Psalms 44

Text: Psalm 44,1-26 Der 44. Psalm heißt in seiner Überschrift: Eine Unterweisung der Kinder Korah, vorzusingen. Seinem Inhalt nach hat er ganz was sonderbares; er enthält nämlich eine bewegliche Klage der Heiligen über eine allgemeine schwere Drangsal. Bei solchen Umständen haben nun sonst die Gnadengenossen GOttes in ihren Bußgebeten demütige Sünden=Bekenntnis für sich und ihr ganzes Volk abgelegt, z.E. Dan. 9, 5. 8 15. und Jes. 64. In diesem Psalmen aber berufen sich die heiligen Beter vielmehr auf ihren treulichen Wandel im Bunde GOttes V.18. Es liegt freilich unter solchen Gebeten etwas Unaussprechliches, das eigentlich Dem allein bewußt ist, der an des Herzens Grunde ersiehet seine Lust, es ist etwas tiefes, warum der Geist der Gnade und des Gebets die Heiligen GOttes das einmal so stimmt, daß sie sich bei der Demütigung vor GOtt und Bekenntnis der Sünden unter dem allgemeinen Haufen der Übertreter hinstellen, und allen Ruhm und Trost ihres guten Gewissens gleichsam darüber vergessen; das anderemal aber sie mit so vieler Freudigkeit zu Gott ausrüstet, daß sie ihren geängsteten Geist und zerschlagenes Herz darbringen, als ein Opfer, das Er nicht verachten werde, und dabei sie von ihrem rechtschaffenen Anhangen an GOtt so reden, als wie wenn sie ihrer Selbst und ihres Volks halber keine Anklage zur Beschämung wider sich hätten. Der Geist vertritt die Heiligen, je nachdem es Gott gefällt, sieht man in jüdischen Geschichten nach, in welche Zeit man diesen Psalmen setzen könnte, so taugt er entweder um die Zeit der Babylonischen Gefangenschaft und selbige Zertretung des Volks, wiewohl damals der Gläubigen wenig worden ist unter dem Volk, oder man kann ihn auch in die Zeit der Maccabäer zu selbigem Druck rechnen, und da scheint es, es habe noch mehr redliche Bekenner gegeben. Aus Röm. 8, 36. ist abzunehmen, daß man solchen Psalmen noch weiter hinaus, auch auf die Versuchungen der christlichen Kirche deuten darf, als von welcher Paulus den Psalmen anzieht. Übrigens kann man im Psalmen folgende Abteilung bemerken; Die gläubigen Beter halten es dem lieben GOtt vor, wie Er sich ehemals zu ihnen und ihren Vätern so nahe getan habe, V.2-9. Sie stellen beweglich vor, wie GOtt hingegen jetzt so ferne trete, und sie doch unter allen Versuchungen so treulich an ihm gehalten haben, V.10-23. Den Beschluß macht eine sehnliche Bitte um baldige Hülfe, V.24-27. O, was ist GOtt für ein verborgener GOtt, wie muß man auch beim Glauben nicht meinen, daß man Ihn am Schnürlein habe, Er kommt durch Umwege, durch widrig scheinende Wege zu seinem Zweck, Er kann abbrechen, was Er selbst gebaut, Er kann ausrotten, was Er selbst gepflanzt hat, sein Reich verliert dabei doch nichts, was die Kirche GOttes unter solcherlei Druck zu verlieren scheint, das wird durch den Sieg der rechtschaffenen, durch der Überbleibenden bewährte Gottseligkeit, und durch die unter dem Leiden erlangte heilsame Erfahrung reichlich ersetzt. Pauli Sieges=Lied: Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere, Kreatur mag uns scheiden von der Liebe GOttes, die in Christo JEsu ist, unserm HErrn, findet sich erst nach dergleichen Kreuzes=Psalmen, wie dieser 44. Psalm einer ist.
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