‏ 1 Thessalonians 4:9

Bruderliebe und Werke

1Thes 4:9. Hier beginnt der zweite Teil von Kapitel 4. Nach der Liebe in der Ehe folgt jetzt die Liebe unter Brüdern. Es geht um die Liebe in der Familie, eine Liebe, die sich zu allen Angehörigen der Familie erstreckt. Diese Liebe wird in der Seele eines Gläubigen geweckt, sobald er ein Kind Gottes ist und dadurch der Familie Gottes angehört. Familienmitglieder haben zwar hin und wieder Streit miteinander, doch sie lieben einander so sehr, dass sie einen Streit so schnell wie möglich beilegen. Sie springen füreinander in die Bresche, setzen sich füreinander ein, sind füreinander da, und man kann sich auf den anderen verlassen. Das ist alles in der Natur enthalten.

Du brauchst Menschen nicht zu sagen, dass sie ihren Bruder oder ihre Schwester lieben sollen. Die gegenseitige Liebe der Familienmitglieder liegt in der Natur der Sache. Im natürlichen Leben ist die Sünde ein enormes Hindernis, um diese Liebe zu äußern oder zu erfahren. Familienangehörige können sich gegenseitig sehr viel Böses antun. Doch das ist ganz widernatürlich. Eine gestörte Beziehung innerhalb einer Familie schmerzt viel mehr, als wenn es jemand anderen betrifft. Beides ist nicht schön, doch in der Familie wird es besonders empfunden.

Um die Bruderliebe stand es bei den Thessalonichern gut. Bei ihnen war erkennbar, dass sie aus Gott geboren waren und dass sie die Natur Gottes besaßen. Die Natur Gottes ist Liebe. Sie kam bei ihnen wie von selbst zum Ausdruck. Paulus brauchte ihnen darüber nichts zu schreiben. Sie besaßen die Natur Gottes und waren dadurch von Gott unterwiesen. Sie hatten sich den Belehrungen Gottes geöffnet. Ihre Bekehrung war radikal. Für das Alte war kein Platz mehr. Dadurch bekam Gott Gelegenheit, in ihnen zu wirken, so dass seine Liebe zu anderen, die dieselbe Natur besaßen, ungehindert in ihnen zum Ausdruck kommen konnte.

Geschieht das bei dir nicht ebenso? Bruderliebe ist einer der beiden Beweise für eine echte Bekehrung. Der erste Beweis ist, dass du vor deiner Bekehrung die Welt liebtest und sie jetzt hassest. Der zweite Beweis ist, dass du früher eine Abneigung gegenüber Gläubigen hattest und sie jetzt liebst. Es ist durchaus möglich, dass du mit einem bestimmten Gläubigen nicht so gut auskommst. Das ändert jedoch nichts daran, dass du ihn oder sie liebst. Es kann sein, dass du Mühe hast mit dem, was jemand sagt oder tut. Bedenke, dass andere das auch mit dem haben können, was du manchmal sagst oder tust. Es geht darum, dass du den anderen als ein von Gott geliebtes Kind siehst, genauso wie du von Ihm geliebt bist!

1Thes 4:10. In anderen Gemeinden wie Philippi und Beröa, die in Mazedonien lagen, wusste man um die Wärme der Liebe der Thessalonicher. In einer harten, kalten Welt brauchen du und ich das Feuer der Bruderliebe; wir werden ermahnt, sie einander zu geben (1Pet 1:22). Dazu sind wir einander gegeben, und wenn wir sie einer den andern spüren lassen, können wir uns gegenseitig glücklich machen. Lieben tut man nicht mit dem Mund, sondern mit Taten (1Joh 3:18). Liebe kann nicht verborgen bleiben.

Wenn die Bruderliebe vorhanden ist und erfahren wird, werden Probleme unter Gläubigen nicht schnell die Chance haben, die Beziehungen untereinander zu stören. Die Bruderliebe bewahrt vor Schwierigkeiten oder vertreibt sie sogar. So wie die Wärme der Sonne einen Eiszapfen schmelzen lässt, wird die Bruderliebe die abgekühlten Beziehungen unter Gläubigen verändern. Liebe zur Wahrheit, die sehr wichtig ist, kann jedoch zu derart abgekühlten Beziehungen führen, wenn mit dem Verkehrten auch gleich die Person abgewiesen wird. Darum ist es sehr wichtig, auch die Wahrheit von der Bruderliebe in die Praxis umzusetzen!

Die Bruderliebe der Thessalonicher war nicht wählerisch, sie beschränkte sich nicht auf die eigene Gemeinde und schon gar nicht auf ein Grüppchen Gleichgesinnter innerhalb der Gemeinde. Sie hatten Liebe zu allen Brüdern, „die in ganz Mazedonien sind“ (1Thes 4:10). Sektiererei war ihnen fremd. Keiner war da, den sie nicht liebten. Ein ungläubiger Historiker, der die gegenseitige Liebe der ersten Christen beobachtete, schrieb darüber am Ende des zweiten Jahrhunderts Folgendes: „Es ist unglaublich, das Feuer zu sehen, mit dem die Menschen dieser Religion einander bei ihren Bedürfnissen helfen. Sie sparen an nichts. Ihr erster Gesetzgeber [das ist der Herr Jesus] hat ihnen eingeschärft, dass sie alle Brüder sind.“ Könnten Menschen um uns her auch von uns solch ein Zeugnis geben?

Wie sehr die Thessalonicher in der Liebe zu den Brüdern auch Vorbilder waren – sie konnten offensichtlich dabei noch zunehmen. Bruderliebe ist nichts, wovon man sagen könnte, dass man sie völlig beherrscht. Es ist immer noch möglich, dabei zuzunehmen. Paulus sagt das nicht, um sie zu entmutigen, sondern um sie anzuregen und vor Selbstgenügsamkeit zu bewahren.

1Thes 4:11. Es kann auch sein, dass sie mit der Bruderliebe ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen waren und dass die Bruderliebe mehr der Sucht glich, sich in alles einzumischen. Das könnte erklären, warum er in 1Thes 4:11 von der Bruderliebe zum Leben in der Gesellschaft übergeht. Die Sorge füreinander birgt die Gefahr, dass wir anfangen, übereinander zu herrschen und uns gegenseitig vorschreiben, wie der andere zu sein hat. Dafür sollten wir keine Zeit haben. Jeder Christ sollte ein volles Tagesprogramm haben, ohne unruhig zu werden, wie die Dinge bei den Mitgläubigen laufen. (Das trifft natürlich nicht zu, wenn man eindeutig sündige Praktiken bei einem Mitgläubigen feststellt.)

Paulus hatte ihnen dazu klare Befehle gegeben. Es erwies sich als notwendig, sie daran zu erinnern. Es ist auch für dich gut zu wissen, dass du das Werk tust, das der Herr dir aufgetragen hat (Mk 13:34). Manchmal kommt es vor, dass junge Gläubige in ihrer ersten Begeisterung nur noch Bibelstudium machen und das Evangelium weitersagen wollen. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Doch das ist nicht Gottes Wille. Er will, dass du mit deinen eigenen Händen arbeitest.

Es ist ein Missverständnis zu unterstellen, dass Menschen, die sich vollzeitig dem Werk des Herrn widmen können, heiliger sind oder sich auf einem höheren geistlichen Niveau befinden. Dieser Gedanke ist rein heidnisch. In Indien findet man zum Beispiel solche Menschen. Es müssen sehr klare und durch andere geistlich zu beurteilende Gründe vorliegen, wenn du deine Arbeit in der Gesellschaft aufgibst, um dich geistlicher Arbeit zu widmen. Paulus zeigt hier, dass heilige Menschen gewöhnlich mit ihren Händen arbeiten. Darin war er ihnen auch selbst ein Vorbild (1Thes 2:9).

Einige in Thessalonich arbeiteten nicht mehr. Möglicherweise hatten sie dafür fromme Gründe, dass sie beispielsweise auf die Wiederkunft des Herrn warteten. Konnte Er nicht jeden Augenblick kommen? Warum sollte man sich dann noch mit irdischen Dingen beschäftigen? Die Folge war jedoch, dass sie sich mit den Dingen anderer beschäftigten. Es ist geistlich nicht gesund, passiv auf das Wiederkommen des Herrn zu warten. Das Wiederkommen des Herrn zu erwarten ist prima, zugleich müssen wir allerdings unsere Arbeit tun, da wir sonst Dinge tun, durch die wir anderen Schaden zufügen.

1Thes 4:12. Du musst bedenken, dass die, „die draußen sind“, also die Ungläubigen um dich her, dich beobachten. Sie sehen, wie du dein Leben ausfüllst. Es wäre eine regelrechte Schande für den Namen des Herrn, wenn sie sähen, dass du mit verschränkten Armen dasitzt, ohne etwas zu tun, und inzwischen erwartest, dass andere dafür sorgen, dass es dir nicht an Essen und Trinken fehlt. Das geht natürlich nicht.

Gerade in einer Arbeitsumgebung hast du Gelegenheit zu zeigen, für wen du lebst und wen du erwartest. Der Herr Jesus preist dich dann glücklich: „Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird“ (Lk 12:43). Du kannst in deiner täglichen Beschäftigung ein schönes Mittel sehen, die Lehre Gottes, deines Heilandes, in allem zu zieren (Tit 2:10).

Bruderliebe ist nur innerhalb der Familie Gottes zu finden. Alle Ungläubigen befinden sich außerhalb. Du brauchst nichts von ihnen. Das meine ich nicht hochmütig, doch du würdest ihnen ein falsches Bild von einem Christen vermitteln, wenn du auf Kosten anderer, der Gesellschaft, leben würdest. Gott hat bestimmt, dass du für dein Essen arbeiten sollst. Diesen Auftrag gab Er bereits Adam. Der musste an die Arbeit, um den Segen, den Gott für ihn hatte, genießen zu können (1Mo 2:15). Nach dem Sündenfall hat Gott es als ein Gebot gegeben (1Mo 3:17).

Lies noch einmal 1.Thessalonicher 4,9–12.

Frage oder Aufgabe: Wie steht es mit deiner Bruderliebe, und wie kennen dich die, „die draußen sind“?

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