Psalms 58:4

Überschrift

Für den Ausdruck „Vorsänger“ siehe die Erklärung zu Psalm 4,1.

Für den Ausdruck „Verdirb nicht“ siehe die Erklärung zu Psalm 57,1. Die Worte „verdirb nicht“ finden wir auch in der Überschrift von drei anderen Psalmen (Ps 57:1; Ps 59:1; Ps 75:1).

Für den Ausdruck „Miktam“ siehe die Erklärung zu Psalm 56,1.

Deutsche Versen (2-6)

Die ungerechten Richter

Bemerkung: In der Fußnote steht bei Ps 58:2a: A ü. [Andere übersetzen] mit geänderter Vokalisierung: Redet ihr wirklich Gerechtigkeit, ihr Richter (o. Götter)? So wird es auch in der niederländische Bibelübersetzung übersetzt und ist deshalb für die Autoren die Basis der Erklärung.

David zieht die ungerechten Richter zur Rechenschaft (Ps 58:2). Er stellt den „Göttern“, mit denen die Richter gemeint sind, sozusagen das oberste Gericht, die durchdringende Frage, ob sie „wirklich Gerechtigkeit reden“. Er stellt noch eine zweite Frage: ob sie in Geradheit richten, ob sie nach Wahrheit und Gerechtigkeit urteilen.

Hier geht es um die Führer, die Richter des Volkes. Prophetisch gesehen sind es die Führer zur Zeit der großen Drangsal, die sich der Führung des Antichristen unterwerfen. Der Herr Jesus sagt, dass in dieser Zeit die Gesetzlosigkeit zunehmen wird und die Liebe der Vielen – wobei wir vor allem an die abgefallene Masse Israels unter der Führung des Antichristen denken müssen (Dan 9:27) – erkalten wird (Mt 24:12).

Dabei spricht er das Kollektiv als „Menschenkinder“ an, wörtlich „Söhne Adams“. Diese Herren sind an sich nichts anderes als gewöhnliche „Menschensöhne“. Das zeigt sich daran, dass sie nach den verderbten Überlegungen und Vorurteilen urteilen, die die ohne Gott lebenden Menschensöhne kennzeichnen.

David selbst antwortet auf seine Fragen, und zwar auf unmissverständliche Weise (Ps 58:3). Die Richter richten nicht in Gerechtigkeit und urteilen nicht in Geradheit. „Ja“, sie missbrauchen ihre Stellung. Sie tun anderen Menschenkindern im Namen der Gerechtigkeit Unrecht, um selbst davon zu profitieren. Diese Ungerechtigkeit ist in ihren Herzen. Dort wird es erdacht, und Gott sieht, was dort begangen wird.

Ihre Hände, d. h. ihre Taten, folgen der Ungerechtigkeit, die in ihren Herzen ist. Sie wiegen die Gewalttat mit ihren Händen ab. Es wird so dargestellt, dass die Sache, über die sie zu entscheiden haben, von ihnen auf die eine Seite einer Waage gelegt wird, während auf der anderen Seite der Waage die Gerechtigkeit liegt. So sollte es bei einer gerechten Rechtsprechung in jedem Fall sein: Es sollte ein Gleichgewicht zwischen dem Verbrechen und dem Urteil bestehen (vgl. Hiob 31:6; Dan 5:27).

Aber diese Richter – und auch die heutigen Richter – wenden nicht das Gesetz an, sondern Gewalt. Anstatt eine gerechte Strafe abzuwiegen, wiegen sie Gewalt ab. Sie wenden das an, was sie als notwendige Gewalt ansehen, um aus einem Prozess möglichst viel Nutzen zu ziehen. Dies tun sie „im Land“ oder „auf der Erde“. Das ist ihr Wirkungskreis, wie der aller Menschenkinder. Als Richter fühlen sie sich über die Erde oder das Land erhaben und schauen mit Verachtung auf die Menschen herab.

Die Richter sind Teil einer Gesellschaft, in der die Bösen das Sagen haben (Ps 58:4). Die Richter nehmen daran teil und gehen durch ihre ungerechten Urteile sogar voran. Sie sind von Gott „abgewichen“ (vgl. Eph 4:17-19). Die Richter sind losgelöst von Gott, dem obersten Richter, und handeln nach ihrem eigenen Willen und spielen Gott.

Dieses Verhalten ist nicht plötzlich entstanden, sondern es kennzeichnet sie „von Mutterschoß an“, also von Anfang an. Das macht den Charakter der (Erb-)Sünde deutlich. Es ist die sündige Natur. Der Macht der Erbsünde hat Gott in Christus ein Ende gesetzt für jeden, der anerkennt, dass er in Ungerechtigkeit geboren und in Sünde empfangen wurde (Ps 51:7).

Sie sind „Lügenredner“. Sie können nichts anderes tun als Lügen erzählen, genau wie der Teufel, der ein Lügner und der Vater der Lüge ist (Joh 8:44). Sie haben keinen Bezug zur Wahrheit und irren daher umher. Das ist „von Mutterleib an“ so. Man kann ihnen in nichts vertrauen. Was auch immer sie sagen, behaupten oder versprechen, es ist alles falsch. Die Ursache ist nicht, dass sie getäuscht werden oder eine falsche Erziehung gehabt haben, sondern das bewusste und schuldhafte Handeln nach dem, was sie sich in ihrem verdorbenen Herzen ausdenken, seit sie bewusst denken können.

Ihr Reden ist „Gift … wie Schlangengift“ (Ps 58:5). So wie bei der Schlange der Mund die gefährlichste Waffe ist – der Biss einer Giftschlange ist wegen des Giftes tödlich (vgl. 4Mo 21:6) –, so ist auch bei den Richtern ihr Mund die gefährlichste Waffe. Sie reden wie die Schlange, das heißt der Teufel, der Vater der Lüge. So verrichten sie ihr verderbliches und tödliches Werk.

Sie selbst sind „wie eine taube Otter, die ihr Ohr verschließt“. Sie verschließen sich vor allem, was sie auf ihr falsches Handeln und ihre verlogenen Worte hinweist. Sie sind daher gefährlich und nicht korrigierbar, so wie eine Giftschlange, die für den Beschwörer nicht mehr korrigierbar ist, weil sie die Ohren verschließt. Sie wollen unter keinen Umständen die Wahrheit hören. Dass sie wahre Kinder ihres Vaters, des Teufels, sind, zeigt sich daran, was aus ihrem Mund kommt und wovor sie die Ohren verschließen.

Sie wollen nicht „auf die Stimme der Beschwörer, des Zauberers, der sich auf Zaubersprüche versteht“ hören (Ps 58:6). Sie verschließen sich vor jeder Art von Warnung. Der Beschwörer mag noch so geschickt sein, aber wenn absoluter Unwille vorhanden ist, kann er mit seiner Beschwörung nichts ausrichten. Wir können dies auf das Gewissen eines jeden Menschen anwenden. Wenn ein Mensch etwas tun will, was nicht richtig ist, spricht sein Gewissen wie ein „Beschwörer“. Der gottlose Richter bringt sein Gewissen zum Schweigen und verhärtet es (1Tim 1:19; 1Tim 4:2).

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