weg. Jemand geht nur dann auf den Pfaden des HERRN, wenn er in ihnen geht und dies in Übereinstimmung mit der Wahrheit von Gottes Wort tut. Die Pfade des HERRN auf intelligente Weise zu kennen, heißt nicht, sie wirklich zu kennen, wenn man nicht auch in ihnen wandelt. Wir sehen, dass David den Platz eines Schülers einnimmt. Jeder aufrichtig Gläubige wird diesen Platz einnehmen.

In den Ps 25:4; 5 sehen wir, dass David, und mit ihm jeder gottesfürchtige Gläubige, den ernsthaften Wunsch hat, Gottes Willen zu tun. Er fragt Gott nach „deinen Wegen“, „deinen Pfaden“, „deiner Wahrheit“. Die „Wege“ und „Pfade“ des HERRN beziehen sich nicht auf Lehren oder Prinzipien, sondern auf die Lebensweise, die so ist, wie Er sie aufzeigt (vgl. Ps 32:8). Die „Wahrheit“ beschreibt, wie wir auf den Wegen des Herrn wandeln sollen (vgl. Ps 26:3).

Der Gottesfürchtige hat diesen Wunsch, weil er Gott als den Gott seines Heils kennt. Er kennt Ihn auf diese Weise, weil er Ihn immer wieder auf diese Weise kennen gelernt hat. Ihm verdankt er jede bisherige Errettung. Deshalb harrt er auch jetzt „den ganzen Tag“ auf Ihn. Er blickt Tag und Nacht ständig auf Ihn, um seine Hilfe zu erbitten, die Rettung bringen wird (vgl. Ps 25:4).

David hat in den vorhergehenden Versen wegen der Gefahr der Treulosigkeit um Leitung gebetet. Er weiß, dass er dazu in der Lage ist. Dieses Bewusstsein führt ihn dazu, für sich selbst zu beten. Wer seine eigene Schwäche und seine Sünden kennt, weiß, dass er nicht besser ist als seine Feinde. Aber er kennt auch – und seine Feinde haben davon keine Kenntnis – Gottes Erbarmungen und Gütigkeiten (Ps 25:6). Er bittet Gott, daran zu denken. Natürlich braucht Gott die Erinnerung nicht, aber wir brauchen sie, und es ist gut, das zu zeigen, wie David es hier tut.

Erbarmung ist eine Eigenschaft Gottes, die Er jemandem zeigt, der in Elend und Schwierigkeiten steckt. Er gibt dem Elenden das Gefühl, dass Er in seinem Elend bei ihm ist. Bei Gütigkeiten dürfen wir an die Bundesliebe Gottes denken, an die Segnungen, die Er in seinem Bund gibt.

Es ist seine Gesinnung, Menschen in Not zu helfen. Erbarmung hat mehr mit der Not des Menschen zu tun. Gütigkeit legt mehr Gewicht auf die Gesinnung Gottes. Dies sind keine Eigenschaften, die Gott nur in dem Augenblick erhielt, als um ihren Einsatz gebetet wurde. Sie „sind von Ewigkeit her“, denn Er ist ewig, aber sie sind für Menschen in Not sichtbar geworden.

Nachdem er Gott in Ps 25:6 gebeten hat, einigen seiner Eigenschaften zu gedenken, bittet er Gott in Ps 25:7, nicht die Sünden seiner Jugend oder seiner Übertretungen zu gedenken (vgl. Ps 119:9; Hiob 13:26). Stattdessen bittet er Gott noch einmal seiner zu gedenken nach seiner Huld, um seiner Güte willen – das ist seine Bundestreue, es ist eine Eigenschaft Gottes. Die Sünden seiner Jugend kommen ihm manchmal wieder zu Bewusstsein. Dasselbe gilt für Übertretungen, die er später im Leben begangen hat. Im Moment, wo er dies schreibt, ist er sich dessen bewusst.

In prophetischer Hinsicht bezieht sich der Begriff „Jugend“ auf die frühere Geschichte des Volkes Gottes. Das „Alter“ (Ps 71:9; 18) ist die Geschichte des Überrestes am Ende der Zeit, kurz vor dem Kommen des Herrn Jesus.

Davids Bitte an Gott, seine „Jugendsünden“ nicht zu gedenken, zeigt, dass er keine Kenntnis von der Vergebung der Sünden auf der Grundlage des einmal vollbrachten Kreuzeswerkes Christi hat. Er konnte es auch nicht, denn Christus würde noch kommen. Wir, die Gläubigen des Neuen Testaments, wissen, dass dies Werk vollbracht ist und die Vergebung sicher ist. Auch wenn David diese Vergebung nicht kennt, so vertraut er doch auf Gottes Gnade zu vergeben.

Wir können viel von der Gesinnung lernen, die David hier zeigt. Jeder Gläubige wird sich mit Scham an die Sünden seiner Jugend erinnern (vgl. Röm 6:21). In der Jugend, wenn wir noch wenig Lebenserfahrung haben und unsere Leidenschaften manchmal nicht gebändigt sind, werden bestimmte Sünden leicht begangen. Es ist kurzsichtig, wenn wir die Reinigung von vergangenen Sünden vergessen haben (2Pet 1:9).

Es geht nicht darum, dass wir immer und immer wieder unter den Sünden der Vergangenheit leiden müssen. Wir dürfen wissen, dass sie vergeben sind, wenn wir sie aufrichtig bekannt haben. Dennoch werden wir immer wieder daran erinnert werden müssen, wer wir einmal waren, um für das, was wir jetzt in Christus empfangen haben und in Ihm geworden sind, dankbar zu sein.

David ist tief beeindruckt von seiner eigenen Sündhaftigkeit und Ungerechtigkeit, aber auch davon, dass der HERR „gütig und gerade“ ist (Ps 25:8). Es erinnert an das, was Johannes in seinem Evangelium über den Herrn Jesus schreibt, dass Er „voller Gnade und Wahrheit“ ist (Joh 1:14).

Nun, da die Güte des HERRN erwähnt wurde, beginnt David, ein Zeugnis davon zu geben, wer Gott ist. Von nun an spricht David vom HERRN in der dritten Person Singular (mit Ausnahme von Ps 25:11). Zuerst wird Er als „gütig“ und dann als „gerade“ bezeichnet. „Gerade“ bedeutet „richtig“, „gerecht“. Gott ist nie nur eines der beiden. Bei Ihm sind beide Eigenschaften vollkommen ausgeglichen. Das bedeutet, dass seine Güte niemals auf Kosten des Rechts, seiner Gerechtigkeit geht. „Darum“, sagt David, „unterweist er die Sünder in dem Weg“.

Er spricht hier im Plural, die Sünder. Es geht nicht um Menschen, die die Sünde lieben, sondern um Menschen, die, wie er, in die Sünde gefallen sind und Buße getan haben. Sie wurden über „den Weg“ unterwiesen, um zu Ihm zurückzukehren und dann den Weg mit Ihm fortzusetzen. Es ist der Weg der Buße, der Weg, auf dem Ihm die Sünde durch Reue bekannt gemacht wird. Dann vergibt Er, und der Gläubige kann seinen Weg mit Ihm fortsetzen, wofür Er auch Unterweisung gibt. Gott ist ein Gott, der „Nachsorge“ gibt.

Sünder, die zur Buße gekommen sind, entweder zum ersten Mal oder nachdem sie als Gläubige gesündigt haben, sind „sanftmütig“ oder besser „demütig“ geworden (Ps 25:9). Sie akzeptieren Demütigungen ohne Widerstand. Sie haben gelernt, sich unter der mächtigen Hand Gottes zu demütigen.

Zu diesem Zweck sind sie in einer Gesinnung der Sanftmut oder Demut gekommen – sie werden zweimal „Sanftmütige“ oder „Demütige“ genannt, was diese Gesinnung unterstreicht – in der Gott sie „im Recht“ leiten kann. Leiten im Recht bedeutet, dass Gott bestimmt, wie sie gehen sollen. Er ist der Richter, und sein Recht ist das einzige Recht, das zählt. Weil sie die richtigen Gesinnung haben, kann Er sie seinen Weg lehren.

In Ps 25:4 geht es um „deine Wege“, das sind die Wege Gottes. In Ps 25:8 über „den Weg“, das ist der Weg der Wiederherstellung des Sünders in der Gemeinschaft mit Gott. Wenn diese Gemeinschaft wiederhergestellt ist, kann wieder wie hier in Ps 25:9 über „seinen Weg“, das ist der Weg Gottes, gesprochen werden.

Auch in Ps 25:10 wird noch einmal von den „Pfaden des HERRN“ gesprochen. Diesmal wird es allgemein gesagt. Es betrifft „alle“ Pfade. Es sind all die Pfade, die Er selbst geht, um jeden der Seinen zu leiten. Er tut dies durch seine „Güte und Wahrheit“. In seiner Güte bringt Er sie zurück, wenn sie abgewichen sind, und in seiner Wahrheit oder Treue erfüllt Er seine Versprechen, die Er ihnen gegeben hat.

Güte ist auch hier die Bundesliebe Gottes. Die Pfade des HERRN sind gekennzeichnet durch seine Bundesliebe und seine Treue gegenüber denen, die seinen Bund und seine Gebote halten. Es handelt sich also um die Treue des HERRN zu seinem Bund und der Gehorsam des Menschen gegenüber den Geboten seines Bundes.

All jene, „die seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren“, folgen Ihm auf diesem Weg. Sie schätzen seinen Bund, den Er mit ihnen geschlossen hat, und halten sich an seine Bedingungen. Diese Bedingungen sind die Zeugnisse oder die Gebote. Sie zeigen, dass sie das wahre Volk Gottes sind, indem sie dem gehorchen, was Er gesagt hat. Indem sie dies tun, zeigen sie, dass sie an die Wahrheit glauben. So führt Er sie sicher durch die Welt voller Gefahren bis zu seinem Ziel.

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