Acts 7:8

Gottes Weg mit Abraham

Stephanus spricht sie mit „Brüder und Väter“ an, da er noch zu demselben Volk gehört. Er beginnt seine Rede mit dem „Gott der Herrlichkeit“ und endet damit, dass er die „Herrlichkeit Gottes“ sieht (Apg 7:55; 56). Und während der ganzen Zeit strahlt sein Gesicht mit derselben Herrlichkeit (Apg 6:15).

Er beginnt mit Abraham, dem Vorvater, dessen sie sich so rühmten, seine Nachkommen zu sein. Ihr Hochmut ist völlig fehl am Platz, denn sie sollten bedenken, dass Abraham ursprünglich ein Götzendiener in Mesopotamien war (Jos 24:2). In diesem Land erschien ihm der Gott der Herrlichkeit, und nicht in dem Land, in dem sie jetzt wohnen.

Dort hat Gott auch zu ihm geredet, ihm den Auftrag gegeben, sein Land und seine Verwandtschaft zu verlassen, und ihn eingeladen, in das Land zu kommen, das Er ihm zeigen würde (1Mo 12:1). Er musste sein Land verlassen und in das Land gehen, das Gott ihm zeigte. Er musste seine Familie verlassen, um eine neue Familie zu gründen. Er musste sogar das Haus seines Vaters verlassen, zu dem er noch gehörte, um selbst zum Vater vieler Völker zu werden. Die Berufung Gottes ist immer persönlich. Der Weg Gottes ist immer mit dem Einzelnen. Gott rief Abraham als „den Einen“ (Jes 51:2).

Anfänglich gehorchte Abraham, doch sein Gehorsam war nicht vollständig. Der Grund dafür war, dass nicht er, sondern sein Vater Tarah die Initiative ergriff, um fortzuziehen (1Mo 11:31). Dadurch kam er in der Etappe nicht weiter als Haran, wo er nun wohnte. Erst nachdem sein Vater gestorben war, zog er weiter zu diesem Land.

Hier wird schon klar, worum es Stephanus in seiner Rede geht. Er zeigt, dass jede Veränderung immer Widerstand hervorgerufen hat. Das fing schon bei Abraham an. Er ist nicht den ganzen Weg gegangen, den Gott ihn zu gehen hieß. Er ist bis Haran gegangen und blieb dort, bis sein Vater gestorben war, der überhaupt nicht hätte mitgehen sollen. Der Widerstand Abrahams hatte mit seinen Verwandtschaftsbeziehungen zu tun. Die zählten bei ihm mehr als der Auftrag Gottes. Erst als Gott dieser Verbindung durch den Tod seines Vaters ein Ende setzte, war er frei, weiterzuziehen.

Es war mehr eine Sache Gottes als Abrahams, dass er weiterzog. Stephanus drückt es so aus, dass Gott Abraham in das Land umsiedelte, in dem sie jetzt wohnten. Es ist also reine Gnade, dass sie dort wohnen, und alles ist das Werk Gottes. Gott hat Abraham zwar in das Land umgesiedelt, doch ihm darin kein Erbteil gegeben, nicht einmal das kleinste Stückchen, von dem er hätte sagen können, dass es sein Eigentum war. Stattdessen bekam er die Verheißung, dass er es einmal besitzen würde, genauso wie seine Nachkommen nach ihm. Gott gab ihm diese Verheißung bereits zu der Zeit, als er nicht einmal ein Kind hatte.

Das veränderte allerdings nichts an seinem Glauben, wohl aber seinen Aufenthalt in diesem Land. Das machte das Land der Verheißung zu einem fremden Land und ihn zu einem Fremden in diesem Land (Heb 11:9). Er beanspruchte also nichts für sich, was Gott für die Zukunft bestimmt hatte. Seine Nachkommen besaßen es nun, doch er selbst wartet noch auf die Erfüllung der Verheißung. Stephanus will hiermit deutlich machen, dass sie nichts zu beanspruchen haben.

Doch nicht nur Abraham bekam nicht sofort die Verfügung über das verheißene Land. Auch seine Nachkommenschaft würde die erforderliche Zeit abwarten müssen und alles Mögliche erleben, bevor sie das verheißene Land betreten könnten. Gott ließ Abraham wissen, dass seine Nachkommen erst einmal in Sklaverei leben würden, statt Segen zu erben. Sie würden in einem fremden Land Beiwohner sein und dort zu Sklaven gemacht und misshandelt werden. Das würde vierhundert Jahre andauern (1Mo 15:13; 14). Gleichzeitig sprach Gott jedoch auch Worte der Hoffnung. Er verhieß, dass Er das Volk, das sie in Sklaverei halten würde, richten wird. Danach würden sie ausziehen können, um Gott „an diesem Ort“, womit Stephanus das Land Kanaan meinte, zu dienen (vgl. 2Mo 3:12).

Alles, was Stephanus über Abraham sagte, war dazu bestimmt, den geringen und selbst erniedrigenden Ursprung des Volkes hervorzuheben, weil seine Zuhörer sich dessen so rühmten (vgl. 5Mo 7:7). Nebenbei erwähnt er die Beschneidung Abrahams als Zeichen des Bundes, den Gott mit ihm und seinen Nachkommen geschlossen hatte (1Mo 17:10-14). Auch das war eine Sache, derer sich die Israeliten sehr rühmten.

Sie, und nur sie, waren das Volk des Bundes (Röm 9:4). Auch auf diesen Status waren sie stolz. Er erwähnt auch, dass Abraham als Beschnittener Isaak zeugte, den er am achten Tag ebenfalls beschnitt. Von Isaak stammt Jakob ab und von Jakob die zwölf Erzväter, aus denen das Volk des Bundes hervorgehen sollte. Doch wie hat das Volk des Bundes sich zu Beginn seiner Entstehung verhalten?

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