1 Timothy 3:10

Aufseher (Fortsetzung) und Diener

1Tim 3:6. Ein Aufseher sollte „nicht ein Neuling“ (wörtlich: „neu Gepflanzter“) sein. Ein Jungbekehrter ist nicht in der Lage, geistliche Probleme anhand des Wortes Gottes zu behandeln. Dazu fehlt ihm einfach noch die Kenntnis. Er kann sich auch nicht in die geistliche Not anderer hineinversetzen. Er ist selbst noch nicht geistlich gewachsen und hat die damit verbundenen Erfahrungen noch nicht erlebt (vgl. 1Joh 2:12-27). Er ist noch allzu oft mit sich selbst beschäftigt und muss noch lernen, wie er mit den Versuchungen der Welt umzugehen hat.

Aufseher kann daher nur jemand sein, der schon länger bekehrt ist. Bei solchen setzt man voraus, dass sie geistlich gewachsen sind und auch in der Praxis gelernt haben, dass in ihnen, das ist in ihrem Fleisch, nichts Gutes wohnt (Röm 7:18). Du kannst zwar in deinem Herzen glauben und von deinem Verstand her wissen, dass du mit Christus gestorben bist (Röm 6:6; 8), doch es ist noch etwas ganz anderes, sich in der Praxis im Blick auf die Sünde für tot zu halten (Röm 6:11). Es ist außerordentlich wichtig, die Wahrheiten auch aus Erfahrung zu kennen. Und Erfahrungen im Glaubensleben kann ein Neubekehrter nun einmal noch nicht gemacht haben. Das ist also keine Schande, es ist einfach unmöglich.

Es ist daher auch lebensgefährlich, wenn ein junger Gläubiger die Aufgabe eines Aufsehers wahrnehmen will oder wenn sie ihm zugeschoben wird. Dann läuft er Gefahr, hochmütig und aufgeblasen zu werden. Die Wichtigkeit der eigenen Person steht dann im Vordergrund. Nur allzu schnell führt das zur Selbstüberhebung und damit zu der Sünde, die den Fall des Teufels kennzeichnete.

Eine örtliche Gemeinde erweist sich keinen Dienst, wenn sie einem jungen Gläubigen eine derartige Verantwortung überträgt oder zubilligt. Das öffnet dem Hochmut des Teufels Tor und Tür. Hochmut ist die Ursünde und zeigte sich zuerst bei dem Teufel. Er war das erste Geschöpf, bei dem der Gedanke der eigenen Wichtigkeit hervortrat (Jes 14:12-15; Hes 28:12-19). Das führte zu seinem Fall. Das Urteil über ihn stand damit fest. Das sollte eine ernste Warnung sein, nicht nach einer Aufgabe zu streben, für die jemand (noch) nicht geeignet ist, und man sollte sich hüten, jemandem eine solche Aufgabe zu geben.

1Tim 3:7. Das „Anforderungsprofil“ für einen Aufseher endet mit der Bekanntheit, die er außerhalb der Gemeinde hat, also in der Gesellschaft: „Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind.“ Es ist deshalb auch wichtig, wie jemand von der Welt gesehen wird. Dazu muss man in der Umgebung nicht erst eine Umfrage starten; der Aufseher muss als jemand bekannt sein, in dem das Bild Christi zu erkennen ist. Das heißt nicht, dass alle Leute gut über ihn reden müssen, denn gerade das kann zeigen, dass es gar nicht gut um ihn steht (Lk 6:26). Es geht darum, dass er nicht ins Gerede kommt. Das geschieht, wenn er einen zweifelhaften Ruf hat. Einerseits will er in der Gemeinde als ein guter Christ angesehen werden. Er ist treu im Umgang mit den Geldern, treu in den Dingen, für die er in der Gemeinde zuständig ist, und besucht treu die Gemeindestunden. Andererseits machen ihn seine Unbeherrschtheit, seine Redeweise, seine Unehrlichkeit und seine Unreinheit zum Gegenstand von Spott und Hohn.

Diese Zweigleisigkeit in seinem Auftreten in eine Garantie dafür, dass er „in den Fallstrick des Teufels“ gerät. Damit ist gemeint, dass er eine Beute des Teufels wird. Es geht um den Fallstrick, den der Teufel ausgelegt, oder die Fallgrube, die er gegraben hat, um darin die Heiligen, besonders die Führer unter ihnen, zu fangen und auszuschalten (vgl. 2Tim 2:26).

1Tim 3:8. Nach seiner bemerkenswerten Beschreibung der Kennzeichen eines Aufsehers sagt Paulus Timotheus nun einiges über eine weitere besondere Gruppe: die „Diener“. Aufseher achten auf die innere, geistliche Ordnung in der Gemeinde. Die Diener kümmern sich um das äußere Wohl der Gemeinde, um das, was in materieller Hinsicht nötig ist.

In Apostelgeschichte 6 treten sie erstmals auf (Apg 6:1-6). Sie werden dort zwar nicht so bezeichnet, aber es geht dort um den Dienst, den sie ausüben. Offensichtlich haben diesen Dienst, das Verteilen der Gelder, anfänglich die Apostel verrichtet. Dort lesen wir auch von den allgemeinen Kennzeichen (Apg 6:3) und dass sie (im Gegensatz zu den Ältesten oder Aufsehern) von der Gemeinde gewählt wurden.

Obwohl die Aufgabe eines Dieners auf einem anderen Gebiet liegt als die eines Aufsehers, sind für diese Arbeit „ebenso“ bestimmte geistliche Eigenschaften notwendig. Diener zu sein, ist nicht etwa ein „Job“, der sich für Gläubige eignet, die ein Händchen für geschäftliche Dinge haben. Auch eine solche Arbeit im materiellen Bereich muss in geistlicher Weise durchgeführt werden. Die Verteilung von Geldern und Gütern bedarf einer geistlichen Abwägung, die ohne Ansehen der Person geschehen muss.

„Würdig“ ist das erste Kennzeichen eines Dieners. Sein Verhalten strahlt eine Würde aus, an der du erkennen kannst, womit der Diener innerlich, in seinen Gedanken und Überlegungen, beschäftigt ist. Auch wenn er etwas sagt, brauchst du keine Sorge zu haben, dass er etwas anderes meint. Er ist nicht „doppelzüngig“. Er ist kein Redner, der seine Botschaft dem Publikum anpasst, das er vor sich hat, oder der bei dem, was er sagt, hinterhältige Gedanken und Absichten hat.

Für einen Diener ist Selbstbeherrschung äußerst wichtig. Deshalb darf er „nicht vielem Wein ergeben“ sein. Ein Gläubiger verliert nirgendwo schneller seine Würde, als wenn er sich betrinkt. Direkt mit dem Wein verbunden wird der Reichtum angesprochen, der durch „schändlichen Gewinn“ erlangt wird. Es gibt nichts Schändlicheres als den Versuch, im Umgang mit den Dingen Gottes reich zu werden.

Für die Verwaltung des Geldes, das ihm anvertraut wurde, ist Selbstbeherrschung ebenfalls äußerst wichtig. Er muss das Geld für das, was wirklich notwendig ist, ausgeben und darf damit nicht spekulieren. Auch darf er nicht darauf aus sein, einen geistlichen Vorteil für sich dadurch zu erreichen, dass er bestimmte Personen vorzieht, um auf diese Weise bei ihnen an Ansehen zu gewinnen. Ein Handeln aus Gewinnsucht wäre schändlich. Deshalb darf er nicht „schändlichem Gewinn nachgehen“.

1Tim 3:9. Mit äußeren, materiellen Dingen beschäftigt zu sein, darf niemals als etwas Nebensächliches angesehen werden. Auch diese Dinge haben mit dem „Geheimnis des Glaubens“ zu tun. Die äußeren Handlungen kommen daraus hervor. Das „Geheimnis des Glaubens“ umfasst die gesamte Wahrheit, die durch göttliche Offenbarung bekanntgemacht worden und in Christus enthalten ist. Nur wenn der Diener an Christus festhält, ist er in der Lage, seine Arbeit so zu tun, wie der Herr es von ihm erwartet. Wenn er Christus vor Augen hat, bleibt er vor falschen Entscheidungen bewahrt und erhält sich ein reines Gewissen.

1Tim 3:10. So wie der Aufseher kein Neubekehrter sein durfte, so muss auch der Diener einen Nachweis für seine Treue und Zuverlässigkeit erbracht haben. Man kann nicht einfach irgendjemand fragen, ob er diese Arbeit tun will. Er muss „zuerst erprobt werden“. Das hat nichts mit einer Probezeit oder einem Examen zu tun. Es geht um die Beurteilung der ganzen Person hinsichtlich ihres Lebenswandels, sowohl in der Welt als auch unter den Gläubigen (2Kor 8:22; vgl. 1Thes 2:4). Wenn eine entsprechende Prüfung nichts ergeben hat, wofür der „Diener-Kandidat“ sich zu verantworten hätte, und wenn deutlich geworden ist, dass er „untadelig“ ist, kann er seinen Dienst ausüben.

1Tim 3:11. Die „Frauen“ der Diener werden in diese Arbeit miteinbezogen, weil sie oft einen sehr praktischen Blick für das haben, was in einem Haushalt notwendig ist. (Bei der Aufgabe der Aufseher, bei der es um die Ausübung geistlicher Autorität geht, werden ihre Frauen nicht genannt.) Sie müssen „ebenso“ wie ihre Männer „würdig“ sein (1Tim 3:8; 11). Ihnen wird gesagt, dass sie nicht „verleumderisch“ sein dürfen, d. h. nicht tratschen oder schlecht reden dürfen. Das Schlechte, was sie zu hören bekommen, sollen sie für sich behalten und nicht weitererzählen.

In ihrem Urteil über Gläubige, die für eine Unterstützung in Frage kommen, müssen sie „nüchtern“ sein. Sie dürfen sich nicht durch allerlei Dinge beeinflussen lassen, die einer gerechten Beurteilung im Weg stehen. Als letztes Kennzeichen wird gesagt, dass sie „treu in allem“ sein müssen. Sie dürfen das, was ihnen sowohl in materieller als auch in geistlicher Hinsicht anvertraut worden ist, nicht missbrauchen. Sie sind zuverlässig, ihr Wort zählt.

Lies noch einmal 1. Timotheus 3,6–11.

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