1 Peter 2

Text: 1.Petrus 2,1-5 Der Apostel fährt fort, ihnen zu zeigen, was die ungefärbte Liebe, und der Fleiß selbiger nachzujagen erfordere; und wie er ihnen zuvor ihre Wiedergeburt aus unvergänglichem Samen vorgehalten hatte, so zeigt er nun wie das ihrem nötigen Wachstum durch die lautere Milch des Evangeliums so gemäß sei. Wer das nicht an sich erkennt, was er abzulegen hat, dessen Gutes steht nicht auf der reinen Wurzel der Gnade, bei welcher alle Erneuerung in's Bild GOttes aus Töten und Ablegen des entgegengesetzten Alten besteht, das wir an uns haben. Der Apostel treibt mit dem hier etlichemal wiederholten Ausdruck : Alle, auf das Ganze, um das es ihm zum tun ist. Bosheit ist die innere Fäulnis des Baums; das Weitere benennet einige der faulen Früchte desselben, dadurch der Nächste entweder in wirklichen Schaden, oder doch Betrug und vergebliche Hoffnung gesetzt, wenigstens in seinem Guten und seiner Brauchbarkeit verhindert wird. Bei Kindern erfordert das nötige Wachstum einen starken Zusatz von Nahrung und die Natur erweckt häufige Begierde danach. So ist das aus der Wiedergeburt empfangene Leben immer auch eines Wachstums und Starkwerdens bedürftig. Wie nun das Leben aus dem unvergänglichen Samen des Worts seinen Ursprung hat: so sucht es auch in der Begierde nach demselben seine Nahrung, als in einer lautern Milch Und solches Wachstum und Zunehmen zieht dann freilich auch eine Stärke und Fertigkeit zum Ablegen nach sich. Aus dem gütigen Worte GOttes, Hebr. 6:5 konnten sie schon eine anfängliche, mithin auch weitere Begierde erweckende Erfahrung von der Freundlichkeit des HErrn haben. O wie manches Neiden und Afterreden kommt daher, weil man nichts Besseres weiß, den Frieden in GOtt nicht geschmeckt hat. Wer einmal geschmeckt hat, wie viel Seligkeit und Süßigkeit im Umgang mit denn HErrn JEsu, in der Betrachtung seiner Worte, Verheißungen und Wege sei, der macht sich nicht gern mehr so verdorbene Stunden, wie man bei der alten Fäulnis hat. Es darf uns nicht befremdend sein, daß der Apostel jetzt so schnell auf ein anderes Bild kommt, und da er bisher unser Wachstum und Starkwerden als Zunehmen eines Kindes bei gesunder Nahrung vorgestellt hat, nun auf das Bild von einem Bau kommt Denn nicht davon zu sagen, daß Petrus diese Vorstellung von einem Bau besonders lieb sein konnte, weil er von seinem HErrn JEsu selbst einen Namen bekommen hat, der sich auf einen Stein oder Felsen bezieht, und eine Verheißung, daß er bei der Auferbauung der Gemeine dem Hausherrn brauchbar sein werde: so hat es auch außer dem seine gute Ursache, warum die Schrift gern unter den aus der Natur, und unter andern aus der Kunst entlehnten Bildern unser Wachstum vorstellt. Es findet sich nämlich wirklich bei eines jeden Christen Wachstum solch' ein Unterschied, daß Einiges daran mehr dem Wachstum eines Kindes von der lauteren Milch gleich ist, wozu der Mensch weniger beitragen kann, und das sehr verborgen zugeht; Anderes aber mehr Ähnlichkeit mit dem Wachstum eines Gebäudes hat, wo Menschenkunst und Hände ihr Geschäft dabei haben, und worin man also des Menschen Treue und Fleiß, oder auch Versäumnis hierin mehr spüren kann. Beides aber ist oft so in einander geflochten, wie im Vortrag des Apostels die beiderlei Vorstellungen. Es ist also kein Fehler der Rede wenn man schnell von einer Abbildung auf die andere kommt, sondern es ist vielmehr Sorgfalt, es in der Rede so genau zu treffen, als es sich in der Erfahrung befindet. - Und es ist oft auch in dem Übung an sich selbst nötig Beides zusammen zu nehmen. - Dieser Stein und Grund unsers Heils ist anfänglich von den Menschen als untauglich zu einer solchen großen Absicht verworfen, von GOtt aber, der seine Brauchbarkeit besser kannte, auch um dieses erduldeten Verwerfens und dabei bewiesenen Gehorsams willen, für köstlich erklärt worden. Was die Schrift sonst heißt: Auf den Zug des Vaters zu Christo kommen, in die Gemeinschaft des Sohnes GOttes berufen, seines Lebens teilhaftig werden, das heißt hier als ein lebendiger Stein auf Ihn erbauet werden aus ihm Wert, Festigkeit, Brauchbarkeit zum Dienst GOttes gewinnen. Ein geistliches Haus heißt, was GOtt und seinem Dienst im Geist gewidmet ist; zugleich aber sind wir auch heilige Priester, die in diesem Haus durch Bekenntniß, durch Lob, durch Übergabe an GOtt priesterliche Dienste tun, Alles aber durch die Hand des, vor GOtt so köstlich geachteten obersten Priesters gehen lassen, und in diesem Geliebten auch angenehm werden. Denn die Liebe nimmt nichts an, was Du, Liebe! nicht getan. Was durch Deine Hand nicht gehet, wird zu GOtt auch nicht erhöhet. In Dir aber wird es wohl geschehen, daß der HErr es wird ansehen; in Dir werd' ich noch auf Erden GOtt ein liebes Opfer werden. Text: 1.Petrus 2,6-10 Der Apostel heißt sie bei Anderer Unglauben GOtt desto mehr für ihr Fünklein Glauben danken, oder sich desto fester an Christum halten; je gefährlicher sich Andere an Ihm stoßen, und je wichtiger also der Unterschied ist, den GOttes Erwählung und Beruf hierin mit den Gläubigen gemacht hat. In der Schrift hat man das Zeugnis von Christo, aber auch die Anzeige von der ungleichen Aufnahme und Behandlung desselben. Man hat Fußstapfen des Glaubens vor sich; man ist aber auch gegen Ärgernisse, die aus Anderer Unglauben entstehen könnten, verwahrt. So zieht der Apostel mehrere Sprüche aus Jes. 8:14 ; 28:16 ; Ps. 118:22 in Einem zusammen, in dieser vielfachen guten Absicht. - Siehe da! ist der so oft vorkommende Wecker, wodurch alle Aufmerksamkeit und Begierde auf Den geleitet wird, den GOtt in die Welt einzuführen versprochen hat, und auf Den noch jetzt unser Glaube gerichtet sein soll. - Das Legen dieses Grundsteines geschah im ewigen Rat und Vorsatz GOttes, aber auch im Wort der Verheißung, und noch mehr bei dessen Erfüllung unter der Sendung des Sohnes GOttes in die Welt; und noch weiter bei der Einführung desselben in die Herrlichkeit, und der darauf ausgegangenen Predigt des Evangeliums in alle Welt. Da hieß es jedesmal im Herzen GOttes: Ich lege einen Grundstein. Ein Grund heißt Christus, in so fern in Ihm allein das Heil ist, außer dessen Namen kein Anderer zum Anrufen und Seligmachen gegeben ist. Wenn aber zugleich auf die Zusammenfassung der Beiden, Juden und Heiden, in ein neues Volk des Eigentums gesehen wird, oder auf die Sammlung aller hin und her zerstreuten Kinder GOttes, so heißt es: Eckstein, weil dessen Eigenschaft vorzüglich die Zusammenfassung zweier Hauptteile an einem Gebäude ist. In Zion ist es an=, von dort aber in alle Welt ausgegangen. Zur Bestätigung der Wahrheit GOttes kam das Heil von den Juden; in der Predigt des Evangeliums aber, ging es in alle Welt aus. Und so liegt nun freilich das, was in den Grenzen des jüdischen Landes, in Jerusalem, vor den dortigen Gläubigen und Ungläubigen, anfänglich geschehen ist nun zum Zeugnis vor aller Welt da, und wird zum Glauben vorgehalten. Das Wohlgefallen und Vertrauen, so GOtt auf diesen Eckstein legt, der Wert, den selbiger in GOttes Augen hat, breitet sich auch auf den aus, der an Ihn glaubet, daß er unbeschämt, ja mit Freudigkeit vor GOtt stehen und bestehen kann. Und da leistet nun der Apostel mit der Tat, was er von seinen beiden Briefen und deren Absicht, 1Pe 5:12 und 2Pe 3:1 , versichert, indem er nicht nur Glauben fordert, sondern auch zuspricht und versiegelt. Wem die Tugenden dieses gelegten Steines und ihre Brauchbarkeit zur Erstattung aller unserer Mängel bekannt sind, dem ist er gewiß köstlich. Wer aber in Ärgernis, Trägheit, Unentschloßenheit zurückbleibt, und sich nicht in die angebotene Gnade schicken mag, wem die dahin führenden Mittel nicht anständig sind, der hat gewiß nicht genug vor Augen, wie sich der Sieg der Wahrheit vom Kreuz Christi durch die Predigt des Evangeliums in des Geistes Kraft so wunderbar gewendet hat, sonst würde er auch noch jetzt der Hand GOttes trauen, daß sie das zu seiner Zeit Verworfene noch hervorziehen, und zum Eckstein brauchbar machen könne. Anstoß und Ärgernis nimmt man eigentlich, wenn man zwar Manches hat, das einen zum Glauben neigt, aber bald wieder auf Etwas fällt, um deswillen man meint, daß man seine vorige Überzeugung und besseres Vertrauen wieder aufgegeben, oder sich doch mit dem Schritt eines völligen Gehorsams nicht übereilen müße. Am Wort stößt der Mensch sich eigentlich nicht, sondern aus andern Vorwänden glaubt er nicht an das Wort, das ihm sonst seine Vorwände benehmen könnte. Die Worte: darauf sie gesetzt sind, kann man verstehen: sie stoßen sich an dem, was ihnen doch zum Aufstehen und Grund des Heils gereichen könnte; oder auch: sie sind zu solchem Anstoß gesetzt, nicht aus einem unhintertreiblichen Vorsatz GOttes, sondern durch ihre öftere Untreue, Falschheit, womit sie der Wahrheit GOttes ausweichen, ziehen sie sich eine solche Untüchtigkeit zum Glauben zu, daß, wie sie Anfangs nicht glauben wollten, so sie zuletzt nicht glauben können, und wie jenem unter den Fluch geratenen Feigenbaum, ihre anfängliche Schuld zuletzt ihre Strafe wird. O GOtt, wie teuer ist Deine Güte, die uns von solchen bösen Haufen abzieht! Wie kann der Unterschied Anfangs so klein sein, und wie groß wird er nach und nach! Was hat derjenige, der durch GOttes Vorsatz und Gnade aus diesen, im Unglauben Zurückbleibenden herausgewählet und berufen, von GOtt, dem ewigen Könige, zum nächsten priesterlichen Zutritt berechtigt, zum Dienst GOttes durch einen teuren Kauf verpflichtet ist; was hat ein solcher von GOttes Wahrheit, Barmherzigkeit, Geduld, und übrigen Tugenden zu verkündigen? Was ist das für ein wunderbares Licht, das einen Menschen zur Erkenntnis und Bekenntnis seiner Sünden anhält, ihn auch mit Vergebung derselben aufrichtet, durch Vergebungsgnade aber ihn zum Wandel im Licht und Gemeinschaft mit GOtt tüchtig macht. Und das Alles aus der Finsternis hervor; bei den Juden aus dem Gerichte der Verstoßung des übrigen Volkes wurde die Auswahl behalten; bei den Heiden, aus der Zeit der Unwissenheit, wurde dies wunderbare Licht hervorgerufen. Text: 1.Petrus 2,11-17 Ermahnung zu einem guten Wandel, sonderlich in Ansehung der Obrigkeit und anderer zu unserm äußerlichen bürgerlichen Gang in der Welt gehörigen Stücke. Wo man nach V.9-10. gelernt hat, GOttes Auswahl und Beruf an einander erkennen und respektieren, da gibt es auch den Grund zu einer ehrerbietigen Bruderliebe, die nicht tändelt und heuchelt, vielmehr Ermahnen und Warnen für die größte Liebe achtet, die man einander beweisen kann, nach Offenb. 3:19 . Die falsche Welt verderbt diejenigen durch Schmeichelei, die durch gute Erinnerungen noch zurecht zu bringen wären. Im Reich Christi ist die Liebe mit Wahrheit vergesellschaftet. Als ein Fremdling und Pilgrim erachtet man, daß uns Alles, wie in einem fremden Haus und Land, nur zur Notdurft, zum Durchkommen, zur Erleichterung der Reise, kurz, nur zum Brauchen, nicht zum Genießen eingeräumt sei; wobei man sich also nicht so aufzuhalten habe, daß man das, uns im Vaterland aufbehaltene, 1. Petr. 1:4 , weit Bessere darüber versäumte, sondern sich in solcher Abgeschiedenheit davon halte, die sich nicht freuet, daß man es hat, sondern es mehr beseufzet, daß man es doch nicht entbehren kann mithin Alles als Denkmale unserer hiesigen Fremdlingschaft, als Beweise, daß wir aus dem Paradies vertrieben, und unter den Dienst des vergänglichen Wesens, und dabei in manche dürftige Umstände geraten sind. Die Lüste heißen fleischlich, weil sie aus dem Fleisch und der darin wohnenden Sünde entspringen, mit dem Fleisch durch den Leib und dessen Glieder ausgeübt werden, aber deswegen auch eben so gewiß mit Fleisch vergehen, ja oft gar das Fleisch desto bälder auftreiben. Doch sieht man aus 2. Petr. 2:10, 18 und andern Schriftzeugnissen genug, daß man dabei nicht allein an die Sünden der Unreinigkeit zu gedenken habe, sondern auch an Alles, was dazu Reiz und Zunder gibt oder was sie für weitere Ruchlosigkeit nach sich ziehen, auch Alles, wodurch man sie rechtfertigen und behaupten will. Solches gesamten Unwesens hat man sich zu enthalten, und bei den davon zu erleidenden Anfällen sich doch, dem Geist und dem darin erweckten himmlischen Sinn nach, davon zu scheiden. — In des Apostels angezogenem Grund: sie streiten wider die Seele, ist mit Wenigem viel gesagt. Paulus sagt deswegen, Röm. 6:13 , beim Sündendienst werden unsere Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit dahin gegeben. Oft will man für die fleischlichen Lüste eine Entschuldigung darin suchen, man schade damit doch nicht so viel, als mit Sünden der Ungerechtigkeit usw. Lasse aber Jemand nur die Dornen der Lüste bei sich aufkommen, und sehe zu, ob noch eine Kraft vom Worte der Gerechtigkeit in ihm bleibt, und ob er also nicht allen Sünden offen steht? Die Lüste bestreiten und unterdrücken Alles, woher sie sich eines Widerstandes besorgen. Unter dem guten Wandel, den er ihnen aufgibt, wird im Nachfolgenden das Betragen gegen die Obrigkeit, gegen die Herrschaften im Haus, zwischen Ehegatten, und gegen Jedermann verstanden. Wo ich bin, und was ich tue, so sehen Andere auf mich, können ein gutes Exempel oder einen Vorwand zur Nachlässigkeit daran nehmen, und schreiben das Eine oder das Andere nicht nur mir und meiner persönlichen Denkungsart, sondern der Lehre zu, dazu ich mich bekenne; mithin fällt auf den Namen, der über mir genannt ist, eine Ehre oder Schande davon. Das gibt der Anregung des Apostels: unter den Heiden, ein großes Gewicht. Afterreden muß damals schon ein gemeines Laster gewesen sein, weil der Apostel dessen so gar oft gedenkt, 1. Petr. 3:16 ; 4:4, 14 . Es fließt auch zunächst aus dem Wesen der argen Welt, daß sie argwöhnisch und argdenklich ist; sie dünkt sich dabei oft klug und scharfsinnig zu sein; der Apostel heißt es, V. 13., Unwissenheit der thörichten Menschen. Dem gegenwärtigen Zusammenhang nach muß man die Christen, sonderlich auch mit dem Verdacht belegt haben, sie seien dem Staat gefährlich, der bürgerlichen Verfassung nachteilig; tragen für die Obrigkeit nicht genug Respekt, sagen: ein Anderer sei König, JEsus; wollen in manchen Stücken GOtt mehr gehorchen, als den Menschen. Dergleichen Beschuldigungen lassen sich nun nicht gerade mit vielen Worten, desto sicherer aber mit guten Werken ablehnen. Das schlägt dann wenigstens bei solchen an, die mehr durch Unwissenheit, Vorurteil und Nachsagen von Andern in's Afterreden gezogen werden; wenn es aber anders herauskommt, und etwas Besseres an den Tag kommt, so haben sie noch so viel Liebe und also Freude an der Wahrheit, daß sie GOtt preisen, der noch einen Samen in der Welt hat, und solche um der Gerechtigkeit willen geschmäheten Kinder nicht ausgehen läßt. Völlig, unstrittig und allgemein kommt es freilich erst an Tag, wenn GOtt das Verborgene der Menschen richten wird; doch gibt es auch frühere Tage der Heimsuchung mancherlei Art, woran auch noch mitten auf dem Kampfplatz der Sünde und der Gnade doch der Sieg der Gnade an den Genossen derselben stark durchscheint; wer aber auf nichts achtet, sondern für seine eigene Gottlosigkeit ein Interesse darunter hat, in seinem Afterreden über alle Gottseligen fortzufahren, der sehe zu, was er antworten wird Dem der bereit ist zu richten die Lebendigen und die Toten, 1. Petr. 4:5 . Durch den Namen: aller menschlichen Ordnung, benimmt der Apostel der Obrigkeit nichts von der Ehre, daß sie GOttes Dienerin sei, Röm. 13 . Stand und Amt der Obrigkeit ist von GOtt; aber das hat nach und nach mancherlei menschliche Gestalten angenommen, ist unter der Menschen Hände zu einer Zeit so, zur andern anders eingerichtet worden. Aber auch dies Menschliche soll keinen Vorwand zum Entziehen von der Untertänigkeit geben, vielmehr eine Wurzel der Geduld, sich gern auch hierin mit menschlichen unvermeidlichen Schwachheiten zu leiden, und an sich selbst abzunehmen, daß der Genuß mancher Wohltaten in vielen Fällen des menschlichen Lebens mit der Übernahme einiger Beschwerden gewonnen werden muß. Unser HErr hat selbst auch einmal so einen Lauf in Knechtsgestalt durch die Welt getan, und ist dafür nun zur Rechten der Kraft GOttes gesetzt; dessen Ehre, Wort und Reich gewinnt nun oder verliert unter dem Wandel seiner Bekenner. Man fragt noch immer darüber, welches die beste, sicherste, zur Beförderung alles Guten gesegneteste Art des bürgerlichen Regiments sei? Ob es die sei, wo die höchste Gewalt ohne alle Einschränkung durch Gesetze und Verträge in eines Einigen Hand sei? Oder, wo die Macht zu befehlen und zu ordnen unter Mehrere, unter die Bestgesinnten, Weisesten, Angesehensten verteilt ist? Oder wo man sogar auch das gesamte Volk an der Regierung und Einrichtung des gemeinen Wesens Teil nehmen läßt? Das Fragen darüber wird wohl fortwähren. Ein Christ muß sich in alle Arten schicken, und kann sich beim Pilgrims-Sinn leicht darein schicken. Denn wer hält sich so viel über eine Nachtherberge V.11. auf, wer kritisiert so viel, ob in einem Land Alles auf das Beste bestellt sei, das er nur für einem kurzen Durchzug (V.11) zu passiren hat. Zur Rache über die Übeltäter und Lob der Frommen, ist die Obrigkeit von GOtt gesetzt; wenn es aber auch in Verfall gerät, so muß die Obrigkeit doch um ihrer eigenen Sicherheit und Vorteils willen noch Etwas von diesem Geschäft erhalten. Viel Böses unterbleibt doch aus Furcht vor der Strafe der Obrigkeit; viel Gutes in Kirchen und Schulen erhält sich doch unter ihrem Schutz. Auch bei dem Gebrechlichen daran, womit man sich zu leiden hat, muß man nur immer auf den Willen und Regierung GOttes sehen; Andern aber ihr Lästern unter die Zeit ihrer Unwissenheit rechnen, und sich daher GOttes Beruf, V.9, aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht desto teurer sein lassen, und seine Herz, wenn es ungeduldig werden will, nur gleich damit züchtigen: O GOtt! wie teuer ist Deine Güt', daß Du erleuchtet mein Gemüt ! Aus diesem himmlischen Beruf haben freilich Christen einen königlichen Geist, eine Anwartschaft auf eine herrliche Freiheit der Kinder GOttes, Röm. 8:21 . Aber deswegen enthalten sie sich doch alles dessen, was nicht an den Tag kommen dürfte, was besonders nicht im Lichte jenes Tages besteht: Denn das ist ein Deckel der Bosheit; sondern ihnen ist es als Knechten GOttes um Lob und Ruhm vor GOtt zu tun. Ehre antun, und damit wieder Ehre bei den Menschen suchen, und sich darüber der verachteten Brüder und Gliederschaft Christi entziehen, gehört unter die betrüglichen Stege der jetzigen Zeit. Aber eben so gefehlt wäre es auch, wenn ein Mensch unter dem Vorwand, die Gottesfürchtigen zu ehren, die Ehrerbietung denen versagen wollte, die Gewalt über ihn haben. Eine festere Stütze für die Throne auf Erden gibt es nicht, als Gottesfurcht, nach den Verbindungen, in die unser Augsburgisches Glaubensbekenntnis die Lehre von der Obrigkeit mit der Lehre von dem Jüngsten Gericht gebracht hat. Eine schrecklichere Unehre kann Niemand auf die Obrigkeit bringen, als wenn man auf ihre Verantwortung hineinsündiget, und meint, die mögen zusehen, die es ihm zugemutet haben, und denen man zu Gefallen leben müsse. Eine rechtschaffene Gottesfurcht ist oft eine Mauer um dich herum, daß man dir etwas Zweideutiges nicht einmal zumutet; daß man dir es zumutet, ist schon ein Beweis, daß man dir mehr Lust zur Eitelkeit, und also Mangel an einer unüberwindlichen Furcht GOttes anspürt. O GOtt! senk' Deine wahre Furcht in aller Menschen Herzen ; laß Niemand mit der Buß' und wahrem Glauben scherzen, so wird deine Furcht unsere Weisheit sein, aus bereit wir auch unsern Wandel weislich führen, und nirgends zu viel noch zu wenig tun. Text: 1.Petrus 2,18-25 Ermahnung an die Knechte zu einen guten Wandel in Allem, was ihnen zu tun oder zu leiden vorkam, wobei er ihnen das unvergleichliche Beispiel Christi im Leiden zu ihrer Nachfolge vorhält. An Mühseligen und Beladenen, dergleichen die Knechte selbiger Zeit waren, hat der himmlische Beruf am Meisten seine Kraft bewiesen. Diese werden nun auch aufgefordert, der ihnen beigelegten großen Hoffnung würdiglich zu wandeln. An der Ausrüstung mit dem Sinn der Untertänigkeit hat man den Vorteil zu Allem, was je vorkommen kann. Untertänigkeit trägt hinlängliche Wurzel und Triebe zu allem Guten aus. Furcht bedarf man nur um derjenigen Versuchungen willen, die diesen Trieb zuweilen aufhalten wollen; z. B. wenn die Verführung Anderer, oder die Beredung, es bleibe verborgen, oder die Gemächlichkeit des eigenen Fleisches an der nötigen Untertänigkeit Abbruch tun will. Gütige Herren fordern nicht viel; gelinde können auch einen begangenen Fehler, angerichten Schaden übersehen und vergeben; bei wunderlichen aber gab es Unrecht und Streiche zu leiden. Damals nun konnte man sich gegen Wunderliche nicht so schnell mit dem Weggehen helfen, weil man nicht nach Willkühr um Speise und Lohn dienete, sondern ein geborner oder mit Geld erkaufter Knecht war. Doch ist es auch jezt noch mißlich, wenn man sich zu schnell mit vielem Wechseln helfen will. Denn die Selbsthilfe führt gemeiniglich in verwickeltere Umstände. Das ist aber Gnade, oder ein Beweis, daß ein Werk oder Geschäft der Gnade GOttes in dir sei, wodurch du, unter Gemeinschaft der Leiden, dem Ebenbilde des Sohnes GOttes gleich werden sollest, wenn du wunderlichen Herrschaften nie Etwas recht machen kannst, von eigenliebigem, neidischem, schwazhaftem Nebengesinde immer weggestochen und verdrängt wirst, und dir das Gewissen, der Wiederschein, den man von GOttes Zeugnis genießt, Ersatz und Trost genug dafür gewährt. Man meint sonst, das tue am wehesten, daß man so unschuldig sei, und Unrecht leiden müsse. Aber bei wem seine eingebildete Unschuld noch Reizung zur Ungeduld wird, der hat Ursache, daran zu zweifeln, der entschuldiget sich sorglich mehr, als er das Gewissen zu GOtt ruhig wirken läßt. Wo das Gewissen zu GOtt der Unschuld Zeugnis gibt, da wird Unrecht leiden leicht: denn es führet einen friedsamen Genuß der beugenden Gnade mit sich. Was man sich mit Übeltun, Nachläßigkeit oder doch mit seinem bösen Maul zuzieht, darunter hat man keine Unterstützung vom Gewissen zu genießen, mithin hat man mehr Ursache sich zu schämen als zu rühmen. Aber wer beim Wohltun leidet,hat sich nicht zu schämen, doch auch nicht sich selbst, oder sein Verdienst zu rühmen, sondern GOtt für Seine zum Tun und Leiden verliehene Gnade zu preisen, 1. Petr. 4:16 . - Der noch so geringe Stand eines Knechts oder Sklaven hindert GOtt nicht in seinem himmlischen Beruf ihm die Hoffnung des ewigen Erbes und der Mitgenossenschaft am Reich seines lieben Sohnes vorzuhalten; daher kann man das auch sonst unvermeidliche Leiden durch diesen Beruf so veredeln, daß man all sein Leiden in die Gemeinschaft der Leiden Christi hineinrechnen, und es als richtige Schritte der Herrlichkeit entgegen ansehen kann. Christus hat den Weg, durch Leiden zur Herrlichkeit zu gehen, nicht ausgeschlagen vielmehr durch sein Leiden für uns ihn so gangbar gemacht, daß nun auch in unser zum Leiden sonst so verdrossenes Herz ein Same der Willigkeit kommen kann. An dem von Christus uns hinterlassenen Vorbild zeichnet der Apostel im Folgenden solche Fußstapfen, die ein Knecht zu betreten vorzügliche Gelegenheit hatte, z. B. gütige Herren mit Sünden zu hintergehen, der Wunderlichen Härtigkeit mit Betrug auszuweichen, ist eine gemeine Versuchung für Knechte; darum sagt der Apostel von Christo: er habe nie eine Sünde getan, und in seinem Munde sei nie ein Betrug erfunden worden. Wiederschelten oder Drohen sind sonst die Waffen derer, die sich mit nichts Anderem helfen können. Christus aber war unter seinem Leiden, wie ein Schaf, das verstummet vor seinem Scherer. Auch da Er sein Kommen in den Wolken des Himmels vor des Hohenpriesters Gerichte bekannte, blieb er so entfernt von allem Drohen, wie noch bei uns GOttes Gericht vielmehr der tiefe Grund zur Geduld sein, ja nicht aber ein Stachel werden soll, womit wir Andern wehe zu tun begehren. Daß aber der Geist Christi vorher in den Leidenspsalmen so nachdrückliche Flüche über die ausgesprochen, die sich dem Mörder von Anfang als Werkzeuge zur Vollendung seiner Lust in dieser Sache hingegeben haben, das geschah, daß man die Stille und Geduld des Leidenden nicht auf Mutwillen zöge, wie es der liebe Heiland dem Judas so neben einander hinlegte: Des Menschen Sohn geht freilich dahin, wie es von Ihm beschlossen und geschrieben ist; doch wehe dem Menschen, durch welchen er verraten wird. Ein Knecht muß das Schwerste selbst angreifen; und so hat Christus im Tragen unserer Sünden auch selbst das Schwerste getan, und hatte Keinen, auf den Er es schieben konnte. Unter dem Gericht und Verdammung der Sünde am Leib und Fleisch Christi ist ihr ihre verdammende Kraft im Gewissen benommen, und damit auch der Hauptsitz zu ihrer Herrschaft und deren Behauptung zerstört, hingegen eine ewige Gerechtigkeit wieder gebracht, oder ein Recht befestiget worden, auf das sich nun GOtt mit dem Sünder einlassen, und Jedem, der der Sünde gern los wäre, sie vergeben, und ihn in den Dienst der Gerechtigkeit einleiten kann. Bei den Wunden JEsu muß man immer auch auf den - darauf ruhenden Rat GOttes, daß damit Sünde und Sündenstrafe weggetragen und aufgehoben sein soll, sehen. Denn dorther schreibt sich eigentlich das Leben, oder Heilwerden, das wir daraus haben. Ein irrendes Schaf wird bei einem schon vorher kümmerlichen Leben endlich eine Beute für den Wolf. So ist ein Mensch außer der Berufung GOttes in Christo, hier und dort vom Tod genagt, Ps. 49 , durch GOttes Ruf aber zu dem Hirten und Aufseher der Seelen gebracht, bei Dem Leben und volle Genüge ist, Joh. 10:11 . O, was hat derjenige nur zu genießen, dem das Geheimnis der Leiden Christi und unserer Gemeinschaft mit demselben aufgeht; der hat etwas, von dem er sagen kann: Dies drückt mich in Hoffart nieder, in Betrübnis hebt's empor, gibt in Schwachheit Kräfte wieder, aus der Ohnmacht zieht's hervor, und hält mich in Lieb' und Leid bei der rechten Mäßigkeit. Ja ich find' die tiefste Stille, wenn am Kreuze hängt mein Wille.
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