Romans 9:14

Gott ist souverän

Röm 9:14. Durch die Beispiele im vorigen Abschnitt ist sehr deutlich geworden, dass Gott nach seiner Auserwählung handelt. Das ruft sogleich Widerstand hervor.

Diesen Widerstand kannst du vielleicht bei dir selbst spüren, ungefähr so: Es ist doch unehrlich und ungerecht, dass Gott so mit den Menschen umgeht. Der Grund dafür, dass wir so etwas sagen oder denken können, liegt darin, dass wir zu sehr den Menschen in den Mittelpunkt unseres Denkens stellen und nicht Gott. Paulus schneidet derartige Gedankengänge sofort mit den Worten „Das sei ferne!“ ab.

Um dieses „Das sei ferne!“ zu erklären, führt er zwei andere Beispiele aus dem Alten Testament an. Sie dienen dazu, uns zu zeigen, dass Gott nach seinem eigenen Willen handelt. Gott hat, wie man das manchmal nennt, einen souveränen Willen. Er ist der Einzige, der nach seinem eigenen Gutdünken handeln kann und darf, ohne einem Menschen darüber Rechenschaft ablegen zu müssen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Gott willkürlich handeln würde. Er ist kein launenhafter Herrscher, der unbeherrscht Entschlüsse fasst und ausführt. Was Gott tut, könnte Er jederzeit jedem gegenüber verteidigen. Doch wenn wir Menschen meinen, Gott beurteilen zu können, maßen wir uns eine Haltung an, die uns nicht geziemt. Dann sind wir nicht in der Lage, das Tun Gottes zu verstehen. Wenn wir etwas von dem Tun Gottes verstehen wollen, müssen wir eine andere Haltung einnehmen. Wir müssen damit beginnen anzuerkennen, dass Er Gott ist, der das Recht hat zu tun, was Er für richtig erachtet. Wir müssen auch anerkennen, dass wir nur nichtige Menschen sind, Geschöpfe, die völlig von ihrem Schöpfer abhängig sind.

Röm 9:15. In dieser Haltung können wir etwas davon verstehen, was Gott zu Mose sagt: „Ich werde begnadigen, wen ich begnadigen will, und ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme.“ Das scheint auf den ersten Blick die Ungerechtigkeit und Willkür Gottes zu bestätigen. Nun, wenn du dem einmal nachgehst, weshalb Gott das zu Mose sagt, was der Anlass dazu ist, dann wirst du schnell anders darüber denken. Was war geschehen? Weil Mose so lange weg blieb, hatte das Volk ein goldenes Kalb gemacht und sich davor niedergebeugt. Das war reiner Götzendienst! Und das durch das gesamte Volk! Das bedeutete, dass Gott das ganze Volk hätte richten müssen. Doch aufgrund der Fürbitte Mose erzeigte Er Gnade und Erbarmen. So gnädig und barmherzig ist Gott, dass Er nicht das ganze Volk vor seinem Angesicht wegfegt, sondern eine Anzahl begnadigt und sich darüber erbarmt.

Röm 9:16. Diese Begebenheit macht deutlich, dass es nicht um das Tun oder Lassen des Menschen geht („also liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden“), sondern um den begnadigenden Gott.

Röm 9:17-18. Nach diesem Beispiel für die Barmherzigkeit Gottes folgt jetzt ein Beispiel für das Gericht Gottes. Röm 9:17 beginnt mit den Worten: „Denn die Schrift sagt zum Pharao.“ Wenn du dieses Zitat in 2. Mose 9 aufschlägst, wirst du sehen, dass es Gott selbst ist, der dies zum Pharao sagt (2Mo 9:16). Wenn es nun hier in Römer 9 heißt, dass „die Schrift“ es sagt, so bedeutet das, dass Gott und die Schrift ein und dasselbe sind. (Nebenbei bemerkt: Hiermit wird dick unterstrichen, wie überaus wichtig es ist, die Bibel zu kennen und damit zu wissen, was Gott gesagt hat. Mache deshalb das Wort Gottes zu deinem Eigentum. Dann wirst du Gott kennen lernen und vor Irrtum bewahrt bleiben.) Gott hat den Pharao mit einem zweifachen Ziel erweckt: Gott wollte an ihm seine Macht erweisen, und Er wollte seinen Namen auf der ganzen Erde verkündigen. Dafür gebrauchte Gott den Pharao. Denke nun aber nicht, dass der Pharao ein willenloses Werkzeug gewesen wäre. Der Pharao blieb Gott gegenüber für seine Haltung und sein ganzes Handeln völlig verantwortlich. Erst nachdem er mehrere Male sein eigenes Herz verhärtet hatte, verhärtete Gott sein Herz. Erst danach gebrauchte Gott ihn als ein Beispiel für das Gericht, das Er über Menschen bringen muss, die sich Ihm widersetzen. Gott begnadigt, wen Er will (z. B. einige von Israel, obwohl ganz Israel das Gericht verdient hatte), und Er verhärtet, wen Er will (z. B. den Pharao, der ebenfalls das Gericht verdient hatte).

Du könntest noch fragen: Wie verhält es sich denn mit dem „Erwecken“? Bedeutet es, dass Gott den Pharao zu diesem Zweck ins Leben rief? Nein! „Erwecken“ bedeutet hier, dass Gott die Geschichte des Lebens dieses Mannes so gelenkt hat, dass der Pharao zeigen musste, was für Gott in seinem Herzen war. Es war eindeutig die Geschichte der Auflehnung gegen Gott. Er zeigte auch, dass er in keiner Weise bereit war, die Warnungen zu beachten, die Gott durch die verschiedenen Plagen gab, die das Land trafen. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich noch weiter mit diesem Thema.

Lies nun noch einmal Römer 9,14–18.

Findest auch du, dass Gott manchmal ungerecht ist? Wie gehst du damit um?

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