Acts 14:16

Die Predigt des Paulus in Lystra

Mit ihrer falschen Sicht auf die Dinge legen die Volksmengen auch das, was geschieht, falsch aus. Sie lebten in dem Glauben, dass Götter herniederkommen. Es gab in Lystra keinen intellektuellen Götzendienst, sondern lediglich einen primitiven Götzendienst. Sie geben Barnabas und Paulus direkt die Namen ihrer wichtigsten Götzen, denn für sie ist klar, dass die Götter in Menschengestalt unter ihnen erschienen sind. Sie nennen Paulus Hermes, denn Hermes war der Bote des Zeus. Barnabas war der schweigsamere, deshalb verehren sie ihn als Zeus, also als ihren Hauptgott. Weil Paulus redete, gaben sie ihm den Platz des Boten.

Der Tempel des Zeus stand vor der Stadt wie ein vorgeschobener Posten, um die Stadt zu beschützen. Dieser Tempel hat einen Priester, der schnell mit Stieren kommt, um diesen „Göttern“ zu opfern. Da das alles auf Lykaonisch geschieht, begreifen Paulus und Barnabas zunächst nicht, was los ist. Nachdem ihnen aber die Absicht klar wird, erheben sie direkt Einspruch. Sie lehnen sofort und radikal die Ehrerweisung dieser Menschen ab.

Diese ganze Bewegung war eine riesige Gefahr für den christlichen Glauben, größer als jeder andere Widerstand. So lassen sich unzählige Menschen die Ehrerweisungen von Menschen gefallen. Herodes wurde dafür von Gott mit einem schrecklichen Tod bestraft (Apg 12:23).

Paulus und Barnabas wollen von ihrer Ehrung nichts wissen. Um in dem Tumult Aufmerksamkeit zu bekommen, müssen sie laut schreien. Sie rufen der Volksmenge die Frage zu, warum sie das tun, denn es ist völlig verwerflich, weil sie selbst auch nur Geschöpfe sind (Apg 10:26; Off 19:10). Die Lage ist dringend und sie müssen sie schnell auf andere Gedanken bringen.

Sie nutzen die Gelegenheit, ihnen das Evangelium zu verkündigen. Nun zitiert Paulus nicht das Alte Testament; das tut er, wenn er zu Juden spricht. Hier spricht er zu unwissenden Heiden. Deshalb beginnt er mit dem Schöpfer und der Schöpfung, ein Thema, das die Heiden sehr interessiert. Es ist immer gut, sich bewusst zu sein, wen man vor sich hat, um die Predigt darauf auszurichten. Er legt weiterhin dar, dass Gott nach der Schöpfung – als Folge des Sündenfalls, von dem Paulus allerdings nicht spricht – die Nationen auf ihren eigenen Wegen gehen ließ.

Er spricht auch nicht über die Erwählung eines Volkes für seinen Namen aus allen Völkern. Er spricht wohl davon, dass Gott, obwohl er die Nationen auf ihren eigenen Wegen gehen ließ, dennoch für sie gesorgt hat. Seine Fürsorge für sie ist darin zum Ausdruck gekommen – und kommt darin immer noch zum Ausdruck –, dass Er Regen vom Himmel und fruchtbare Zeiten gegeben hat. „Vom Himmel“ bedeutet: von der Gegenwart Gottes. Jede Ernte ist ein Beweis seiner Güte. Auch hat Er ihre Herzen mit Nahrung versorgt, das heißt mit Segen dafür, dass sie fleißig gearbeitet haben, was Freude mit sich bringt.

Es gibt zahlreiche irdische Segnungen, die auch Ungläubige mit Freude erfüllen. Auch Ungläubige kennen die Befriedigung und die Freude einer guten Ehe und guter Familienbeziehungen, von Gesundheit und angenehmer Arbeit. Die Freude, die Gott in den natürlichen Beziehungen gibt, sind ein Zeugnis seiner Güte gegenüber dem Menschen im Allgemeinen. Es ist ein Geschenk von Ihm. Gott ist der Erhalter aller Menschen (1Tim 4:10; Ps 104:27; 28). Derselbe Gott macht jetzt das Evangelium der Errettung von Jesus Christus bekannt.

Nachdem die Apostel das gesagt haben, sehen die Menschen in Lystra davon ab, ihnen zu opfern. Es scheint so, als wäre die Gefahr einer teuflischen Verehrung gebannt. Doch andere Gefahren lauern.

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