2 Samuel 16:5-14

Simei verflucht David

Nach der Begegnung mit Ziba hat David eine weitere Begegnung. Bei diesem Zusammentreffen sehen wir David wieder auf einem geistlichen Höhepunkt. Simei kommt auf David zu. Der Mann ist voller Hass auf David. Er stammt aus dem Geschlecht Sauls und sieht in David die Ursache des Elends. Aus dem Mund und aus den Händen von Simei kommen die Beweise seiner Verachtung für David. Er verschafft seiner Abneigung deutlich Gehör durch die Flüche, die er über David ausspricht. Seine hasserfüllten Worte werden verstärkt, indem er ihn mit Steinen bewirft.

Simei rechtfertigt sein Verhalten mit dem Hinweis, dass David unter dem Gericht des HERRN steht. Laut Simei ist David in dieser Not, weil der HERR sich für das rächt, was David Saul angetan hat. Das sei auch der Grund, warum der HERR Absalom das Königreich gibt. Aus den Geschichten in 1. Samuel wissen wir, wie unbegründet diese Anschuldigungen sind. Wir lesen mehrere Male, dass David Saul verschont hat. Wir wissen auch von seiner tiefen Trauer über den Tod von Saul und Jonathan.

Die Anschuldigungen von Simei ähneln ein wenig den Anschuldigungen der drei Freunde Hiobs gegen Hiob, von dem sie sagen, dass er durch eigene Schuld im Elend ist. [Es gibt jedoch den Unterschied, dass Simei von Hass und Abneigung getrieben ist, während die drei Freunde aus einer falschen Sichtweise von Hiobs Leiden heraus sprechen.] Diejenigen, die auf die eine oder andere Weise unter der Zucht Gottes stehen, sollten damit rechnen, dass Menschen das Leiden noch größer machen, indem sie anmerken, dass das Leid selbst verschuldet sei.

Simei stört sich auch nicht an den Helden, die David umgeben. Wer von einem Geist der Verachtung für Gottes gesalbten König ergriffen ist, lässt sich durch nichts beeindrucken. Er ist sogar so dreist, David für den Tod Sauls zu beschuldigen und den Namen des HERRN als denjenigen zu nennen, der Absalom das Königtum gegeben hat. Dies ist eine törichte und verleumderische Aussage.

David beugt sich unter dem Fluch

Abisai wehrt sich gegen die Flüche, die über seinen König ausgeschüttet werden, und die Steine, die auf ihn geworfen werden. Es kann doch nicht sein, dass „dieser tote Hund“ seinen König ungestraft so schändlich behandeln kann? Die Empörung von Abisai ist verständlich. Er will David rächen, denn der Fluch ist schrecklich.

David reagiert hier in einer geistlichen Gesinnung. Er unterwirft sich ganz dem Willen des HERRN, ohne sich für das zu rächen, was ihm angetan wird. Er geht nicht auf das Drängen von Abisai ein. Er nimmt alles aus der Hand des HERRN an, als Folge seines eigenen Versagens. Er hofft aber weiterhin auf die Güte des Herrn: „Vielleicht wird der HERR mein Elend ansehen und der HERR mir Gutes erstatten dafür, dass mir geflucht wird an diesem Tag“ (2Sam 16:12). Nach dieser geistlichen Ergebenheit kommt David mit allen, die bei ihm sind, müde an einem Ort an, wo er Ruhe findet und sich erholt (vgl. Mk 6:30; 31).

So wie David hier reagiert, hat er das immer getan, angesichts aller Mordversuche und Verleumdungen Sauls. Darin ist er ein Vorbild für uns und ein Abbild des Herrn Jesus. Er möchte nicht mit einer solchen Vergeltungsmaßnahme in Verbindung gebracht werden, denn das ist nicht in seinem Herzen. Er nimmt dieses Böse völlig aus Gottes Hand an. Der Herr ermahnt Petrus auch, das Schwert wieder in die Scheide zu stecken, als er es gezogen hat, um seinen Herrn zu verteidigen (Joh 18:11). Auf dem Weg, von dem der Vater will, dass Er ihn geht, ist kein Platz für die Ausübung von Gewalt, wie gerechtfertigt sie auch sein mag. Es ist einfach nicht die Zeit dafür. Der Herr Jesus rächt sich nicht einmal, als Er gescholten wird (1Pet 2:23).

Eine andere Begebenheit im Leben des Herrn hat eine deutliche Ähnlichkeit mit dem, was hier geschieht. Als der Herr Jesus eine Unterkunft in Samaria suchte und die Menschen sich weigerten, ihn dort aufzunehmen, wollten Jakobus und Johannes Feuer vom Himmel auf diese Menschen herabregnen lassen, weil sie ihren Herrn mit solcher Verachtung behandelten. Doch der Herr weist seine beiden Jünger zurecht, genau wie David es mit Abisai tut. Er will nicht, dass seine Jünger die Menschen aus dem Weg räumen, die Ihn unfreundlich behandeln und sagt ihnen, dass sie nicht wissen, von welchem Geist sie sind. Sie offenbaren nicht den Geist der Gnade und Liebe und Demut (Lk 9:52-56). Wir sehen, dass Menschen dem Herrn gegenüber mit Hass reagieren, wie Absalom gegenüber David, aber auch mit unangebrachtem Eifer, wie Abisai gegenüber David.

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