‏ 2 Corinthians 3:9

Der alte und der neue Bund

2Kor 3:6. Paulus war sich bewusst, dass auch er aus sich selbst heraus nicht fähig war, seinen Dienst richtig auszuüben. Dieser Gedanke führt ihn dazu, etwas über den neuen Bund zu sagen, dessen Diener er ja war, nicht ein Diener des alten Bundes, wie seine Gegner es offensichtlich waren (2Kor 11:22). Es ist sehr wichtig, den Unterschied zwischen diesen beiden Bündnissen gut zu verstehen. In den folgenden Versen geht Paulus recht ausführlich darauf ein. Am Ende dieses Abschnitts möchte ich nur etwas Allgemeines darüber sagen. Der alte Bund wurde zwischen zwei Parteien geschlossen: zwischen Gott und seinem irdischen Volk Israel. Beide Parteien übernahmen bestimmte Verpflichtungen. Israel gelobte, dem Gesetz gehorsam zu sein. Gott seinerseits würde sie, wenn sie gehorsam sein würden, dafür segnen. Dieser alte Bund ist von Israel in jeder Hinsicht mit Füßen getreten worden. Sie haben durch ihren Ungehorsam und ihren Aufstand gegen Gott das Recht auf jeglichen Segen verwirkt. Gott musste sie deshalb strafen, statt sie zu segnen. Aber was sollte dann aus all den Segnungen werden, die Gott verheißen hatte? Sollten sie alle verfallen? Gott hat daher einen neuen Bund errichtet, auch wieder mit Israel, aber diesmal auf eine ganz besondere Weise. Diese besondere Weise besteht darin, dass Gott nichts mehr von seinem Volk fordert, sondern dass Er alle Bedingungen selbst erfüllen wird. Das Volk ist also keine Partei mehr, von der noch etwas erwartet wird. Gott tut alles Notwendige: Er kommt dem entgegen, was das Volk eigentlich tun müsste, und Er erfüllt seine eigenen Bedingungen. Über diesen besonderen Aspekt des neuen Bundes werde ich dir im nächsten Abschnitt mehr berichten.

Der neue Bund ist ein Bund, den Gott mit seinem irdischen Volk Israel schließen wird und bei dem die Bedingungen anders sind als beim alten Bund. Beim alten Bund war es so, dass auch das Volk bestimmte Verpflichtungen übernommen hatte. Das geschah am Berg Sinai. Dort sagten sie dreimal: „Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun“ (2Mo 19:8; 2Mo 24:3; 7). Dann gab Gott die Bedingungen, wie sie im Gesetz niedergelegt sind. Beim neuen Bund jedoch übernimmt Gott alle Verpflichtungen. Wie dieser neue Bund funktioniert, wird in Hebräer 8 schön beschrieben (Heb 8:8-13). Dort wird deutlich, dass auch der neue Bund mit Israel und Juda (das sind die zehn und die zwei Stämme, also das Volk in seiner Gesamtheit) geschlossen werden wird. Weiterhin fällt beim Lesen dieses Abschnitts auf, dass immer angegeben wird, was Gott tun wird. Beachte das immer wiederkehrende „Ich werde“. Du findest nichts von einem Beitrag, der von dem Volk erwartet wird, wie das beim alten Bund der Fall war. Weil Gott hier bürgt, ist es unmöglich, dass aus dem neuen Bund nichts wird.

Das ist auch aus einem weiteren Grund unmöglich, und der hängt mit der Grundlage zusammen, auf der der neue Bund errichtet ist. Diese Grundlage ist nämlich das Blut des Herrn Jesus Christus, das Er am Kreuz auf Golgatha vergossen hat. Wie beeindruckend sind doch die Worte, die der Herr Jesus bei der Einsetzung des Abendmahls spricht! Vom Kelch sagt Er: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22:20). In Matthäus 26 wird noch hinzugefügt: „… zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26:28). Hier siehst du, auf welche Weise die Bedingungen, die ursprünglich dem Volk gestellt waren, erfüllt worden sind: Der Herr Jesus hat sie erfüllt. Gott hat seinen Sohn gegeben, damit dieser alles erfüllte, worin der Mensch versagt hatte. Die Grundlage des neuen Bundes ist das Blut Christi.

Nun zurück zu 2. Korinther 3. Paulus nennt sich dort einen Diener des neuen Bundes, obwohl sein Dienst in erster Linie den Heiden und nicht so sehr Israel galt. Wenn man aber daran denkt, dass der neue Bund sich auf das vergossene Blut Christi gründet, bleiben die Segnungen und Verantwortlichkeiten nicht auf Israel beschränkt. Auch du hast mit dem neuen Bund zu tun. Nicht in dem Sinn, dass du mit Gott in einem Bundesverhältnis stehst, aber du darfst jetzt schon die Segnungen des neuen Bundes genießen, weil das Blut des Herrn Jesus für deine Sünden vergossen worden ist und Gott den vollen Wert dieses Blutes kennt. Auch darfst du jetzt schon das Vorrecht kennen, dass Christus in dein Herz eingeschrieben ist und dass du seine Herrlichkeit in deinem Leben offenbaren kannst. Israel wird diese Segnungen erst genießen, wenn Gott die Verbindung mit seinem Volk wieder aufgenommen hat. Dann werden die Gesetze Gottes in ihr Herz geschrieben sein, und sie werden den Herrn kennen (Heb 8:10-11). Ich habe hierüber etwas ausführlicher geschrieben, weil es wichtig ist, dass du verstehst, warum Paulus sich einen Diener des neuen Bundes nennt.

Der letzte Teil von 2Kor 3:6 schließt sich hier an. Der neue Bund ist ein Bund, mit dem die lebendig machende Wirkung des Geistes verbunden ist. Der alte Bund bestand aus Buchstaben auf steinernen Tafeln. Der neue Bund besteht aus einem Werk des Geistes im Herzen von Menschen (das konntest du auch in Hebräer 8 lesen).

2Kor 3:7-13. In den 2Kor 3:7-16 wird in einer Art Einschub klar gemacht, wie viel herrlicher all das ist, was mit dem Geist verbunden ist, als das, was mit dem Gesetz verbunden ist. Das geschieht in Form von Gegensätzen. Es heißt dort vom Gesetz, dass es der Dienst des Todes (2Kor 3:7) und der Dienst der Verdammnis (2Kor 3:9) ist, während im Gegensatz dazu vom Dienst des Geistes (2Kor 3:8) und vom Dienst der Gerechtigkeit gesprochen wird (2Kor 3:9).

Als Mose zum zweiten Mal mit den steinernen Tafeln vom Berg herabkam, war etwas von der Herrlichkeit Gottes anwesend. Die Israeliten sahen, dass das Gesicht Moses strahlte. Das lag daran, dass Mose in der Gegenwart Gottes gewesen war; er spiegelte die Herrlichkeit Gottes wider. Die Israeliten wurden dadurch jedoch geblendet, sodass Mose eine Decke über sein Gesicht breiten musste, sonst konnten sie ihn nicht einmal anschauen. Das kannst du in 2. Mose 34 nachlesen (2Mo 34:29-35). Allerdings war es nur ein klein wenig Herrlichkeit, und das Volk wurde dadurch nicht angezogen, sondern fürchtete sich davor. Hinzu kommt noch, dass das Gesetz seine Gültigkeit hatte, solange der Herr Jesus noch nicht gekommen war. In Römer 10 heißt es: „Christus ist das Ende des Gesetzes, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit“ (Röm 10:4).

Da Christus nun gekommen ist, ist für jeden, der glaubt, nicht mehr das Gesetz die Grundlage seines Verhältnisses zu Gott. Die Herrlichkeit des Gesetzes ist in diesem Sinne verschwunden, aufgehoben.

2Kor 3:14-15. Die ungläubigen Israeliten (und leider auch viele Christen), die sich unter das Gesetz stellen, sind dafür blind. Auf ihrem Herzen liegt eine Decke. Wenn sie das Alte Testament lesen, können sie darin nichts anderes entdecken als einen fordernden Gott. Aber wer den Herrn Jesus im Glauben angenommen hat, hat diese Decke, wenn er „Mose liest“, nicht mehr. „Mose lesen“ bedeutet, die Bücher des Alten Testaments zu lesen, die von Mose geschrieben wurden. Für jeden, der Christus kennen gelernt hat, ist diese Decke weggetan.

2Kor 3:16. Das gilt auch für das ganze Volk Israel in Zukunft: Wenn sie zum Herrn zurückkehren, wird die Decke weggenommen. Dann werden sie im Alten Testament entdecken, dass alles im Blick auf den Herrn Jesus geschrieben ist. Das war die „Entdeckung“ der Emmausjünger und der Jünger in Lukas 24 (Lk 24:26; 44-46).

Haben sich deine Augen auch geöffnet? Erfreust du dich schon am Alten Testament, weil du darin vom Herrn Jesus liest? Der Heilige Geist möchte dir gern auf jedem Blatt der Bibel von Ihm berichten. Der Geist, der das Alte Testament hat aufschreiben lassen, hat das getan, um darin den Herrn Jesus vorzustellen.

2Kor 3:17. Das Alte Testament atmet den Geist des Herrn Jesus. Das ist die Bedeutung des Wortes: „Der Herr aber ist der Geist.“ Ich habe schon mal Leute sagen hören, nachdem sie den Herrn Jesus als Heiland und Herrn angenommen hatten: „Ich habe eine andere Bibel bekommen.“ Sie hatten natürlich dieselbe Bibel, aber sie lasen sie jetzt anders. Von dem Augenblick an, wo sie die Gewissheit der Vergebung ihrer Sünden hatten, hatte der Heilige Geist die Freiheit bekommen, ihnen im Alten Testament die Herrlichkeit des Herrn Jesus zu zeigen. Die Decke war weg.

2Kor 3:18. Jetzt ist es möglich, mit offenen Augen die Herrlichkeit des Herrn zu bewundern, ohne sich auch nur einen Augenblick zu fürchten. Das ist ein ungekanntes Vorrecht. Je mehr du dich mit dem Herrn Jesus beschäftigst als mit dem, der jetzt im Himmel verherrlicht ist, desto mehr wird das auch von dir ausstrahlen. Du wirst dadurch verwandelt, sodass sowohl Gott als auch die Menschen immer mehr vom Herrn Jesus an dir sehen.

Lies noch einmal 2. Korinther 3,6–18.

Frage oder Aufgabe: Welche Unterschiede bestehen zwischen dem alten und dem neuen Bund? Wie ist es möglich, dem Herrn Jesus ähnlicher zu werden?

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