Acts 14:24-26

Zurück nach Antiochien in Syrien

In umgekehrter Reihenfolge besuchen sie nun wieder die Städte, wo sie bereits das Evangelium verkündigt haben. Nun wollen sie die Jünger befestigen. Sie üben einen Nachsorgedienst aus, einen Hirtendienst. Das ist ein notwendiger Dienst der Liebe, den gerade Neubekehrte brauchen. Sie kommen unerschrocken wieder zu den Orten, wo sie vorher vertrieben worden waren. Als der Herr Jesus in Israel unterwegs war, trauten die Jünger sich nicht, wieder an den Ort zurückzugehen, wo man Ihn kürzlich steinigen wollte (Joh 11:8). Diese Furcht haben Paulus und Barnabas nun nicht. Sie gehen in der Kraft des Geistes und wissen, dass Gott – wie bei Hiob – die Grenzen des Wirkens Satans bestimmt.

Dass sie sich sehr wohl bewusst sind, was ihnen beim ersten Besuch begegnet ist, sehen wir bei Paulus. Als er am Ende seines Lebens seinen Abschiedsbrief an Timotheus schreibt, weist er noch einmal auf alles hin, was ihm an diesen drei Orten an Leid widerfahren ist (2Tim 3:11). Das war ganz zu Anfang seines Dienstes. Er hat das nie vergessen. Es waren die Orte, an denen besonders die Juden ihn bitterlich verfolgt haben und danach trachteten, ihn zu töten. Doch der Herr hat ihn daraus befreit.

Der Dienst an den genannten Orten besteht dieses Mal nicht aus einer öffentlichen Verkündigung des Evangeliums, sondern – wie gesagt – aus der Befestigung der Seelen der Jünger im Glauben. Sie unterweisen die Jünger in der Glaubenswahrheit und ermutigen sie, diese gut festzuhalten. Es geht darum, das ganze Wort Gottes festzuhalten. Es ist nötig, Im Glauben zu bleiben, weil es viel Verführung und Bedrängnis gibt.

Weiterhin macht Paulus klar, dass Bedrängnisse zum Evangelium gehören. Mehr als jeder andere weiß er, worüber er spricht, wenn er dies sagt. Er kennt aus Erfahrung die Bedrängnisse, die das Eingehen in das Reich Gottes mit sich bringt. Er, der das sagt, hat soeben eine Steinigung hinter sich (vgl. Kol 1:28; 29).

Diese Gläubigen wohnten weiterhin an Orten, wo der Widerstand gegen das Evangelium groß war. Deswegen brauchten sie Stärkung und Ermutigung. Im Glauben waren sie schon in das Reich Gottes hineingegangen (Joh 3:5), jedoch noch nicht tatsächlich, denn das wird erst geschehen, wenn der Herr Jesus zurückkommt, um sein Reich aufzurichten. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegen die Drangsale (2Pet 1:11).

Paulus stellt hier das Reich Gottes vor, wie es in der Zukunft sein wird, denn er redet vom Hineingehen. Nur Gläubige werden dort hineingehen, denn Ungläubige können das Reich nicht „verdienen“, indem sie durch Drangsale gehen. Für den Gläubigen gibt es jetzt Bedrängnisse und später Ruhe (2Thes 1:6; 7).

Über die Belehrung hinaus, womit die Apostel die Gläubigen ermutigen, tun sie noch etwas, was diesen jungen Gläubigen eine Hilfe sein wird, wenn sie weitergezogen sind. Sie stellen in jeder Gemeinde Älteste an. Die Apostel stellen diese Ältesten an, nachdem sie sie auch selbst ausgewählt hatten. An beiden Handlungen, auswählen und anstellen, ist keine Rede davon, dass die Gemeinde beteiligt ist. Das Anstellen von Ältesten finden wir weiterhin nur noch in Titus 1 (Tit 1:5).

Das Anstellen von Ältesten betrifft nur Gemeinden der Heiden. Bei Gemeinden mit einem ausschließlich jüdischen Hintergrund war das nicht erforderlich, weil es dort seit Jahr und Tag bereits Älteste gab. In ihrem Fall lesen wir nichts über eine formale Anstellung. Die Ältesten in den Gemeinden aus den Heiden wurden nicht sofort bei der Entstehung der Gemeinden von Paulus und Barnabas angestellt, sondern beim zweiten Besuch. Es hatte eine Reifung der Gläubigen stattgefunden und einige, die die erforderlichen Qualitäten besaßen, konnten nun angestellt werden.

Was die Anforderungen an einen Ältesten (oder „Aufseher“) sind, hat Paulus in seinem ersten Brief an Timotheus und in seinem Brief an Titus aufgeschrieben (1Tim 3:1-7; Tit 1:5-9). Das Wort für „Älteste“ ist eigentlich „Ältere“, also gereiftere Gläubige unter jungbekehrten Gläubigen. Aus den Textstellen, wo das Anstellen von Ältesten vorkommt, erkennt man, dass die Autorität der Apostel die Quelle dafür ist. Das Anstellen von Ältesten ist seit dem Entschlafen der Apostel nicht mehr möglich.

Obwohl es jetzt keine offiziell angestellten Ältesten mehr gibt, gibt es glücklicherweise immer noch ältere Gläubige, die als Älteste in den örtlichen Gemeinden arbeiten. Sie sind vom Heiligen Geist eingesetzt und können an ihren Qualitäten erkannt werden. Die Gemeinde soll sie in ihrem Dienst anerkennen (Apg 20:28; vgl. Heb 13:7; 17; 24; 1Thes 5:12). Wenn die Gemeinde Älteste anstellt, steht das im Widerspruch zu der von Gott gegebenen Ordnung, denn Autorität kommt immer von oben. In der Gemeinde gibt es nur die Autorität des Heiligen Geistes und der Apostel. Die Apostel sind nicht mehr da, der Heilige Geist aber sehr wohl.

Wir stellen fest, dass nach den Aktivitäten der Apostel als Evangelisten, sie die Bekehrten zu einer örtlichen Gemeinde vereinigen, an die auch später Briefe geschrieben werden sollten. In diesen Briefen belehrt Paulus die Gläubigen weiter, wie es in einer örtlichen Gemeinde zugehen soll. Dabei ist es gut, daran zu denken, dass die örtliche Gemeinde ein Abbild der weltweiten Gemeinde ist (1Kor 12:27). Die örtlichen Gläubigen sind Glieder der Gemeinde. Sie dürfen wissen, dass der Herr Jesus, wenn sie als Gemeinde zusammenkommen, nach seiner Verheißung in ihrer Mitte ist (Mt 18:20).

Nach der Erwählung der Ältesten befehlen Paulus und Barnabas die Gläubigen unter Fasten im Gebet dem Herrn an. Lukas fügt hinzu: „an den sie geglaubt hatten“. Er betont noch einmal, dass die Gläubigen ihr Leben dem Herrn anvertraut hatten. In diesem Vertrauen treten die Apostel ihre weitere Rückreise an.

Auf ihrer Rückreise durchziehen sie Pisidien und kommen im Süden Pamphyliens zur Küste. Dort besuchen sie Perge, wo sie auf ihrer Hinreise auch bereits waren und wo Markus sie verlassen hatte. Dieses Mal reden sie dort das Wort. Danach reisen sie zu der Hafenstadt Attalia.

Ankunft und Reisebericht in Antiochien

Sie verlassen Attalia und fahren über das Mittelmeer, um in Antiochien wieder an Land zu gehen. Dies ist Antiochien in Syrien, von wo aus sie, ungefähr vor einem Jahr, ihre erste Missionsreise gestartet hatten. Die Gemeinde hatte sie nicht ausgesandt, aber sie der Gnade Gottes für ihre Arbeit anbefohlen, zu der Er sie berufen hatte. Die Gemeinde hatte mitempfunden. Jetzt wollen die Apostel die Gläubigen an den Dingen teilhaben lassen, die der Herr durch ihren Dienst gewirkt hat (vgl. Apg 21:19).

Daher ist hier auch nicht die Rede davon, dass sie sich vor der Gemeinde verantworten müssen. Die Gemeinde ist nicht die Quelle der Aussendung, sondern nimmt Anteil an dem, was der Herr zum Segen anderer tut. Gott war der Wirkende, sie waren lediglich die Werkzeuge. Auch heute ist es herzerwärmend für Gläubige, die an einem anderen Ort ein Werk für den Herrn tun dürfen, wenn die „Heimatgemeinde“ Interesse zeigt an dem, was der Herr dort wirkt.

Vor allem berichten Paulus und Barnabas den Gläubigen, die aus mehreren Gemeinden zusammengekommen sind, dass Gott für die Nationen eine Tür des Glaubens geöffnet hat. Das war bereits früher in Antiochien der Fall, denn Antiochien ist auch eine heidnische Stadt. Dennoch war das Bestehen einer Gemeinde von Heiden immer noch ein Einzelfall. Jetzt hat sich gezeigt, dass Gott durch Paulus und Barnabas überall außerhalb von Israel wirkt und dass die Heiden in Scharen zum Glauben kommen, zusammen mit einigen Juden, die ebenfalls an diesen Orten wohnen.

Das Werk der Gnade Gottes unter den Heiden durch sein Wort und die Kraft des Heiligen Geistes – außerhalb der Gemeinde in Jerusalem und des Gesetzes –, ruft bei den bekehrten Juden die Frage auf, ob das denn alles so in Ordnung ist. Im folgenden Kapitel wird über diese Frage entschieden. Wir werden sehen, dass die Gnade Gottes auch darauf eine Antwort hat.

Nach dem Reisebericht machen Paulus und Barnabas sich nicht sofort wieder auf die Reise, um den Nationen weiter das Evangelium zu verkündigen. Sie bleiben längere Zeit bei den Jüngern. Ihre „Heimatgemeinde“ ist eine Art Hafen der Ruhe nach aller Unruhe, die sie bei ihrer Arbeit erlebt haben. Dort können sie Gemeinschaft haben.

Es muss für sie eine Erquickung gewesen sein, bei diesen Gläubigen – von Lukas „Jünger“ genannt – bleiben zu dürfen. Dass die Gläubigen Jünger genannt werden, liegt an ihrer konsequenten Nachfolge des Herrn Jesus. Sich bei solchen Gläubigen aufhalten zu dürfen, ist eine Wohltat für jeden, der auch dem Herrn Jesus konsequent nachfolgen will, so wie wir das von Paulus und Barnabas kennen.

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