‏ Daniel 8:10

Das kleine Horn

Das hier erscheinende kleine Horn sollte man nicht mit dem kleinen Horn aus dem vorherigen Kapitel verwechseln. Das kleine Horn hier gehört zum Ziegenbock und kommt somit aus dem dritten Weltreich; das kleine Horn aus dem vorigen Kapitel kommt aus dem vierten Reich. Das Horn hier erlangt seinen eigenständigen Platz auch nicht durch die Vernichtung von drei Hörnern; es stammt aus einem der vier Hörner.

Das bedeutet, dass sich eines der vier Reiche über die anderen Reiche erhebt und die Macht an sich reißt. Die außerbiblische Geschichte zeigt, dass dies der syrische Teil des Reiches Alexanders des Großen ist. Es wird nichts darüber gesagt, wann dies geschieht. Uns lässt das kleine Horn an Antiochus IV. Epiphanes denken. Über ihn ist aus der Geschichte so viel bekannt, dass man ihn offensichtlich zweifelsfrei mit dem kleinen Horn identifizieren kann.

Dieser Antiochus Epiphanes wird über die Maßen groß. In seiner Machtgier streckt er sich aus nach Süden (Ägypten), nach Osten(Persien) und nach „der Zierde“ (Israel). Hier kommen Gottes Land und Gottes Volk in den Blick, und um dieses Volk geht es vor allem in der Prophezeiung. Die „Sterne“ sind Führer und Herrscher des Volkes. Einer von ihnen, Eleazar, ein alter Mann, wird bekanntlich von Antiochus getötet, weil er kein Schweinefleisch essen will. Auf diese Weise zertritt er viele. Er tut auch groß gegen „den Fürsten des Heeres“, also gegen Gott.

Er zeigt seine Abneigung gegen Gott, indem er das ständige Opfer, d. h. das Morgen- und Abendbrandopfer, wegnimmt. Gott hat befohlen, dass diese Opfer jeden Tag auf seinem Altar dargebracht werden und dass Er auf der Grundlage dieser beiden Opfer inmitten seines Volkes wohnt (2Mo 29:38-46). Antiochus verbietet es, diese Opfer zu bringen. Dadurch wird dem Volk gleichsam Gott weg genommen.

Auch wird „die Stätte seines Heiligtums ... niedergeworfen“. Antiochus verbrennt und zerstört den Tempel nicht, sondern er entweiht ihn, indem er ihn zu einem Tempel für Jupiter Olympius macht und dessen Bild darin aufstellt. Auch die Wahrheit wirft er zu Boden; er zertritt das Wort der Wahrheit, das ist das Buch des Gesetzes. Er tut alles, was er kann, um das Ganze zu zerstören, damit es für immer verloren und vergessen wird.

In allem, was der böse Antiochus tut, hat er Gelingen. Damit scheint der Dienst für Gott beendet zu sein. Es können keine Opfer mehr gebracht werden; der Tempel ist entweiht, das Gesetzbuch verworfen. Gott scheint der Verlierer zu sein. Aber Antiochus wäre nie erfolgreich gewesen, wenn Gott es nicht zugelassen hätte. Er hätte keine Macht gegen Israel gehabt, wenn ihm diese nicht von oben gegeben worden wäre (vgl. Joh 19:11). Alles geschieht unter der Erlaubnis und Kontrolle Gottes.

Antiochus wird benutzt, um das Volk Gottes in dieses Elend zu bringen, „um des Frevels willen“. Wegen der Rebellion des Volkes Gottes gegen Gott, wegen des Abfalls seines Volkes von Ihm, wird ein eigenmächtiger Opferdienst eingeführt, der den wahren Dienst für den wahren Gott ersetzt. Der wahre Gottesdienst wurde vom jüdischen Volk beiseite geschoben. Dies wird nun gerichtet durch die Einführung der Religion des griechischen Hauptgottes Zeus als Ersatzgottesdienst. Nachdem das Land der Zierde und alle seine anmutigen Dinge zerstört sind, muss man erkennen, dass die Ursache dieser Zerstörung die Sünde ist. „Wer hat Jakob der Plünderung hingegeben und Israel den Räubern? Nicht der HERR, gegen den wir gesündigt haben? Und sie wollten nicht auf seinen Wegen wandeln und hörten nicht auf sein Gesetz“ (Jes 42:24).

Der große Abfall der Juden nach der Wegführung besteht aus Verachtung und Schändung heiliger Dinge, einer Verachtung des Dienstes für Gott. Dies kommt darin zum Ausdruck, dass man das Verkrüppelte und Kranke als Opfer darbringt. Auf diese Weise sagen sie, dass sie den Tisch des HERRN verächtlich finden (Mal 1:7; 8). Deshalb schickt Gott Antiochus, um das wiederkehrende Opfer wegzunehmen und seine heilige Wohnung niederzuwerfen. Von daher kann man sagen: Er „handelte und hatte Gelingen“.

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