‏ Acts 2:46

Das erste Gemeindeleben

Nach der Hinzufügung von ungefähr 3000 Gläubigen hat sich die Gemeinde schnell ausgebreitet. Trotz aller Unterschiede, die zwischen so vielen Gliedern der Gemeinde bestehen, besteht Einheit. Diese Einheit ist nicht durch menschliches Tun entstanden, und diese Einheit wird auch nicht durch menschliche Organisation aufrechterhalten. Die Herzen dieser Gläubigen sind einfach auf den Herrn Jesus ausgerichtet, und dadurch hat der Heilige Geist die Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass die Gemeinde eine Einheit bleibt.

Dies geschieht durch die vier Aspekte, die hier genannt werden, die das Gemeindeleben vollständig durchziehen und in denen sie verharren. Diese Aspekte beziehen sich auch auf die Zusammenkünfte der Gläubigen und sind sozusagen die Höhepunkte der christlichen Gemeinschaft. Das ist allerdings nur dann der Fall, wenn diese Dinge das ganze Leben beherrschen.

An erster Stelle steht die „Lehre der Apostel“. Belehrung über die Gedanken Gottes ist das Erste, was Jungbekehrte nötig haben. Nur so kann gesundes geistliches Leben wachsen. Das Verharren bedeutet nicht nur, ein beständiges Hören auf das, was die Apostel sagen, sondern vor allem auch ein beständiges Umsetzen der Belehrungen der Apostel in die Praxis. Das Verharren in der Lehre der Apostel bezieht sich daher auf das ganze Leben der Gläubigen. Aufgrund dieser Unterweisung gibt es Gemeinschaft. Die Lehre der Apostel ist die schriftgemäße Grundlage für alle Formen der Gemeinschaft, die die Gemeinde kennt.

Das Erste, was die Gemeinde also nach ihrer Entstehung kennzeichnet, ist die Unterwerfung unter die Lehre des Heiligen Geistes durch die Apostel. Das ist heute die Lehre des ganzen Neuen Testaments. Das führt zum zweiten Aspekt des Gemeindelebens, und das ist die Gemeinschaft miteinander. Die Gemeinde ist eine Gemeinschaft von Menschen, die einander früher nicht kannten und völlig verschiedene Dinge taten. Was sie kennzeichnete, sind die Kennzeichen der Welt. Diese Menschen sind nun durch den Glauben an den Herrn Jesus eine Gemeinschaft geworden, in der Er ihr gemeinschaftliches „Interesse“ ist (1Kor 1:9). Sie wollen über Ihn reden und an Ihn denken.

Dieses gemeinschaftliche Interesse kommt auf besondere Weise im dritten Aspekt zum Ausdruck, dem „Brechen des Brotes“, das ist die gemeinsame Abendmahlsfeier. Im Ausdrücken der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes, denken sie beständig an Ihn und werden die tiefsten Empfindungen für Ihn wachgehalten.

Schließlich sind sie sich bewusst, dass sie in sich selbst keine Kraft haben und dass sie in allem von Gott abhängig sind. Darum verharren sie auch „in den Gebeten“.

Was diese Christen tun und wie sie leben, führt dazu, dass die, die kein Teil daran haben, sich fürchten. Die Ungläubigen nehmen Dinge wahr, die sie sich nicht erklären können und zu denen sie keinen Zugang haben. Die Kraft des Geistes wird durch beeindruckende und für Ungläubige wahrzunehmende Weise offenbar. Die Wunder und Zeichen werden hier nicht näher beschrieben, doch in den folgenden Kapiteln wird Lukas einige davon nennen. Die Wörter „Wunder und Zeichen“ sind dieselben, die auch für den Herrn Jesus gebraucht werden (Apg 2:22).

Während außerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen Furcht entsteht, gibt es unter den Gläubigen ein starkes Empfinden der Zusammengehörigkeit. Sie sind zusammen, um die geistlichen Segnungen miteinander zu teilen, und sie teilen auch ihre ganzen Besitztümer miteinander. Was für ein Unterschied zu unserer Zeit, in der Gläubige aus allerlei Gründen voneinander getrennt sind und einander nicht einmal kennen. Viele, die einander doch kennen, leben dennoch voneinander getrennt, weil jeder für sich selbst lebt und nichts von seinem Wohlstand mit anderen teilt.

Ein echter Christ kann es nicht ertragen, viel zu haben, während andere zu wenig haben. Vielleicht war die Erwartung des baldigen Kommens des Herrn die Ursache dafür, denn die ersten Christen verkauften alles, was sie hatten und teilten es miteinander. Das taten sie übrigens völlig freiwillig, niemand zwang sie dazu.

Wie gesagt, ist ihre Zusammengehörigkeit sehr stark. Sie bleiben auch dann beieinander, nachdem das Pfingstfest vorüber ist. Ihr Leben besteht nicht mehr im Halten der Feste des Herrn, sondern in einer inneren Verbundenheit untereinander, die beständig ist. Um diese Verbundenheit miteinander erleben zu können, kommen sie im Tempel und in den Häusern zusammen.

Sie bauen keine Kirchen, die Geld verschlingen, sondern sind durch Einfalt und Gottvertrauen gekennzeichnet. Ein mit Juwelen behängtes Christuskind im Dom in Rom und hungrige Straßenkinder auf dem Vorplatz passen nicht zusammen. Die erste Gemeinde hatte nichts von alledem, was wir heute haben: weder Gebäude, Geld, politischen Einfluss, sozialen Status, und doch wurden viele Seelen gewonnen.

Einerseits halten diese Christen noch an den jüdischen gottesdienstlichen Formen fest, indem sie zum Tempel gehen. Andererseits erleben sie in den Häusern echte christliche Gemeinschaft. Jeden Tag brechen sie das Brot zum Gedächtnis an ihren Herrn und genießen die gegenseitige Gemeinschaft während der Liebesmahlzeiten.

Bei alledem loben sie Gott. Ihre Freude und ihr Lobpreis sind nicht die Folge ihrer Erlösung, wie das beim Volk Israel in 2. Mose 15 der Fall war (2Mo 15:1). Es ist die Freude der Gläubigen, die sie gemeinsam an der Liebe Gottes haben. Sie sind Teilhaber seiner Natur geworden und sind mit Gott als ihrem Vater in Verbindung gekommen. Außerdem hat der Heilige Geist Wohnung in ihnen genommen.

Ihre ganze Lebensweise nötigt dem Volk Respekt ab. Wenn Christen so leben, wie der Herr es beabsichtigt hat, ist das ein Segen für die Umgebung. Der Herr lässt sich bei einer derartigen Lebensweise nicht unbezeugt. Täglich* fügt Er der Gemeinschaft Menschen hinzu. Dadurch nimmt die Zahl derer, die errettet sind, beständig zu. Die Errettung ist für die Ewigkeit. Es kann auch sein, dass die Errettung, die hier gemeint ist, mit der Verwüstung zu tun hat, der Jerusalem im Jahr 70 als Gericht Gottes über das alte System anheimfallen wird. Wer sich bekehrte, entkam diesem Gericht.

*Was in der frühen Gemeinde „täglich“ geschah: einander begegnen (Apg 2:46); Seelen zur Bekehrung führen (Apg 2:47); an Zahl zunehmen (Apg 16:5); die Schriften untersuchen (Apg 17:11).

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