Acts 2:17

Die Prophezeiung Joels

Zur Erklärung des Geschehens, beruft sich Petrus auf den Propheten Joel, der über ein derartiges Ereignis geschrieben hat. Joel hat von der Ausgießung des Geistes Gottes „in den letzten Tagen“ geschrieben. Das haben auch die Propheten Jesaja und Hesekiel getan (Jes 32:15; Hes 39:29). Jesaja und Hesekiel sprechen darüber in Verbindung mit den letzten Tagen, und zwar als ein Segen für Israel. Joel spricht auch über die letzten Tage, doch als ein Segen für „alles Fleisch“. Damit überschreitet er die Grenzen Israels. Petrus weiß – unter der Leitung des Heiligen Geistes – das richtige Schriftwort zu zitieren. Er weiß auch, wo er mit seinem Zitat aufhören muss.

Es ist beachtenswert, dass Petrus Joel 3:1-5 zitiert, ohne zu sagen, dass dies die Erfüllung dieser Prophezeiung ist. Das war auch nicht so. Er weist auf Joel hin, weil das Ereignis am Pfingsttag denselben Charakter hat wie das, was Joel angekündigt hat. Die Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag erinnerte an das, was Joel gesagt hatte. Wir könnten sagen, dass dies eine Vorerfüllung der Prophezeiung war, nicht die Erfüllung selbst. Die Erfüllung wird stattfinden, wenn das geschehen ist, was Joel in den vorhergehenden Versen prophezeit hat. Die Worte Und danach, mit denen Joel 3 beginnt, zeigen einen chronologischen Zusammenhang mit den vorhergehenden Versen.

Petrus verfolgt mit dem Zitat dieses Verses aus Joel hauptsächlich das Ziel, den Juden klarzumachen, dass dieses Wunder, das so plötzlich in ihrer Mitte stattfand, völlig durch das bestätigt wird, was Joel über die Ausgießung des Heiligen Geistes gesagt hat. Doch die Ausgießung, die nun stattgefunden hat, ist nicht die völlige Erfüllung des Ereignisses, das Joel angekündigt hat. Der Heilige Geist ist auf die Erde gekommen, und dadurch ist die Gemeinde entstanden, die Er weiterhin bilden wird, wie uns dieses Buch Apostelgeschichte zeigt. Diese Ausgießung hat stattgefunden, um ein Volk für den Himmel zu bilden. Dazu ist der Heilige Geist noch immer auf der Erde. Das, was Joel schreibt, wird in den letzten Tagen stattfinden, in zukünftigen Tagen, wenn die Feinde Israels geschlagen sind und das Volk selbst in seinem Land wohnt.

Wichtig ist auch der Ausdruck „alles Fleisch“. Dieser Ausdruck bedeutet nicht: alle dann lebenden Menschen. Er deutet jedoch an, dass das Ausgießen des Heiligen Geistes kein Ereignis ist, das allein auf die Juden beschränkt ist. Auch dieser Aspekt der Ausgießung des Heiligen Geistes in den letzten Tagen trifft auf das zu, was am Pfingsttag geschehen ist.

Es ist nicht so, dass Gott jeden, der zum Glauben kam, in die Lage versetzte, die Sprache der Juden zu sprechen, sondern Er ließ seine Zeugen die Sprachen ihrer Volksgenossen sprechen, die unter die Heiden zerstreut waren. Dies ist ein besonderes Zeugnis der Gnade, die sich auch den Heiden zuwendet. Gläubige aus den Heiden werden nicht in das jüdische Volk eingefügt, sondern bekommen als Heiden Teil am Segen des Heiligen Geistes. Damit wird in gewisser Weise das Gericht aufgehoben, das Gott durch die Sprachverwirrung über die Menschheit gebracht hatte. Die Sprache stellt kein Hindernis mehr dar.

Die Ausgießung des Geistes auf alles Fleisch hat nach Joel zur Folge, dass prophezeit wird. Das geschieht auch hier durch Petrus. Seine Rede bewirkt, dass die Menschen in ihrem Herzen getroffen werden und dass viele sich bekehren (Apg 2:37; 41). Dies entspricht genau dem Ziel der Prophezeiung, denn prophezeien bedeutet ja, dass jemand aus der Gegenwart Gottes zum Herzen und Gewissen der Menschen redet.

Was die Ausgießung des Heiligen Geistes auf alles Fleisch betrifft, so gibt es noch einen bemerkenswerten Unterschied zum Alten Testament. Im Alten Testament scheint der Geist als Gabe nur führenden Personen wie Königen und Propheten vorbehalten zu sein. Dass das ganze Volk prophezeien würde, blieb damals bei einem Wunsch, den Mose einmal ausgesprochen hat (4Mo 11:29). Doch dieser Wunsch Moses ist bei Joel zu einer Verheißung des Herrn für alle Glieder seines Volkes geworden: „Eure Söhne und eure Töchter werden weissagen“, ebenso wie „meine Knechte“ und „meine Mägde“. Das wird bei allen der Fall sein, die in das Friedensreich hineingehen.

Doch dieser Aspekt der Ausgießung des Heiligen Geistes ist auch am Pfingsttag und seitdem in der Gemeinde vorhanden. Der Geist ist auf alle Gläubigen gekommen, ohne Unterschied hinsichtlich Stand oder Rang. So empfängt auch jeder, der sich bekehrt, den Heiligen Geist der Verheißung, ohne Unterschied hinsichtlich Geschlecht oder Alter (für Gott gibt es keine Generationskluft) oder gesellschaftlichem Status.

Obwohl Petrus auch von Wundern und Zeichen spricht, die Joel in Verbindung mit dem Kommen des Heiligen Geistes nennt, folgen diese nicht direkt auf die Ausgießung des Geistes. Das liegt daran, dass Israel sich als Nation nicht bekehrt hat, sondern im Ungehorsam verharrte. Wenn sie sich bekehrt hätten, würde der „große und herrliche Tag des Herrn“ unmittelbar angebrochen sein, begleitet von Zeichen und Wundern. Der Herr hätte dann seine Feinde sowohl innerhalb Israels als auch außerhalb zur Befreiung seines Volkes gerichtet. Sein Kommen wäre von den Erscheinungen begleitet gewesen, die hier genannt werden. Nun muss der Tag noch kommen. Deshalb sind auch die Erscheinungen noch zukünftig.

Nachdem die Gemeinde entrückt ist, werden diese Erscheinungen mit Sicherheit stattfinden. Wir finden das ab Offenbarung 6,12. Unter dem sechsten Siegel, das dort beschrieben wird, finden Gerichte statt, die stark damit übereinstimmen, was Joel sagt und Petrus hier zitiert. Alle Gerichte, die ab Offenbarung 6 beschrieben werden, finden am großen und furchtbaren Tag des Herrn statt (vgl. Joel 3:4). Diese Gerichte bereiten den Weg für die Wiederkunft Christi auf die Erde, um sein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit zu errichten. Der „große und herrliche Tag des Herrn“ ist der Tag seiner Rückkehr auf die Erde und seiner Regierung, die sich daran anschließt. Der Tag ist groß wegen der umfangreichen Folgen, die sein Kommen und seine Regierung haben werden. Der Tag ist herrlich wegen der herrlichen und segensreichen Folgen, die sein Kommen und seine Regierung haben werden.

Wegen der angekündigten Gerichte und dem Segen, der darauf folgt, endet Petrus sein Zitat mit dem Angebot der Rettung für jeden, der seine hoffnungslose Lage einsieht. Die Rettung ist nur dann möglich, wenn jemand den Namen des Herrn anruft. Wer in vertrauensvollem Glauben zu Ihm kommt, kommt nicht um, sondern wird errettet.

Paulus zitiert diesen Vers in Römer 10 (Röm 10:13) und wendet ihn allgemein auf die Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt an. Im Evangelium gibt es keinen Unterschied hinsichtlich des Gerichts und auch keinen Unterschied hinsichtlich der angebotenen Errettung. Es gilt für jeden. Während all der Jahrhunderte gibt es Errettung nur durch den Glauben an den Herrn Jesus.

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