1 Samuel 10:17-24

Saul wird als König vorgestellt

Nach Gottes Handlungen mit Saul im Verborgenen, wird Saul nun dem Volk vorgestellt. Samuel ruft dazu das Volk auf, zum HERRN nach Mizpa zu kommen. Das Volk wird in die Gegenwart Gottes gestellt. Samuel tritt als Repräsentant des HERRN auf. Er erinnert das Volk noch einmal daran, wer Gott ist und was Er für sie getan hat. Dem gegenüber stellt er die Tatsache, dass sie nun ihren Gott verwerfen, der so gut zu ihnen gewesen ist, und dass sie an seiner Stelle einen Menschen als Führer wählen.

Das Los fällt auf Saul. Auf diese Weise wird jeder Verdacht auf einen vorgefassten Plan von Samuel, oder der Gedanke an eine geheime Absprache zwischen Samuel und Saul, unmöglich gemacht. Es ist für jeden deutlich, dass der HERR Saul auswählt. „Das Los wird im Gewandbausch geworfen, aber all seine Entscheidung kommt von dem HERRN“ (Spr 16:33). Das Los „schlichtet Zwistigkeiten“ (Spr 18:18a).

Als man Saul nach vorn holen will, stellt sich heraus, dass er unauffindbar ist. Sollte das das Volk in seiner Begeisterung bremsen können? Sollten sie hierdurch ihre Entscheidung zurücknehmen? Es scheint ein letzter Versuch des HERRN zu sein, sein Volk zur Besinnung zu bringen.

Als Saul nicht zu finden ist, wird der HERR gefragt, ob der Mann schon gekommen ist. Das wird sicher durch den Hohenpriester mit Urim und Tummim geschehen sein (2Mo 28:30; 4Mo 27:21; vgl. Ri 20:27; 28). Bei einer so wichtigen Versammlung des Volkes, bei der ein König gewählt wird, wird der Hohepriester sicher anwesend gewesen sein, auch wenn das nicht ausdrücklich erwähnt wird. Die Hauptperson ist nicht der Priester, sondern Samuel, der als Prophet des HERRN die Leitung bei dieser Versammlung hat.

Der HERR antwortet und sagt, dass Saul sich zwischen den Geräten versteckt hat. Saul scheint wie ein Gerät geworden zu sein, etwas, das von anderen geschleppt wird, was nützlich ist. Ist dieses Verstecken eine Tat der Bescheidenheit oder eine Tat der Angst? Schreckt er vor der Verantwortung zurück, die das Königtum mit sich bringt?

Er weiß im Vorhinein, dass er durch das Los gezeigt wird. Dennoch läuft er weg. Vor Gott kann man jedoch nicht weglaufen. Weglaufen ist nicht gut und dient auch nicht dem Wohl des Volkes Gottes. Es entstammt dem Denken an sich selbst und nicht an die Belange Gottes und seines Volkes. Die Folge ist letztlich, dass der Mensch erhöht wird und nicht Gott.

Der Herr Jesus hat sich auch einmal der Menge entzogen, als sie Ihn zum König machen wollten (Joh 6:15). Bei Ihm wird darin seine Vollkommenheit offenbar. Er will nicht der König nach den fleischlichen Wünschen des Volkes sein. Es ist zu diesem Zeitpunkt nicht die Zeit des Vaters, sich als König zu offenbaren. Zuerst musste Er die Verherrlichung seines Vaters auf der Erde vollkommen vollbringen.

Als Saul in der Mitte des Volkes steht, spricht Samuel von Saul nicht als Wahl des Volkes, sondern als Wahl des HERRN. Das geschieht nicht, um die Verantwortung des Volkes wegzunehmen, sondern weil niemand besser weiß, was die Wahl des Volkes ist, als der HERR. Darum hat Er einen Mann ausgesucht, mit dem niemand konkurrieren kann. Der Mann entspricht vollständig dem Geschmack des Volkes.

Als das Volk ihn sieht, sind sie dann auch alle tief beeindruckt von diesem gewaltigen Mann und bejubeln ihn. Saul ist ein Mann, von dem jeder Zentimeter König ist. Er ragt mit Kopf und Schultern über das Volk hinaus. Aber… das, womit er über das Volk herausragt, wird bei seinem Tod abgehauen werden (1Sam 31:8; 9). Auch der neutestamentliche Saul ragt über seine Altersgenossen hinaus (Gal 1:14; Phil 3:4b-6). Er wird jedoch in einer Begegnung mit dem verherrlichten Herrn klein gemacht. Der Mann, der hoch im Sattel saß, „fiel auf die Erde“ (Apg 9:4).

Die Israeliten vergleichen ihren König mit sich selbst und nicht mit dem HERRN. Das läuft darauf hinaus, dass wir uns mit uns selbst vergleichen (vgl. 2Kor 10:12b). Das tun wir nämlich, wenn wir uns mit anderen Menschen vergleichen. Die anderen Menschen sind genauso wie wir.

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