1 Samuel 15:14

Sauls „Gehorsam“

Samuel muss Saul die Botschaft Gottes überbringen. Er hat diese Nacht nicht geschlafen, sondern zu Gott gerufen. Aus dieser Gemeinschaft mit Gott geht er zu Saul. Bevor er Saul begegnet, bekommt er zu hören, wo Saul ist, was er getan hat und wohin er danach gegangen ist. Gott unterstützt seinen Diener bei seiner Aufgabe.

Dass Saul ein Denkmal für sich aufgerichtet hat, zeigt, dass er auf die eigene Ehre aus ist (vgl. 2Sam 18:18). Das Wort für „Denkmal“ bedeutet wörtlich „Hand“, als Symbol für seine Taten, für das, was er geschafft hat. Jetzt ist er in Gilgal. Samuel folgt ihm dorthin. Dort wird alles offenbar.

Saul nimmt nicht den Platz ein, der ihm gegenüber dem Mann Gottes gebühren würde. Er wartet nicht, bis Samuel beginnt. Er fragt auch nicht, warum Samuel kommt, sondern ergreift direkt das Wort, um sich selbst zu loben und zu berichten, wie gehorsam er doch gewesen ist. Saul betrügt sein eigenes Gewissen durch seine Worte. Er ergreift die Initiative, weil er wohl spürt, dass er nicht gehorsam gewesen ist. Die Anwesenheit eines Mannes Gottes wie Samuel kann nicht anders, als ihn unruhig zu machen über sein unvollständiges Ausführen des Auftrags. So geht es uns auch, wenn wir zu jemandem kommen, der mit dem Herrn lebt, während wir unser Leben mit dem Herrn auf eine oberflächliche Weise führen.

Samuel lässt sich nicht durch die Begeisterung, mit der Saul ihm entgegenkommt, und das Zeugnis, das er sich selbst gibt, fehlleiten. Zum einen wurde Samuel vom HERRN über die tatsächlichen Taten Sauls in Kenntnis gesetzt. Zum zweiten weist Samuel auf die Beweise hin, dass Saul nicht gehorsam gewesen ist. Er hört das Blöken von Schafen und das Brüllen von Rindern. Wie kann das sein, wenn er alles nach dem Befehl des HERRN ausgerottet hat?

Die hochtrabende Rede Sauls von Hingabe für den HERRN wird durch das Geräusch der verschonten Schafe und Rinder Lügen gestraft. Wer sagt, dass er von dem Herrn voll ist, aber nicht in der Bibel liest, oder meint, keinen Aufbau des Glaubens in den christlichen Zusammenkünften zu brauchen, zeigt eine solche Widersprüchlichkeit. Die Taten zeigen die Lüge der Worte. Was vom Fleisch verschont wird, widerspricht einem Bekenntnis der Hingabe. Bei solchen Gläubigen ist dieselbe Willkür wie bei Saul zu sehen. Wir sehen Saul später gründlich gegen Ahimelech auftreten, den er verdächtigt, Sympathien für David zu haben. Von ihm verschont er nichts (1Sam 22:19).

Das Blöken der Schafe und das Brüllen der Rinder sind wie der Rost von Gold und Silber (Jak 5:3a). Dem schönen Bekenntnis wird durch die Praxis widersprochen. Es ist nichts Neues, dass schön klingende Bekenntnisse des Gehorsams gegenüber Gottes Geboten im Widerspruch zum Nachgeben gegenüber dem Fleisch und der Liebe zur Welt stehen. Wenn das schöne Bekenntnis erklingt, dass nichts auf der Erde Wert hat als nur der Herr Jesus, während wir nichts unversucht lassen, um in großen und luxuriös eingerichteten Häusern zu wohnen und in teuren Autos zu fahren, sagt dieses Bekenntnis nicht viel aus.

Saul stellt die Dinge nicht bloß schöner dar, als sie sind, er lügt auch. Er hat selbst das Beste verschont (1Sam 15:9), aber er schiebt die Schuld auf andere, indem er sagt, dass das Volk es getan hat. Das ist das althergebrachte System des Wegschiebens von Schuld. Es wurde schon von Adam und Eva praktiziert. Er spricht auch drei Mal von „dem HERRN, deinem Gott“ (1Sam 15:15; 21; 30). Es ist auch nicht sein Gott, sondern nur der von Samuel. Er hat keine Verbindung zu Gott.

Wie anders reagiert David, als das Schwert des Gerichts über dem Volk hängt (2Sam 24:17). Auch Mose wollte selbst aus dem Buch Gottes ausgelöscht werden, und das für ein ungehorsames Volk (2Mo 32:32). Vor allem reagierte der Herr Jesus ganz anders, als er sagt: „Wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen“ (Joh 18:8).

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