1 Peter 1:14

Sei nüchtern und heilig

1Pet 1:13. Nach seinen Darlegungen über Christus und seine Leiden und seine Herrlichkeit danach spricht Petrus über die praktischen Folgen, die das haben sollte. Du darfst wissen, was deine Segnungen sind, doch du hast sie nach Gottes Gedanken nur dann gut verstanden, wenn sie auch Auswirkungen in deinem Leben haben. Damit das geschieht, fordert Petrus dich zu bestimmten Handlungen auf. Er tut das in kräftiger, gebietender Sprache. Zuerst einmal sagt er, dass du die Lenden deiner Gesinnung umgürten sollst. Umgürten weist auf Reisevorbereitungen hin. Du siehst das, als das Volk Israel sich bereit machen musste, um Ägypten zu verlassen (2Mo 12:11). So sollst auch du bereit sein, um auf den Ruf des Herrn hin die Welt zu verlassen und in das Reich einzugehen. Das ist die passende Haltung eines Fremden, die dich davor bewahrt, dich auf der Erde festzusetzen, als wäre deine Zukunft hier unten. Andere Aspekte im Zusammenhang mit dem Umgürten sind Bereitschaft zum Dienst und zum Kampf (Lk 12:35; 37; Joh 13:4; 5; Eph 6:14).

Umgürtet werden müssen die Lenden, und die weisen auf die Kraft zum Laufen hin (5Mo 33:11; Hiob 40:16; Spr 31:17). Wenn deine Lenden erkrankt sind, kannst du einen tüchtigen Spaziergang vergessen. Hier werden die Lenden mit deiner Gesinnung verbunden. Die Aufforderung, die Lenden deiner Gesinnung zu umgürten, bedeutet, dass du ermutigt wirst, dich in deinem Denken von Christus leiten zu lassen, der dir den Verstand, mit Kraft gestärkt und erleuchtet, gegeben hat (1Joh 5:20). Du hast durch den Geist Gottes und das Wort Gottes Verständnis bekommen, das ist Einsicht in die zukünftigen Dinge. Bedenke das und lass dich nicht durch allerlei Dinge ablenken, die zwar interessant zu sein scheinen, aber nicht mehr als menschliche Meinungen sind. Folgende Aufforderung schließt sich an: „Seid nüchtern.“ Du bist nüchtern, wenn du die Wirklichkeit so siehst, wie sie ist. Die Wirklichkeit ist die zukünftige Offenbarung Jesu Christi, der kommt, um die Welt zu richten und sein Reich aufzurichten.

Deine Nüchternheit verschwindet, wenn du den Blick nicht auf die Zukunft, sondern auf das Hier und Jetzt richtest. Ich hörte eine ziemlich heftige Geschichte, die diese biblische Nüchternheit gut illustriert. Sie handelt von der Verkündigung des Evangeliums unter Kannibalen. Einige Evangelisten waren zu Kannibalen gegangen, um ihnen das Evangelium zu verkündigen. Zwei wurden von den Kannibalen getötet und aufgefressen. Ein dritter konnte sich retten. Doch ein gewisser John wollte dorthin, um ihnen das Evangelium zu bringen. Als er darüber mit einem alten Theologen sprach, wollte dieser ihn mit scheinbar nüchternen Argumenten überreden, seinen Plan aufzugeben. Johns Antwort lautete: „Du wirst in Kürze begraben und von Würmern gefressen werden. Ob ich nun hier begraben und von Würmern gefressen werde oder dorthin gehe und von Kannibalen gefressen werde, macht doch nicht solch einen großen Unterschied aus.“ Das ist „nüchtern betrachtet“ im biblischen Sinn des Wortes. Das Ergebnis ist, dass durch John das Evangelium dorthin gekommen ist und Menschen dort zum Glauben gekommen sind.

Diese Nüchternheit richtet die Gedanken auf die Zukunft aus, die ganz von dem Herrn Jesus bestimmt werden wird. Wenn du Ihm angehörst, wirst du auch an seiner Zukunft teilnehmen, an seiner Offenbarung oder Erscheinung. Du wirst nach den Aufforderungen zum Umgürten und nüchtern zu sein angehalten, auf die Gnade zu hoffen, die dir bei der Offenbarung des Herrn Jesus gebracht wird. Du musst völlig darauf hoffen. Diese Hoffnung darfst du dir also durch nichts verdunkeln lassen. Weder Sorge noch Krankheit sollte die Ursache dafür sein, dass du weniger auf die Gnade hoffst. Eine Sünde sollte natürlich schon gar nicht die Ursache dafür sein. Wenn Sünde in deinem Leben ist, wirst du das auch gar nicht tun. Dann hältst du den Gedanken an die Offenbarung des Herrn Jesus weit von dir. Um wieder verlangend nach seinem Kommen ausschauen zu können, ist es nötig, dass du deine Sünde bekennst. Wenn das für dein Leben zutrifft, solltest du dich nicht abhalten lassen, dieses Hindernis aus dem Weg zu räumen.

1Pet 1:14. Vielleicht kann von einer konkreten Sünde in deinem Leben nicht die Rede sein, doch die Neigung ist vorhanden, der Sünde nachzugeben. Du empfindest, dass beständig an dir gezogen wird, eine bestimmte Sünde zu tun. Das kann mit deinen früheren Begierden zusammenhängen. Deshalb ergeht die folgende Aufforderung an dich: Bilde dich als Kind des Gehorsams nicht nach den vorigen Begierden. Weißt du noch, was in 1Pet 1:2 steht? Du bist zum Gehorsam Jesu Christi berufen. Kinder des Gehorsams sind gehorsame Kinder; sie leben entsprechend dem Grundsatz des Gehorsams. Das ist die Folge der Tatsache, dass du ein Kind Gottes bist. Du bist aus Gott geboren und hast dadurch die Natur Gottes empfangen (2Pet 1:4).

Es erscheint merkwürdig, dass Petrus zu denen, die aufgrund ihrer Vergangenheit so vertraut mit Gott waren, über eine Zeit „in eurer Unwissenheit“ spricht. Die Juden schauten verächtlich auf die unwissenden Heiden herab und meinten, dass nur sie die Kenntnis bezüglich des wahren Gottes hatten (Röm 2:17-29). Tatsächlich hatte Gott sich ihnen in besonderer Weise offenbart. Das hat sie jedoch hochmütig gemacht. Ihre gesamte Geschichte hat gezeigt, dass sie sich nur ihrer äußeren Stellung rühmten und zugleich ihren fleischlichen Begierden folgten. Bevor die Juden, an die dieser Brief gerichtet ist, zum Glauben an den Herrn Jesus als den Messias kamen, hatten auch sie so gelebt. Durch ihre Bekehrung hatten sie davon gelassen, doch die Neigung, zurückzufallen, ist immer vorhanden. Deshalb warnt Petrus sie davor, wieder auf diese Weise zu leben.

1Pet 1:15. Nach dieser Warnung, etwas nicht zu tun, folgt eine Aufforderung, etwas zu tun. Die Schrift ist stets ausgewogen. So spricht die Schrift darüber, etwas abzulegen und etwas anzuziehen (z. B. Kol 3:8; 12). Hier geht es darum, sich nicht nach etwas Früherem zu bilden, sondern stattdessen heilig zu sein in allem Wandel. Was das betrifft, kannst du dein Leben mit einem Garten vergleichen. Ein Garten ist mehr als das Fehlen von Unkraut. Das Unkrautjäten ist zwar notwendig, es ist aber kein Selbstzweck. Es geht darum, dass dieser Garten eine Blumenpracht zeigt oder Früchte hervorbringt. So ist es mit deinem Leben als Gläubiger: Es wird nicht charakterisiert durch alles, was nicht vorhanden ist, sondern durch alles, was doch da ist oder kommen muss. Hier geht es darum, dass alles in deinem Leben („aller Wandel“, also alles, durch das du dich offenbarst) heilig ist, das heißt völlig Gott geweiht. Das läuft darauf hinaus, dass in deinem Leben Christus, der vollkommen Gott geweihte Mensch, sichtbar wird.

Heilig sein hört sich negativ an. Das ist auch so, wenn du es nur als Absonderung vom Verkehrten siehst. Aber heilig sein ist positiv. Der Hauptgedanke ist nämlich: beiseitegesetzt für. Man sieht das bei dem ersten Vorkommen des Wortes „heiligen“, und zwar in Verbindung mit der Schöpfung, als Gott den siebten Tag heiligte (1Mo 2:3). Da gab es noch nichts Verkehrtes in der Schöpfung. Alles war gut. Doch Gott heiligte den siebten Tag. Er setzte ihn besonders, getrennt von den anderen Tagen, als Tag für sich selbst.

1Pet 1:16. Um zu betonen, wie wichtig die Heiligkeit ist, führt Petrus einen Vers aus dem Alten Testament an. Dort ruft der Herr sein Volk auf, heilig zu sein, weil Er heilig ist (3Mo 11:44; 3Mo 19:2; 3Mo 20:26). Gilt seine Heiligkeit jedoch nur für das Alte Testament, nicht auch für das Neue? Wenn du kurz nachdenkst, wird dir klar sein, dass der heilige Gott des Alten Testaments derselbe ist wie der heilige Gott des Neuen Testaments. Nirgends ist das deutlicher zu sehen als dort, wo Er seinen eigenen Sohn auf dem Kreuz nicht verschonte. Im Alten Testament konnte Er mit der Sünde nichts zu tun haben, und das kann Er auch im Neuen Testament nicht. Die Aufforderung, heilig zu sein, ergeht, weil Gott heilig ist. Er kann bei einem Volk, das mit Ihm in Verbindung steht – ungeachtet der Tatsache, ob es ein alttestamentliches oder ein neutestamentliches Volk ist –, keine geringere Norm anwenden als sich selbst. Die Mitteilung über die Heiligkeit Gottes, die im Alten Testament zu hören war, ergeht hier im Neuen Testament durch Petrus noch klarer. Dieser Aufruf muss dich dazu bringen, dich Ihm ganz zu weihen.

Lies noch einmal 1. Petrus 1,13–16.

Frage oder Aufgabe: Warum ist es wichtig, „nüchtern“ und „heilig“ zu sein?

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