1 Thessalonians 5

Text: 1.Thessalonicher 5,1-11 Schöne Anweisung und bewährtes Mittel, wie man, ohne Zeit und Stunde zu wissen, doch von dem Tag des HErrn nicht unvorbereitet angetroffen, oder zu seinem Schaden berückt werde. Das Zukünftige überhaupt, und besonders die wichtigen Stücke der Hoffnung, die der Apostel nächst zuvor namhaft gemacht hat, haben eine große Macht über das menschliche Herz; und deswegen ist der Gedanke und die Frage der Zeiten halber, nicht wohl davon zu trennen. Denn bei der Hoffnung ist ein Verlangen nach dem verheißenen Guten, und aus dem Verlangen entspringt die Frage: wann ? Den Propheten und Gläubigen Alten Testaments wird es zum Lob angerechnet (1.Petr. 1, 10 f.) , daß sie forschten, auf welcherlei Zeit deutete der Geist Christi, der in ihnen war. Und so hat auch der HErr JEsus den Jüngern ihre Fragen nach Zeit und Fristen nicht verargt, sondern Manches darauf geantwortet, darüber wir noch jetzt ein heilsames Forschen anstellen können (Matth. 24, 3 ff.) . Nur hat die Wahrheit, und der Geist der Wahrheit, der auch das was zukünftig ist, verkündigt, uns immer von zwei Abwegen zurückzuziehen; eines Teils dem Gedanken: mein HErr kommt noch lange nicht, zu steuern, anderen Teils den schnellen und Alles zu nahe setzenden Vermutungen zu begegnen, die so leicht zum Nachteil der Christen – Hoffnung selbst umschlagen können. Darum liegt im Worte GOttes so Vieles, das Herz durch die Ungewißheit wegen der Zeit in eine beständige Wachsamkeit und Bereitschaft zu versetzen; und so auch Vieles, die schnellen Vermutungen zu dämpfen, und eine ausharrende Geduld zu pflanzen. Wer nun aus allem Vortrag göttlicher Wahrheit genugsamen Antrieb zur Wachsamkeit, und doch auch Nahrung zur ausharrenden Geduld zieht, der wird vom guten Geist auf ebener Bahn geleitet. Zur Wachsamkeit und Bereitschaft auf des HErrn Zukunft ist die Gewißheit der Sache ohne Bestimmung der Zeiten und Fristen allein hinlänglich; aber um anderen dazu geschlagenen Mißverstandes willen hat es der Apostel unten ( 2.Thess. 2, 1 ff .), doch für nötig befunden, ihnen auch von den Zeiten und Stunden näheren Bescheid zu geben. So kann auch ein Zeugnis von so etwas das einmal mehr, das anderemal weniger nötig sein. Wer gern gewisse Tritte tut, der wird immer lieber etwas weniger, aber gewiß wissen, als sich mit allzuvielem überladen, ohne genugsamen Unterschied dessen, was daran gewiß oder nur Vermutung sei. Des Gleichnisses, wie ein Dieb in der Nacht , hat sich der Heiland nicht nur Matth. 24, 42–44 , sondern noch vom Himmel herunter bedient (Offb. 3, 3 und 16, 15) ; und es drückt freilich auf einmal nicht nur das Unvermutete, sondern auch die bei den Menschen überhand nehmende Sicherheit und Schlafsucht zur Zeit dieser Zukunft aus. Sie, die keine Hoffnung haben ( Kap. 4, 13 ), die sich also bloß dieses gegenwärtigen Lebens getrösten, sprechen gern so: es ist Friede, es hat keine Gefahr . Denn auf das geht der Weltmenschen Sinnen und Bemühen, ihren Wohlstand, die Aufnahme, das Bleiben ihrer Häuser so zu befestigen, daß sie von keinem Gedanken der Veränderung, so das Reich GOttes und dessen Offenbarung an diesem Weltgang machen könnte, gestört werden. Deswegen soll nun je länger je mehr Alles der Welt und diesem ihrem Sinn zu Gefallen reden, und das Evangelium vom Reich GOttes soll darüber unter die Bank gesteckt werden; das Schönste, Gemeinnützigste an der Religion soll aber das sein, was den zeitlichen Wohlstand und Frieden am meisten befestigt, der Hoffnung und Absicht auf das Zukünftige mag es darüber in der Menschen Herzen gehen, wie es will. Das sind die Eier in der heutigen Zeit, zu der Brut, die noch lauter sagen wird: es ist Friede. Wann sich aber der Schade von der versäumten Bereitschaft auf das Zukünftige offenbaren, und wie verloren alle Anschläge auf das Sichtbare sind, sich auch nicht verbergen wird; so wird ihr Verderben so plötzlich und unvermittelt sein, als einer Gebärerin , die die Ursache ihres Schmerzens in sich selbst trägt. O wie viel besser und ratsamer ist es, sich in die heilsamen Geburts – Schmerzen hinein zu begeben, darunter man zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren wird. – In der Finsternis sein , heißt in der Unwissenheit, Sicherheit, irdischem Sinn, Lieblosigkeit gegen den HErrn JEsum, Feindschaft wider das Licht, Unlittigkeit sein Verborgenes an das Licht kommen zu lassen, stecken, und so liegen bleiben wollen. GOtt aber ist Licht und ein Vater der Lichter, und zeugt uns durch das Wort der Wahrheit zu Kindern des Lichts , erweckt Lust zur Wahrheit im Verborgenen, die läßt das Böse an sich durch das Licht strafen, auch das, was in GOtt getan ist, offenbaren, also sich vom Bösen abziehen, auf das Gute befestigen; und so kommt man zu einem reinen Herzen und einfältigen Auge, dem das Licht, wie sein Element angenehm ist, und so wird einem Gläubigen, als einem Kind des Lichts, auch der Tag, der Alles klar macht, leidentlich und erwünscht. – Wachen und nüchtern sein schließt den ganzen Sinn in sich, der der Zukunft des HErrn gewiß, auf seinen Empfang bedacht, der Hoffnung der Seligkeit froh, und auf den einstweiligen Verzug derselben doch ausgerüstet ist. Hingegen wer um des HErrn Zukunft unbekümmert, mit Sorgen und Lüsten diese Lebens beschwert, an dem Gebrauch seiner Sinnen, an der Anwendung seiner Kräfte zum Warten auf den HErrn verhindert ist, der wird von der Schrift zu denen gerechnet, die da schlafen und trunken sind . Den Tag JEsu Christi aus GOttes Wort, aus seines Geistes Verklärung zum Grund seines Glaubens, zum Ziel seiner Hoffnung gefaßt haben, das heißt: wir sind des Tages. Bei einem Streiter liegt viel am innerlichen Mut und Fassung; darum hat der Apostel so viel auf das Wachen und Nüchternsein gesetzt; aber neben dem doch auch an der angelegten Kriegsrüstung , und deren Gebrauch; darum nennt nun auch der Apostel den Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und den Helm der Hoffnung . Mit nichts in seinem ganzen Rat, und so auch mit seinem Tag und dessen schneller Überkunft hat uns GOtt nicht gesetzt zum Zorn ; sondern wir mögen von seinem Tag lebendig ergriffen, oder an demselben aus unserem Schlaf geweckt werden, so sollen wir zugleich mit Ihm leben. Darüber gilt es seiner selbst und auch Anderer wahrnehmen, mit Reizen zum Glauben. Text: 1.Thessalonicher 5,12-14 Eine Bitte und Ermahnung, teils wie die geringeren und schwächeren Glieder der Gemeinde denen begegnen sollen, deren Gaben und Dienst sie zu genießen haben, teils aber auch, wie die, so Andere zu fördern vermögend sind, sich nach dem Bedürfnis derer richten sollen, die sie vor sich haben. In der Angelegenheit, da er die Achtung der Geringeren für die Angesehenen gewinnen möchte, spricht der Apostel doch diese Schwächeren sehr freundlich an, weil es leicht den Schein hätte haben mögen, als ob es ihm auch um sich selbst und seine Ehre zu tun wäre. Eine Bitte findet da eher Statt, denn ein Befehl. Auch die Aufgabe selbst: Erkennt , ist so gefaßt, daß dabei das Meiste eines Jeden eigenem Nachdenken, Überzeugung und richtigem Beurteilen überlassen bleibt. Und doch ist viel geholfen, wenn nur dies Erkennen aufgerichtet wird. Denn die meisten Irrungen entstehen daher, daß man nicht erkennt, in wie vielen Mängeln wir stecken, und warum wir Anderer Handreichung so nötig haben. Damit ist der Grund zur Liebe aller Art tief gelegt, wenn man in dem – von GOtt erbetenen Sinn steht: Laß mich das Gute, das wir an ihm haben, von Herzen lieben, weil es Deine Gaben. Und dies steht wieder auf der noch tieferen Wurzel: Gib mir ein Herz, das die Demut liebt, das sich selbst kennt. Wer sich, seine Bedürfnisse, seine Unzuverlässigkeit selbst kennt, dem werden Ordnungen von mancherlei Art nicht leicht zur Last, sondern er findet bald den Vorteil, das Nötige und Nützliche daran zu erkennen. – An euch arbeiten, euch vorstehen, euch vermahnen, kann oft in einem Arbeiter beisammen sein; es können aber auch diese Gaben und deren Anwendung geteilt sein; es kann Jemand nicht gerade in einem Amt und damit verknüpften Ansehen stehen, und GOtt gibt doch in seinem Herzen einen großen Fleiß, viel zu Anderer Bestem zu arbeiten, zum Frieden zu raten, besorglichen Abweichungen vorzubeugen. Solcherlei Gaben soll man froh sein. Es ist nichts Ungeschickteres, als wenn man es allein sein will, und sorgt, durch Anderer Mitarbeiten entgehe ihm etwas. Was GOtt einem Anderen verleiht auszurichten, dessen darf man sich ja als eines gemeinschaftlichen Gutes freuen. – Über die gemeine und allen Menschen schuldige Liebe soll man auch das Werk und den Dienst, der uns geschieht, erkennen, und den Segen davon nicht durch Streiten, durch Andichten allerlei unlauterer Absichten; aber auch nicht durch ungebührliche Anhänglichkeit an Einem vor dem Anderen verhindern. Konnte es denn auch bei einem so blühenden Zustand Ungezogene und unordentlich Wandelnde geben? Ja, wo das, was von der Kraft des Evangelii und des Geistes Christi in einen Menschen kommt, nicht unter den Geist der Liebe und der Zucht hingegeben wird, da kann es leicht zu Unordnungen ausschlagen. Und das noch mehr, wenn man beim Ansatz oder Ausbruch solcher Mißgewächse nur den Hals zum Richten ausstreckt, und in der Gemeinde, ja auch in Häusern und Familien niemand zum Vermahnen und Abhelfen greift. – Das ist kein sicheres Zeichen vom Starkwerden am inwendigen Menschen, wenn man der Kleinmütigen und Schwachen so leicht überdrüssig wird, und hinter ihren Fehlern im Gegenwärtigen oder unter ihren Klagen über ihr weiteres Durchkommen gleich Falschheit und Unlauterkeit vermutet, und mit solchen Reden wie mit Hörnern gegen ihnen stoßt. Dagegen hat Paulus ( Röm. 15, 1 ff . und Gal. 6, 1 ff .), ernstlich gewarnt, weil ein mißliches Wohlgefallen an sich selbst der Grund davon ist. Bist du geduldig gegen Fremde, lerne es auch gegen die Deinigen; weißt du zu leben gegen Vornehmere, brauch ein solches Einschicken auch gegen Geringere. Eure Lindigkeit laßt kund sein gegen alle Menschen. Seid geduldig gegen Jedermann. Text: 1.Thessalonicher 5,15-22 Unterschiedliche Ermahnungen, in allem Betragen nur immer dem Geist der Kraft, der Liebe und der Zucht das Regiment im Herzen zu lassen. Jeder hat freilich auf sich selbst zu sehen; doch kann man oft auch bei Anderen verhüten, und der vorgehaltenen Selbstrache oder Selbsthilfe, wie Abigail bei David, durch eine geschickte Rede begegnen. Dem Frieden, der teilnehmenden Liebe, wobei das Gute sich Ausbreiten kann, daß der Nächste unserer genießen kann, wie GOtt hat auch an uns getan, soll man nachjagen. Das Fröhlichsein in dem HErrn allewege ( Phil. 4, 4 ), schließt nicht aus, daß man nicht auch von abwechselnden Begegnissen könnte oder dürfte angegriffen werden. Nur der Hoffnung Grund, als die eigentliche Quelle des christlichen Fröhlichseins, soll unter allen Veränderungen einerlei bleiben, und darnach soll man Alles beurteilen, wie es uns zum Erreichen unserer vorgehaltenen Hoffnung Vorschub tut. – Beten , ohne laß zu werden ohne es den Hindernissen gewonnen zu geben, ohne an der Rettung GOttes zu verzagen, heißt Beten ohne Unterlaß . Eben der Anblick und die Übung nur vom Nächstvorhergehenden, z. B. wie viel es kostet, das Böse mit Gutem zu überwinden, wie viel Grimm in der Welt aufgerührt wird, wie alle Bande der Zusammenfassung auf das Gute nachlassen, wie oft man damit mit Verdruß und Ermüden gedeckt wird zc.; das gibt Materie genug zum Beten ohne Unterlaß. Alle Sprüche der Schrift müssen erst von dem Geist, der sie ausgesprochen, auch in Übung gebracht werden; unter dessen Regiment wird der Bogen nie zu hoch gespannt, und auch der Trägheit des Fleisches nie Raum gegeben. – Je mehr man den Willen GOttesin Christo JEsu erkennen und lieb gewinnen lernt, je mehr findet man immer Ursache zum Danken , und Spuren, wie auch das, was widrig scheint, so wohl eingerichtet ist, das Fleisch und seinen Sinn zu unterdrücken, dem Geist aber Luft zu machen. Dem Geist und seinen Gaben wird öfters eine Inbrunst, eine Lichtskraft zugeschrieben, und die soll man nicht dämpfen und unterdrücken, an ihrer Wirksamkeit und Fruchtbarkeit nicht hindern, wie durch widrige Urteile, Verdacht, Ärgernisse, die man über des Geistes Geschäft ausbringt, Fehler, die man andichtet, oder vergrößert, so leicht geschehen kann. In Sachen des Geistes braucht man nicht leicht so viel Billigkeit, als man doch in Angelegenheiten des bürgerlichen Lebens braucht, da man doch eines jeden Bürgers Gabe und Verstand noch zu benutzen weiß; in geistlichen Dingen aber um des zu besorgenden Mißbrauchs willen Alles zu dämpfen unternimmt. – Die Behandlung göttlichen Worts, dadurch Jeder in seinem Inneren gerichtet, und also die Wort GOttes liegende Lichtskraft aufgeschlossen wird, heißt 1.Kor. 14, 2 4 f. auch Weissagung , und die soll man beim Abgang anderer Geistesgaben nicht gering achten. Verleiht GOtt aber auch aus seinem Wort wirkliche Aufschlüsse vom Zukünftigen, so soll man sie auch nicht ausschlagen. Mit dem Wort: prüft Alles , treiben Manche heutigen Tags so ein Jagdgeschrei, wie wenn man allen Auskehricht, der in der Welt aufgeschüttet, und Alles was der jetzige Witz zu Markt bringt, durchsuchen und sehen müßte, ob nicht eine verlorene Perle darin aufzutreiben wäre? Aber in ein solch unsere ganze Lebenszeit verzehrendes Geschäft begehrt uns der Apostel gewiß nicht hineinzutreiben: sondern was sich von der Seite anbietet, daß wir es zu prüfen im Stand sind, und wo es Not tut, daß ich entweder Gemeinschaft damit haben, oder mich mit Grund entziehen muß; da ist mir das Prüfen aufgegeben, und was sich zum Erbauen auf den allerheiligsten Glauben, zur Gebetskraft, zum fröhlichen Leben im Willen GOttes anlegt, das behält man als das Gute, meidet aber Alles, wodurch Andere in ihrem guten Vertrauen gegen uns gehindert, oder Arges von uns zu denken veranlaßt werden könnten, oder wodurch auch wir in etwas hineingezogen würden, das unserem unsträflich Erfundenwerden Abbruch tun möchte. O GOtt gib durch Deinen guten Geist in unser Herz und Sinnen Weisheit, Rat, Verstand und Zucht, daß wir Anders nichts beginnen, als was nur Dein Wille sucht! Text: 1.Thessalonicher 5,23-28 Kräftiger Wunsch, tröstliche Aufmunterung, Schlußermahnung und Grüße. Bisher hatte Paulus das Seinige getan, durch Wort und Fürbitte, durch Nachfragen, durch Zuschicken solcher Gehilfen der Wahrheit, die ihnen förderlich sein könnten. So hat er sie auch angewiesen, das Ihrige zu tun, durch Ermahnen, Trösten, Aufsehen über einander. Jetzt wendet er sich zu Dem, von dem alles Gedeihen kommen muß; Er aber , von dem er nächstens sagen wird, Er wird es tun und ausführen. Der Mensch kann freilich nichts ohne GOtt; aber GOtt will auch nichts ohne den Menschen, und dessen von Schritt zu Schritt bewiesenen Gehorsam. – Den Frieden mit GOtt versteht man sonst zunächst von der Versöhnung, die durchs Blut JEsu am Kreuz gemacht ist, und von uns im Glauben und Zugang zur Gnade angenommen wird. Hier aber geht es noch weiter und begreift den Frieden, von welchem her GOtt den tröstlichen Namen hat: der GOtt des Friedens , auch Alles, wodurch GOtt uns sich selbst untertänig macht, daß alles Streiten und Rechthaben wider GOtt aufhört, sich hingegen Alles am Menschen mit Zufriedenheit unter GOtt beugt, unter dem sanften Joch Christi dahin geht; vom freudigen und willigen Geist zum fröhlichen Leben im Willen GOttes angehalten wird, und also der Friede mit GOtt und in GOtt das Regiment im Herzen hat, wobei kein Gutes abgeht, und nichts Widriges einbrechen kann. Dieser GOtt des Friedens, der uns so ganz auf seine Seite zieht, und Alles, was an uns ist, in seinem Dienst und zu seinem Eigentum annimmt, der heiligt uns eben damit. Denn unsere Heiligung ist ja die willige und zufriedene Übergabe an GOtt zu seinem Willen und Dienst und ewigen Anhangen an Ihn. Deswegen ist es so dem Evangelio würdiglich, daß der Apostel den GOtt des Friedens zur Quelle unserer Heiligung macht. – Der Geist ist das, was am Gläubigen ist, nach der neuen Geburt durch den Glauben an das Evangelium, was aber auch mehr und mehr über das, was an uns ist nach der alten Geburt, nämlich über Seele und Leib, die Oberhand so gewinnen soll, daß zuletzt Alles vom Geist, oder vom Leben aus GOtt, durchdrungen, und damit der Mensch ein geistlicher Mensch wird, ja selbst der Leib nach der Auferstehung ein geistlicher Leib heißen kann. Der Geist wird also ganz unsträflich behalten , wenn er nicht gedämpft, und an diesem Durchdringen an Leib und Seel nicht gehindert wird; wenn er nicht durch ungeprüftes Verachten oder Annehmen dessen, was ihm vorkommt, Schaden nimmt, wenn er guten Unterschied macht und hält, und sich nicht unter gutem Scheine vom Bösen beflecken läßt. Die Seele wird vom Geist gesalbt und durchdrungen, wenn das, was der Apostel, V.16–18 aufgegeben hat: Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlaß zc. in guten Gang kommt. Der Leib wird auch zu diesem Dienst GOttes im Geist angehalten, wenn alle Rachgier, alle Entzündung aus der Hölle, Böses mit Bösem zu vergelten, vermieden wird; wenn man hingegen dem Guten nachjagt, darnach ringt, daß man stille ist, und das Seine arbeitet mit seinen Händen, sich in allen seinen Bedürfnissen einzieht, daß es nicht soviel Ecke gibt, daran einen der Verkläger heben, oder zu Schanden machen kann. – Die Zukunft unseres HErrn Christi wird auch sonst als der Termin angegeben zur Offenbarung dessen, was am Menschen gerettet worden ist, es sei entweder durch Salz der himmlischen Zucht allein, oder durch das Gerichtliche des Feuersalzes ausgerichtet ( 1.Kor. 5, 5 ). Der Ruf ist ein aneinander hängender Zug und mit Kraft begleiteter Antrag GOttes, uns zu dem zu bringen, wozu Er uns gesetzt hat, nämlich die Seligkeit zu besitzen. Ruf enthält also teils den gnädigen Willen GOttes über uns wegen dem bereiteten Guten, teils den Ernst und die Macht GOttes, uns durch das hemmende Böse hindurchzubringen. In Liebe ist es uns zugedacht, und bei standhafter Liebe oder Treue ist GOtt nicht so leicht von seinem Gnadenvorsatz abzubringen, wenn man es nicht macht, wie 4.Mo. 14, 34 , denen er sagen läßt: Ihr sollt inne werden, was es ist, wenn ich die Hand abziehe. – Tun, machen wird Er es , braucht die Schrift (Ps. 22, 32 und 37, 5) , von GOtt, wenn sie Alles, was man den ganzen Weg hindurch bis an das frohe Ziel von ihm zu genießen hat, kurz zusammenfassen will. – Die Empfehlung in die Fürbitte braucht der Apostel am ausführlichsten entweder gegen Gemeinden, die er noch als fremde mit mehr Achtung behandelt, wie z. B. die Römer, Epheser und Kolosser; oder über deren guten Stand im Glauben er in besonderer Zuversicht war, wie über die Philipper und Thessalonicher. – Der heilige Kuß hat auch zu dem ehemaligen vollen Segen des Evangelii gehört, von dem wir bei unserem Gefangensitzen an den Wassern zu Babel so viel erneuern sollen, als sich bereitete und geheiligte Herzen dazu finden. – So viel ernstliche Ermahnungen sonst vorkommen, so ist das doch die einige Stelle, darin der Apostel seine sonst so zärtlich behandelten Thessalonicher beschwört. Mithin muß es etwas anbetreffen, das ihm besonders anliegt. Vom Vorlesen des Gesetzes und der Propheten waren in der Israelitischen Kirche ehemalen manche Anstalten, die von Zeit zu Zeit erneuert und gebessert wurden. Man sehe Nehem. 8, 3 + 8 und Apg. 15, 21, und so sollte nun auch die Schrift Neuen Testaments gelesen werden, teils selbst, teils zum Dienst derer, die nicht selbst lesen konnten, vorgelesen werden (5. Mo. 31, 11 – 13 und Jos. 8, 33 – 35) Die Gnade unseres HErrn JEsu Christi zum Stärken im Guten und zum Bewahren vor dem Argen sei mit uns Allen. Amen!
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