1 Corinthians 14:19

Beten und Lobsingen mit dem Verstand

1Kor 14:7. Paulus nennt jetzt noch ein paar Beispiele, wie sich das Sprachenreden in der Versammlung auswirkt, wenn es nicht ausgelegt wird. Zum Vergleich gebraucht er eine Flöte, eine Harfe und eine Posaune.

Zuerst die Flöte und die Harfe. Welches Lied auf der Flöte gespielt wird, kannst du nur an der Melodie erkennen. Wenn kleine Kinder eine Blockflöte in die Hand bekommen, blasen sie meistens immer denselben Ton. Nach ihrer Vorstellung flöten sie ein Lied, aber sie müssen mir erst erklären, welches Lied es war, denn ich konnte es an der Melodie nicht erkennen: Es ergab ja keine Melodie. Wenn sie eine Gitarre in die Hand bekommen, geschieht dasselbe: Sie schlagen zwar auf die Saiten, aber wieder muss ich fragen, welches Lied es war, damit ich weiß, was sie gespielt haben.

1Kor 14:8. Das zweite Bild hat mit dem Krieg zu tun. Um sich für den Kampf fertig zu machen, mussten die Soldaten auf den Schall der Posaune (eine Art Trompete) hören. Früher, als es noch keine Verstärker und Radios gab, wurde die Posaune dazu benutzt, Signale zu geben. Jedes Signal, das mit der Posaune gegeben wurde, hatte eine eigene Bedeutung. So gab es auch ein Signal zur Vorbereitung auf den Kampf. Es hing also viel von dem Mann mit der Posaune ab. Wenn er im Fall eines Kampfes die Posaune lose an den Mund setzte, leise hineinhauchte oder undeutlich blies, bewirkte das nur hochgezogene Augenbrauen, Verwirrung und Ärger, aber niemand machte sich zum Kampf bereit.

1Kor 14:9. So ist es auch mit jemand, der in einer Sprache redet: Weil ihn niemand versteht, bewirkt es bei den Anwesenden keinerlei Reaktion. Es wird nur in die Luft geredet, und niemand hat etwas davon.

1Kor 14:10. Achte einmal gut auf die Geräusche um dich herum. In der Natur macht jedes Tier seinen eigenen Laut. Wir bringen den Kindern schon früh bei: Wie macht ein Hund, wie macht eine Katze? Auch die verschiedenen Vögel kannst du an der Art ihres Singens erkennen. Wer in einer Fabrik oder in einer Werkstatt arbeitet, hört wieder ganz andere Geräusche. Jedes Geräusch hat seinen eigenen Klang. Um ein Geräusch wiedererkennen zu können, musst du damit vertraut sein.

1Kor 14:11-14. Dies wendet Paulus wieder auf das Sprachenreden an. Du musst die gesprochene Fremdsprache kennen, um zu wissen, was gesagt wird, sonst geht alles an dir vorbei. Du hast keinen Anteil daran, es sagt dir nichts, und ihr bleibt einander fremd.

Ich war einmal mit ein paar anderen an Bord eines russischen Schiffes, um dort das Evangelium zu verkündigen. Der Kapitän übersetzte das, was gesungen und gesagt wurde, sonst hätte es natürlich keinen Sinn gehabt. Ich spreche kein Wort russisch und verstehe auch nichts. Man fühlt sich völlig hilflos, sich mit den Leuten zu unterhalten und ihnen etwas zu erklären. Hier ging es um eine Evangeliumsverkündigung für Ungläubige. In der Versammlung geht es um die Gläubigen und darum, dass sie Erbauung empfangen. Darüber sollten die Korinther bei ihrem Streben nach Ausübung ihrer Gabe gut nachdenken. Wollte jemand dann trotzdem unbedingt in einer Sprache reden, sollte er zugleich im Herzen dafür beten, das, was er gesagt hatte, auslegen zu können, denn nur dann hatte die Versammlung etwas davon.

Paulus wird nicht müde, immer wieder das Kriterium zur Ausübung der Gaben zu wiederholen: die Erbauung der Versammlung. Die Erbauung geschieht bewusst, mit dem Verstand. Wer die Versammlung erbaut, weiß, was er tut, und ist dafür verantwortlich. Andere können es beurteilen (1Kor 14:29). Bei einer Sprache ist das nicht so. Sie geschieht mit dem Geist, nicht mit dem Verstand. Wer in einer Sprache redet, weiß selbst nicht, was er sagt. Es geschieht ohne seinen Verstand. In 1Kor 14:2 hast du gelesen, dass der, der in einer Sprache redet, im Geist Geheimnisse redet. Was er sagt, kann von anderen nicht kontrolliert werden.

1Kor 14:15-16. Wie soll es dann also sein? Beten und Lobsingen geschieht mit dem Geist. Es ist ein geistlicher Vorgang, womit du dich an Gott wendest. Aber dein Verstand bleibt nicht unbeteiligt. Wenn du ein Gebet sprichst oder ein Lied singst, tust du das mit vollem Verstand. Du weißt, was du sagst, und weißt, was du singst. Du stehst nicht unter einer Anwandlung oder einem besonderen Gefühl, das in dir aufkommt. Ein Christ handelt mit vollem Verstand und mit Einsicht. Es ist allerdings ein erneuerter Verstand. Früher war dein Verstand verfinstert (Eph 4:18). Du meintest vielleicht, eine Menge Dinge zu verstehen, aber sie richtig durchschauen, z. B. den Sinn und das Ziel deines Lebens und die Dinge Gottes und der Versammlung, das konntest du nicht. Erst nachdem du den Herrn Jesus angenommen hattest, konntest du deinen Verstand richtig gebrauchen (Mk 5:15; Lk 24:45; 1Joh 5:20). Mit „Verstand“ ist nicht ein bestimmtes Maß an Intellekt gemeint. „Verstand“ ist dein geistliches Beurteilungsvermögen. Vielleicht hast du nach weltlichen Maßstäben keine Hochschulausbildung; dennoch besitzt du durch das neue Leben und den Heiligen Geist, der in dir wohnt, die Fähigkeit, alles zu beurteilen. Dazu brauchst du allerdings die richtige Gesinnung, d. h. du musst bei allem die Ehre des Herrn Jesus vor Augen haben.

Wer bei dem, was er in den Zusammenkünften sagt oder tut, seinen Verstand nicht gebraucht, kann nicht mit der Zustimmung, dem „Amen“ der anderen rechnen. Sie wissen ja nicht, was gesagt wird.

1Kor 14:17. So ist es mit dem Sprachenreden, bei dem der Verstand unfruchtbar bleibt, also ohne Wirkung. Es kann durchaus eine gute Danksagung sein, aber niemand versteht es, und darum kann niemand „Amen“ sagen. Auch eine Danksagung muss zur Erbauung sein. Das heißt nicht, dass wir Gott in einer Danksagung alle Glaubenswahrheiten darlegen müssen, so dass die anderen merken können, wie viel wir aus der Bibel wissen. Dann wird es wie eine Vorführung, eine Selbstdarstellung. Wir brauchen Gott nicht zu sagen, was wir alles aus der Bibel wissen. Das weiß Er selbst besser als wir. Er hat die Bibel schließlich „geschrieben“. Eine gute Danksagung wird sicher in Übereinstimmung mit der Bibel sein, aber sie wird vor allem den aufrichtigen Dank an Gott und den Herrn Jesus zum Ausdruck bringen. Hast du es nicht schon einmal erlebt, dass du durch die Danksagung eines Bruders richtig bewegt wurdest und Gott und der Herr Jesus in deinem Herzen größer wurden? In deinem Herzen kamen ebenfalls diese Gefühle der Dankbarkeit auf, und du sagtest von Herzen „Amen“. (Eine Anmerkung am Rande: Es ist gut, eine Danksagung laut und deutlich auszusprechen. Wenn sie zu leise gesprochen wird, verstehen die anderen nicht, was gebetet wird, und dann ist es auch nicht möglich, „Amen“ zu sagen.)

1Kor 14:18-19. Paulus war Gott dankbar, dass er mehr in Sprachen redete als sie alle. Gott hatte ihm diese Gabe für seinen Dienst am Evangelium gegeben, damit er dadurch in vielen Ländern die gute Botschaft verbreiten konnte. Aber wenn es um seinen Dienst in der Versammlung ging, hatte er nur einen Wunsch, nämlich andere zu unterweisen. Beachte einmal, mit welchem Nachdruck er das hier sagt: lieber fünf Worte mit dem Verstand als zehntausend in einer Sprache. Natürlich sagt er das als Vergleich. Aber wir sehen hier, dass es bei einem Dienst in der Versammlung nicht auf die Länge der Danksagung oder Ansprache ankommt. Denke nicht, dass du erst sehr viel aus der Bibel wissen und über einen reichen Wortschatz verfügen musst, bevor du dich in der Versammlung beteiligen kannst. Eine Danksagung von einigen Sätzen, ausgesprochen von jemand, der erst vor kurzem zum Glauben gekommen ist, ist oft eine große Hilfe für das Wachstum einer örtlichen Versammlung. Und darum geht es immer noch: die Erbauung der Versammlung.

Lies noch einmal 1. Korinther 14,7–19.

Frage oder Aufgabe: Warum ist die Erbauung der Versammlung so wichtig?

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