‏ 1 John 2:12-14

Väter, Jünglinge und Kinder

1Joh 2:12. In den vorigen Versen hast du gesehen, dass es eine radikale Trennung zwischen Licht und Finsternis gibt, zwischen Liebe und Hass, zwischen dir als Kind Gottes und der Welt. Johannes geht nun dazu über, seinen „Kindern“ noch etwas anderes zu schreiben. Er macht deutlich, dass nicht alle Kinder Gottes in geistlicher Hinsicht auf dem gleichen Niveau stehen. Ebenso wie im natürlichen Leben gibt es auch im geistlichen Leben unterschiedliche Wachstumsstadien. Der geistliche Wachstumsprozess beginnt mit dem Stadium eines „Kindes“. Dann folgt das Stadium des „Jünglings“, und danach wird die geistliche Reife erreicht, wenn jemand ein „Vater“ wird.

Bevor Johannes auf die verschiedenen Wachstumsstadien eingeht, sagt er zuerst etwas zu dem, was die unterschiedlichen Gruppen gemeinsam haben: Das ist die Vergebung ihrer Sünden um seines Namens willen. Dieser gewaltige Segen ist der Teil jedes Kindes Gottes. Hier leuchtet die Sicherheit der Vergebung der Sünden auf. Falls du noch (ein wenig) daran zweifelst, ob Gott deine Sünden wohl vergeben hat, solltest du einmal gut über diesen Vers nachdenken. Die Sicherheit der Vergebung deiner Sünden liegt nicht in dir selbst, sondern in Gott und in Christus und seinem Werk. Die Sünden sind dir um seines Namens willen vergeben (vgl. Ps 25:11; Jes 43:25).

Hier steht nicht, dass deine Sünden „weggetan“ sind, sondern dass sie „vergeben“ sind. „Vergeben“ zeigt das Herz Gottes. In der Vergebung öffnet Gott seine Arme und umschlingt dich. Gott vergibt nicht widerwillig, sondern gern (Ps 86:5). Er empfängt den verlorenen Sohn und gibt ihm alle Herrlichkeit seines Hauses. Er gibt ihm vor allem seine Arme und sein Herz (Lk 15:20-24).

Ich hörte einmal eine schöne Geschichte über einen Mann, der im Zweifel war, ob seine Sünden denn vergeben waren. Jemand sagte diesem Mann, dass er, nachdem er Gott um Vergebung gebeten habe, darauf vertrauen könne, dass Gott alle seine Sünden hinter seinen Rücken geworfen habe (Jes 38:17). Das konnte der Mann jedoch schwerlich glauben. Es könne vielleicht so sein, sagte er, doch wenn Gott sich umdrehe, sähe Er sie doch wieder. Daraufhin sagte man ihm, dass Gott sie in die Tiefen des Meeres geworfen habe (Mich 7:19). Ja, antwortete der Mann, aber Gott wird einmal das Meer austrocknen und dann werden sie wieder zum Vorschein kommen. Dann wurde ihm gesagt, dass Gott der Sünden nie mehr gedenken würde (Jer 31:31-34; Heb 8:12), und das bedeutet, dass Er nie mehr darauf zurückkommt. Nur Gott kann etwas aktiv vergessen, so dass Er sich nicht mehr an die Sünden erinnert. Vergebung liegt in der Größe des Wesens Gottes, in seinem Namen. Das überzeugte den Mann. Er wusste nun sicher, dass auch seine Sünden vergeben waren.

1Joh 2:13a. Nachdem Johannes festgestellt hat, dass die Sicherheit der Vergebung der Sünden das Teil aller Kinder Gottes ist, spricht er nun jede der drei Gruppen gesondert an. Er beginnt mit den Vätern. Es ist Gottes Absicht, dass alle seine Kinder (sowohl Brüder als Schwestern!) zu „Vätern“ im Glauben heranwachsen. Ein „Vater“ hat das Stadium eines Kindes und eines Jünglings hinter sich. Ein „Vater“ kennt den, „der von Anfang an ist“, das ist Christus, der Sohn Gottes.

Du kannst sagen, dass dies doch auch für das Kind und den Jüngling zutrifft. Das ist auch so, doch dadurch, dass Johannes es so vorstellt, macht er deutlich, dass ein „Vater“ genug an Christus hat. „Väter“ sind solche, die in der Nähe Christi und in der Nähe der Heiligen Schrift leben. Das Kennzeichen eines „Vaters“ ist, dass er von der Welt getrennt ist, um ganz in der anderen Welt zu sein, wo Christus ist, der alles für das Herz seines Vaters bedeutet. Es geht einem „Vater“ um nichts anderes mehr als darum, Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn zu haben.

1Joh 2:13b. Der „Jüngling“ steht mitten in der Entwicklung seines geistlichen Lebens. Er ist in einen Kampf gegen das Böse verwickelt. Er darf jedoch wissen, dass er den Bösen überwunden hat, weil er das neue Leben besitzt. Das bedeutet nicht, dass der Böse ihn in Ruhe lässt. Der Böse will ihn nämlich allzu gern dazu verführen, die Welt zu lieben. Das kommt später, in 1Joh 2:15, noch ausführlicher zur Sprache. Wenn du ein „Jüngling“ bist, stehst du in der Überwindung. Von deiner Stellung aus als Überwinder durch Christus (Röm 8:37) kannst du ein Leben des Sieges führen.

1Joh 2:14a. Die „Kinder“ im Glauben werden nicht in erster Linie durch Kampf gekennzeichnet. Sie haben Frieden in ihren Seelen, weil sie den Vater kennen. Sie ruhen in seiner Treue, Liebe und Fürsorge. Innerlich haben sie Ruhe und fühlen sich wie ein Kind an der Brust seiner Mutter (Ps 131:2). Sie brauchen nicht in der Erkenntnis des Vaters zu wachsen. Sie kennen Ihn und haben eine persönliche Beziehung zu Ihm.

Bevor wir weitergehen, noch kurz eine allgemeine Bemerkung. Du hast gesehen, dass Johannes zeigt, was für jede Gruppe kennzeichnend ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass jedes Kennzeichen ausschließlich für die betreffende Gruppe gilt. Auch ein „Vater“ in Christus hat manchmal noch Kampf, und er weiß auch, was es heißt, am Herzen des Vaters auszuruhen. So hat auch der „Jüngling“ Augenblicke der Ruhe und völliger Genüge am Herrn Jesus. Für „Kinder“ gilt dasselbe. Auch sie haben sehr wohl dann und wann zu kämpfen, während sie auch hin und wieder erfahren, dass nichts wichtiger ist als Christus.

Um die verschiedenen Gruppen in ihrem Wachstum zu ermutigen, spricht Johannes sie noch einmal an. Er gibt ihnen eine zusätzliche Sicherheit gegenüber den hartnäckigen Versuchen der Irrlehrer, sie zu verführen und sie von der Gewissheit und Vollkommenheit des neuen Lebens, das sie besitzen, wegzuziehen.

In Bezug auf die „Väter“ hat Johannes nicht mehr zu sagen als das, was er schon gesagt hat. Sie haben genug an Christus. Es gibt nichts, was das noch vervollständigen könnte.

1Joh 2:14b. Bei den „Jünglingen“ ist das anders. Zuerst weist er sie auf das hin, was sie sind und was sie getan haben: Sie sind stark, sie besitzen Kraft. Die haben sie nicht in sich selbst, sondern sie entnehmen sie dem Wort Gottes, das in ihnen bleibt. Die Wahrheit bleibt in ihnen, weil das neue Leben in ihnen ist. Dadurch haben sie auch den Bösen überwunden.

Ein schönes Beispiel dafür siehst du bei dem Herrn Jesus, als Er in der Wüste versucht wurde. Dort besiegte Er den Bösen, indem Er das Wort Gottes gebrauchte (Mt 4:1-11). Deshalb ist es so wichtig, dass du das Wort Gottes mit der größten Aufmerksamkeit liest und in dich aufnimmst. Dann wird es seine Wirkung in deinem Leben entfalten und dir in Konfliktsituationen den Sieg verschaffen. Tust du das nicht, wirst du eine Niederlage erleiden.

1Joh 2:15. Den meisten Konfliktstoff bekommt der Jüngling bei seiner Auseinandersetzung mit der Welt. Zwischen der Welt und dem Bösen besteht eine sehr enge Verwandtschaft. Der Böse gebraucht die Welt, um dich zu verstricken. Nun musst du nicht denken, dass die Welt nur aus deutlich sündigen Dingen wie Pornographie, Gewalt und Lügen besteht. Solche Dinge werden von jedem aufrichtigen Kind Gottes mit Abscheu abgewiesen. Die Welt besteht auch aus sehr viel raffinierteren Formen der Sünde. Du kannst Pornographie abweisen, aber im Wartezimmer beim Arzt oder beim Zahnarzt eine Zeitschrift in die Hand nehmen, in der so etwas enthalten ist. Du tust das mit dem frommen Vorwand, dass du doch auch wissen musst, was es in der Welt zu kaufen gibt. Du würdest solch ein Blatt jedoch sicherlich nicht in die Hand nehmen, wenn ein Bruder oder eine Schwester dabei wäre.

Bedenke gut, dass die Welt von Satan beherrscht wird. Er ist der Fürst der Welt (Joh 12:31; Joh 14:30; Joh 16:11; vgl. 2Kor 4:4). Die Welt als Einflussbereich des Bösen kann dir in einer sehr freundlichen Gestalt begegnen. Sie hilft dir beispielsweise, dich so auszudrücken, dass du dir bei jemandem Gunst erwirbst oder dass man das für dich tut, was du gern möchtest. Die Art und Weise, wie du sprichst, dich kleidest oder deine Zeit verbringst, und die Ziele, die du verfolgst, können zeigen, wie sehr du die Welt liebst.

Es geht um deine Einstellung zum Leben. Der Böse will dich dazu bringen, die Welt zu sehen, wie er sie sieht. So ist er bei Eva vorgegangen, als er sie auf den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen aufmerksam machte. Sie schaute den Baum an und sah ihn genau so, wie der Satan ihn ihr vorstellte. Sobald du die Liebe zur Welt zulässt, verschließt du dich selbst der Liebe des Vaters.

1Joh 2:16. Die Welt wird von allem gekennzeichnet, was in ihr ist. Johannes fasst alles, was in der Welt ist, in drei Dingen zusammen: Fleisch (das ist nicht das sündige Fleisch, sondern dein Körper mit seinen Bedürfnissen), Augen und Leben. An sich sind sie nicht sündig, doch durch den Sündenfall sind sie Instrumente der Sünde geworden. Es sind die drei Aspekte deines Menschseins, Aspekte, die deine Persönlichkeit ausmachen. Die Reihenfolge, in der Johannes diese Aspekte wiedergibt, ist die gleiche wie bei Eva (1Mo 3:6), doch entgegengesetzt der Reihenfolge, wie Gott sie nennt (1Thes 5:23).

Eva sieht, dass der Baum

1. gut zur Speise,

2. eine Lust für die Augen und

3. begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben.

Seit dem Sündenfall ist der Körper zu einem Abgott geworden. Die Lust des Fleisches ist dominierend geworden. Damit verbunden ist die Lust der Augen. Die Reklame beispielsweise richtet sich an das Auge. Das Produkt, was auch immer es sein mag, weckt die Lust danach, die in dir schlummert. Was über das Auge zu dir kommt, dringt viel tiefer ein als das, was du hörst. Wenn dein Auge einmal von dem Produkt fasziniert ist und du meinst, dass du es wirklich dringend brauchst, um glücklich zu sein, setzt du dein Sinnen darauf. Du bist inzwischen vollständig von der Welt verschlungen und völlig los von Gott. Der Hochmut hat Besitz von dir ergriffen. Dieser Hochmut zeigt sich an deinen eigensinnigen und manchmal unsinnigen Bemühungen, das zu bekommen, was dir vorgestellt worden ist.

1Joh 2:17. Das Streben der Welt vergeht, es hat keinen Bestand. Demgegenüber steht das Tun des Willens Gottes. Wenn es dir darum geht, bist du nicht mit dem beschäftigt, was vergeht, sondern mit dem, was bis in Ewigkeit bleibt. Ist die Wahl schwierig?

Lies noch einmal 1. Johannes 2,12–17.

Frage oder Aufgabe: Wo liegen für dich die Gefahren, dich der Liebe des Vaters zu verschließen?

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