1 Corinthians 6

Text: 1.Korinther 6,1-11 Nachdem der Apostel im Vorgehenden die Korinther bestraft hatte, daß sie in ihrer Kirchen - Zucht, im Richten ihrer Gemeinde Glieder viel zu nachlässig gewesen seien; so stellt er ihnen jetzt das leidige Gebrechen unter Augen, daß sie hingegen in äußerlichen und bürgerlichen Angelegenheiten auf ihren Vorteil nur gar zu wachsam, und durch angestelltes Rechten vor heidnischen Obrigkeiten, den Schaden von sich abzuwenden, nur gar zu geschäftig seien. Hier ist also wiederum zwischen zwei Abwegen die Mittelstraße sorgfältig zu suchen und zu bewahren; nämlich: daß man einesteils um der gegenwärtigen Welt und ihrer Gewohnheit willen die ernstlich gebotene Wahrheit GOttes nicht beugt, noch etwas daran auflöst; aber auf der anderen Seite auch die Gewissen nicht verstrickt, und unschuldigen und bei der jetzigen Verfassung der Welt unvermeidlichen Anstalten kein übles Geschrei macht. Man könnte sich wundern, warum der Apostel den Korinthern das Klagen und Rechtsuchen vor heidnischen Obrigkeiten so sehr als mißlich abrate, da sie doch einmal die rechtmäßige und mit öffentlichem Ansehen ausgerüstete Obrigkeiten waren, die der Apostel anderwärts selbst zu fürchten und zu ehren befiehlt, und die ja leicht auch das, was man so unter sich vergleichen und mithin ihrem obrigkeitlichen Spruch entziehen wollte, wieder hätte umstoßen können. Ja hat nicht Paulus selbst sich gegen seine Landsleute, die Juden, auf die römischen Landpfleger und vor diesen auf sein römisches Bürgerrecht, ja auf den Kaiser berufen? Allein das, was der Apostel hier eigentlich sucht, nämlich: daß man dem Hader oder Rechts - Gesuch so viel wie möglich ausweichen, und entweder lieber ein gleichwohl erträgliches Unrecht leiden, oder den Beleidiger durch brüderliche - vor erbetenen Schieds - Richtern gemachte Vorstellungen davon abbringen möchte; und daß die Gemeinde und deren Vorsteher hierin besser vor den Riß stehen sollten, ist dem nicht entgegen. Den wer hierbei die Schwäche seiner Kräfte und die Gefahr, sich zu versündigen, gegen den geringen Nutzen, den er etwa zu erreichen sich einbildet, ein wenig überlegt, der wird es gewiß nicht wagen, auf die Lehre GOttes und seines Heilandes durch solch einen angefangenen Rechts - Handel einen üblen Verdacht zu bringen. Den heidnischen Obrigkeiten spricht der Apostel um deswillen nicht alle zur Aufrechterhaltung des gemeinen Wesens dienliche Gerechtigkeit ab: aber Christen zwischen Christen, denkt er eben, hätten sich davon nicht viel Gutes zu versprechen. Von den - zur Heiligung berufenen Christen hätte man sich ja unter GOttes Segen und Mitwirkung noch eher eine gute Auskunft zu versprechen. Die viel tausend Heiligen, mit welchen der Richter aller Welt kommen wird, werden freilich auch zum Gericht über die Welt und ihren Fürsten, den langwierigen Widersacher GOttes und seiner Gnaden - Kinder, ihre Beistimmung geben, worauf kein geringes Angeld war, daß das Evangelium doch so weit durchgedrungen ist, und den Unglauben, die Ungerechtigkeit, und viele im Welt - Reich daher eingerissenen schweren Mißbräuche gestürzt hat, und künftig noch völliger vertreiben wird. Dergleichen Blicke in die Hoffnung des Zukünftigen muß man immer so zu benutzen suchen, wie der Apostel hier tut, nämlich: daß man vor der Hoffnung besserer Zeiten im Großen schon jetzt im Kleinen in seine Zeit und seines Lebens Gang so viel verpflanzt, als nur immer möglich ist. Noch täglich bleibt es wahr, und könnte manche fruchtbare Erfahrung geben, daß die geringsten, aber im Leiden, Armut, Not der Welt, Gedränge in Haushaltung erfahrenen, und darunter gediegenen Herzen, oft am besten im Stande wären, zum Frieden zu raten, und eine schickliche Auskunft zu verschaffen. Der beleidigende Teil hat freilich die erste - und behält zuweilen auch die größte Schuld, aber oft kann es auch geschehen, daß der Beleidigte durch Eigenliebe, Zorn, Ungeduld, Geiz sich hintennach so schwer verschuldet, als der, so ihn Anfangs gereizt hat. Und daher tut der Apostel noch das zum letzten Stachel hinzu, daß er den Ungerechten all ihr Teil am Erbe und reich GOttes abspricht, und alle vergeblichen Worte und Entschuldigungen, die deswegen vorgebracht werden könnten, nachdrücklich abschneidet, die ganze Gemeinde aber und ihre Aufseher gegen die - in diesem Stück gebrauchte unzeitige Nachsicht durch das Angedenken demütigt, wer sie zum Teil gewesen seinen; und wie man einmal bei solchen der im Fleisch noch rückwärtigen Sünde nicht sowohl trauen, sondern über die im Namen JEsu und durch den Geist GOttes erlangte Reinigung ernstlicher wachen sollte. Text: 1.Korinther 6,12-20 Der Apostel hatte nächst zuvor das Reich GOttes so gewaltig allen Hurern, Ehebrechern, Weichlingen, und anderen Knechten der Sünde abgesprochen, und mit dem Wort: Laßt euch nicht verführen, allen betrüglichen Entschuldigungen solcher Sünder widersprochen; nun aber läßt er sich noch weiter ein, alle zum Verführen eingerichteten Gedanken abzuschneiden, und zu zeigen, wie alle dergleichen Unreinigkeiten dem innersten Grund des Christentums so sehr zuwider seien. Die Sprache: ich habe es Alles Macht , führt der Apostel aus dem Sinn derer, die sich so unbedachtsam hinauswagen, der Sünde zu nahe zu kommen, und ihrem Fleisch und den - vom vorigen Wandel anhangenden Gewohnheiten zu lieb eben Alles tun wollten, was sie meinen, daß sich tun lasse. Aber der Apostel heißt sie auch Achtung geben, was bei ihnen und Anderen daraus entsteht, ob Förderung oder Hindernis im Christen - Sinn, Freiheit oder Gefangenschaft herauskommt. Denn eben unter dem Mißbrauch der Freiheit wird man am meisten gefangen genommen. Freiheit ist, wo ich nicht nur etwas gebrauchen, sondern wo ich es auch leicht entbehren und missen kann, im Essen und Trinken, im Gebrauch zeitlicher Ergötzungen. Ebenso ist auch der unbestimmte Ausdruck: Die Speise dem Bauch und der Bauch der Speise , dem Sinn derer gemäß, die so gern in Allem die Freiheit weiter treiben möchten. Der Apostel sagt: Ja, es sei dem so, daß Bauch und Speise zusammengeordnet seien, nehmt aber, will er sagen, nur das Vergängliche auch dazu, daß GOtt diesen und jene hinrichten wird. Auch mit jedem Bissen, der ihm so niedlich und unentbehrlich dünkt, auch etwas vom Urteil des Todes, darunter Alles liegt, in sich nimmt, dem wird alle in Speise und Trank für das Maul und dem Bauch zu genießende Lust als das Geringste vorkommen, und der wird sich auch die Macht und Freiheit, darin Alles zu tun und gebrauchen zu können, so wenig einbilden, als man sich auf sein Henkersmahl einzubilden hat. - Mit dem Wort: Der Leib aber nicht der Hurerei , tritt nun der Apostel ernstlich dazwischen. Man vergleicht nur gar zu gerne die auf Hurerei und Unreinigkeit gehenden Triebe mit der in der Natur liegenden Begierde nach Speise und Trank. Aber es nicht so ganz gleich. Das Keimlein der Fruchtbarkeit, das GOtt in eines Jeden Leib gelegt, und also auch die davon herkommenden Regungen sind wohl so natürlich als die Eß - und Trinklust; aber sie sind doch auch in der Natur selbst darin unterschieden, daß sie nicht so eine unentbehrliche und häufige Ersättigung bedürfen, als wie Hunger und Durst. Wie aber schon Eß - und Trinklust Bewahrens und Zähmens nötig hat, also ist noch mehr durch den von GOttes Finger in Aller Herzen gemachten Eindruck der Schamhaftigkeit und des Verlangens nach seiner ersten Unschuld kräftige Erweckung beigebracht, die in der Gnade Christi angebotene Kraft zu Bewahrung seines Leibes und dessen Glieder in - und außer der Ehe wohl anzuwenden, und dadurch seine Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit und in die Frucht der Heiligung zu bringen; aber auch dafür zu genießen, daß der HErr auch dem Leibe gehört, oder die Vorsorge, Liebe und Gnade GOttes in Christi JEsu sich auch über den Leib erstreckt, und dessen Heiligung durch seinen Geist, ja dessen Verherrlichung in der Auferstehung bewirkt. Der Bauch mit seiner - in Essen und Trinken gesuchten Lust und dadurch weiter aufgerichteten Brunst wird ganz hingerichtet. Der Leib fällt zwar auch einige Zeit dem Tod und der Verwerfung heim, wird aber durch GOttes Kraft wieder herausgerissen, und zum ewigen und neuen Leben gebracht, darin sich für die Heiligen GOttes auch mit dem Leib manches verborgene Manna und Frucht vom Baum des Lebens zu genießen finden wird, um die man sich aber durch rohen Mißbrauch seines Leibes hier bringt. Denn neben einander kann die Freiheit, seinen Leib der Hurerei zu geben, und die Hoffnung der Auferstehung zum Leben, nicht im Herzen bestehen; jene Dornen treiben diesen Samen ab. Unsere Leiber sind Christi Glieder, indem vom Haupt Christo auch über die Leiber der Gläubigen Leben, Lust, Kraft, GOtt und der Gerechtigkeit zu dienen, Regierung seines Geistes, Hoffnung, Begierde, den Sinn Christi auch im Wandel und Nachfolge auszudrücken, ausfließt. Wo man aber diese Glieder ihrem rechtmäßigen HErrn und Haupt entzieht, und damit auch den aus solcher Gemeinschaft fließenden Genuß, Friede und Freude in dem Heiligen Geist unterbricht, ja darüber gar an eine Hure oder einen Hurer gerät, so gibt das freilich eine solche Verbindung und Gefangenschaft ab, daß ein Teil des Andern Glieder in seinen Dienst fordern und ziehen, wenigstens mit seinen Unreinigkeiten und Entzündungen anstecken kann, wie wenn sie sein eigen wären. Was nach der Ordnung GOttes nur in der rechtmäßigen Ehe geschehen sollte, das geschieht durch Anhangen an der Hure auch, und zwar nicht nur auf die kurze Zeit der wirklichen Lust, sondern es hinterläßt auch in dem Leib und dessen Gliedern Fußstapfen, die einem bis auf die Auferstehung des Gerichts nachgehen können. Überhaupt finden wir uns hier zwischen GOtt dem Schöpfer und zwischen die Kreaturen und die in Jedem zu suchende Freude und Ergötzung hineingestellt. Durch Anhangen an die letztere wird der Mensch ganz fleischlich; durch Anhangen an dem ersten wird er geistlich. Was versäumt Einer, der nicht im Anhangen seines Herzens mit Liebe, Treue, Halten an der angebotenen Hoffnung, Regiment über seinen Leib und Glieder fest ist, und wird? Das Heranwachsen zu einerlei Sinn und Willen, das Erneuertwerden nach dem Bild GOttes, den Genuß seiner Einwohnung, und was noch weiter in der Ewigkeit daran hängt, versäumt man. Je tiefer der Zunder der Lust in einem Jeden selbst liegt, je mehr Anderer Exempel, Hoffnung, daß es verborgen und ungestraft bleibe, vom Menschenwitz aufgebrachte Entschuldigungen daran aufblasen, je nötiger wird eine solche Wächter - Stimme: Flieht die Hurerei. Andere Sünden werden freilich auch durch den Leib begangen, und manche derselben, wie z. B. die Völlerei, verunehren den Leib auch ungemein. Doch ist nichts so wie die Hurerei, wodurch die Macht über den Leib sogar in eines Anderen Gewalt kommt. - Ein Tempel ist GOtt und seinem Dienst geweiht, und auch hinwiederum von GOtt mit manchen Erweisungen seiner Gnade ausgezeichnet. Welch ein Trost ist das, wenn man seinen Leib als von GOttes Hand gebaut und bereitet, mit Christi Blut erkauft, bei der Taufe zum Eigentum GOttes und Christi eingeweiht, durch des Teufels Neid nur gar zu oft von allerlei fremden Kräften angefallen und überwältigt, von der Macht der Gnade aber doch wieder ergriffen, und zur Einwohnung GOttes und seines Geistes würdig gemacht, angesehen und glauben darf? Wer den Leib GOtt und dem Dienst der Gerechtigkeit entzieht, hat ihm gewiß den Geist und das Herz nicht gegeben. Es ist ein einziges Werk GOttes, worunter er sich Geist und Leib zueignet, eines wie das andere, und wir können GOtt nicht besser als mit Gehorsam unter dies sein Gnadenwort preisen. O wie wenig bestreitet man dergleichen Werke der Finsternis mit solchen Waffen des Lichts aus dem Evangelium? Ach was wird es sein, den himmlischen Leib tragen, in welchem keine böse Lust mehr wohnt!
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