Acts 27:34

Paulus ermuntert Nahrung zu sich zu nehmen

Als der Tag anbricht, fordert Paulus alle auf, Nahrung zu sich zu nehmen. Paulus hat einen Blick für die körperlichen Anstrengungen, die alle mitgemacht haben. Geistliche Führerschaft hat ein Auge für den ganzen Menschen. Er hat die Tage gezählt, an denen sie nicht gegessen haben (vgl. Mk 8:2). Für ihn ist es nicht die vierzehnte Nacht (Apg 27:27), sondern der vierzehnte Tag. Er erweist sich als jemand, der von dem Tag ist (1Thes 5:8).

Auch in geistlicher Hinsicht ist die Aufforderung wichtig, Nahrung zu sich zu nehmen. Sie dient zur Erhaltung (o. Errettung). Mehr als je zuvor haben Gläubige es in der geistlichen Finsternis nötig, das Wort Gottes zu lesen, und zwar als Nahrung für ihre Seele. König Saul verbot, im Kampf Nahrung zu sich zu nehmen. Jonathan fand, dass das ein törichtes Verbot war (1Sam 14:28-30). Die Nahrung des Wortes gibt Kraft zur Erhaltung (2Tim 3:15).

Das Wort „retten“ ist ein Schlüsselwort in dieser Geschichte. Auch entgegengesetzte Worte wie „verlorengehen“ oder „nicht gerettet werden“ kommen mehrmals vor. Gott hätte sie in ihrem geschwächten Zustand retten können, ohne dass sie etwas aßen. Doch er „rettet“, indem sie Nahrung zu sich nehmen. Er handelt so, wie Er will. Wir können das Handeln Gottes nicht in Schemata pressen. Er handelt souverän und rettet hier auf natürliche Weise. Sie brauchten Kraft, um später schwimmen zu können.

Dass kein Haar von ihrem Haupt verloren gehen würde, weist auf eine neue Zeitspanne in der Kirchengeschichte hin, und zwar eine Zeit der Erweckung im 18. und 19. Jahrhundert. Es ist die Zeit, die der Erweckung durch die Reformation folgt, in der der Zugang zum Wort Gottes wieder geöffnet wurde. Es ist eine Bewegung des Bibelstudiums: Die Bibel wird in ihrem Zusammenhang gelesen, vor allen Dingen im Hinblick auf die Zukunft Israels und das Kommen des Herrn. Das Wort wurde wirklich wieder Nahrung. In der Zeit wurden auch viele Bibelkommentare geschrieben. Es fand geistliches Wachstum und Jüngerschaft statt.

Zuvor hieß es, dass kein Leben verlorengehen würde (Apg 27:22), nun sagt Paulus, dass kein Haar des Hauptes verlorengehen würde. Das weist auf die zunehmende Erkenntnis der Gläubigen hin, welche Sicherheit sie in Christus haben. Diese Entwicklung findet auch im Leben des einzelnen Gläubigen statt, der die Schrift studiert.

Die Aufforderung des Paulus, diese Nahrung zu sich zu nehmen, gilt unvermindert bis heute. Auch als Gemeinde müssen wir diese Aufforderung immer wieder zu Herzen nehmen, gemeinsam Gottes Wort zu lesen, um dadurch genährt zu werden. Wir haben das alle nötig. Wir müssen einander ermutigen, die Zusammenkünfte zu besuchen, wo das Wort Gottes verkündigt wird.

Paulus ist selbst ein gutes Vorbild. Nachdem er alle aufgefordert hat, nimmt er selbst Brot, dankt Gott in Gegenwart aller dafür, bricht ein Stück davon ab und beginnt zu essen. Wir haben hier ein Vorbild in praktischer Hinsicht, wie wir handeln sollten, wenn wir in der Öffentlichkeit eine Mahlzeit zu uns nehmen (1Tim 4:5; 6). Davon geht ebenfalls ein Zeugnis aus. Paulus schämte sich nicht, es laut zu tun. So etwas tut ein Mann mit geistlicher Kraft. Die Worte des Paulus und sein Vorbild taten allen gut. Sie bekamen dadurch wieder Mut und Lust zum Essen. Die Lust zum Essen war ihnen vergangen. Wenn man dem Tod ins Auge sieht, hat man keinen Hunger.

Wenn wir das auf die Gemeinde anwenden, können wir darin ein Bild der Anbetung und der Gemeinschaft am Tisch des Herrn sehen. Das waren Dinge, die in der Zeit der Erweckung auf besondere Weise in den Vordergrund kamen.

Dann erwähnt Lukas auf einmal die genaue Anzahl der Seelen, die an Bord des Schiffes sind. Warum tut er das hier? Warum tat er das nicht bereits früher, sondern erst ganz am Ende? Wenn wir davon ausgehen dürfen, dass uns dieses Kapitel in vieler Hinsicht die Geschichte der Gemeinde auf der Erde vorstellt, hat die Nennung der genauen Anzahl an dieser Stelle der Geschichte eine Bedeutung, die in Verbindung mit der Erweckung im 18. und 19. Jahrhundert steht. War es nicht eine der großen Entdeckungen der Erweckung, dass alle Gläubigen zusammengehören, wo sie auch sind? Durch das Studium des Wortes durch die, die sich dem Wort gläubig unterwarfen, stellte der Heilige Geist erneut den einen Leib als eine lebendige Wahrheit vor die Herzen dieser Gläubigen.

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