‏ 1 Corinthians 1:10-12

Uneinigkeit in der Versammlung

1Kor 1:10. Was Paulus in 1Kor 1:9 über die Gemeinschaft Jesu Christi gesagt hat, ist der Ausgangspunkt für die Verse, die du soeben gelesen hast. Er musste die Korinther ermahnen, weil sie vergessen hatten, dass es nur eine einzige Person gibt, die sie miteinander verband. Paulus betont seine Ermahnung nachdrücklich durch den Zusatz: „durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus“. Damit will er sagen, dass seine Ermahnung durch die Autorität des Herrn Jesus völlig gestützt wird. Du kannst dir vorstellen, dass das die Korinther sehr beeindrucken musste. Das war nötig, weil der Name des Herrn Jesus für sie nicht mehr der einzige Name war. Es waren ihnen auch andere Namen wichtig geworden: Paulus, Apollos, Kephas (1Kor 1:12). Dadurch redeten sie nicht mehr „dasselbe“. „Dasselbe reden“ bedeutet nicht, den gleichen Tonfall oder die gleichen Worte zu gebrauchen. Es geht um den Inhalt des Gesprochenen! Der Inhalt sollte derselbe sein: Er sollte sich auf dieselbe Person beziehen. Der Herr Jesus möchte für die Seinen einzigartig sein. Es kann Ihm nicht genügen, ein geteiltes Interesse der Versammlung zu haben.

Die Folge eines geteilten Interesses ist, dass Spaltungen entstehen. Wenn die Gläubigen ihren Blick nicht mehr nur auf Ihn richten, führt das zu Uneinigkeit. Sie bilden dann keine wirkliche Einheit mehr. Nach außen hin scheint alles noch ein Ganzes zu sein; die Gläubigen kommen noch in demselben Gebäude oder Raum zusammen, aber innen zeigen sich Risse. Ein Gebäude, das an den Innenwänden Risse aufweist, muss repariert werden, sonst werden die Risse größer, und es droht Einsturzgefahr. Paulus fährt darum fort mit der Ermahnung zur „Reparatur“: Sie müssen fest „aneinander gefügt“ sein. Das kann erreicht werden, indem man wieder eins im Denken und eins in den Zielen wird. Alle Dinge, die Uneinigkeit brachten, mussten weggetan werden, und man sollte sich wieder auf die eine Person ausrichten.

1Kor 1:11. Glücklicherweise gab es in Korinth auch Gläubige wie die Hausgenossen der Chloe, die über die dort herrschende Uneinigkeit sehr traurig waren. Sie fragten sich, was sie da tun könnten. Sie werden viel gebetet haben. Ich denke, dass der Herr ihnen gezeigt hat, dass sie deshalb einmal an Paulus schreiben sollten. Das ist auch das Beste, was wir tun können. Wenn in der Versammlung Dinge geschehen, die nicht gut sind, müssen wir „Paulus fragen“. Er hat vom Herrn besondere Mitteilungen über die Versammlung bekommen.

Wenn dich besondere Fragen über die Versammlung beschäftigen, musst du also in der Bibel vor allem die Briefe von Paulus lesen. Die Korinther bekamen eine Antwort, und die wirst auch du bekommen. Die Lösung der Probleme besteht nicht darin, dass man sich vor den Problemen drückt oder so tut, als ob sie nicht da wären. Wenn du vor Problemen stehst, sag das zuerst dem Herrn und höre, was Er dir sagen wird. Ich glaube nicht, dass die Hausgenossen der Chloe Paulus hinter dem Rücken ihrer Mitgeschwister geschrieben haben, denn Paulus sagt sehr offen, von wem er gehört hat, wie es in Korinth zugeht. Die Hausgenossen der Chloe waren keine Klatschmäuler. Sie waren sicher vertrauenswürdige Personen, von denen Paulus erwarten konnte, dass sie ihm ein zutreffendes Bild von der Lage in Korinth gegeben hatten. Sonst hätte Paulus den Korinthern gegenüber nicht auf diese Weise reagiert.

Wie gut, dass es sie gab, und wie gut, dass es sie noch gibt, denn solche Menschen sind auch heutzutage in der Versammlung Gold wert. Meist werden sie in der Versammlung nicht geschätzt und als lästig empfunden, weil sie auf das Falsche aufmerksam machen. Aber es ist sehr wichtig, dass das geschieht. Dann wird an den Missständen wenigstens gearbeitet!

1Kor 1:12. Es gab Streitigkeiten unter ihnen, die Gläubigen zankten sich. Die Ursache dafür war die Tatsache, dass in Korinth verschiedene Gruppen entstanden waren, die jede ihren bevorzugten Prediger hatten. Die eine Gruppe fühlte sich stark von Paulus angezogen; das war ihr Mann. Welche Geheimnisse konnte er offenbaren! Eine andere Gruppe folgte Kephas (das ist Petrus) nach. Was für ein Mann; so außerordentlich energiegeladen! Eine andere Gruppe hielt sich zu Apollos. Was für ein Redner war dieser Mann! Und dann gab es auch noch solche, die sagten, sie seien des Christus. Das waren die Schlimmsten. Das hört sich für uns vielleicht seltsam an, und doch ist es so. Paulus zählt hier vier Parteien auf, von denen jede einen Anführer hatte. Kannst du dir vorstellen, dass Christus einer davon ist? Wie kann Er jemals auf eine Ebene mit irgendeinem Menschen gestellt werden? Aber genau das taten die Korinther. Christus wird hier zum Anführer einer Partei gemacht, auf einer Stufe mit Paulus, Petrus und Apollos! Damit sagte diese Partei: „Wir sind die einzig Richtigen. Wer sich Paulus, Apollos oder Petrus anschließt, gehört nicht zu uns.“ Aber jeder Gläubige gehört Christus an, auch wenn er sich (leider) der einen oder anderen Gruppe angeschlossen hat, die sich nach einem bestimmten Diener Christi nennt. Man darf Christus nicht in eine Schublade stecken (ebenso wenig übrigens wie seine Diener an der Spitze einer Partei stehen wollten). Wenn Paulus daher sagt, dass Christus nicht zerteilt ist, so will er damit sagen, dass Christus nicht als Anführer irgendeiner Partei beansprucht werden darf.

Dieses Bild kannst du in der Christenheit sicher wiedererkennen. Was für eine Uneinigkeit! Die eine Gruppe nennt sich nach Luther, die andere nach Calvin. Es gibt auch Gruppen und Kirchen, wo Menschen zusammenkommen, nur weil sie sich über bestimmte Teile oder Themen der Bibel einig sind, während andere, die damit nicht übereinstimmen, sich dort nicht anschließen können. Sogar ein Christ, der sich deshalb „Christ“ (= von Christus) nennt, um sich von anderen Mitchristen zu unterscheiden, fällt in den genannten Fehler. Der Herr Jesus ist der Einzige, durch den alle Christen zusammengehören – aber das ist immer mehr in den Hintergrund getreten. Damit will ich nicht sagen, dass du einfach so tun solltest, als gäbe es diese Kirchenmauern und Gruppen nicht. Auf keinen Fall aber solltest du dich in eine Schublade stecken lassen. Lass darum erkennen, dass du nur dem Herrn Jesus angehören möchtest und dass du dir dabei der Einheit mit allen Gläubigen bewusst bist, in welcher Kirche oder Gruppe sie sich auch befinden mögen.

1Kor 1:13. Aber Christus ist nicht zerteilt. Wie könnte das sein, als ob er durch sein Werk keine Einheit gebracht hätte (Joh 11:52). Auch Paulus will selbst auch kein Anführer einer Partei sein. Schließlich ist er es ja nicht, der für die Korinther gekreuzigt worden ist! Sie haben ihre Errettung ja nicht ihm zu verdanken! Er durfte ihnen nur die Botschaft des Heils bringen.

In 1Kor 1:13 wird zum ersten Mal in diesem Kapitel vom Kreuz gesprochen. Das wird noch häufiger geschehen. Wenn du an das Kreuz erinnert wirst, dann denke an das Gericht zurück, das Gott dort über den Menschen vollzogen hat. Wenn der Mensch gerichtet ist, gibt es keinen Platz mehr für Uneinigkeit, denn Uneinigkeit kommt durch den Menschen zustande. Sie waren ja nicht auf den Namen von Paulus getauft!

1Kor 1:14-16. Dann würden ihm nur ganz wenige Menschen angehören, denn er hatte nur einige wenige getauft; man könnte sie an den Fingern einer Hand abzählen. Paulus sagt das nicht, um die Bedeutung der Taufe zu schmälern, sondern er findet sich selbst einfach unwichtig. Für ihn ist nur Christus von Bedeutung. Für Menschen kann es sehr wichtig sein, von wem sie getauft worden sind, aber in Wirklichkeit ist das völlig unbedeutend. Durch die Taufe wird jemand Christus hinzugefügt. Es geht um Ihn und nicht um den, der tauft.

1Kor 1:17. Paulus hatte von Christus keinen Auftrag bekommen zu taufen. Diesen Auftrag hatten die zwölf Jünger erhalten, die dem Herrn Jesus auf der Erde nachgefolgt waren. Der Auftrag, den Paulus von Christus bekommen hatte, bestand in der Verkündigung des Evangeliums. Das sollte nicht in Redeweisheit geschehen, denn dann wäre die Person des Paulus wieder in den Vordergrund getreten und das Kreuz Christi kraftlos geworden. Das Kreuz Christi, darum geht es! Das Kreuz bedeutet viel mehr als nur deine Errettung als Sünder.

Wenn du zum Kreuz schaust, siehst du einerseits, wie der heilige Gott die Sünde hasst, und siehst sein schonungsloses Gericht über die Sünde. Andererseits siehst du durch das Kreuz seine große Liebe zu dir, denn dort siehst du, was der Heiland in seinem unergründlichen Leiden, seiner unendlichen Gnade und seiner tiefen Erniedrigung für dich übrig hatte. Auch siehst du dort einerseits das teuflische Zusammenspiel der grenzenlosen Bosheit Satans mit dem in Sünde gefallenen Menschen und andererseits, wie der Mensch in seinem Hochmut weggefegt, die Sünde weggetan und Satan geschlagen und überwunden wird. Das Kreuz ist der Ort, wo das Gericht gewütet hat und wo Gott in Christus verherrlicht worden ist. Ja, dort am Kreuz ist die Grundlage für einen neuen Himmel und eine neue Erde gelegt worden, wo in alle Ewigkeit die Herrlichkeit Gottes erstrahlen wird.

Lies noch einmal 1. Korinther 1,10–17.

Frage oder Aufgabe: Denke über das Wunder des Kreuzes nach! (Tu das oft!)

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