2 Timothy 2:1

Ein guter Diener

2Tim 2:1. Es ließ Paulus nicht kalt, dass er von so vielen Menschen im Stich gelassen wurde. Er litt darunter. Trotzdem war er nicht entmutigt. Mit einem „Du nun“, das die Verbindung zum Vorhergehenden anzeigt, ermutigt Paulus sein „Kind“ Timotheus, nicht denen zu gleichen, die sich abgewandt hatten, sondern so zu sein wie Onesiphorus. Er sagt zu Timotheus nicht, dass er sich von all den Dingen nicht beeindrucken lassen und unbeirrt seinen Dienst tun sollte. Er ermunterte Timotheus auch nicht, allerlei Gebote und Verbote aufzustellen, um dem fortschreitenden Verfall Einhalt zu gebieten. Gesetzliche Vorschriften, Regeln und Bekenntnisschriften geben keine Kraft, sondern bewirken nur eine weitere Erstarrung des Christseins, bewahren aber nicht vor Verfall. Nein, Er weist Timotheus auf das hin, was bleibt und wo man Kraft findet.

Wenn Timotheus sich in der Gnade, die in Christus Jesus ist, stärkte, brauchte er nicht niedergeschlagen zu sein oder seine Zuflucht zu fleischlichen Hilfsmitteln zu nehmen. Es geht hier um die in Kapitel 1 erwähnte Gnade (2Tim 1:9). Dazu musst du nach oben schauen, auf jene andere Welt, die außerhalb der sichtbaren Welt liegt und mit dem ewigen Leben zu tun hat. Christus verändert sich nicht, was immer auch mit Menschen geschehen mag. Die Kraft seiner Gnade ist unverändert groß. Aus der Quelle dieser Gnade, die immer sprudelt, darfst auch du schöpfen. Dahin kannst du dich stets wenden, um dich im geistlichen Kampf zu stärken. Nur in der Kraft dieser Gnade kann man dem Bösen die Stirn bieten.

2Tim 2:2. Danach weist Paulus sein geistliches Kind auf das Wort hin, auf die Wahrheit, die er Timotheus mitgeteilt hatte. Die vielen Zeugen, die dabei zugegen waren, konnten Timotheus in seiner Überzeugung hinsichtlich der Wahrheit bestärken. Diese Wahrheit gab ihm Sicherheit. Alles, was von der Wahrheit, die er gehört hatte, abwich, konnte er so als Irrlehre erkennen und zurückweisen. (Du solltest dich allerdings davor hüten, die Wahrheit so festzuhalten, wie es dir am besten passt. Dann besteht nämlich die große Gefahr, dass du, je nach Veranlagung, entweder in Gesetzlichkeit verfällst oder liberal wirst.) Es gibt keine neuen Offenbarungen. Mit den Wahrheiten, die Gott Paulus offenbart hat und die Er durch ihn mitgeteilt hat, hat Gott alles gesagt, was Er durch sein Wort mitteilen wollte (Kol 1:25).

Timotheus erhielt nicht nur die Zusicherung, dass das, was er von Paulus gehört hatte, die Wahrheit war. Er sollte diese Wahrheit auch selbst wieder unverändert weitergeben. Somit sollte er dafür sorgen, dass die Wahrheit verbreitet wurde und andere sie nach ihm erfuhren. Das ist die normale Art und Weise, für den Fortbestand der Wahrheit zu sorgen. Du siehst, dass Paulus Timotheus nicht mit einer bestimmten Autorität bekleidet oder ihn auf eine besondere Weise weiht. Dass nur solche ein Recht zu predigen hätten, die eine theologische Ausbildung absolviert haben und ein sogenanntes Predigtamt innehaben – so etwas kennt die Bibel nicht. Es geht um die Weitergabe der Wahrheit Gottes an treue Leute, die ihrerseits wieder andere lehren können.

Paulus nennt zwei Eigenschaften, die jemand haben muss, um die Wahrheit lehren zu können: Treue und Fähigkeit. Mit Treue ist Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit im Umgang mit dem Anvertrauten gemeint (vgl. 1Kor 4:1; 2). Wer treu ist, hat eine gute geistliche Gesinnung. Alle Gläubigen sollten treu sein, doch leider sind es nicht alle (2Thes 3:2b). Dazu muss die Fähigkeit kommen, das Gelernte selbst auch weitergeben zu können. Nicht alle treuen Gläubigen haben diese Fähigkeit. Daran erkennt man die Gabe eines Lehrers. Um diese Gabe ausüben zu können, muss jemand zuerst selbst treu sein, das heißt, er muss in Übereinstimmung mit dem leben, was er andere lehrt (vgl. 1Tim 4:12-16). Mit „andere“ sind hier eindeutig ebenfalls Lehrer gemeint, die in der Wahrheit unterrichtet werden.

Diese Methode der Wissensvermittlung ist etwas ganz anderes als das Wissen, das an theologischen Fakultäten oder Bibelschulen vermittelt wird und zu einem Diplom und einem offiziellen Status führt. Sie erfolgt über eine Kette von treuen Leuten:

1. Paulus – 2. Timotheus – 3. treue, fähige Leute – 4. andere.

Es geht um die Weitergabe der Wahrheiten des Wortes Gottes (und somit nicht um Philosophien und Ideen von Menschen) an die nächsten Generationen, damit auch ihr Leben dadurch gekennzeichnet wird. Diese Wahrheiten sind durch nichts zu ersetzen. Der Dienst der Lehrer – und das gilt auch für jeden anderen Dienst oder eine Gabe eines Gläubigen – ist nicht für den Betreffenden selbst bestimmt, sondern immer für andere.

Du kannst von ihrem Dienst profitieren, indem du z. B. die Kommentare liest, die sie geschrieben haben, oder zu biblischen Vorträgen gehst, die sie halten, oder indem du an Konferenzen teilnimmst, wo das Wort Gottes ausgelegt wird. Aufzeichnungen biblischer Vorträge oder Konferenzen anzuhören, ist natürlich auch eine schöne Möglichkeit, um dadurch Belehrungen aus dem Wort Gottes zu empfangen. Ganz zu schweigen von den Zusammenkünften der örtlichen Gemeinde. Ein treuer Besuch der Zusammenkünfte ist für deine geistliche Bildung unentbehrlich.

2Tim 2:3. Ab diesem Vers werden einige Eigenschaften genannt, die für Timotheus ganz wichtig waren, wenn er die Wahrheit weitergeben wollte. Sie sind auch für dich unverzichtbar. Diese Eigenschaften befähigen dich, die Aufgabe weiterzuführen, die der Herr dir aufgetragen hat. Sie haben mit Kampf und Geduld zu tun. Du befindest dich auf feindlichem Gebiet, wo Kräfte wirksam sind, die dich daran hindern wollen, die Wahrheit weiterzugeben. So ist es wichtig, dass du Dinge erduldest und leidest (2Tim 2:3), dass du dich nicht von der Welt in Beschlag nehmen lässt (2Tim 2:4), dass du den Kampfregeln entsprechend kämpfst (2Tim 2:5) und dass du zuerst arbeitest, bevor du die Früchte genießt (2Tim 2:6).

Zuerst geht es also darum, „mit unter dem Schlechten zu leiden“, wie es wörtlich heißt. Im Anschluss an den vorhergehenden Vers bittet Paulus darum, mit ihm für die Wahrheit des Evangeliums zu leiden. Du bist ein guter Soldat, wenn du weißt, wer dein Feind ist, und du ihn entdeckst, bevor er dich entdeckt. Der Soldat ist hier im aktiven Dienst und nicht in der Kaserne oder im Urlaub. Er steht an der Front und befindet sich ständig in einer Kriegssituation. Er erhält seine Befehle von seinem Vorgesetzten, Christus Jesus, und steht darum ständig mit Ihm in Kontakt.

2Tim 2:4. Um alles weitere braucht er sich keine Gedanken zu machen. Sein Leben ist nicht eingebunden oder verwickelt in „die Beschäftigungen des Lebens“. Damit sind die bürgerlichen Angelegenheiten im Gegensatz zu den militärischen Verpflichtungen gemeint.

Diese Regeln gelten für alle, die dem Herrn dienen, nicht nur für die sogenannten „Fulltimer“. Wenn du dem Herrn dienst, geht es nur um eins: wie du zur Freude des Herrn leben kannst. Demas hatte das aus dem Auge verloren und sich von den Annehmlichkeiten der Welt anziehen lassen (2Tim 4:10; vgl. Lk 8:14). Es ist der Herr Jesus, der dich als Soldat eingezogen und in Dienst gestellt hat, und kein anderer, weder ein Mensch noch die Gemeinde. Wenn du Menschen zufriedenstellen willst, denke daran, dass du dann kein Soldat Christi bist und erst recht kein guter (Gal 1:10).

2Tim 2:5. Eine andere Eigenschaft, auf die du im Dienst nicht verzichten kannst, ist die des Kämpfers. Das Wort „kämpfen“ bedeutet wörtlich „als Athlet kämpfen“. Der Kampf eines Soldaten lässt uns an eine Kriegssituation denken. Beim Kampf eines Athleten geht es um den Preis, die Medaille oder, wie hier, die Krone. Das Bild des Athleten erinnert an jemanden, der damals an den nationalen sportlichen Wettkämpfen der Griechen teilnahm. Wer gewonnen hatte, erhielt eine Krone (2Tim 4:8; 1Kor 9:25; 1Pet 5:4). Diese Krone bestand aus einem Kranz, der beispielsweise aus den Zweigen und Blättern des Olivenbaums geflochten wurde. Der Wert dieser Krone war also gleich null, doch der Ruhm, den eine solche Krone darstellte, war außergewöhnlich groß (Heb 2:7; 9). Um sie zu bekommen, musst du also gewinnen.

Der Sieg konnte jedoch nur gewonnen werden, wenn der Athlet sich an die Regeln hielt, die für den Wettkampf galten. So mussten die Athleten beispielsweise Griechen sein. Auch mussten sie trainiert haben. Sie mussten bei Zeus schwören, dass sie zehn Monate lang trainiert hatten und dass sie sich an die Regeln der Sportart hielten, an der sie teilnahmen. Ebenso gilt auch für den Diener des Herrn, dass er nach den Regeln kämpft. Das heißt also, dass er die Regeln kennen muss und sich auch daran hält. Damit ist kein gesetzlicher Gehorsam gemeint, sondern ein Gehorsam gegenüber dem Herrn und seinem Wort. Er darf nicht nach eigenen Vorstellungen handeln.

2Tim 2:6. Eine letzte Eigenschaft, die Paulus nennt, ist die eines Ackerbauers (vgl. 1Kor 3:9; 1Kor 9:7). Ein Bauer arbeitet ein ganzes Jahr für die Frucht. Er kann das Wachstum nicht beschleunigen, wohl aber dafür sorgen, dass das Wachstum nicht behindert wird. Deshalb wird er Unkraut jäten, zurückschneiden, pflegen, begießen und schützen. Erst nachdem er diese Arbeit gut und ununterbrochen durchgeführt hat, sieht er die Ergebnisse seiner Arbeit. Dann sieht er, wie sein Einsatz sich gelohnt hat, und er kann als Erster von den Früchten genießen. Wenn er nachlässig und ungeduldig wird und die Arbeit halbfertig liegenlässt, macht er seine ganze bisherige Arbeit zunichte und steht schließlich mit leeren Händen da, wenn die Ernte anbricht (Spr 20:4; Spr 24:30; 31). Manchmal bekommst du schon auf der Erde das eine oder andere Ergebnis deiner Arbeit zu sehen. Allerdings wirst du erst beim Herrn alle Früchte deines Dienstes wirklich genießen können.

Also: Der Herr sorgt für dich (2Tim 2:3; 4), und du musst dafür sorgen, dass du entsprechend dem Wort Gottes handelst (2Tim 2:5). Dann darfst du dich darauf freuen, einmal die Früchte zu genießen von allem, was du hier für den Herrn getan hast.

Lies noch einmal 2. Timotheus 2,1–6.

Frage oder Aufgabe: Welche Eigenschaften hat ein guter Diener? Welche Eigenschaften kommen bei dir nicht so gut zur Geltung? Wie kannst du das ändern?

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