1 Timothy 4:2

Abfall in späteren Zeiten

1Tim 4:1. Die letzten Verse des vorhergehenden Kapitels bilden die Einleitung zu diesem Kapitel. Dort findest du, dass sich im Haus Gottes alles um den Herrn Jesus dreht. Wenn das, wovon dort die Rede ist, aufgegeben wird, bedeutet das Abfall. Denn Abfall liegt dann vor, wenn man an der Person des Herrn Jesus nicht mehr genug hat. Man will noch etwas dazu haben, um noch „christlicher“ zu sein. Das aber ist ein Angriff auf seine Person. Und darum geht es in den ersten Versen dieses Kapitels. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich Kapitel 4,1 erfüllt (1Tim 4:1), wenn man die Wahrheit von Kapitel 3,15.16 nicht festhält (1Tim 3:15; 16).

In den Tagen des Paulus traten bereits Kennzeichen des Verfalls auf. Deshalb konnte der Apostel Ermahnungen geben, die zu seiner Zeit von praktischem Nutzen waren. In dem Maß, wie die Zeit fortgeschritten ist, sind auch diese Ermahnungen dringender geworden. Es kann sein, dass Paulus für die späteren Zeiten eine besondere Botschaft vom Heiligen Geist erhalten hat. Weil der Geist es sagt, wird es auch ganz sicher so eintreffen. Das Wort „ausdrücklich“ legt besonderen Nachdruck auf das, was „der Geist aber sagt“ über die „späteren Zeiten“, und dass es äußerst ratsam ist, seine Worte zu Herzen zu nehmen.

Der Ausdruck „Der Geist aber sagt“ ist einer der Beweise dafür, dass der Heilige Geist eine (göttliche) Person ist und nicht nur eine Kraft oder ein Einfluss. Der Geist spricht diese eindringliche Warnung aus, damit die Heiligen nicht überrascht werden. Er spricht von Zeiten, die damals noch zukünftig waren, inzwischen aber eingetreten sind. Deshalb ist das, was Er sagt, besonders aktuell für uns.

Diese „späteren Zeiten“ sind durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet, an denen man sie erkennen kann. Es ist ein besonderes Merkmal dieser Zeiten, dass „einige von dem Glauben abfallen werden“. Hier ist noch von „einigen“ die Rede. Das Böse hat sich hier noch nicht allgemein ausgebreitet, was in den letzten Tagen (2Tim 3:1; 2Pet 3:3; Jud 1:18), in denen wir jetzt leben, jedoch sehr wohl der Fall sein wird.

„Von dem Glauben abfallen“ können nur die, die keine echten Gläubigen sind. Die Sicherheit des Heils besitzen alle, die sich zu Gott bekehrt, ihre Sünden aufrichtig bekannt und Christus als Herrn und Heiland angenommen haben (Joh 5:24; Joh 10:27-30; Röm 8:38; 39; Heb 10:14). „Abfallen“ bedeutet, sich von einer ursprünglich eingenommenen Position zu distanzieren. Menschen, die vom Glauben abfallen, kehren dem, was sie einmal geglaubt haben, bewusst den Rücken zu. Ein solcher Glaube war lediglich auf verstandesmäßige Annahmen gegründet (vgl. Joh 2:23-25).

Obwohl der Geist in die ganze Wahrheit leitet (Joh 16:13), weichen diese Menschen von der Wahrheit ab und liefern sich dem Einfluss betrügerischer Geister und ihrer Lehren aus. Damit beschäftigen sie sich dann, suchen dort ihr Heil und klammern sich an deren „Wahrheiten“. Sie sind blind für die Tatsache, dass sie sich Dämonen anvertrauen, bösen Geistern, die Werkzeuge Satans sind.

1Tim 4:2. Dämonen können sich ja so fromm geben. Doch der Schein trügt. Sie täuschen ihre Frömmigkeit vor, während das, was sie sagen, von dem Vater der Lüge kommt. „Heuchelei“ ist ein Wort, das mit Schauspielen zu tun hat. Es ist ein Rollenspiel, bei dem jemand eine andere Person und nicht sich selbst darstellt. Es ist wie das Tragen einer Maske, die die wahre Identität verbirgt. So trugen diese Verführer die Maske der Frömmigkeit, die sich in Ehelosigkeit und dem Enthalten von Speisen zeigte (1Tim 4:3).

Solche Leute haben ihr „eigenes Gewissen wie mit einem Brenneisen gehärtet“. Ihr Wesen trägt das Kennzeichen, dass sie für das Evangelium völlig verschlossen sind, und dieses Kennzeichen ist ihnen wie mit einem Brenneisen aufgedrückt und nicht mehr zu entfernen. Gewissenlos geben sie Dingen, die Gott gegeben hat, eine andere Bedeutung, als Gott es getan hat. Sie stellen ihre Lehren so dar, als würden sie zu einem höheren Zustand der Heiligkeit führen, durch den Gott mehr geehrt würde.

1Tim 4:3. Paulus nennt zwei dieser Lehren, und zwar solche, die sich auf die Ehe und Speisen beziehen. Beide hat Gott dem Menschen bei seiner Erschaffung zum Segen gegeben. Im Gegensatz dazu stellen Dämonen Ehe und Speisen als etwas hin, was „nur“ zur alten Schöpfung gehöre und einen niedrigeren Rang habe. Sie konnten darauf hinweisen, dass ein Christ nicht mehr zur alten Schöpfung gehörte, sondern eine neue Schöpfung war. Und da lagen die Dinge doch ganz anders.

Doch es gibt nichts, was der Schöpfungsordnung Gottes Abbruch täte. Ehe und Speisen gehörten bereits zur Schöpfung, bevor es die Sünde gab. Diese Gaben abzuwerten, bedeutet, den Schöpfer abzuwerten. Gott erwartet gerade von uns als neuen Menschen, dass wir den von Ihm gegebenen Dingen im Christentum den rechten Platz zukommen lassen. Zugleich geht es hier um einen Angriff auf Christus. Das Zölibat (die Verpflichtung zur Ehelosigkeit für einen Priester in der römisch-katholische Kirche) ist eine Lehre von Dämonen. Sie ist ein Angriff auf die Wahrheit von Christus und der Gemeinde.

Bei der zweiten Irrlehre, „sich von Speisen zu enthalten“, konnten sich die Verführer auf die Speisevorschriften des Alten Testaments berufen (z. B. in 3. Mose 11). Die Irrlehre liegt in dem (selbsterdachten) Gebot, sich bestimmter Speisen zu enthalten. So ist jemand, der aus Überzeugung Vegetarier ist und sich nur von pflanzlicher Nahrung ernährt, weil er kein Fleisch essen will, in eine Lehre von Dämonen verstrickt. Auch diese Irrlehre ist ein Angriff auf Christus, dieses Mal auf sein Werk. Wer es grundsätzlich ablehnt, Fleisch zu essen, weigert sich, sich durch den Tod eines anderen zu nähren. Der Tod eines Tieres, von dem der Mensch sich ernähren darf, ist ein Bild des Todes Christi, durch den ein Mensch Leben empfangen kann.

Paulus kommt auf den Anfang zurück: Alles, was „Gott geschaffen hat“, hat Er zu einem bestimmten Zweck geschaffen: Der Mensch soll es genießen und Ihn dafür ehren. Durch falsche Lehren wird dem Menschen dieses Vorrecht vorenthalten. Dadurch wird das Danken, das für einen Gläubigen selbstverständlich sein sollte, verhindert. Indem du Ihm für die Speise dankst, erkennst du an, dass du sie von Ihm empfangen hast.

Auch Ungläubige bekommen Nahrung (Apg 14:17), doch sie danken Gott nicht dafür. Nur Kinder Gottes sind in der Lage, Nahrung als ein Geschenk Gottes zu sich zu nehmen. Sie sind solche, die glauben und die Wahrheit kennen, wodurch sie vor diesen Lügen über Enthaltsamkeit bewahrt bleiben. Die Schrift macht deutlich, dass es Gründe geben kann, um sich für eine Zeit in der Ehe (1Kor 7:5) und auch der Nahrung zu enthalten (zu fasten, wie in Apg 13:2; 3). Aber das ist ein anderes Thema.

1Tim 4:4. Was von einem gütigen Schöpfergott kommt, kann nicht anders als gut sein. Die Einschränkungen, die das Gesetz bestimmte, sind durch das Licht des Evangeliums aufgehoben worden (Apg 10:9-16). Eine Ausnahme bleibt auch im Christentum: das Verbot, Blut zu essen (Apg 15:28; 29).

Wenn falsche Lehrer mit ihren Lehren die guten, von Gott gegebenen Dinge verwerfen, erklärt Paulus demgegenüber, dass „nichts verwerflich [ist], wenn es mit Danksagung genommen wird“. Die einzige Voraussetzung, das von Gott geschaffene Gute zu genießen, ist, dass man es „mit Danksagung“ dem gegenüber tut, der das Gute gegeben hat.

1Tim 4:5. Dass die Speisen „geheiligt [werden] durch Gottes Wort und durch Gebet“ hat nichts mit der übrigens guten Gewohnheit zu tun, dass man vor oder nach dem Essen dankt und vor oder nach der Mahlzeit etwas aus dem Wort Gottes liest. Auch der Herr Jesus dankte stets vor einer Mahlzeit (Mt 15:36; Lk 22:19; Joh 6:11). Paulus geht davon aus, dass das allgemein die Regel ist (Röm 14:6), und handelt auch selbst danach (Apg 27:35).

Es geht hier vielmehr darum, dass du, wenn du Nahrung heiligst, von aller Nahrung einen Teil nimmst, um ihn in Gemeinschaft mit Gott zu dir zu nehmen und zu genießen. Das tust du, weil das Wort Gottes dir klargemacht hat, in welchem Verhältnis die geschaffenen Dinge zum Schöpfer tatsächlich stehen. Auch in den einfachen Dingen wie Essen und Trinken genießt du die Gemeinschaft mit Gott. Diese Gemeinschaft mit Gott erfährst du darüber hinaus noch ganz besonders im Gebet.

Lies noch einmal 1. Timotheus 4,1–5.

Frage oder Aufgabe: Warum spricht Paulus von Lehren von Dämonen, wenn es um so alltägliche Dinge wie Ehe und Nahrung geht?

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