Psalms 108

Text: Psalm 108,1-13 Der 108. Psalm heißt in seiner Überschrift: Ein Psalm Davids. Er ist aus dem 57. und 60, Psalmen zusammengesetzt, und kommt in diesen angezogenen Stellen fast von Wort zu Wort vor. Es kommt ja auch bei unserer Glaubens= und Gebets=Übung nicht selten vor, daß denen, die mit eigenen Worten beten, doch gerne gewisse Ausdrücke vor andern häufig in den Sinn und Mund kommen, und sie also zu verschiedenen Zeiten einerlei Worte im Gebet gebrauchen können, nicht als ob sie gerade die vorigen wiederholten, sondern weil solche Worte mit ihrer innern Seelen=Gestalt vorzüglich und genau übereinstimmen. Hieraus kann man sich einigermaßen vorstellen, wie der Heilige Geist auch den David zu verschiedener Zeit einerlei Worte gelehrt hoben mag, ohne daß das Neuere aus dem Alten gerade wie abgeschrieben war, sondern weil die gleichen Worte zu anderer Zeit seines Herzens Zustand und dem darin wirklich vorgehenden Geschäft des Glaubens so angemessen recht war. David bezeugt also seine Fertigkeit zum Lob GOttes, sein Verlangen und seine Hoffnung, den HErrn bald unter allen Völkern um seine Gnade und Wahrheit loben zu können, V.2-7. Die nämliche Erklärung von der in sich selbst verspürten Erweckung zum Lob GOttes kommt im 57. Psalm erst in der Mitte des Psalmen vor, und zeigt sich also als eine Frucht von seinem vorherigen ernstlichen Eindringen in GOtt. Hier aber fängt der Psalm damit an, und damit hat diese Fertigkeit zum Lob GOttes die Art eines ohne vorläufige Vorbereitung verliehenen gnädigen Geschenks von oben, wie GOtt zum Beweis seiner freien Gnade uns bald ganz unvermutet etwas schenkt, bald aber auch zur Belohnung für die treue im Kleinen uns auf unser Anschicken mit einer weiteren Fülle des Herzens begnadigt. Hernach hält David dem großen GOtt das Wort der Verheißung vor, das ihm einmal geworden sei, und darauf er sich verlasse, V.8-10. Er schließt mit gelassener zuversichtlicher Bitte, daß der HErr darin seine Wahrheit nicht werde fehlen lassen, V.11-14. Bei aller zuvor bezeugten Freudigkeit bleibt er doch bei dem demütigen Bekenntnis, daß der Sieg allein von GOtt komme, und bei dem Angedenken, wie es ginge, wenn GOtt verstieße, und nicht auszöge mit dem Heer. Heutigen Tags wird Menschen=Hilfe und Selbsthilfe sehr hoch gesetzt, damit kommt man immer weiter von der Führung GOttes durch Glauben und Geduld ab; daher ist auch das Lob GOttes so matt und rar. O, wie nötig ist die tägliche Erinnerung und Erneuerung auf den Glaubens=Sinn: Schaffe uns Beistand in der Not Menschen=Hilfe ist kein nütze.
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