1 Corinthians 13

Text: 1.Korinther 13,1-7 Preis der Liebe nach ihrer Notwendigkeit und edlen Früchten, besonders auch zum Regieren und zu fruchtbarer Anwendung aller übrigen Gaben, Alles zum gemeinen Nutzen zu bringen und vergnügliche Handreichung von andern Gliedern anzunehmen Ein edler Beweis der Wahrheit in den Aposteln ist auch das, daß sie von den größten Gaben, womit sie als die herrlichsten Glieder geschmückt waren, nicht mit Erhebung gesprochen, vielmehr den gemeinsten Gaben, womit jedes Glied am Leib Christi gesalbt sein konnte, den Vorzug der Brauchbarkeit gelassen haben. Daß einer aber ohne eigentliche Gemeinschaft mit GOtt, als der Liebe, doch andere Gaben haben konnte, das zeugt von der allgemeinen Neigung GOttes, Gutes zu tun und einfältiglich zu geben. Den Schein ohne das Sein, das Ansehen und Aufsehen ohne die wahre Brauchbarkeit stellt der Apostel wohl unter dem Bild eines tönenden Erzes vor. Ist ein Mensch mit vielen Gaben ohne die Liebe nichts, was muß ein von dem Leben der Liebe aus GOtt entfremdeter Mensch sein, der diese seine Blöße mit gar nichts decken kann? Alles kann der Mensch hergeben, und doch noch das Beste zurückhalten; Alles kann dem Menschen durch eine fremde Macht genommen werden. Eines aber muß er Selbst geben, und das ist seine Liebe. Wem er diese schenkt, dem gibt er sich Selbst. Die Liebe und ihre wohltuende Früchte beschreibt nun der Apostel so wie sie zum fruchtbaren Gebrauch der übrigen Gaben des Geistes am besten angelegt ist. Als langmütig trägt sie des Andern Last, und kann bei seinen Fehlern, besonders wenn er sich Selbst anfängt zu hassen, Manches der Zeit und weiteren Sinnes - Änderung überlassen. Als freundlich ist sie auf Mittel und Gelegenheit bedacht, sich dem Andern zur Besserung gefällig zu machen, und sich nicht so in Eigenliebe zu vergraben, daß einem nur an Fortgang seiner eigenen Absichten genügt, sondern sie eifert nicht; begehrt nicht Alles allein zu sein und auszurichten, sieht es vielmehr gern, wenn ihre Mängel durch Anderer Handreichung und Gaben erstattet werden. Damit entfernt sie sich auch von allem Mutwillen, der aus Selbstgefälligkeit Andere durchzieht, und eben damit verrät, daß man nicht fest an der Demut hält, sondern aus übermütigen Mutwillen seines Nächsten Kredit über einem Scherz auf das Spiel setzen kann. Auch bläht sich die Liebe nicht vom Wind des Menschen Lobes auf, läßt sich in ihrem Geschäft nicht von der Eitelkeit leiten, sondern richtet sich mehr nach dem Vater, der in das Verborgene sieht; handelt daher auch nicht ungebärdig, daß es gegen Höhere zu gemein gegen seines Gleichen zu frei, gegen Niedrige zu groß herauskommt, sondern beobachtet die Stelle, wohin sie GOtt als ein Glied gesetzt hat; sucht weder in Eigennutz noch Eigensinn das Ihre; fällt auf nichts, wie auf einen Raub hin, als ob GOtt die Welt und alle Vorteile darin so zum Raub in der Menschen Zähne gegeben hätte, sondern weiß den gemeinen Nutzen ihrem eigenen vorzuziehen. Läßt sich auch von einem guten Vorhaben und ihrem geraden Gang nicht durch versuchliche Gelegenheiten und zum Nacheifern reizende Beispiele abbringen, und in unbedachtsamen Eifer setzen, sondern hält ohne Erbitterung über der Gleichmütigkeit, welche die besten Absichten im Geist der Sanftmut abzuwarten gestärkt ist. Sie rechnet auch das Böse nicht auf, daß sie gar zu argwöhnisch würde, oder durch zuviel Vorsichtigkeit ein Gehäg um sich herum machte, wovor der Nächste gar nimmer zu einem hin kann. Sie gerät nicht auf die Torheit, ihre Hände auch zur Ungerechtigkeit auszustrecken, oder unter dem Verfall guter Ordnungen für sich und die Ihrigen Vorteil zu Suchen; sondern mit der Freude über der Wahrheit steuert sie allen den Vorwänden, womit sich so Manche bei ihrem Genuß der Ungerechtigkeit beruhigen. Sie ist eine Gehilfin der Wahrheit; wo sich ein Gemerk auf den unveränderlichen Willen GOttes hervor tut. Läßt Manches hingehen, als ob sie es nicht gemerkt hätte, daß ihr dadurch Unrecht geschehe. So viel es ohne Nachteil des Anderen geschehen kann, und der Friede dadurch gefördert wird, glaubt und hofft sie Alles, und bis diese Hoffnung zur Freude wird, duldet sie Alles, und hält fest darüber: die Barmherzigkeit rühmt sich über das Gericht. Text: 1.Korinther 13,8-13 Weiterer Preis der Liebe aus ihrer Dauer und Währung, worin ihre Brauchbarkeit alle Gaben GOttes und deren Gebrauch übertrifft. Der Liebe Vorzug auch nach ihrer bleibenden Dauer zu behaupten, zeigt der Apostel, was es mit unserem Wissen und Erkennen und Weissagungen für eine Bewandtnis habe; nämlich: daß es Stückwerk sei; das heißt nicht nur in einem Jeden sehr unvollkommen, und mit vielen Mängeln behaftet, denn so ist auch die Liebe und deren Übung Stückwerk; sondern Wissen, Erkenntnis aus dem Wort, Weissagen, und seine Erkenntnis zum gemeinen Nutzen vortragen, ist von GOtt so eingerichtet daß es nichts anderes als Stückwerk sein, und die Sache nur von einer oder etlichen Seiten her betrachten und vorstellen kann, ohne hinter das Ganze zu kommen. Nämlich nach dem im Fall erloschenen Licht wollte GOtt den Menschen nicht durch ein unmittelbares Licht zurecht bringen wodurch Glaube und Überzeugung, Gehorsam und Liebe ihm abgenötigt worden wäre; sondern wie er durch das Gehör und durch Ungehorsam gesündigt hat, so sollte ihm auch wieder durch das Gehör, durch Glauben, und Gehorsam geholfen werden. Daher offenbarte sich GOtt durch das Wort und die darin angebotene Erkenntnis stückweise, zeigte so viel als genug war, Glauben und Gehorsam zu erwecken, legte sich aber auch noch so weit vor ihm in das Verborgene, daß der Glaube nicht erzwungen wäre, sondern noch immer Vorwände zum Ungehorsam blieben, wenn der Mensch sich der Liebe zum Licht und zur Lust der Wahrheit entziehen wollte. Daher ist alles Wissen und Weissagen Stückwerk, weil GOtt durch das Wort die stückweise darein gelegte Offenbarung seiner Selbst, des Menschen Herz zu sich ziehen, und unter diesen äußerlichen Anbietungen dann im Innern wirken will, wie sich der Mensch durch das Gehör zum Glauben bringen läßt, und das Stückwerk zu Rat hält, daß es ihm eine notdürftige Glaubens - Genüge austragen kann. Darum heißt es auch hernach: Wann kommen wird das Vollkommene, wann ich weit kommen und vollkommener werden werde. Denn wir ziehen nur allzu gerne Alles auf uns, und auf das uns Eigene; die Schrift aber hält uns an, Alles mehr als ein gemeinschaftliches Gut zu behandeln, das über uns und über Andere kommen wird, wenn wir schon für uns und unsere persönliche Bewandtnis noch weit von der Vollkommenheit weg wären. Wenn es wird erfüllt werden im Reich GOttes, so kommt das Vollkommene; oder auch wenn es mit mir nach Abbruch meiner irdischen Hütte vom Glauben in das Schauen übergeben wird, so kommt das Vollkommene, nicht gerade daß ich im Innern um so viel besser und auf einmal vollkommen würde, sondern das Vollkommene kommt über mich das Reich GOttes, in welches ich eintrete, bringt ganz etwas Anderes mit sich als ich bisher durch gestückeltes Wissen und gestückelt angehörtes Weissagen erreichen konnte. Es ist also nicht zur Verachtung der Erkenntnis und des Wissens gesetzt, sondern mehr zu dessen treuer Bewahrung und mäßiger Schätzung, so, daß man merkt: es ist Licht genug, um Glauben zu erwecken; es ist aber auch Stückwerk dabei um zu bewähren, nicht Vernunft und Stärke der Überzeugung ist, sondern Lust zur Wahrheit und Neigung zur Gerechtigkeit, was uns das Herz eigentlich abgewinnt. - Glaube, Liebe, Hoffnung bleiben, so daß wenn auch andere Gaben sich in der, Kirche Christi verbergen werden, Glaube, Liebe, Hoffnung nicht erlöschen, und die Liebe, wenn sich bei dem Übergang in das Schauen auch Glaube und Hoffnung am Ziel und Ende finden werden, die Liebe als die größte und dauerhafteste sich bewähren wird. Oder man könnte auch sagen: das durch alle andere Gaben und Wirkungen GOttes betriebene Gewächs der Wiedergeburt wird im Glauben, Hoffnung und Liebe bleiben. Denn Glauben, oder das Nehmen und Empfangen aus der Liebe Christi wird nicht aufhören; so wird auch der Hoffnung noch Weiteres vorgehalten bleiben; aber die Liebe wird unter den vollendeten Gerechten, das Band der Vollkommenheit bleiben. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in GOtt, und GOtt in ihm.
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