Ephesians 3

Text: Epheser 3,1-13 Durch den letzten Ausdruck: wächst zu einem heiligen Tempel in dem HErrn, hat sich der Apostel den Weg gebahnt, daß er von dem Preis der Gnade, über das Bisherige, nun auf den Fortgang und Wachstum im weiteren, kommen konnte. Da er aber von diesem über sie habenden Anliegen anfangen wollte; so veranlaßt ihn die Fülle seines Herzens zu einer langen Zwischenrede, darin er ihnen von seinem Amts = und Dienst = Eifer Rechenschaft gibt, weil GOtt es ihm so besonders anvertraut habe, seine Gnaden = Haushaltung mit den Heiden einzusehen, und bei der Amtsführung derselben dem Willen GOttes zu dienen. Weil der Anfang bei euch so gut gemacht ist; GOttes Absicht aber auf etwas weiteres geht; darunter kann man sich noch einmal den Hauptinhalt der beiden ersten Kapitel vorstellen; darum liegt mir nun euer Wachstum so an, wie wir unten in der anderen Hälfte des dritten Kapitels hören werden. Daß sich aber jetzt Paulus vorher so über seiner Einsicht in die Gnadenhaushaltung GOttes ausbreitet, und von seiner Begierde, darin dem Willen GOttes zu dienen, auch mehrere Worte macht, muß man nicht für eigenliebig oder ruhmredig halten und achten; sondern die Liebe zu anderer Unterricht drängt es ihm ab. Die Kette und der Kriegsknecht, woran Paulus gebunden war, machten ihn zu einem Gefangenen de Kaisers; aber die Willigkeit im Geist zu diesen Banden war aus Christo JEsu, und nach derselbigen war er ein Gebundener Christi JEsu ; Der war aber auch bei ihm, und hatte ein Aufsehen auf Alles, was ihm begegnete. Die Juden aber, die ihn anfänglich in diese Bande brachten, und durch deren Nachstellungen er sich auf den Kaiser zu berufen genötigt wurde, haben ihm den Eifer, womit er sich der Heiden und ihrer Zuführung zu GOtt annahm, am meisten verargt; darum konnte er sein Leiden ein Leiden für die Heiden heißen. Das verstunden die Epheser wohl, als die auch aus Pauli mündlichen Erzählungen wissen konnten, wie oft und deutlich ihm aus Pauli Erzählungen aufgetragen worden sei, den Namen des HErrn JEsu unter den Heiden zu verkündigen, und wie dieser Brief auch durch den – unter ihnen und Anderen geschafften Segen sei versiegelt worden. Auch dieser so tief aus den Schätzen GOttes geschöpfte und so weit in die Vollendung des ganzen Geheimnisses GOttes hineinführende Brief sollte doch von Allen gelesen werden. Von seinem Verstand an dem Geheimnis Christi redet der Apostel freimütiger, als man sonst gut heißt; aber der Gnaden = Ruhm kann sich von dem falsche Wohlstand in der Welt nicht Schranken setzen lassen; die züchtigende Gnade GOttes weiß es schon wieder zu lenken, daß das, was Anfangs zum Selbstruhm gesagt zu sein schien, doch auf lauter Ruhm dessen, der diese Erleuchtung verliehen, hinauslauft. Mit Christo und seiner Erscheinung ist auch in allen Vorsatz GOttes und in das Wohlgefallen seines Willens das rechte Licht aufgegangen; daher kann es auch das Geheimnis Christi heißen. Doch leitet es der Apostel selbst mehr aus der nachmaligen Verklärung Christi durch den Geist her; da Christus vorher die Tage seines Fleisches über auch mehr bei den verlorenen Schafen des Hauses Israel sich aufhielt, und die Frucht, so das Reich GOttes unter den Heiden brachte, auf die Ausgießung des Heiligen Geistes ausgesetzt blieb. Was aber heiße: Das Reich GOttes wird den Heiden gegeben werden, das ist aus dem Ausdruck des Apostels schön zu erlernen: Miterben, Miteingeleibte, Mitgenossen; also zur Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn JEsu Christo gebracht, und darüber mit beider Geist versiegelt. O dieses Evangelii, das hierzu beruft und einführt, Diener zu sein, darf einem eine vorzügliche Gnade sein, davon Paulus nicht reden konnte, ohne sich auf das tiefste zu demütigen; eben deswegen hat er auch um ein fröhliches Auftun seines Mundes zum Verkündigen desselben oft mit Tränen unter mancherlei Anfechtungen gekämpft, und auch Andere dazu aufgefordert. GOtt in seiner unerforschlichen Liebe in Christo kennen und bekannt machen, ist mehr als allen Werken seiner Hände nachforschen. Und deshalb läßt sich das wahrhaftige Licht, das Alle zu erleuchten gekommen ist, in die Gemeinschaft seiner Knechte und ihres Geschäfts herab, daß dadurch der Menschen Augen aufgetan werden, die Einrichtung und Haushaltung dieses Geheimnisses einzusehen, wie GOtt sein Schöpfers Recht, Seine bei Gründung der Erde gehabte Absicht auf das Reich seines Sohnes nicht dahinten lassen, sondern durch die Erlösung die Schöpfung wieder retten, und auf ihre ursprüngliche Güte zurückführen will. Was hievon auf Erden ausgeführt wird, das hat auch in die Aufschlüsse, Zutritt und Anbetungen GOttes im Himmel seinen Einfluß. O was wird für mannigfaltige Weisheit GOttes kund an der Gemeinde in Sammlung derselben aus aller Welt Zungen, in Ausschmückung derselben mit so mancherlei Gaben, in Regierung aller Schicksale zu derselbem Bestem, in Duldung so vielen Unkrautes, in unfehlbarer Vollendung aller Reden GOttes! Bei GOttes Weisheit, Erkenntnis und Durchsicht geht es hierin immer nach dem ersten Vorsatz, der auf JEsum Christum gestellt, und Ihm auch auszuführen übergeben ist. Und was bei dem Glauben an das Evangelium davon auf Erden genossen wird, ist nicht von geringerem Wert, als was den Engeln davon im Himmel kund wird. O könnten wir unsere Zuversicht und Freudigkeit immer so brauchen, wie wir bei unserem Zugang dazu berechtigt sind. Aber so, wenn man das Größte gesagt hat, so muß man sich mit dem Apostel wieder auf das Beten legen, daß man nicht müde wird, aus Furcht nicht nachläßt, sondern sich unter allen drückenden Bürde mit der Würde seines Amts = und Christenberufs aufrichtet. Text: Epheser 3,14-21 Treffliches Gebet Pauli, daraus zu ersehen, mit welchem Ernst er sich zu GOtt gewendet, um welchen Wachstum und Befestigung in allem Guten es ihm zu tun gewesen sei, und mit was er sein Herz unterstützt und versichert habe, daß er nicht zuviel gebeten habe, sondern auf Alles ein gläubiges Amen setzen könne. Der meiste Inhalt des Gebets ist aus Obigem genommen, wie man denn bei dem Verbindungswort: derhalben , Alles einschalten kann; weil euch GOtt so aus der Ferne herbeigerufen, den Zugang zu Ihm, als Vater, gestattet, darunter Alles auf Wachstum, nicht nur auf Ausbreitung in die Weite, sondern auch auf gnädige Mitteilung und Ausfüllung in der Nähe eingerichtet hat.; derhalben finde ich mich so in das Gebet getrieben; und daher war doch GOttes Wort und Werk nicht mit Paulo gebunden, weil ihn in seiner Gefangenschaft die Engel desto fleißiger auf den Knieen vor dem Vater unseres HErrn JEsu Christi antrafen. – In der Benennung: der Vater unseres HErrn JEsu Christi, liegt schon ein ganzes Evangelium; diesen sieht er nun als den Anfänger des guten Werkes in ihnen an; und an Den hält er sich nun auch wegen des Fortgangs und Wachstums, unterstützt aber immer dazwischen hinein sein Herz mit der Hinsicht auf den Reichtum seiner Herrlichkeit. – Es ist schon etwas, nach dem jedesmaligen Bedürfnis seines Herzens, oder auch nach den Umständen seiner Gemeinde beten; aber es ist doch mehr, nach dem Reichtum der Herrlichkeit GOttes beten, aus Glauben und Erkenntnis dessen, was GOtt uns gönnt und bereitet hat. Damit schwingt man sich über die kümmerlichen Umstände in der Nähe hinüber. GOtt fängt freilich auch in seinen Gnadenwerken oft klein an, weil Er nichts nach absoluter Macht wirken will, sondern so, wie sich der Mensch zum Glauben und Gehorsam bringen läßt; daß darunter immer auch des Menschen List zur Wahrheit geprüft werden kann. Aber auch von geringen Anfängen soll es zum Wachstum und Starkwerden kommen; dergleichen Starkwerden sonderlich auf die Zeiten des Neuen Testaments verheißen ist. – Mit dem Wort, dem sonst das Wachstum zugeschrieben wird, wird uns auch der Geist eingeflößt. Bei dem Starkwerden am inwendigen Menschen und an dessem unverrücktem Stand vor GOtt wird uns auch der Glaube an das Innwohnen GOttes in uns erleichtert; wobei man sich freilich aber immer an Christum, als den Mittler halten muß. Wie denn auch die Schrift diejenigen Gaben und Gnaden, die einem Begnadigten durch Innwohnung eigen werden, doch immer auf den Glauben setzt; wobei man aber freilich Glauben nicht für einen Einbildung und Beredung achten muß von dem, was nichts ist, sondern eine Überzeugung und Darstellung von dem, was man nicht sieht, und was man nach dem Gefühl seines eigenen Herzens beurteilte, dazu man aber nun den Grund aus GOttes Wort nimmt, und sich an den hält, der größer ist denn unser Herz. – Von dem im Herzen wohnenden Christo, und Geist Christi, werden auch Glieder des Leibes in Anspruch genommen, und in den Dienst der Gerechtigkeit, und GOtt in der Heiligung Frucht zu bringen gesetzt. In diesem Betracht heißt auch der Leib ein Tempel des heiligen Geistes. – Unter dem Eingewurzelt = und Gegründet = werden in der Liebe erlangt man das Vermögen zu begreifen, nicht nur zu erkennen, sondern auch mit anderen Seelen = Kräften Etwas so anzunehmen, daß man davon erfüllt wird. Der Glaube erweitert das Herz, daß man immer mehr fassen kann. Mit seinen Einsichten aber, die einem verliehen werden, soll man sich nicht von anderen Heiligen trennen, noch auch auf Etwas einen so übermäßigen Wert legen, daß darüber das Band mit anderen Heiligen zerrissen wird; sondern Alles zur Auferbauung des Leibes Christi anwenden. – Wessen Breite, Länge, Höhe und Tiefe man begreifen müsse? drückt der Apostel nicht aus, vermutlich aber versteht er hierunter das, was er oben den ganzen Bau, den heiligen Tempel geheißen hat. Wenigstens wird auf die Zeit, wo GOtt Seine Hand wieder besonders an die Bekehrung vieler Völker legen wird, ein solches Messen des Tempels GOttes veranstaltet (Offb. 11, 1) . Und wann GOtt seine Auserwählten beisammen hat, so läßt er die – zu seiner reichlichsten Mitteilung bereitete Stadt auch so ausmessen (Offb. 21, 15–16) . Weil aber Alles, was an der Gemeinde Christi geschieht, nach dem in Christo JEsu gefaßten Vorsatz geschieht, und also zusammen Wirkungen von der Liebe Christi sind; so geht freilich dies Begreifen, oder Ausstrecken nach dem Begreifen auch auf diesen Vorsatz GOttes, und auf die Ausbreitung der Liebe Christi, die ihre Länge hat, weil die Abzeichnung davon in die Hände GOttes geschehen ist vor der Zeit der Welt; Breite , weil sie sich über alle Menschen aller Weltzeiten erstreckt; Tiefe , weil Alles auf GOttes freies Wohlgefallen gesetzt ist, über welches hinaus keine Kreatur mit ihren Gedanken gehen kann, Höhe, weil ihn nichts mehr davon abbringt, keinerlei Anläufe der Feindes uns gefährlich werden können. Es ist aber, wie wenn der Apostel seine Rede halb zurücknehmen, und andeuten wollte: Doch, was ich sage vom Begreifen und Erkennen, da man doch sagen muß: Es ist unbegreiflich. Deswegen auch der Apostel das Ziel seiner Bitten, im Erfülltwerden mit aller Gottesfülle, so hoch setzt, daß es wirklich unbegreiflich ist. Mit dem Vielvermögen GOttes, über unser Bitten und Verstehen zu tun, erweckt man sich oft in äußerlichen mißlichen Umständen noch zum Beten; aber man sollte sich mit diesem Grund auch so zum Bitten und Nehmen im Geistlichen erwecken. Was an einem Jeden in seiner Bekehrung und bei der täglichen Erneuerung geschieht, ist so gut ein Beweis der überschwenglichen Kraft GOttes, als was bei der Schöpfung, Erhaltung und Regierung aller Dinge geschieht. Bei allem erschaffenem ist Ehrsucht eine Ungerechtigkeit, ein Raub dessen, was GOttes ist, ein Riß in das Band der Liebe und des Friedens untereinander. Von GOtt aber ist Ehre und Herrlichkeit so unzertrennlich, als vom Licht der Glanz; und daß es von denen erkannt, und Ihm gegeben werde, die Er zu Seinem Lob geschaffen und bereitet hat, das ist ihrer Aller eigenes Heil und Leben. Sonderlich ist die Gemeinde GOttes auf Erden gesammelt, daß sie GOttes Ehre rette, und wenigstens eine Protestation einlege gegen Alles, was die Erde verderbt. – Amen , ist ein großes im Himmel viel bedeutendes Wort, womit man aller Anbetung GOttes beistimmen kann, sein Verlangen, daß es geschehen möchte, seine Hoffnung, daß es geschehen werde, zugleich bezeugt, und dem lieben GOtt die Vollendung seines Geheimnisses an das Herz legt.
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