Acts 21:13

In Cäsarea

Die Seereise endet in Cäsarea. Von dort aus geht die Reise über Land weiter. In Cäsarea sucht Paulus den Evangelisten Philippus auf, der einer von den sieben Dienern war (Apg 6:5). Nach seiner Predigt in Samaria und seinem Treffen mit dem äthiopischen Kämmerer war Philippus nach Cäsarea gekommen (Apg 8:5; 40). Dort wohnte er seitdem. Er ist verheiratet und hat vier unverheiratete Töchter, die alle weissagen.

Das Haus wird ausdrücklich „das Haus des Evangelisten Philippus“ genannt und das Weissagen seiner Töchter steht dann auch damit in Verbindung. Deborah weissagte ebenfalls zu Hause (Ri 4:4; 5). Auch Frauen gibt der Herr die Gabe der Weissagung. Die Töchter von Philippus haben zur Ermahnung, Erbauung und Tröstung geredet (1Kor 14:3). Sie haben das zu Hause getan und nicht in der Gemeindezusammenkunft, denn dort ist es den Frauen nicht gestattet (1Kor 14:34). Daher sind es auch nicht die Töchter des Philippus, die inmitten der Gemeinde eine Botschaft für Paulus haben. Dafür sendet der Herr Agabus aus Judäa nach Cäsarea.

Agabus stellt erst seine Botschaft bildlich dar. Er nimmt den Gürtel des Paulus und bindet sich damit selbst, natürlich zunächst die Füße und danach auch die Hände. Der Gürtel ist ein Bild des Dienstes. Der Dienst des Paulus an den Juden wird dazu führen, dass er von ihnen gefangengenommen werden wird. Dann spricht Agabus als Mund des Heiligen Geistes aus, was mit Paulus in Jerusalem geschehen wird.

Was heute die sogenannten Propheten behaupten, wenn sie sagen: „So spricht der Herr“, finden wir bei keinem einzigen neutestamentlichen Propheten, sondern nur bei Propheten im Alten Testament. Die sogenannten Propheten heutiger Tage stehen mit einer derartigen Aussage zumindest auf alttestamentlichem Boden.

Agabus hat eine Botschaft, die direkt vom Heiligen Geist kommt. Diese Botschaft soll Paulus nicht erneut dazu bewegen, seinen Plan aufzugeben, nach Jerusalem hinaufzugehen, sondern ist eine nähere Erklärung des früheren Zeugnisses, das der Geist gegeben hat (Apg 20:23).

Nachdem die Gesellschaft, die Paulus begleitet, und auch die örtlichen Gläubigen erfahren haben, was Agabus durch den Heiligen Geist sagt, wollen sie Paulus davon abhalten, nach Jerusalem hinaufzugehen. Die Antwort des Paulus auf ihren dringenden Appell, nicht hinaufzugehen, ist die Antwort eines Mannes, der innerlich tief überzeugt ist. Wo Paulus sich an anderer Stelle sehr wohl warnen ließ und damit der Gefahr entkam, tut er das hier nicht, wegen seiner starken, natürlichen Liebe für sein Volk nach dem Fleisch. Gott steht darüber und gebraucht all das, um damit sein Ziel zu erreichen.

Ihre Tränen bewegen Paulus schon, ändern jedoch nicht seinen Plan. Seine Motive sind gut, er ist nicht selbstsüchtig, denn es geht ihm um seine verblendeten Landsleute, denen er so gern den Herrn Jesus als Messias vorstellen will. Er denkt dabei nicht an sich selbst. Es geziemt uns nicht, Paulus Vorwürfe zu machen, sondern wir sollten ihn bewundern. Die Bewunderung gilt nicht dem Menschen Paulus, sondern seiner hingegebenen Liebe.

Er ist bereit dazu, nicht nur gebunden zu werden, sondern sogar in Jerusalem zu sterben, nicht für sein Volk oder seine Ideale, sondern „für den Namen des Herrn Jesus“. Das ist das Einzige, was ihn antreibt. Deswegen ist sein festes Vornehmen kein Vertrauen auf Fleisch, so wie es sich bei Petrus zeigte, bevor er den Herrn verleugnete (Lk 22:33-34). Bei allem geht es ihm um den Namen des Herrn Jesus.

Als klar wird, dass Paulus sich nicht umstimmen lässt, geben sowohl die Reisegefährten als auch die örtlichen Gläubigen die Sache in die Hände des Herrn. Sie schweigen ab jetzt dazu. Es gibt eine Zeit zum Reden, und es gibt auch eine Zeit zum Schweigen (Pred 3:7). Sie sind sich bewusst, dass nicht alles in ihrer Macht steht. Der Wille Gottes ist manchmal viel komplizierter als wir erklären können. Der Wille Gottes wird immer erfüllt, doch manchmal ganz anders, als wir es denken. Es zeugt von Weisheit, gerade dann zu sagen: „Der Wille des Herrn geschehe!“

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