‏ Colossians 3:11

Christus ist alles und in allen

Kol 3:5. Nach dem herrlichen Ausblick des vorigen Verses wirst du wieder mit beiden Beinen auf den Boden zurückgeholt. Es gibt etwas zu tun. Wenn du die Herrlichkeit Christi und dein Teil daran genossen hast, weil du in Ihm bist, wirst du kein Verlangen haben, sündigen Begierden nachzugeben. Sie hindern daran, die Dinge zu suchen, die droben sind. Im Blick darauf ist schon gesagt worden, welche Dinge du nicht suchen darfst. Jetzt hörst du, dass es Dinge gibt, die du töten musst. Wieso töten, so könntest du fragen. Ich habe doch immer gelesen und gehört, dass ich mit Christus gestorben bin. Das stimmt.

Es geht auch nicht darum, dass du dich selbst oder dein Fleisch töten sollst. Der alte Mensch ist gestorben, er ist kraftlos gemacht worden. Gott hat die Sünde im Fleisch verurteilt (Röm 8:3). Der „Mechanismus“, dessen sich die Sünde bediente, der alte Mensch, ist gestorben (Röm 6:6). Folglich musst du dich der Sünde für tot halten (Röm 6:11). Das bedeutet, dass du die Glieder deines Leibes nicht mehr von der Sünde gebrauchen lässt, sondern sie in den Dienst Gottes stellst (Röm 6:12; 13). Wenn du nun merkst, dass sich die Sünde regen will, musst du damit kurzen Prozess machen. Eine radikalere Lösung als zu töten gibt es nicht.

Töten ist ein starker und bedeutungsvoller Ausdruck. Mit unmoralischen Dingen muss man kompromisslos handeln. Das tust du, wenn du der Sünde jede Weisungsbefugnis verweigerst. Einfach zu dir selbst sagen: Hier gebe ich nicht nach, die Sünde bekommt keinen Raum. Du ordnest die Sünde da ein, wo sie hingehört: Beim alten Menschen, und der hat in deinem Leben nichts mehr zu sagen. Durch diese entschlossene Haltung verhinderst du, dass du anfängst, dir das zu überlegen. Sobald du überlegst, bist du verloren, und die betreffende Sünde sieht ihre Chance. Töten bedeutet, der Sünde alles Leben zu nehmen. Dadurch wird der Sünde jede Chance genommen, sich zu offenbaren.

Paulus lässt dich nicht raten, um welche Glieder es dabei gehen könnte. Die Glieder werden den Sünden gleichgesetzt.

1. Die Liste fängt mit „Hurerei“ an (genauso wie in Gal 5:19; 1Kor 6:9; Eph 5:3). Diese Sünde ist eine ernste Bedrohung für die Heiligung.

2. „Unreinheit“ ist nahe verwandt damit, allerdings allgemeiner in seiner Bedeutung und betrifft jede Art von Unreinheit.

3. „Leidenschaft“ bezieht sich auf erotische Begierden, die zu Unmoral im Denken und im Handeln führen.

4. „Böse Lust“ scheint in diesem Zusammenhang auf sexuelle Begierden hinzuweisen.

5. „Habsucht“ bedeutet, immer mehr haben zu wollen, und scheint hier, auch durch den Zusammenhang, mit sexuellen Vergehen verbunden zu sein.

6. Die sexuelle Begierde beherrscht in solcher Weise das Leben, dass sie den Platz Gottes eingenommen hat und somit Götzendienst ist.

Kol 3:6. Vielleicht kennst du die Auffassung, dass die einzige Sünde, über die Gottes Gericht kommt, der Unglaube sei. Hier siehst du, dass dies eine falsche Auffassung ist. Es gibt auch andere Sünden, über die der Zorn Gottes kommt. Der Zorn Gottes kommt über jede Sünde. Der Zorn Gottes kommt aus seinem Hass gegenüber der Sünde hervor. Zorn bei Gott ist nicht eine Äußerung seines Temperamentes, sondern mehr eine Äußerung seiner Regierung. Der Zorn Gottes kommt noch und wird in Offenbarung 6–19 beschrieben. Der Zorn Gottes trifft Menschen, die keine neue Geburt kennen und in ihrem Unglauben verharren. Das Kennzeichen ihres Lebens ist Ungehorsam. Es wird so dargestellt, als wenn der Ungehorsam ihr Vater wäre und sie dessen Söhne mit all seinen ungehorsamen Charakterzügen wären. Die Vorstellung, dass du als Gläubiger ihnen noch ähnlich sein könntest, muss unerträglich sein. Der Ansporn, die Glieder, die auf der Erde sind, zu töten, wird dann auch bei dir als Gläubiger auf fruchtbare Erde fallen.

Kol 3:7. Das heißt nicht, dass du nun dünkelhaft auf die Söhne des Ungehorsams herabsehen kannst. Als Gläubiger musst du dir bewusst sein, dass du nicht über ihnen stehst. Du lebtest nämlich früher beständig genauso und tatest genau dasselbe (Tit 3:3). Jetzt ist das nicht mehr so. Dieses Leben kam zu einem Ende, als du mit Christus starbst.

Kol 3:8. Deshalb musst du all diese Charaktereigenschaften und Gewohnheiten, die die Menschen früher bei dir sahen, ablegen. Es wird so beschrieben, als würdest du ein Kleidungsstück, das du vorher anhattest, ausziehen. Es geht um ein Verhalten, um eine Haltung, die dein Leben kennzeichnete. Diese Haltung zeigte sich vor allem in deinem Reden. Die Dinge, die hier genannt werden, haben mit der Zunge zu tun und folglich mit dem Herzen, denn das, was du sagst, kommt aus dem Herzen hervor (Mt 15:18).

1. Als erste sündige Äußerung des Herzens wird „Zorn“ genannt. Bei uns ist Zorn durchaus eine Äußerung unseres Temperaments. Eine Äußerung des Zorns muss nicht unbedingt sündig sein (Eph 4:26), hier in diesem Zusammenhang ist sie das allerdings wohl.

2. „Wut“ betont mehr das plötzliche Ausbrechen von Gefühlen über eine Sache; Zorn bezieht sich mehr auf eine Gemütsverfassung, einen Zustand.

3. „Bosheit“ ist eine Einstellung, die darauf aus ist, andere zu schädigen und ihnen Unrecht zuzufügen.

4. „Lästerung“ ist das bewusste Aussprechen von Unwahrheit, um den anderen in ein böses Licht zu stellen.

5. „Schändliches Reden aus eurem Mund“ kann Schimpfen oder auch liederliches, gemeines Reden sein.

Kol 3:9. Lügen ist eine Sünde der Zunge, die wohl am meisten den alten Menschen charakterisiert. Nicht umsonst heißt es, dass jeder Mensch ein Lügner ist (Röm 3:4). Da der Gläubige den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen hat, muss auch mit seinen Äußerungen Schluss sein. Die Beziehungen zum alten Menschen sind abgebrochen. Der alte Mensch ist das Wesen des ersten Adam, so wie das in allen seinen Nachkommen insgesamt zum Ausdruck kommt.

Kol 3:10. Du gehörst jedoch nicht mehr dem ersten Adam an, sondern dem letzten Adam, Christus. Er kennzeichnet den neuen Menschen, den du angezogen hast. Der neue Mensch wird durch Christus gekennzeichnet, so wie das in allen Gläubigen insgesamt zum Ausdruck kommt. Um alle Kennzeichen Christi darstellen zu können, sind alle Gläubigen nötig. Kein Gläubiger besitzt sie alle. Bei jedem ist etwas von Christus zu sehen.

Das Anziehen bedeutet hier nicht, von außen her bekleidet zu werden, sondern dass dieser neue Mensch von innen her nach außen sichtbar wird. Der neue Mensch ist das, was du seit deiner Bekehrung innerlich bist. Du sollst das in deinem Leben zeigen. Bei deiner Bekehrung hast du den neuen Menschen angezogen. In dem Maß, wie du immer mehr von Gott erkennst, wirst du auch immer mehr den neuen Menschen in deinem Leben darstellen. „Erneuert“ werden „zur Erkenntnis“ bedeutet, dass Gott den neuen Menschen zur vollen Erkenntnis seines Ratschlusses bringt. Das ist eine Entwicklung. Das Vorbild, das Gott bei diesem Prozess immer vor Augen hat, ist Christus. Gott will diesen neuen Menschen in der Erkenntnis Christi unterrichten, um ihn entsprechend diesem Bild zu formen (vgl. Kol 1:15; 1Mo 1:26; 27). Je mehr Er das in dir bewirken kann, desto mehr wirst du wandeln, wie Christus gewandelt ist (vgl. 1Joh 2:6).

Kol 3:11. Im neuen Menschen ist jeder Unterschied verschwunden (vgl. Gal 3:28; 29). Nur Christus wird gesehen, und Er erfüllt alles mit seiner Herrlichkeit.

1. Im neuen Menschen gibt es keinen Unterschied zwischen „Griechen und Juden“, das heißt, dass der Unterschied von Rasse oder Abstammung oder Nationalität verschwunden ist.

2. Auch gibt es keinen Unterschied mehr zwischen „Beschneidung und Vorhaut“, was auf den religiösen Unterschied hinweist, die äußere Beziehung zu Gott.

3. Der Unterschied zwischen „Barbar und Skythe“ ist ebenfalls verschwunden. Mit ihnen werden die niedrigsten Kulturen bezeichnet, wobei die Griechen dem Skythen einen noch niedrigeren Platz zuwiesen als dem Barbaren. In Christus besteht auch dieser Unterschied nicht mehr.

4. Mit der Aufhebung des Unterschiedes zwischen „Sklaven“ und „Freien“ ist auch der soziale Unterschied im neuen Menschen nicht mehr vorhanden.

Die einzige Stellung, die zählt, ist unsere Stellung in Christus. Er ist alles in diesem neuen Menschen, ja, du kannst sagen: Er ist der neue Mensch.

Während du auf die Herrlichkeit wartest, in der Gott alles und in allen sein wird, wohnt Christus bereits in seinen Heiligen. Er hat in ihnen den neuen Menschen gebildet, in dem Er alles in allen ist. Der alte Mensch mag Satzungen und Philosophien haben, aber für den neuen Menschen ist Christus alles. Oder nicht?

Lies noch einmal Kolosser 3,5–11.

Frage oder Aufgabe: Was sind die Kennzeichen des neuen Menschen und was nicht?

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