2 Timothy 1:3

Schäme dich nicht des Zeugnisses unseres Herrn

2Tim 1:3. Paulus dankte Gott nicht für den besonderen Dienst, den er empfangen und nun fast beendet hatte. Nein, er dankte Gott für das, was Gott ist. Kam das nicht daher, dass er oft die Gnade und Barmherzigkeit Gottes erfahren hatte und mit dem Frieden Gottes im Herzen geradewegs durch alle Schwierigkeiten hindurchgehen konnte? Er kannte Gott auch schon sehr lange. Von seinen Voreltern her diente er Gott. Sie hatten die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass er Gott diente. Er urteilte nicht über ihren inneren Zustand, sondern schrieb nur, was sie kennzeichnete. Er erkennt das an, was sie in Bezug auf Gott bewegte. So erinnert er sich am Ende seines Lebens dankbar an das Verhältnis zu seinen Eltern und seinen Voreltern. Diese Beziehungen werden nicht außer Kraft gesetzt, wenn wir uns bekehren. Es ist auch heute ganz wichtig, dass in den Familien und auch über die Generationen hin dem Herrn gedient wird.

Paulus kannte Gott und diente Ihm bereits vor seiner Bekehrung. Er tat das nach bestem Wissen und mit einem reinen Gewissen. Das bedeutet nicht, dass sein Dienst die Zustimmung Gottes hatte und unter seinem Segen stand. Er will damit nur sagen, dass er das, was er tat, in Unwissenheit tat (1Tim 1:12-14). Alles, was er tat, tat er in der aufrichtigen Überzeugung, Gott damit zu dienen (vgl. Joh 16:2; 3). Darum klagte sein Gewissen ihn bei seinem Tun nicht an. Sein Gewissen blieb rein, nie handelte er gegen sein Gewissen. Darin liegt auch ein Ansporn für Timotheus, sich ein reines Gewissen zu bewahren.

Stets dachte er in seinen Gebeten an Timotheus. Timotheus sollte das auch wissen, und es wird ihn ermutigt haben. Wie schön ist es, wenn andere dir sagen, dass sie für dich beten. Es ist auch schön, wenn du zu anderen sagen kannst, dass du für sie betest. Das Gebet hält die Erinnerung an die, für die du betest, wach. Das schafft ein bleibendes Empfinden dafür, dass da eine Verbindung besteht. Dadurch stehst du nicht allein.

2Tim 1:4. Das heißt nicht, dass man einander nicht zu sehen braucht. Paulus hatte ein starkes Verlangen danach, Timotheus zu sehen. Er hatte das Bedürfnis nach Gemeinschaft und wollte vor allem mit Timotheus zusammen sein (siehe auch 2Tim 4:9). Sicher war der Herr bei ihm (2Tim 4:17), was aber nicht bedeutete, dass er die von Gott gegebenen Beziehungen geringschätzte. Im Gegenteil, der große Apostel brauchte sie sogar. Er wurde dadurch ermutigt (Apg 28:15; 1Thes 2:17; 1Thes 3:10). Es zeugt nicht von einer geistlichen Gesinnung, wenn Gläubige in ihrem Glaubensleben für sich allein bleiben wollen. So hat der Herr es nicht gemeint.

Timotheus’ Tränen hatten den Apostel gerührt. Es waren Kummertränen, die er sah, als Timotheus von seinem älteren Freund Abschied nahm. Die Tränen zeugten von wirklicher Freundschaft. Gerade das machte es für Paulus so wertvoll, wenn Timotheus kommen würde. Das würde ihn so sehr freuen, dass er mit Freude erfüllt sein würde, wobei vielleicht wieder Tränen fließen würden, dann aber Tränen der Freude. Die Tränen von Timotheus waren ihm sozusagen frisch im Gedächtnis. Er dachte ständig daran.

2Tim 1:5. Und dann erinnert sich Paulus weiterhin an den ungeheuchelten Glauben seines jungen Freundes. Das Wort „ungeheuchelt“ ist die Übersetzung des griechischen Wortes anhypokritos. Hypokritos ist das griechische Wort für Schauspieler. Ein Schauspieler schlüpft immer in die Rolle eines anderen. Er spielt nicht sich selbst, sondern tut so, als wäre er jemand anders (vgl. 2Sam 14:2). Timotheus tat also nicht nur so, als ob; er war nicht durch Falschheit gekennzeichnet, sondern er war echt. Auch deshalb wollte Paulus ihn gern sehen. Bist du nicht auch gern mit wirklichen Gläubigen zusammen, mit Leuten, die wirklich mit dem Herrn leben?

Der Glaube wohnte in ihm, war bei ihm zu Hause. Er war bei ihm keine Nebensache, nicht etwas für besondere Gelegenheiten. Dafür hatte er übrigens auch gute Vorbilder gehabt. Paulus erinnerte ihn an seine Großmutter und Mutter. Hier haben wir ein Beispiel dafür, wie die Gnade Gottes Generationen hindurch wirkt. Vieles ändert sich, der Verfall schreitet weiter fort, doch es gibt auch Dinge, die bleiben. Es wird zu allen Zeiten solche geben, die einen ungeheuchelten Glauben an Ihn haben. Paulus erinnert nicht an Glaubenshelden aus ferner Vergangenheit, aus längst verflossenen Zeiten, sondern an Beispiele, die ganz nahe lagen: an seine Mutter und Großmutter. Für dich bedeutet das: Sieh dich bei dir um, und du wirst in deiner Umgebung sicher solche Vorbilder finden, in denen der Glaube wohnt. Der Prüfstein ist die Treue und der Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes.

2Tim 1:6. Wenn in dir ein ungeheuchelter Glaube wohnt, ist das ein Anlass, dass du dich daran erinnerst: Du hast von Gott eine Gnadengabe empfangen und sollst sie gebrauchen. Es kann natürlich sehr schwierig sein in der Gemeinde, aber gerade darin liegt für den Glauben eine Herausforderung. Timotheus musste daran erinnert werden. Du vielleicht auch. Neigen wir nicht alle dazu, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen? Paulus gibt Timotheus noch eine zusätzliche Ermutigung, seine Gnadengabe (wieder neu) „anzufachen“.

Er erinnert ihn daran, auf welche Weise er die Gnadengabe empfangen hat. Das war geschehen, als Paulus ihm die Hände aufgelegt hatte. Auch in seinem ersten Brief hatte Paulus ihn in seinem Dienst ermutigt: Andere hatten bereits angekündigt, dass ein Dienst für ihn vorgesehen war (1Tim 1:18). Danach hatten auch die Ältesten ihm die Hände aufgelegt (1Tim 4:14) und sich so mit seinem Dienst einsgemacht. Wenn Timotheus in einem schwachen Moment glaubte, dass er sich das alles nur einbildete, konnte er daran zurückdenken. Er sollte sich daran erinnern, dass der Herr ihm diese Gnadengabe durch das Auflegen der Hände des Apostels verliehen hatte. An dieses Geschehen würde sich Timotheus zweifellos erinnern.

2Tim 1:7. Letztendlich hatte auch Paulus nicht aus eigener Einsicht gehandelt, sondern im Auftrag Gottes. Jede Gabe kommt von Gott, es ist „die Gnadengabe Gottes“. Was hier zu Timotheus gesagt wird, ist deshalb auch für dich eine Ermutigung. Wie Timotheus darfst auch du wissen, was Gott dir gegeben hat. Wenn du auf die Umstände blickst, dann mag dir bange werden. Da können dann die verschiedensten Argumente bei dir dafür aufkommen, die dir gegebene Gnadengabe nicht zu gebrauchen. Du könntest denken, das habe ja alles doch keinen Sinn. Oder du fürchtest dich vor dem Widerstand, den dein Auftreten hervorrufen könnte. Diese Furcht ist eine gewisse Feigheit, eine Angst, dein Gesicht zu verlieren oder ausgelacht zu werden. Paulus weist darauf hin, dass diese Furcht nicht von Gott kommt (vgl. Joh 14:27; 1Joh 4:18).

Was tatsächlich von Gott kommt, ist sein Heiliger Geist, der sich in dir als ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit erweisen will. Du darfst wissen, dass Gott, wenn Er eine Gabe gibt, zu ihrer Ausübung zuallererst durch seinen Heiligen Geist auch die notwendige Kraft und Befähigung gibt. An zweiter Stelle erfordert die Ausübung einer Gabe auch Selbstaufopferung, denn die Gabe ist nicht dazu gedacht, dass du dich selbst dadurch erbaust, sondern um anderen damit zu dienen. Deshalb wird der Heilige Geist dir die Liebe geben, die das wahre Motiv für einen Dienst ist.

Schließlich ist es auch wichtig, dass du bei der Ausübung deiner Gabe besonnen, d. h. mit Selbstbeherrschung zu Werke gehst. Das geschieht, wenn dein eigener Geist auf den Heiligen Geist abgestimmt ist, so dass du dich von Ihm geleitet weißt und nicht aus einer eigenen unkontrollierten Impulsivität heraus handelst (vgl. 1Kor 14:32). Der Heilige Geist führt dich zu wohlüberlegten Handlungen und Worten. Es zeugt nicht von einem Werk des Geistes, wenn jemand sagt: „Ich konnte nicht anders, der Heilige Geist hat mich dazu gedrängt.“

Noch ein paar Worte über die Reihenfolge dieser drei Aspekte, in denen sich das Werk des Heiligen Geistes zeigt. Die „Liebe“ steht zwischen „Kraft“ und „Besonnenheit“. Sie steht also im Zentrum. Es dreht sich alles um die Liebe. Sie ist das Öl zwischen Kraft und Besonnenheit, so dass beide Aspekte gut „laufen“. Du siehst das auch in 1. Korinther 12–14. In Kapitel 12 werden die Gaben aufgezählt, und in Kapitel 14 geht es um ihre Ausübung. Das Kapitel dazwischen, also Kapitel 13, behandelt das Thema Liebe. Die in Kapitel 12 genannten Gaben können nur in der in Kapitel 14 beschriebenen Weise ausgeübt werden, wenn das Motiv zu ihrer Ausübung die in Kapitel 13 beschriebene Liebe ist.

2Tim 1:8. Gott hat uns seinen Geist gegeben, damit wir durch den Geist freimütig vom Herrn Jesus zeugen. So siehst du, wie Petrus, der sich zunächst seines Herrn geschämt und Ihn verleugnet hatte (Mk 14:66-72), zu Pfingsten durch den Heiligen Geist mit großer Freimütigkeit von seinem Herrn zeugt (Apg 2:22-36). Die Kraft des Heiligen Geistes ist uns gegeben, damit wir von unserem Herrn zeugen, und nicht, um allerlei aufsehenerregende Zeichen und Wunder zu tun, die das Interesse der Menschen wecken sollen. Es erregt nun einmal mehr Aufsehen, wenn spektakuläre Dinge geschehen, als wenn jemand in Schlichtheit und Klarheit Zeugnis vom Herrn Jesus ablegt.

Wir alle haben diese Worte nötig, um nicht entmutigt zu werden. Das Zeugnis, das wir als Christen ablegen, ist oft so, dass wir uns dafür schämen müssen. Wenn Gläubige lau werden und eine weltförmige Gesinnung zeigen, wenn entschiedene Zeugen zum Schweigen gebracht werden, ist Mut nötig, um selbst dennoch weiterzumachen.

Paulus verbindet sich mit dem Zeugnis für den Herrn Jesus. Das war keine Großtuerei, sondern Wirklichkeit. Er war schließlich in Gefangenschaft wegen des Zeugnisses, das er für seinen Herrn abgelegt hatte. Er betrachtet sich jedoch nicht als einen Gefangenen Neros, sondern seines Herrn. Sein Zeugnis hatte zu Trübsal geführt. Timotheus wird aufgefordert, und das gilt auch für dich, die Trübsal, die das Bezeugen des Evangeliums mit sich bringt, bewusst anzunehmen und ihr nicht aus dem Weg zu gehen. Das Predigen des Evangeliums und Trübsal gehören zusammen. Doch die Kraft Gottes befähigt dich, die Trübsal zu erdulden, nicht als Schicksal, sondern als ein Vorrecht (Apg 5:41).

Lies noch einmal 2. Timotheus 1,3–8.

Frage oder Aufgabe: Wie kannst du deine Gnadengabe anfachen?

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