Acts 1:1-5

Einleitung

Die Apostelgeschichte beschreibt, wie die Gemeinde gebildet wurde, das himmlische Volk Gottes, und das als beeindruckendes Ergebnis des Werkes des Herrn Jesus, wie es in den Evangelien beschrieben ist. Gott kommt in dem Heiligen Geist, um in der Gemeinde zu wohnen.

Bileam hat einmal – unter der mächtigen Wirkung des Geistes Gottes – ausgerufen: „Siehe, ein Volk, das abgesondert wohnt und sich nicht zu den Nationen rechnet!“ (4Mo 23:9). Sein Ausruf betraf Israel, das irdische Volk Gottes. So wie Gott einmal Israel von allen Völkern für sich selbst abgesondert hat, so geschieht das nun mit der Gemeinde. Gott hat aus den Völkern ein Volk für sich genommen, für seinen Namen (Apg 15:14).

Die Gemeinde besteht aus allen, die sich durch Buße mit dem Bekenntnis ihrer Sünden zu Gott bekehrt haben und die im Glauben mit dem Herzen den Herrn Jesus als Erlöser angenommen haben und Ihn in der Praxis ihres Lebens als Herrn anerkennen. Sie ist ein himmlisches Volk, das mit einem Herrn im Himmel verbunden ist und dessen Zukunft im Vaterhaus ist.

In der Apostelgeschichte sehen wir, wie sich dieses Volk Gottes in einer Welt, in der es sich zwar befindet, wo es aber nicht zu Hause ist, immer deutlicher abhebt (Joh 17:16). Die Geschichte dieses Volkes in diesem Bibelbuch wird vom Heiligen Geist bestimmt. Deshalb kann der Ausruf, wie er früher vom Gipfel der Felsen über Israel ertönte, jetzt unverändert aus der Höhe, wo der Herr Jesus jetzt ist, für die Gemeinde erklingen: „Siehe, ein Volk.“ Wenn wir die Belehrungen dieses Buches in uns aufnehmen, werden wir dem von Herzen zustimmen.

Middelburg, Dezember 2009

Ger de Koning

Einleitung auf der Apostelgeschichte

Die Apostelgeschichte kann grob eingeteilt werden nach dem Dienst der beiden Hauptpersonen, wie er in diesem Buch beschrieben ist. Diese beiden Personen sind die besonderen Werkzeuge des Heiligen Geistes. Allem voran finden wir den Ausgangspunkt ihres jeweiligen Dienstes: Das ist der auferstandene und im Himmel verherrlichte Herr.

1. Der auferstandene und verherrlichte Herr (Kapitel 1)

2. Der Dienst des Petrus für die Juden und die Samariter (Kapitel 2–12)

3. Der Dienst des Paulus für die Nationen (Kapitel 13–28)

Die Apostelgeschichte bildet den Übergang von den Evangelien zu den Briefen. Wir könnten dieses Buch auch das Buch „Exodus“ des Neuen Testaments nennen, das Buch des „Auszugs“ (das zweite Buch Mose), (die Evangelien entsprächen dann dem Buch „Genesis“, dem ersten Buch Mose, dem Buch der Anfänge). Wir lesen in der Apostelgeschichte ebenfalls – wie im zweiten Buch Mose – von einem Volk, das Gott aus der Sklaverei befreit. Er befreit ein Volk aus der Welt, damit es sein Volk sei, und Er befreit es vom Joch des Gesetzes (Juden) und vom Joch der Sünde (Heiden und Juden). Es ist Gottes Ziel sowohl im zweiten Buch Mose als auch in der Apostelgeschichte, ein Volk zu befreien, um in dessen Mitte zu wohnen. Gott wohnt durch den Heiligen Geist in der Gemeinde (das ist der Name des Volkes Gottes im Neuen Testament).

Gott kann nur bei einem erlösten Volk wohnen. Er wohnte nicht bei Adam oder bei Abraham, wohl aber bei Israel, nachdem das Volk aus Ägypten befreit war. Gott, der Heilige Geist, konnte erst herabkommen, um in der Gemeinde zu wohnen, nachdem der Herr Jesus das Erlösungswerk vollbracht hatte und zum Himmel zurückgekehrt war (Joh 7:39). Der neue Ausgangspunkt für das Handeln Gottes ist der auferstandene und verherrlichte Mensch Christus.

Der Heilige Geist hat von Grundlegung der Welt an auf der Erde gewirkt. So schwebte Er über den Wassern (1Mo 1:2) und so inspirierte Er die Propheten (2Pet 1:21). Gott wirkte alles auf der Erde und im Himmel durch Ihn. Der Geist konnte jedoch – wie gesagt – erst auf der Erde wohnen, nachdem der Herr Jesus verherrlicht war. Der Geist Gottes wohnt jetzt in der Gemeinde (1Kor 3:16), in jedem, der glaubt (Eph 1:13; 1Kor 6:19).

Lukas, der die Apostelgeschichte geschrieben hat, berichtet in seinem Evangelium von der Geburt und dem Leben des Gründers der Gemeinde. In der Apostelgeschichte berichtet er von der Geburt der Gemeinde und ihrem Leben in der Anfangszeit. Er berichtet von der Entstehung örtlicher Gemeinden und beschreibt sie. Dadurch verstehen wir die Briefe besser, die an einige dieser Gemeinden geschrieben wurden. Das sind die Briefe, die im Neuen Testament auf die Apostelgeschichte folgen.

Das Buch zeigt die Entwicklung und Ausbreitung von einer kleinen jüdischen Bewegung hin zu einer weltweiten Glaubensgemeinschaft. Dabei werden von der neutestamentlichen Gemeinde gleichsam die jüdischen Grabtücher entfernt; ihr besonderer Charakter als Gemeinschaft, in der Juden und Heiden ein Leib in Christus sind, wird deutlich.

Es ist wichtig zu beachten, dass Lukas die Apostelgeschichte mit dem Ereignis beginnt, mit dem er sein Evangelium beendet: mit der Himmelfahrt des Herrn Jesus. Die Apostelgeschichte schließt also nicht nahtlos an das Lukasevangelium an, sondern es gibt eine Überlappung. Lukas stellt den Herrn Jesus am Ende seines Evangeliums als den verherrlichten Menschen vor, der zur Krönung seines Dienstes und seines vollbrachten Werkes am Kreuz in den Himmel eingeht. Die Apostelgeschichte beginnt Lukas damit, dass der Herr Jesus zum Himmel auffährt und dort als verherrlichter Mensch seinen Platz einnimmt.

Die Stellung, die der Herr Jesus dort einnimmt, ist der Ausgangspunkt für das Werk des Geistes Gottes auf der Erde. Alles, was daraus folgt, wird in diesem Buch entfaltet. Es beginnt mit dem Herniedersenden des Heiligen Geistes, der sofort die Gemeinde gebildet hat.

Alle Ereignisse, die in diesem Buch beschrieben werden, gehen von Christus in der Herrlichkeit aus. Er beauftragt vom Himmel aus beispielsweise die zwölf Apostel, Er sendet den Heiligen Geist, Er fügt Menschen der Gemeinde hinzu und schenkt in seinem Namen Heilung und Befreiung. Im zweiten Buch Mose führt Gott, indem Er Zeichen und Wunder tut, das Volk Israel aus Ägypten heraus, damit es in der Zeit des Alten Testaments sein Volk sei. Auf dieselbe Weise werden zur Zeit des Neuen Testaments Menschen aus der Welt herausgeführt, indem Er Zeichen und Wunder geschehen lässt, damit sie zusammen sein Volk seien.

Das Buch handelt von dem wunderbaren Wirken Gottes in der neuen Schöpfung. Er möchte, dass davon in der alten Schöpfung Zeugnis gegeben wird, und zwar durch einen Zeugen, der kein Geringerer ist als sein eigener Geist.

Das Buch beginnt in Jerusalem und endet in Rom. Dort sitzt der Mann im Gefängnis, den der Geist dazu erwählt hat, in der Welt von dem verherrlichten Menschen im Himmel Zeugnis abzulegen.

Das bringt uns zu einem weiteren Aspekt dieses beeindruckenden Buches. Lukas beschreibt in diesem Buch sorgfältig die Entstehungsgeschichte des Christentums. Im letzten Kapitel lesen wir jedoch davon, wie im Lauf der Jahre eine Situation entstanden ist, wo das Christentum eine „Sekte“ genannt wird, der „überall widersprochen wird“ (Apg 28:22). Deshalb können wir dieses Buch, das Lukas geschrieben hat, auch als eine Verteidigung des Christentums sehen. In diesem Sinn hat es auch große praktische Bedeutung für jeden, der davon überzeugt ist oder überzeugt werden will, dass die Wahrheit allein im Christentum zu finden ist.

Rückblick

Der erste Bericht, den Lukas angefertigt hat, ist sein Evangelium, das er – ebenso wie die Apostelgeschichte – an einen gewissen Theophilus geschrieben hat. Der Inhalt seines Evangeliums handelt von allem, was der Herr Jesus getan und gelehrt hat, als Er als Mensch hier auf der Erde war. Lukas spricht in diesem Zusammenhang über das, was der Herr „anfing“. Das bedeutet, dass Er damit immer noch fortfährt, auch wenn Er jetzt nicht mehr als Mensch sichtbar anwesend ist. Das Werk ist noch nicht abgeschlossen. Wir sehen in diesem Buch, wie Er auf mächtige Weise aus dem Himmel durch seinen Geist auf der Erde wirkt. Das tut Er immer noch, heute auch durch uns.

Lukas hat in seinem Evangelium beschrieben, was der Herr anfing „sowohl zu tun als auch zu lehren“. Tun und lehren gehören zusammen. Beim Herrn Jesus steht das Tun am Anfang. Er war die lebendige Verkörperung dessen, was Er lehrte. Er tat das selbst, was Er andere lehrte. Seine Taten waren nicht anders als seine Worte. Wir sagen häufig viel mehr, als wir in der Praxis zeigen. Unsere Worte gehen oft weiter als unsere Taten. Ein heiliges Leben bekräftigt sehr, was wir predigen.

Lukas hat in seinem Evangelium das Leben des Herrn bis zum Tag seiner Himmelfahrt beschrieben. In diesem ersten Kapitel der Apostelgeschichte beschreibt er noch einmal die Himmelfahrt, weil sie der Ausgangspunkt dieses Buches ist. Die Himmelfahrt des Herrn kennzeichnet alles, was weiterhin auf der Erde durch und für Ihn geschieht. Die Bedeutung seiner Aufnahme in den Himmel zeigt sich auch daran, dass das Wort „aufgenommen“ viermal in diesem Kapitel vorkommt (Apg 1:2; 9; 11; 22).

Lukas weist noch darauf hin, dass der Herr Jesus nach seiner Auferstehung – wie auch während seines Lebens bis in den Tod – alles durch den Heiligen Geist tat (Apg 10:38; Heb 9:14). Das erinnert uns daran, dass auch wir den Heiligen Geist nach unserer Auferstehung ebenso wie vorher besitzen werden (Joh 14:16). Durch den Heiligen Geist hat Er den Aposteln, die Er auserwählt hatte, als Er anfing, Israel zu durchziehen (Lk 6:13), seine Befehle gegeben. Um sie in diesem Auftrag zu ermutigen, hat Er sich ihnen lebend dargestellt, nachdem Er gelitten hatte.

Seine Jünger benötigten diese Ermutigung, weil sie durch das, was mit Ihm geschehen war, niedergeschlagen waren. Sie hatten geglaubt, dass Er der Messias war, der sein verheißenes Reich errichten würde. Doch statt zu regieren, musste Er jedoch leiden und ist Er schließlich gestorben. Sie dachten, dass alles vorbei war. Doch Er hat sich ihnen und auch vielen anderen lebend dargestellt.

Zusätzlich hat Er auch noch viele eindeutige Beweise gegeben, dass Er es wirklich war. Er erschien bei einer Reihe von Gelegenheiten und hat auch in Worten und Taten gezeigt, dass Er derselbe Herr war, der tot war, jetzt aber lebte. Wir können in den Evangelien lesen, wie Er sich den Emmaus-Jüngern zu erkennen gab, wie Er verschiedene Male seinen Jüngern erschien, wie Er Petrus wiederherstellte zu einem Dienst für Ihn und wie Er Maria Magdalene tröstete.

Es ist auch unsere Aufgabe, uns „lebend“ darzustellen. Das bedeutet für uns, dass wir Christus in unserem Leben zeigen. Es geht darum, dass wir für Gott leben, dass die Menschen dies sehen und wir nicht den Toten gleichen (Eph 5:14).

Der Herr zeigte sich seinen Jüngern während 40 Tagen. Die Zahl 40 ist die Zahl der Erprobung. Israel war zum Beispiel 40 Tage in der Wüste, und der Herr Jesus wurde 40 Tage in der Wüste versucht. Während dieser 40 Tage nach der Auferstehung hat der Herr mit ihnen über „die Dinge, die das Reich Gottes betreffen“ gesprochen. Das Reich Gottes ist das Reich, über das Gott durch seinen Sohn regiert. Dieses Reich wurde im Alten Testament verheißen, doch als das Reich in der Person seines Königs erschien, wurde dieser verworfen.

Dadurch wurde das Reich, was seine öffentliche Erscheinungsform auf der Erde betrifft, aufgeschoben. Bis zu seiner Errichtung auf der Erde hat es eine verborgene Form. Darüber hat der Herr Jesus seine Jünger in den Gleichnissen von Matthäus 13 belehrt. Das Reich Gottes wird seit der Himmelfahrt Christi in den Herzen von Menschen errichtet, die Ihn als ihren Herrn anerkennen. Seine Regierung in ihrem Leben wird sichtbar, wenn sie sich durch den Heiligen Geist leiten lassen. In einem solchen Leben wird Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist offenbar (Röm 14:17).

Die Verheißung des Heiligen Geistes

Der Herr gibt seinen Jüngern den Auftrag, in Jerusalem zu bleiben. Er gibt diesen Auftrag, während Er mit ihnen versammelt ist. Er kennt seine Jünger. Wenn es etwas zu lange dauert, werden sie wieder ungeduldig werden und wieder ihrer täglichen Arbeit nachgehen (vgl. Joh 21:3). Sie sollen jedoch geduldig auf die Verheißung des Vaters warten. Er erinnert sie daran, dass Er darüber schon bei einer früheren Gelegenheit zu ihnen gesprochen hat (Joh 14:16; 17; 26; Joh 15:26).

Auch Johannes der Täufer hatte bereits über die Taufe mit dem Heiligen Geist gesprochen (Mt 3:11). Bei dieser Gelegenheit hat Johannes auch auf den Unterschied zwischen seiner Taufe mit Wasser und der Taufe mit dem Heiligen Geist hingewiesen, mit der der Herr Jesus tauft. Der Herr macht hier ebenfalls diesen Vergleich. Das Kommen des Heiligen Geistes ist auch eine Taufe, doch sie ist von ganz anderer Art als die des Johannes. Johannes taufte mit Wasser. Das war materielles Wasser, auf der Erde und von der Erde, in das jemand untergetaucht wurde.

Die Taufe mit dem Heiligen Geist findet zwar auf der Erde statt, kommt jedoch aus dem Himmel und verbindet mit dem Himmel. Es ist kein materielles Ereignis, obwohl es sichtbare Begleiterscheinungen gibt. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist vor allen Dingen ein inneres Geschehen: Der Heilige Geist kommt hernieder, um in den Gläubigen zu wohnen. Zugleich ist es auch ein äußeres Geschehen: Der Heilige Geist wird ausgegossen, wodurch die ganze Gemeinschaft von Menschen sozusagen in den Heiligen Geist eingetaucht wird. Nirgends ist die Rede davon, dass ein Einzelner mit dem Heiligen Geist getauft wird.

Der Herr nennt hier nicht die Taufe mit Feuer, von der Johannes der Täufer wohl spricht (Mt 3:11). Die Taufe mit Feuer steht nicht in Verbindung mit dem Kommen des Heiligen Geistes am Pfingsttag, sondern ist ein Bild des Gerichts, und das nur für die Ungläubigen. Dieses Gericht wird stattfinden, wenn der Herr auf die Erde zurückkommt.

Copyright information for GerKingComments