Amos 6

Text: Amos 6,1 Amos 6 Einleitung Nachdem diese, die des HErrn Tag aus Ungeduld begehrten, weil sie unter dem damaligen Weltlauf zu leiden hatten, ihren Bericht bekommen hatten; so wendet sich die Rede an Diejenigen, die sich weit vom bösen Tag achteten, weil sie im Welt=Genuß überall wohl zukommen konnten. Diese werden nun nachdrücklich angeredet, überzeugend ermahnt nach Sinn und Wesen, Tun und Lassen, gründlich beschrieben, aber auch scharf bedroht, und in ihrem jetzigen Übermut beweglich beklagt. Text: Amos 6,1 Die gewaltige Ansprache heißt: (V.1) Das kann man wohl wissen, wer zu jeder Zeit die größte Meisterschaft an sich zieht, und also mit einer solchen Anrede gemeint ist. Text: Amos 6,2 etwas, das sie noch am leichtesten zum Nachdenken und Überzeugung bringen könnte, wird vorgeschlagen. An Anderen lehrt uns GOtt immer; überall im Großen und Kleinen ist Alles voll Fußstapfen, daß Hochmut vor dem Fall komme, daß GOtt den Hoffärtigen widerstehe, den Demütigen Gnade gebe. Text: Amos 6,3-6 Ihr Sinn und Wesen wird genau beschrieben und gerichtet. Wer glaubt es aber, daß der HErr so ein genaues Aufsehen habe über den Pracht in Meubeln, über den Überfluß in Essen und Trinken, Mißbrauch der Musik, freches und falsches Berufen auf Davids und andere Schrift=Exempel. Wer bedenkt es, wie viel Böses, Lüsternes, Weichliches auf diesem Wege eingeflößt wird, und wie man dadurch so weit vom demütigen Pilgrims=Sinn abkommt, und sonderlich so ungeschickt und unlittig wird, das Seufzen der Elenden zu hören. O wie oft ist Josephs Geschichte in der Welt wieder aufs gelegt worden; sie warfen Joseph in die Grube und setzten sich nieder zu essen. 1. Mose 37: 24-25. Text: Amos 6,7 V.7-11: Nun kommt auch die scharfe Drohung: (V.7) Wenn Einen schon sein großer Stand in der Welt vor mancher Beschwerde schützt, so gibt es auch wieder andere Zeiten und Umstände, wo man im Krieg, bei Geißelschaften und dergleichen, mehr nach den Vornehmen und Reichen greift, als nach den Gemeinen. Text: Amos 6,8-11 Bei diesen Drohungen ist das schrecklichste, daß man gleich spürt, wie auch unter diesen Gerichten wenig Besserung erreicht, sondern die Menschen in der äußersten Verzweiflung dahin gerissen worden sind; welches die Rede: sie wollten nicht, daß man des HErrn Namens gedenken sollte, zu erkennen gibt. Denn sie zeigt entweder an, daß die Verstorbenen ohne einen Gedanken auf GOtt dahingefahren sind, oder aber, daß der noch einige übrige Teil alles Beten und Sagen von des HErrn Namen für verloren hielt, und in seinem schwierigen Gemüts=Zustand nicht ein Wort weiter mochte an sich bringen lassen. Im ersten Sinn muß es der selige Luther angesehen haben, der andre Sinn aber scheint dem Grundtext näher zu kommen. Text: Amos 6,12-14 Zuletzt wird ihr jetziger Übermut und Sicherheit beweglich beklagt. Es ist unglaublich, wie sich ein Menschenherz erheben und aufblasen kann, und wie es sich wohlgefällt, wenn es Manches durchtreibt, was nicht wohl möglich schien; aber wie tückisch es seine verlorne Anschläge und vergebliche Bemühungen verbergen und vergessen kann, nur damit es sich und Andere in der schmeichelhaften Beredung erhalte: es ist Alles möglich, man muß sich nur recht angreifen. O was kann einem aber GOttes Hand zuletzt für enge Grenzen setzen!
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