1 Samuel 14:25-30

Das Nahrungsverbot von Saul

Es ist deutlich, dass der HERR am Werk ist und dass Er Israel erlöst hat. Das ist der Höhepunkt dieser Geschichte. Wir sehen, wie Er in Gnade für sein Volk auftritt, während das Volk als Ganzes Ihm den Rücken zugekehrt hat.

Das Heer zieht weiter, um die Philister endgültig zu besiegen. Saul macht daraus eine Prestigesache für sich selbst. Er redet von „meinen Feinden“. Saul spricht nicht vom HERRN, nicht von Israel, sondern nur von sich selbst. Wegen seines eigenen Rachegefühls beschwört er das Volk, nicht zu essen, bevor er sich gerächt hat. Saul schwört in diesem Kapitel mehrfach (1Sam 14:24; 39; 44) und jedes Mal hat er sich nicht an das gehalten, was er geschworen hat.

Der Charakter der Torheit Sauls ist Gesetzlichkeit. Hierdurch legt er ein Gebot auf das Volk, das es seiner Kraft beraubt. Dadurch wird das Volk ermattet. Glaube und die Annahme dessen, was Gott gibt, gibt neuen Mut und Kraft. Eine gesetzliche Gesinnung und das ständige Reden von Geboten und Verboten lähmt das Volk Gottes. Menschen, die das tun, haben in ihrem Denken auch keinen Raum für Glaubenstaten wie die von einem Jonathan. Davon halten sie auch nichts, denn es ist außerhalb der alten, vertrauten Pfade.

Der Erlass dieses strengen Befehls ist:

1. Nicht staatsmännisch und unvernünftig. Es kann so scheinen, dass Zeit gewonnen wird, die sonst für das Essen verwendet würde, aber in Wirklichkeit verliert das Volk die Kraft für die Verfolgung.

2. Herrschsüchtig und unfreundlich gegenüber dem Volk. Wenn das Volk ein Festmahl hätte halten wollen, hätte etwas für dieses Verbot sprechen können, aber ihnen zu verbieten, Nahrung zu sich zu nehmen, obwohl sie hungrig sind, ist grausam.

3. Gottlos, da Saul dort den Namen Gottes durch einen Fluch und einen Eid damit verbindet. Das ist keine Art, zu regieren. Diejenigen, die über andere gestellt sind, dürfen wohl tadeln und strafen, aber sie dürfen ihre Untergebenen nicht verfluchen. Als David über einen seiner Feinde spricht als jemanden, der „den Fluch liebt“ (Ps 109:17; 18), meint er vielleicht Saul.

Das Volk ist dem Befehl Sauls gehorsam, aber was ist das für eine Qual, als sie in den Wald kommen, wo sie Honig fließen sehen. Das bedeutet eine große Versuchung für das Volk. Die Furcht vor Saul sitzt jedoch so tief, dass sie aus Furcht vor dem Fluch Sauls nicht einmal wagen, von dem Honig zu kosten.

Saul hat durch das gesetzliche Auftreten den Weg des Volkes zum Segen des Landes verschlossen. Kanaan ist ja ein Land, das von Honig fließt. Hier haben wir ein Beispiel dafür. Sie können gewissermaßen Honig aus dem Felsen saugen (5Mo 32:13b). Die Süßigkeit hätte ihnen schnell neue Energie geben können. Das sehen wir bei Jonathan.

Jonathan nimmt vom Honig

Jonathan hat den Fluch nicht gehört und ist daher frei, den Honig zu essen. Das tut er dann auch. Er steht außerhalb des Bereiches des Fluches. Das ist ein Bild davon, dass Glaube und Gesetz einander ausschließen. Jonathan ist wie der Herr Jesus, der unterwegs aus dem Bach getrunken hat (Ps 110:7). Jonathan genießt, im Vorbild, einen kurzen Moment die irdischen Dinge, nicht die weltlichen Dinge. Gesetzlichkeit ist auch, einander zu verbieten, irdische Dinge zu genießen. Wir sollen den Genuss von irdischen Dingen auch nicht übertreiben, als sei der Genuss dieser Dinge das Einzige, woraus das Leben besteht.

Bei Jonathan sehen wir, wie es sein kann. Er kostet unterwegs von dem Honig, während sein Blick immer auf den Kampf gerichtet bleibt. Er setzt sich nicht hin, um sich bequem seinen Bauch mit Honig vollzuschlagen. Er kostet „ein wenig“ (1Sam 14:29; Spr 24:13; Spr 25:16; 27; vgl. Ri 7:6). Der Kampf bleibt das Ziel. Wir müssen einerseits lernen, die Dummheit Sauls zu vermeiden, und andererseits müssen wir von Jonathan lernen, wie wir irdische Segnungen genießen dürfen.

Sobald Jonathan gegessen hat, wird ihm von dem Fluch berichtet, den sein Vater ausgesprochen hat. Es wird dabei gesagt, dass der Fluch seines Vaters die Ursache für die Erschöpfung des Volkes ist. Fluch gibt keine Kraft, das Erforderliche zu tun, sondern wirkt nur lähmend. Jonathan schämt sich nicht, auf die Dummheit seines Vaters hinzuweisen. Statt sein Volk im Kampf anzuführen und ihm dabei alle Mittel zur Verfügung zu stellen, stellt Saul das Volk unter ein Gesetz. Dadurch stürzt er das Volk ins Unglück. Dasselbe wird von Achan gesagt (Jos 7:25).

Jonathan spricht darüber, wie viel größer der Segen gewesen wäre, wenn sein Vater nicht so töricht gehandelt hätte. Auch unser geistlicher Segen wäre größer, wenn viele unter uns nicht so gesetzlich oder weltlich gesinnt wären. Die Gefahr kommt von beiden Seiten. Unterdrückung oder Freiheit verhindert einen großen Sieg.

Der Gebrauch von ein wenig Honig hat Jonathan wieder Kraft gegeben. Er kann dadurch wieder klar sehen. Honig spricht von der Süßigkeit der natürlichen Beziehungen. Wie gut kann es sein, wenn ein Kämpfer im Werk des Herrn sich einen Augenblick Ruhe nimmt und seine Familie, seine Frau, seine Kinder genießt. Dadurch bekommt er Kraft, um wieder weiterzukämpfen. Auch vom Gebot des HERRN steht geschrieben, dass es die Augen erleuchtet, um zu wissen, was geschehen soll (Ps 19:9b). Es zeigt, dass wahre Erleuchtung auf dem Weg des Gehorsams gegenüber Gottes Wort gefunden wird.

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