Daniel 4:4
Deutsches Vers (1)Einleitung
Daniel 4 beginnt eigentlich schon im vorigen Kapitel (Dan 3:31). Hier hören wir nichts von dem treuen Überrest. In diesem Kapitel geht es um den Herrscher des Reiches. Es schließt an Daniel 3 an, wo wir in dem, was mit Daniels drei Freunden geschah, die Erfahrungen des Überrests sehen. Ein „treuer Überrest“ sind solche, bei denen Gott den wahren Glauben findet; dort zeigen sich die Eigenschaften des ganzen Volkes. Zusammen mit Daniel 3 beschreibt dieses Kapitel die Erfahrungen der beiden Hauptakteure in der Endzeit: des treuen Überrests und des Weltherrschers.Wie bereits erwähnt, ist mit der Ankunft Nebukadnezars ein Wendepunkt im Handeln Gottes mit seinem Volk und den Völkern erreicht. Gott hat die Herrschaft über die Welt, die Er Israel ursprünglich gegeben hatte, in die Hände eines heidnischen Fürsten und eines heidnischen Reiches gelegt. So beginnen „die Zeiten der Nationen“ (Lk 21:24). Diese Zeiten der Nationen enden mit der Befreiung Jerusalems. Diese Befreiung beruht auf der Sühne durch den Messias und auf seinem Kommen. Das werden wir in Daniel 9 sehen. Die Tatsache, dass Gott die Herrschaft in die Hände eines heidnischen Herrschers gelegt und seine Hand von seinem Volk abgezogen hat, bedeutet nicht, dass Er die Welt sich selbst überlässt. In gewisser Hinsicht aber schon, denn die Welt geht ihren eigenen Weg und damit ihrem Untergang entgegen. Gleichzeitig ist es so, dass Gott die Oberherrschaft behält. Dies sehen wir in dem, was Nebukadnezar erlebt. Das Thema von Daniel 4 ist der Stolz des Herrschers und wie Gott damit umgeht. Die Ursünde ist Stolz (1Tim 3:6). Daraus resultiert jede andere Sünde. Oft wird vor dieser Sünde gewarnt, und auch wir müssen in unserem Leben ein Auge für die Gefahr des Stolzes haben (Jak 4:6; 1Pet 5:5; Spr 16:18; Spr 18:12).Deutsche Versen (1-2)Nebukadnezar hat einen Traum.
Nach seiner einleitenden Verkündigung der Größe Gottes (Dan 3:32; 33) erzählt Nebukadnezar, was mit ihm geschehen ist. Er geht zurück in die Zeit, auf den Moment, in dem er ruhig in seinem Haus lebt und Gedeihen in seinem Palast hat. Er scheint alles unter Kontrolle zu haben. Von seinen Feinden hat er nichts zu befürchten, denn sie sind besiegt. In seinem Palast, d. h. seiner Regierung, läuft alles gut. Auch intern ist alles in Ordnung. Seine Herrschaft ist gut gesichert. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Macht. Gleichzeitig ist ein Ruhezustand aber auch gefährlich (vgl. Hes 16:49; 2Sam 11:1-4), wenn dieser Ruhezustand auf eigene Anstrengung zurückgeführt wird. Dann muss Gott zeigen, dass Er da ist. Hier tut Er dies durch einen Traum. Nebukadnezar wird in seiner unbeschwerten Ruhe gestört. Dies geschieht nicht durch einen äußeren Feind, den er übersehen hat, oder durch einen Vertrauten, der eine Palastrevolution entfesselt, sondern durch jemand, den er überhaupt nicht beachtet hat. Ein Mensch mag wohl alles kontrollieren, aber weder er noch sonst jemand, kann im unbewussten Zustand seinen Geist beeinflussen. Der Einzige, der sich dem Geist eines Menschen gegen dessen Willen nähern kann, ist Gott. Er kann dies auf verschiedene Weise tun. Hier tut Er es durch einen Traum. Oft ist es so, wie der Prediger sagt: „Träume kommen durch viel Geschäftigkeit“ (Pred 5:2). Dies ist hier nicht der Fall. Durch einen Traum tritt Gott wieder in sein Leben. Der vorherige Traum von Daniel 2 handelt von seinem Königreich. Der Traum, den er jetzt träumt, dreht sich um ihn persönlich. Der Mann, der aus hartem Holz geschnitzt ist, wird wegen der Visionen, die er sieht, von Angst überwältigt. Auf seinem weichen Bett, das sicher gut bewacht ist, dringt jemand zu ihm vor, der ihm etwas zu sagen hat. Wenn Gott sich einem Menschen nähern will, dringt Er bis ins Innerste des Menschen vor, egal wie stark dessen Abwehrmechanismen sind, mit denen er verhindern will, dass Gott ihn „stört“.
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