1 Timothy 3

Text: 1.Timotheus 3,1-7 Der Apostel zeigt, was für Eigenschaften sich an dem finden sollen, dem man einen Dienst an der Gemeinde, besonders die Arbeit am Wort und an der Lehre, anvertrauen wollte; damit teils Timotheus selbst sich in Auswählung solcher Personen darnach richten könne, teils diejenigen, die zu dergleichen Arbeit eine erweckte Lust in sich spürten, sich daraus ersehen möchten, nach was sie sich zu prüfen, ob ihre B egierde rechtmäßig und vor GOtt wohlgefällig sei? Schon der Eingang: das ist gewißlich wahr ; gibt zu erkennen, daß der Apostel nicht nach der leichtsinnigen Weltart ein Urteil fällen, und im fleischlichen Sinn sagen will: es hat's Niemand besser als die Pfaffen. Denn dazu brauchte es den Eingang nicht, der nur in wichtigen Materien und bei Urteilen vorkommt, die weit von dem Ermessen der fleischlich gesinnten Vernunft abgehen. Aber ernsthaften Gemütern, die von den Schwierigkeiten des Amts beinahe zurückgeschreckt werden, wird hiermit ein Halt angeboten. Bischofsamt wird von den Dienern unterschieden (V.8) ; mithin begreift der Apostel allen übrigen Dienst an der Gnade mit Wort und Lehre, oder Vorstehen als ein Ältester, darunter. Wer sich hierzu bestellen zu lassen willig ist, oder, nach der jetzigen Art, die Lebensart erwählt, darinnen er zu künftigen Diensten an der Gnade vorbereitet wird, der widmet sich einem köstlichen Werk ; nicht eben um der jetzigen bequemen Lebensart oder daran hängenden Höflichkeit, sondern um der Gelegenheit willen, dem Willen GOttes zu dienen, und um der vorzüglichen Eigenschaften willen, die dazu gehören. Diesem nach hat alles Folgende nicht nur derjenige zu beobachten, der Jemand dazu wählen und verordnen will, sondern auch derjenige, so sich dazu anbietet, oder doch bestellen läßt. Unsträflich sein sieht auf die vergangene Zeit zurück, daß dorther kein Vorwurf, Anklage und gegründeter Verdacht an Einem hafte, wodurch Andere vom nötigen Vertrauen abgehalten werden könnten. Das wird man allermeist durch die einem widerfahrene Barmherzigkeit (Kap. 1, 16) . Bei derselbigen hat man des Satans und seiner Werkzeuge Tadel nicht zu achten. Denn vor deren argwöhnischem Andichten ist Niemand sicher (Sach. 3, 1 ff.) . Deswegen wird auch unten für den guten Namen eines Ältesten so weislich gesorgt (Kap. 5, 19) . Eines Weibes Mann sein ist nun die gewöhnliche Beschreibung des ehelichen Standes, nachdem Christus denselben auf seine ursprüngliche Reinigkeit zurückgeführt hat (Matth. 19, 4) . Da sollte nun Keiner als ein Fürbild der Herde auftreten, der noch gegen den Sinn Christi mit mehr als einem Weibe ehelich lebte. Ob er aber nicht ledig oder im Mittelstand sein könnte, das entscheidet der Apostel damit nicht; doch hat der eheliche Stand und die damit verbundenen Demütigungen nicht wenig Einfluß in die folgenden Tugenden; und das Beispiel, das man durch eine nach dem Sinn Christi geführte Ehe und Haushaltung gibt, ist allemal von ausgebreiteterem Nutzen, als man durch einen noch so rein geführten ledigen Stand gibt. Nüchtern, mäßig deutet an, nicht zu schläfrig und nachlässig, nicht zu schnell und heftig, damit man sich nicht übereile, nicht von Allem angegriffen werde (2.Tim. 4, 5) . Das Bestreben nach der Menschen Beifall kann dem Nüchtern = und Mäßigsein sehr Abbruch tun. Sittig , säuberlich in Kleidung, Aufführung und Handlungsweise. Es wäre nicht fein, ein solches Gelenk aus der übrigen Kette herauszureißen, und in dem Einigen sich zeigen wollen; aber eben so wenig die Versäumnis hierin mit der Beobachtung der übrigen Stücke bedecken zu wollen. Gastfrei nach jedem Tafelzettel (Luk. 14, 12 - 14) . Bei Lehrhaftig könnte man denken: Warum das so spät? Eben damit man es nicht bis zum Hintansetzen anderer Eigenschaften übertreibe. Heutigen Tages ist die Zeit der sogenannten Gaben und Talente. Damit macht man sich zur Unterdrückung aller edlen Herzens = Eigenschaften breit. So parteiisch ist die Schrift nicht. Auch wenn sie lehrhaftig sagt, so meint sie etwas Anderes, als eine stattlich abgelegte Antrittspredigt, sondern so, wie die Schrift selbst nütze ist zur Lehre, und wie Einer, der die Schrift inne hat lehren (2.Tim. 3, 16) , und es mit Geschick an Andere bringen kann (2.Tim. 2, 2) , allermeist mit einer - dazu von GOtt in gutem Gewissen empfangenen Macht (Matth. 7, 29) . Es ist freilich keine Ehre, daß es weiter heißt: kein Weinsäufer (V.3) . Aber das Wort GOttes ist nirgends zum Großtun, sondern nach unserem Bedürfnis eingerichtet. Man kann viel Amtstüchtigkeit vertischeln, auch damit seine eigene Lehre niederreißen, oder sich auf ein andermal den Mund stopfen. Nicht pochen , nicht Schläge austeilen, wie man gern gegen die Stillen tut, die nicht in das wüste, unordentliche Wesen mitlaufen (Luk. 12, 45) . Nicht schändlichen Gewinns begierig sein , selbst mit dem Vorwand der Gottseligkeit ( 1.Tim. 6, 5) , oder beim Verdienst von Amtssachen (1.Petr. 5, 2 ; Hes. 13, 19) . Aus Erfahrung der Schwierigkeiten an sich selbst muß man gelinde sein, und langsam tun können (Phil. 4, 5) ; auch über Meinungen, und worin man sonst das Seine suchen könnte. Nicht haderhaftig , dergleichen oft aus Geiz, der Wurzel alles Übels, herkommt, oder woraus sonst Belieben an dem Lohn der Ungerechtigkeit, wie bei Bileam , oder Griffe, wie bei den ausgearteten Söhnen Samuels , oder wie bei Gehasi , entstehen. Da man ehemals Älteste und Bischöfe aus den übrigen Gemeindegliedern herauswählte: so konnte man auch auf die in ihren eigenen Häusern schon abgelegten Proben sehen (V.4) . Diejenigen, die bei uns jetzt ledig auf die ersten Bedienungen kommen, können sich hieran doch ersehen, womit sie gleich den Grund zu legen, und was für Ehegattinen sie zu wählen haben. Seinem eigenen Hause wohl vorstehen , steht zwischen dem: nicht geizig sein, und dem: gehorsame Kinder haben, mitten inne. Mithin sieht man wohl, daß der Apostel zu dem: seinem eigenen Haus wohl vorstehen nicht die Kunst rechnet, überall dem Geiz zu richten, sein Garn so zu legen, daß einem nichts entgehen möge. Bei Kindern und Hausgenossen hat man freilich nicht Alles in seiner Macht. Es wird selbst Ps. 127 unter den Stücken angezogen, durch die dem Menschen so empfindlich wohl oder wehe geschehen kann, und die er doch so gar nicht in seiner Macht hat. Je mehr man aber das erkennt, und die Regierung seines Hauses und Erziehung seiner Kinder mit solchen Selbst = Erniedrigungen angreift und führt, dem wird GOtt als einem Demütigen desto eher Gnade geben. Und wenn die Kinder merken, daß man sie nicht zu Werkzeugen seiner Eitelkeit machen, oder sie als Zutreiber seines Geizes brauchen will, sondern daß man sie nur in die Wahrheit ziehen will, in welcher die Eltern selbst auch wandeln, so werden sie für das Gute auch eher geneigt. Auch verschafft die Bewahrung vor der Welt, die bei diesem Stand so viel leichter möglich ist, manche Förderung (Tit. 1, 6) . Sehr nachdenklich ist das Gericht über eine Priesterstochter (3.Mo. 21, 9) , und das den Kindern Eli gedrohte und so auch vollzogene Gericht (1.Sam. 2, 29 - 34; 3, 11 f. und 4, 11 - 18) . Im eigenen Haus muß das Meiste durch ernsthafte Liebe, einerlei redlichen Wahrheitsgrund und mitleidiges Zurechthelfen ausgerichtet werden. Man kann da keine obrigkeitlichen Zwangsmittel zu Hilfe nehmen. Eben so muß auch das Kirchenregiment oder das Versorgen der Gemeinde eingerichtet werden. Durch christliche Art, seinem Hause vorzustehen, wird doch mehr Ordnung, Gehorsam, gemeinschaftliche Hilfeleistung, teilnehmende Liebe erhalten, und in Gang gebracht, als durch kein Regiment in der Welt nimmer mehr geschieht. Wo man bei der Gemeinde GOttes Alles auf den Fuß der Strenge und obrigkeitlichen Gewalt setzt, so wird aller Geist Christi und alle innere Willigkeit gedämpft. Nicht neugepflanzt , und erst kürzlich zur Erkenntnis und Gehorsam der Wahrheit gebracht, das liegt nicht gerade am natürlichen Alter: denn nach demselben war Timotheus selbst noch jung, sondern an dem - im Herzen kräftig gewordenen Evangelio. Da ist es immer erwünschter, wenn man solche haben kann, die durch die ersten - bei Neubekehrten vorkommenden Versuchungen schon gewitzigt sind. Überhaupt ist es in allen Ständen so, daß diejenigen, welche gleich bei der obersten Stufe antreten, oder zu bald dazu gelangen, sich nicht darein schicken, zu Niedrigen sich nicht herunter lassen können, mit Bedrängten kein Mitleid haben, sich selbst nicht wohl mäßigen. Der Teufel ist nicht bestanden in der Wahrheit, ist aus seinem anerschaffenen guten Zustand noch als ein Neuling bald abgefallen, und in das noch jetzt fortwährende Streiten wider GOtt geraten. Unter dem guten Zeugnis von denen draußen wird freilich nicht gemeint, daß einem Jedermann wohl reden müßte. Denn das widerfährt einem bei Bekenntnis der Wahrheit oft am wenigsten. Doch findet und erhält man das, was man über dem Namen Christi gewagt und verleugnet hat, oft auch wieder durch den Mund derer, von welchen man es am wenigsten vermutet hätte. Nur nicht durch ärgerliches Verhalten dem Satan oder seinen Werkzeugen im Sichtbaren Anlaß gegeben, daß sie dir Verdruß machen, wie sie gerne tun (Apg. 19, 15 f.; Luk. 14, 28 - 34) . Text: 1.Timotheus 3,8-13 Weitere Anweisung, wie auch Diener in einer Gemeinde beschaffen sein sollen. Dienen und ein Diener sein wird sonst oft von unserem lieben Heiland selbst (Matth. 20, 28) , und von den Aposteln und anderen ansehnlichen Arbeitern gebraucht (2.Kor. 6, 4; 1.Kor. 3, 5) . Wo aber Diener im Gegensatz gegen die Bischöfe und Ältesten steht, da bedeutet es einen solchen Diener der Gemeinde, der nicht sowohl zur Arbeit am Wort und Lehre, als vielmehr zur Besorgung anderer vorfallender Bedürfnisse bestellt ist. Die Apostel nennen es: zu Tische dienen (Apg. 6, 2) , im Gegensatz gegen dem Anhalten am Wort und an der Lehre (V.4) . Doch sah man auch dazu nach Männern voll Heiligen Geistes und Weisheit (V.3) , und dämpfte von daher auch ihren Geist nicht, wenn sie zu weiterem brauchbar waren, wie an Stephani Exempel zu sehen. Daher sind auch zu folgenden Zeiten die Amtsverrichtungen solcher Diener bald enger eingeschränkt, bald weiter ausgedehnt worden, je nachdem es das Bedürfnis der Gemeinde erforderte, und auch die Tüchtigkeit der Diener zugab. Je mehr man bei den ungleichen Ämtern der Kirche doch in gleichen Fußstapfen des Glaubens und rechtschaffenen Wesens wandelte, je weniger würde den Untergebenen schwer ankommen, dem Ehre zu geben, dem Ehre gebührte, und der Obere würde auch leichter den - in gleicher Wahrheit wandelnden Untertanen in gehörigem Wert halten. Das würde auch die Begierde schnell höher zu steigen, mäßigen; man würde finden, daß einem auch schon auf der niederen Stufe viel anvertraut ist. Was hat der liebe Heiland mit seinen Jüngern über dem Gedanken: Wer unter ihnen für den Größten sollte gehalten werden, zu tun gehabt? Wie hat Er ihnen noch durch die Fußwaschung vorgebildet, daß auch der Meister und Herr sich herabgeben müsse? Die Achtsamkeit auf den Wohlstand, die Sorgfalt, Niemand irgend einen unbedachtsamen Anstoß zu geben, empfiehlt das Wort GOttes öfters unter dem Namen der Ehrbarkeit(V.8) . Der Diener Amt brachte Umgang mit unterschiedenen Leuten mit sich, besonders mit vorgesetzten Bischöfen und Ältesten und mit übrigen Gemeindegliedern. Dabei war Versuchung, Jedem zu Gefallen zu reden, und darüber zweizüngig zu werden, bei dem einen Teil etwas billigen, bei dem anderen doch die Unzufriedenheit darüber zu nähren. Zweizüngig sein hat freilich einen tieferen Grund in Doppelherzigsein aus Liebe zur Welt und ihrer Freundschaft, aus Kreuzesflucht zc. (Jak. 4, 8) . Selbst der Stand und die Not entschuldigt da nicht, wie man oft meint: ja wer so zwischen inne steckt, der komme nicht anders durch. Weil gleich dabei steht: nicht Weinsäufer , so kann man auch daran denken, was oft ein Gläslein Wein oder andere Aufwartung für Versuchung zum Zweizüngig = werden verursacht; neben diesem aber die Begierde nach Gewinn, wobei man keinen Schritt umsonst tun will, überall darauf sieht, wie es bezahlt wird. Die leidige Sucht, selbst die Gottseligkeit wie ein Gewerbe zu treiben, verunreinigt das Gewissen sehr. Glauben und gutes Gewissen kommt neben einander auf (V.9) und wird neben einander verloren (1.Tim. 1, 19) . Wo man den Glaubenswahrheiten nicht Raum läßt, sich in den ganzen Gehorsam und Frucht zu treiben, da erstickt es. An dem Unterschied der Ämter in der Kirche ist das noch das Brauchbarste, daß man dadurch Gelegenheit bekommt, einen zu prüfen , und nachdem er sich offenbart, ihn noch von Weiterem zurückzuhalten. Was von den Weibern vorkommt (V.11) , kann von den Ehegattinen der Helfer oder auch von den Weibern, die als Witwen zum Dienst der Gemeinde verordnet wurden, verstanden werden. Bei dergleichen Bedienungen hatte man auch manches ausgehende Gerücht an die Oberen zu bringen; dazu gehörte eine vor Lästersucht bewahrte Zunge. Ein Weib, das schweigen kann, ist eine Gabe GOttes. Die Verheißung: welche aber wohl dienen, die erwerben zc. (V.13) muß man nicht wie einen sogenannten Kanzleitrost auf eine gute Beförderung behandeln, und wenn es ausbleibt, verdrossen werden, sondern man muß es als ein Wort von Dem, der in der Mitte der sämtlichen Gemeinden wandelt, annehmen und bewahren, mithin darauf merken, wie Der es auch ohne eigentliche Amtsveränderung erfüllen kann. Denn große Freudigkeit im Glauben kann GOtt in das eigene Gewissen, und auch durch die Legitimation, an Anderer Gewissen schenken. Und das macht zum Zeugnis von Christo, zur Predigt des Glaubens und auch zum Wandel im Glauben immer getroster. Das Übrige, wenn dich GOtt brauchen kann und will, bleibt doch nicht aus. Erreichte man aber hierin nichts Weiteres, so nehme man es als ein wahres Verschonen an, und sei versichert, je niedriger man in der Welt geblieben ist, desto eher kann man sich noch mit Stephano ein freudiges Sterbestündlein im Glauben versprechen. Text: 1.Timotheus 3,14-16 Der Apostel bezeugt, in welcher Absicht alles Bisherige geschrieben sei, und muntert alle Diener im Hause GOttes zu möglichster Treue und Geduld auf, durch den Vorhalt des großen Geheimnisses, am welchem sie dem Willen GOttes zu dienen Gelegenheit haben. Bei baldiger Hoffnung zu kommen, hat der Apostel doch nichts versäumen, und inzwischen schreiben wollen. Das Schreiben ist auch in menschlichen Angelegenheiten ein Ersatz für das, was man in der Abwesenheit von einander entbehren oder versäumen muß. So wird auch im Reiche GOttes durch Schreiben oder jetzt in Druck gegebene Schriften Manches ersetzt, was an der lebendigen Stimme abgeht. Es ist daher für eine Gabe und Wirkung des - auf so mancherlei Frucht arbeitenden Geistes anzusehen, wenn Knechte GOttes auch zu Ablegung ihres Zeugnisses in Schriften geneigt werden. Oft kann aber auch nur ein geringscheinendes Brieflein, eine darin gegebene Nachricht, ein zugesprochenes Gedulds = und Trostwort dem Anderen so zu gelegener Stunde kommen, daß es viel zu Aufrichtung lässiger Hände u. s. f. austrägt. Die Welt hat Posten und Briefbestellungen um ihrer Geschäfte willen eingerichtet: aber das Reich GOttes gewinnt nun auch darunter, und ist auf diesem Weg schon manches Körnlein über das Wasser gefahren. Paulus war in seinen Glaubenswegen schon gewohnt, daß es auch mit dem besten Vorhaben oft durch das Gedränge müßte (1.Thess. 2, 18 und 3, 11; 2.Kor. 1, 18 - 23) . Darum sorgt er auch für den Fall, ob er verzöge (V.15) . Paulus sagt von seinem Wandel, daß er sich darin nicht nach dem Weltwitz, sondern nach der Gnade GOttes gerichtet habe (2.Kor. 1, 12) . Die Gemeinde des lebendigen GOttes heißt er das Haus GOttes, wo GOtt Hausherr ist (2.Tim. 2, 21) , wo GOtt bei ihr darinnen ist, wie der Psalm 46 von der Stadt GOttes rühmt, und Ezechiel die Beschreibung von seinem Tempel und dem Gottesdienst darin endlich mit dem beschließt: Hier ist der HErr! (Hes. 48, 35) . Wo wäre es sonst mit der Kirche schon hingekommen, wenn GOtt nicht immer wieder Sein Hausrecht gerettet hätte. Darum behalten aber auch die Vorhöfe GOttes und das Türhüten im Hause GOttes immer noch den Vorzug, der ihnen schon Psalm 84, 11 gegeben wird. Vor einem wichtigen Zeugnis Etwas zur Vorbereitung hergehen lassen, oder auch es nachgehends mit einem Ausruf versiegeln, ist Pauli gewohnte Art (1.Tim 1, 15 und 4, 9; 2.Tim. 2, 11) . Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit deutet die unveränderliche Wahrheit und Gewißheit an, aus der Höhe und Tiefe dieses Geheimnisses, und kündlich groß geht auf die Freude und Freimütigkeit, mit welcher man sich dieses - in den Glauben des Herzens aufgenommenen Geheimnisses auch mit dem Bekenntnis des Mundes annehmen soll. Hier heißt der Apostel ein Geheimnis der Gottseligkeit , was er, Tit 1, 1 Erkenntnis der Wahrheit zur Gottseligkeit nennt. Jeder Teil dieses Geheimnisses führt seine Kraft der Gottseligkeit bei sich, oder hebt ein im Fleisch steckendes Hindernis derselben, oder besiegt die - von der Gottseligkeit abführende Welt. Erscheinen, offenbaren braucht die Schrift oft von der Zukunft des Sohnes GOttes in der Welt (1.Joh. 3, 8; 1.Petr. 1, 20) , wodurch GOttes Vorhersehen und verheißen endlich in das Werk geführt, zu hören, zu sehen, zu betasten gegeben worden ist (1.Joh. 1, 1 - f.) , so, daß Christus von den Vätern herkam, Davids Sohn, Abrahams Samen heißen konnte, aus Maria geboren war, unter den Menschen wohnte, an Gebärden erfunden wurde, ja Knechtsgestalt an sich nehmen, leiden und sterben konnte. Während seines Wandels auf Erden stand Christus in der Gestalt des sündlichen Fleisches da (Röm. 8, 3) war wirklich das Lamm GOttes, das der Welt Sünde trug (Joh. 1, 29) . Weil das Wenige verstanden, so hielten sie Ihn selbst für einen Sünder, der von GOtt geplagt und gemartert wäre (Jes. 53, 4) , aber aus dieser Angst und Gericht ist Er genommen, und kräftig erwiesen worden als der Sohn GOttes. Alles demnach, was Er im Namen GOttes auf Erden getan und geredet hat, ist als GOttes Werk erwiesen und bestätigt worden, allermeist durch seine Auferstehung von den Toten, ja schon von da an, da beim erlittenen Töten am Fleisch die Lebenskraft an seinem Geist ausbrach, und sein hohes Recht schon beim Hingehen im Geist zu den Geistern behauptet wurde. Aber zum Glaubensvorhalt an alle Welt ist diese Rechtfertigung erst vollends durch die Auferstehung geschickt worden (Apg. 2, 36) . Die Engel haben auch schon bei dem - im Fleisch geoffenbarten Sohn GOttes manches Geschäft gehabt, und in Seiner Sache noch während der Tage seines Fleisches manchen ehrerbietigen Dienst geleistet; wie Er sich selbst auf solche Gemeinschaft mit dem offenen Himmel beruft. Doch wird hier mehr auf das gesehen, was vorging, seitdem die Welt Ihn nicht mehr sahe, da besonders während der heiligen Grabesruhe seines Leibes, und während der vierzig Tage zwischen der Auferstehung und Himmelfahrt bei selbigem Versetztsein in das himmlische Wesen mehr vorgegangen sein wird, als wir umständlich wissen. Doch sollen wir uns durch eine solche kurze Anzeige zum Nachdenken wecken lassen. - Auf das Predigen den Heiden hat der Heiland gleich nach seiner Auferstehung gewiesen (Luk. 24, 46 f.) , und seine meisten Reden vom Reich GOttes zwischen Ostern und Himmelfahrt sind darauf gegangen, wie man deutlich aus Apg. 1, 8 abnehmen kann, aus welchem Grund es hier schon eingerückt wird. Die Sendung des Sohnes GOttes in die Welt und aller darunter ausgeführte Gnadenrat GOttes ist eine heimliche Weisheit, die GOtt verordnet hat. Aber nicht weniger ist es zu bewundern, wie GOtt in der Welt den Glauben an dies Evangelium aufgerichtet hat. Nicht nur bei den aus der Welt Erretteten, sondern auch bei der ganzen und großen Welt ist das von großen Folgen gewesen; wenn man aus den Briefen der Apostel dazu nimmt, in welchen Banden der Finsternis Alles gelegen ist, so kann man es abnehmen. Aufnahme in die Herrlichkeit ging zwar der Himmelfahrt vor, noch ehe die Predigt des Evangelii und der Glaube daran in aller Welt anfing; es steht aber doch dieser Punkt hier zuletzt, weil auch nach der Ausgießung des Heiligen Geistes und der - durch Ihn in der Welt veranstalteten Predigt des Evangeliums noch viel zur Einnahme Seiner Herrlichkeit oder Seines Reichs im Himmel vorging (z. B. Offb. 5) , und weil das gesamte Sitzen zur Rechten GOttes, die Niederlage der Feind zum Schemel der Füße, ja selbst die künftige Offenbarung in der Herrlichkeit mit eingeschlossen ist. An einem solchen Werk GOttes dienen dürfen, welche Freude sollt es uns sein! Unter Allem aufblicken dürfen, wie Stephanus, und JEsum zur Rechten GOttes sehen, welche Stärkung! Wer an der Erde klebt, der ist betrogen. Wer Einblick in diese Herrlichkeit genießt, dem fehlt es nicht am Sieg.
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