Daniel 10:5-8

Daniel sieht den Herrn Jesus

Daniels Gesinnung und Einstellung versetzt ihn in die Lage, Mitteilungen von Gott zu empfangen. In einem Gesicht sieht er sogar eine Erscheinung des Herrn Jesus – zumindest lässt die hier gegebene Beschreibung an Ihn denken. Diese Beschreibung ähnelt der des Menschensohnes in Offenbarung 1 (Off 1:13-15). In der Prophetie geht es um Ihn; und Er wird alles erfüllen.

Seine ganze Erscheinung strahlt überwältigende Herrlichkeit, Heiligkeit, Majestät, Macht und Autorität aus:

1. Er ist „in Leinen gekleidet“. Dies spricht von Sauberkeit und Reinheit sowie von vollkommener Gerechtigkeit (vgl. Off 19:8).

2. „Seine Lenden“, ein Bild der Kraft des Wandels, sind „mit Gold von Uphas“ umgürtet. Gold spricht von göttlicher Herrlichkeit.

Die verschiedenen Eigenschaften seiner Person werden jedes Mal mit einem Element aus der Natur verglichen, was man an dem Wort „wie“ erkennen kann.

3. „Sein Leib“, seine Gestalt, erinnert an einen Chrysolith (ein Edelstein von goldgelber, blauer oder grünblauer Farbe).

4. „Sein Angesicht“ und „seine Augen“ strahlen wie Blitze und Feuer. Dies spricht von seiner Allgegenwärtigkeit und seinen richterlichen Fähigkeiten; seiner Aufmerksamkeit kann nichts entgehen.

5. „Seine Arme und seine Füße“, die von seinem Handeln und Wandeln sprechen, sind wie leuchtendes Kupfer, was von einer unbestechlichen Ausübung des Rechts zeugt. Sein Gericht ist vollkommen gerecht.

6. Schließlich erinnert seine Stimme an die Stimme einer Menge. „Seine Worte“, die er ausspricht, übertönen jeden anderen Klang.

Kraftlos

Was Daniel sieht, macht einen großen Eindruck auf ihn und nimmt ihm seine Kraft. Etwas Ähnliches sehen wir bei Johannes auf Patmos als er den Menschensohn sieht (Off 1:17a). So zeigt sich der Herr auch uns, wenn wir uns mit seiner Zukunft und der seines Volkes befassen. Wenn wir Ihn in seiner Majestät sehen und bedenken, dass Er die Zukunft in seiner Hand hält und regiert, werden auch wir voller Ehrfurcht vor Ihm niederfallen.

Die Erscheinung des Herrn Jesus geschieht ganz persönlich für Daniel. Die Männer, die bei ihm sind, sehen Ihn nicht. Aber seine Erscheinung nur für Daniel wirkt sich auf sie aus. Sie spüren die Gegenwart einer beeindruckenden Himmelsgestalt, können jedoch nichts berühren, sehen oder hören. Das erfüllt sie mit Entsetzen. Sie fliehen und verstecken sich. Ähnlich ist es auch bei Saulus und seinen Gefährten als der Herr Jesus Saulus erscheint (Apg 22:7-9).

Daniel bleibt allein; und seine ganze Kraft ist aus ihm entwichen. Er fühlt sich völlig kraftlos, was hier zweimal erwähnt wird. Außerdem verwandelt sich seine Gesichtsfarbe. Als er die Stimme der Worte des Herrn Jesus hört, fällt er in einen tiefen Schlaf. Körperlich (durch das Fasten) und geistig (durch das, was er sieht und hört) ist er so erschöpft, dass er bewusstlos wird. Er liegt mit dem Gesicht auf dem Boden, was darauf hindeutet, dass er nicht auf die übliche Weise eingeschlafen ist.

Bei Daniel sehen wir, welche Wirkung es auf den Menschen hat, wenn ihn das Wort Gottes mit voller Wucht trifft und in ihn eindringt. Die Worte des Herrn Jesus haben dieselbe Wirkung wie seine Erscheinung. Das Wort Gottes und der Herr Jesus sind identisch. Im Reden des Herrn Jesus offenbart sich, wer Er ist. Seine Worte widerspiegeln seine Person.

Dann wird Daniel von einer Hand berührt. Dies ist nicht die Hand des Herrn Jesus, sondern die eines Engels. Im weiteren Verlauf zeigt sich, dass nicht mehr der Herr Jesus handelt und spricht, sondern ein Engel. Aber in der Berührung liegt Macht, denn durch sie kommt Daniel, wenn auch wankend, aus seiner Liegestellung auf seine Knie und Hände hoch. Dann ermutigt ihn der Engel, indem er seinen Namen ruft und ihn „vielgeliebter Mann“ nennt.

Dies sagt ihm, dass er in der Gunst Gottes steht (Dan 9:23). So ist er in der Lage, auf die Worte zu achten, die der Engel nun sprechen wird. Dazu muss er aufstehen. Nur im Stehen kann er aufmerksam auf das hören, was der Engel zu sagen hat, denn genau dazu ist er gerade jetzt gekommen. Daniel tut, was der Engel sagt, und steht wankend auf. Noch immer steht er unter dem Eindruck des Erlebten.

Auch hier sehen wir, dass Propheten gewöhnliche Menschen sind. Auch sie erholen sich nicht immer sofort von einer schockierenden Erfahrung, trotz der darin auch erlebten Ermutigung. Hier geht es nicht um Gottesfurcht, sondern um die Reaktion von Körper und Geist auf das, was sie erleben. Propheten sind keine Übermenschen, die unberührt Botschaften empfangen und weiter geben. Ihr ganzes Wesen ist an dem Dienst, den sie leisten, beteiligt.

So wird es auch bei uns sein, wenn wir unter Gebet das Wort Gottes lesen und hören. Was uns dabei auffällt, hat eine Wirkung auf uns, wenn wir wirklich die Bedeutung des Wortes Gottes erkennen und das Wohlergehen seines Volkes, der Gemeinde, im Blick haben wollen.

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