Acts 10:3

Ein Engel besucht Kornelius

In diesem Kapitel wird zum ersten Mal klar, dass das Heil sich zu den Nationen wendet. In Kapitel 8 ist das Werk Gottes unter den Samaritern bereits vorausgegangen. Die Samariter waren auch keine Juden, doch waren sie – wenn auch vermischt – mit ihnen verbunden. Der Kämmerer ist ein weiteres Beispiel eines Menschen, der nicht zu den Juden gehörte, ein echter Heide. Er hatte jedoch eine gewisse Verbindung mit Jerusalem. Er sympathisierte mit dem jüdischen Gottesdienst, deshalb hatte er die Stadt besucht.

Doch jetzt sehen wir, wie die Geschichte der Kirche weitergeführt wird, indem sie sich für die Völker öffnet, die keinerlei Verbindung zum jüdischen Volk hatten. Das deutlichste Kennzeichen dieser neuen Entwicklung ist, dass die Nationen in der Gemeinde Jesu Christi aufgenommen werden, ohne beschnitten zu werden.

Obwohl Saulus als Apostel der Nationen bereits zur Bekehrung gekommen war, wird Petrus noch gebraucht, um das Heil auch für die Nationen zu öffnen. Nach der Bekehrung der Samariter und des Kämmerers ist die Bekehrung des Kornelius der Beweis dafür, dass nun alle Völker in völliger Weise zum Heil zugelassen sind. Kornelius kommt völlig getrennt von Jerusalem zur Bekehrung. Seine Bekehrung findet in Cäsarea statt, wo er von Petrus aufgesucht wird und das Evangelium hört. Der Name Cäsarea erinnert an den römischen Kaiser. Kornelius gehörte zum römischen Heer.

Hier zeigt sich völlig, dass die Gunst Gottes nicht auf die Juden beschränkt war und auch, dass es nicht nötig war, ein Jude zu werden, um an der Errettung teilhaben zu können, die in Christus ist. Durch die Bekehrung des Kornelius kam allerdings noch nicht die Wahrheit über die Gemeinde, dass sie als ein Leib mit dem Haupt im Himmel vereinigt ist, ans Licht. Seine Bekehrung war aber bereits die Vorbereitung darauf, da jemand aus den Nationen zugelassen wurde, ohne zuvor ein Jude zu werden.

Von Kornelius wird ein schönes Zeugnis gegeben. Was von ihm gesagt wird, ist für einen Nicht-Juden eine Seltenheit. Dazu kommt noch, dass er sich in einer beruflichen Position befand, im Heer, wo die Gottlosigkeit auf gröbste Weise verübt wurde. Er war kein Proselyt, sympathisierte aber sehr mit dem jüdischen Gottesdienst. Seine ganze Haltung zeigt, dass er bereits bekehrt war; er hatte jedoch noch nicht die Sicherheit der Errettung. So führt Petrus das später in seinem Bericht in Jerusalem aus (Apg 11:13; 14).

Sein ganzes Haus befand sich unter dem Einfluss seiner Gottesfurcht. Persönlich war er fromm. Gott gegenüber war er voller Ehrfurcht. Außerdem liebte er das irdische Volk Gottes, was an den Almosen deutlich wird, die er dem Volk gab. Sein Leben stand im Zeichen der Abhängigkeit von Gott, was daran zu erkennen ist, dass er allezeit zu Gott betete.

Auf solch eine Haltung und auf solch ein Gebetsleben antwortet Gott. Er begegnet Menschen, die beten. Er gebraucht eine Vision, um sich an Kornelius zu richten. Gott tut das zur neunten Stunde, das ist die Stunde des Gebets und des Abendbrandopfers (siehe die Auslegung zu Kapitel 3,1). Kornelius sieht zu dieser Stunde deutlich, also nicht unbestimmt, einen Engel Gottes zu sich hereinkommen. Der Engel grüßt ihn und nennt seinen Namen. Damit sagt er gewissermaßen, dass Gott ihn kennt. Voller Furcht sieht Kornelius den Engel an. Diese Furcht sehen wir öfter bei Menschen, die Engel gesehen haben (z. B. Lk 1:12; Lk 2:9; 10).

Dann stellt er die bange Frage nach dem Grund seines Kommens. Der Engel beruhigt ihn jedoch. Nicht nur sein Name ist Gott bekannt, sondern auch seine Gebete und seine Almosen. Diese sind beständig vor Gott. Sie sind in seinen Gedanken, und zu seiner Zeit antwortet Er darauf. Gott vergisst nie etwas, was jemand Ihm aufrichtig sagt oder für Ihn tut. Zu seiner Zeit wird Er darauf reagieren. Für Kornelius ist die Zeit nun gekommen.

Gott teilt Kornelius durch den Engel mit, dass er nun Männer nach Joppe senden soll, um Petrus einzuladen. Der Engel kann zwar eine Anweisung geben, etwas zu tun, aber er kann nicht evangelisieren. Ein Engel kann nicht die Botschaft der Gnade verkündigen. Das kann nur ein Mensch tun, der selbst die Gnade empfangen hat. Der Engel sagt, wo er Petrus findet, und zwar im Haus eines gewissen Simon. Er teilt ihm den Beruf Simons mit und wo das Haus steht.

Das Anwesen eines Gerbers ist keine luxuriöse Unterkunft. Dort riecht es übel. Über die symbolische Bedeutung des Berufs eines Gerbers wurde bereits einiges in den Ausführungen zu Kapitel 9,43 gesagt. Hier wird noch etwas hinzugefügt, das ebenfalls eine symbolische Bedeutung hat. Von dem Haus heißt es, dass es sich am Meer befindet. Das Meer ist ein Symbol für das Völkermeer. Das ist ein Hinweis darauf, dass das Evangelium für die Nationen bestimmt ist und dass Petrus das Werkzeug ist, das Evangelium für die Nationen zu öffnen.

Nachdem der Engel weggegangen ist, handelt Kornelius sofort. Er braucht nicht erst darüber nachzudenken. Der Auftrag ist klar. Er ruft zwei Knechte und einen gottesfürchtigen Soldaten. Kornelius muss als Chef ein sehr liebenswerter Mensch gewesen sein, der einen vertrauensvollen Umgang mit seinem Personal pflegte. Er informiert sie über den Besuch des Engels und was dieser zu ihm gesagt hat. Die Männer ziehen los, ohne Fragen zu stellen. Kornelius handelt im Gehorsam gegenüber Gott, und seine Männer handeln im Gehorsam gegenüber Kornelius.

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