Acts 22:9

Paulus begegnet dem verherrlichten Herrn

Nun kommt Paulus zu einem wichtigen Punkt seiner Verteidigung. Sein Eifer bei der Verfolgung der Christen bekommt hier eine radikale Wendung. Er berichtet, wie diese Veränderung stattgefunden hat. Als er sich auf dem Weg nach Damaskus befand und fast dort angekommen ist, findet plötzlich ein unerwartetes Ereignis statt. Er weiß noch, dass es um die Mittagszeit war (das lesen wir in Kapitel 9 nicht), wo also die Sonne am höchsten Punkt am Himmel steht und am hellsten strahlt. Wenn zu diesem Zeitpunkt ein Licht sichtbar wird, das noch heller als die Sonne ist, muss es wohl aus dem Himmel kommen (2Kor 4:5; 6). Es ist Licht, das aus der Gegenwart Gottes kommt, ein Licht, dass das Licht der Sonne, der Schöpfung, übersteigt. Die Folge ist, dass er zu Boden fällt. Paulus schämt sich nicht, das zu erwähnen.

Er teilt seinen Zuhörern weitermit, dass er eine Stimme hörte, die zu ihm sagte: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Die Gläubigen zu verfolgen, bedeutete, den zu verfolgen, der aus dem Himmel zu ihm sprach. So eins war Er mit den Seinen auf der Erde. Er erinnert sich auch noch daran, was er auf diese Frage antwortete. Das sind die ersten Worte des Saulus an den Herrn. Seine Antwort besteht aus einer Frage an den Herrn: „Wer bist du, Herr?“ Das ist die Frage, mit der jeder, der zum Glauben kommt, anfangen muss. Es ist die Frage nach der Person des Herrn Jesus. Es geht darum, Ihn kennenzulernen.

Die Antwort auf seine Frage muss ihn bestürzt haben. Er scheint es also mit „Jesus dem Nazaräer“ zu tun zu haben. Er verfolgte Ihn! Er verfolgte also keine irregeführten Christen, die – auf welche Weise auch immer – von ihren Wahnvorstellungen abgebracht werden mussten, sondern einen wahrhaftig lebenden Jesus. Jesus, den er verfolgte, was also nicht mehr im Tod, sondern verherrlicht im Himmel. Das musste die Juden, zu denen er sprach, zum Nachdenken bringen, denn sie glaubten immer noch den Lügen, die die Soldaten nach der Bestechung durch die religiösen Führer verbreitet hatten (Mt 28:11-15).

Der Herr Jesus nennt sich selbst den „Nazaräer“, der also aus Nazareth stammte. So kannten die Juden Ihn, als Er auf der Erde war, und so hatten sie Ihn verachtet. Doch zum Entsetzen des Saulus scheint Er der verherrlichte Christus zu sein.

Die Reisegefährten des Saulus waren die unleugbaren Zeugen dessen, was geschah, doch die Botschaft war nur für Paulus bestimmt. Sie hörten „die Stimme“ nicht, wohl aber das Geräusch einer Stimme (Apg 9:7; vgl. Joh 12:28; 29). Sie hörten zwar, dass etwas gesagt wurde, aber nicht, was gesagt wurde. So hören viele heutzutage den Schall des Evangeliums, ohne die Botschaft aufzunehmen.

Anschließend spricht Saulus den Herrn zum zweiten Mal an, und zwar wieder in Form einer Frage. Die zweite Frage, die er dem Herrn stellt, ist: „Was soll ich tun, Herr?“ Diese Frage muss jeder Gläubige stellen, und zwar als einen Grundsatz für sein ganzes Leben. Um Antwort auf die Frage „Wer bist du, Herr?“ zu bekommen, ist es nötig, sich zu den Füßen des Herrn niederzusetzen, sich von Ihm zu ernähren und Ihn kennenzulernen (vgl. Lk 10:39). Dann stellt sich von selbst die zweite Frage, nämlich was man für den Herrn tun kann, wie man Ihm dienen kann. Das christliche Leben ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Belehrung und Praxis.

Für Paulus bedeutete das, dass er nach Damaskus gehen sollte, wo der Herr einen einfachen Jünger vorbereitet hatte, um ihm weitere Instruktionen zu geben. Er sollte also nicht nach Jerusalem zurückgehen, um dort von den Aposteln weitergeführt zu werden. Saulus bestimmte sein Leben nicht mehr selbst, sondern Gott bestimmte über ihn, über das, was er tun sollte. So ist das auch bei uns. Es geht darum, dass wir in den guten Werken wandeln, die Gott dafür zuvor bereitet hat (Eph 2:10).

Copyright information for GerKingComments