Deuteronomy 12:1-7

Einleitung

Mit diesem Kapitel beginnt der zweite Teil der Rede Moses, die in Kapitel 5 beginnt und durchgeht bis Kapitel 26. Die Kapitel 5–11 verfolgen das Ziel, die Herzen willig zu machen zum Gehorsam. Nun wird das angesprochen, was die Herzen der Israeliten auf die Probe stellen wird. Das sind die Bedingungen für ihre Verbindung mit Gott und den Genuss des Segens.

Satzungen und Rechte

Es geht ab diesem Kapitel nicht so sehr um die Segnungen, sondern mehr um die Verpflichtungen, für die wir verantwortlich sind. Durch das Halten seiner Gebote, das Gehorchen in Bezug auf alles, was Gott in seinem Worte sagt, können wir unsere Liebe zu Ihm zeigen (Joh 14:21; 23). Gottes Gebote sind der Test dafür, ob wir wirklich den Herrn lieben und seine Segnungen würdigen.

„Die Satzungen und die Rechte“ sind nicht als Regelung des Lebens bis ins Detail beabsichtigt, obwohl sie das Leben sehr wohl als solches regeln, sondern um dadurch die Qualität des Lebens zu bestimmen. Das Leben nach diesen Vorgaben wird ihnen den höchsten und dauerhaften Genuss des Lebens im Land schenken. Sie sind eine Hilfe, um jedes Gebiet des Lebens dem Herrn zu unterwerfen und um alles zu vertilgen, was eine entschiedene Hingabe gefährdet.

Obwohl das Land erst noch in Besitz genommen werden muss, spricht Mose darüber als dem Land, das der HERR „dir gegeben hat“. Für Mose ist die Verheißung dasselbe wie die eigentliche Erfüllung. So sollte es auch bei uns sein.

Die Orte des Götzendienstes zerstören

Der erste Auftrag, der erledigt werden muss, wenn das Volk zeitlebens den Segen genießen will, ist die Ausrottung von jedem falschen Gottesdienst. Gott duldet keine einzige Form von Anbetung neben der Anbetung, die allein Ihm gebührt. Er hat ein Recht auf die ungeteilte Ehrerbietung seines Volkes. Er weiß darum, dass jede Form von Anbetung, bei der er nicht der zentrale Gegenstand ist, sein Volk ins Unglück stürzen und es jeglichen Segens berauben wird.

Hohe Berge und Hügel als Plätze, wo Götzen gedient wird, finden ihren Ursprung in dem weitverbreiteten Aberglauben, dass man dort näher bei der Gottheit des Himmels ist. Der grüne Baum ist für die Heiden ein beliebter Platz wegen der schattenhaften Dämmerung, die die Seele mit einem heiligen Schaudern hinsichtlich der Nähe einer Gottheit erfüllt (Hos 4:13; Hes 6:13; Hes 20:28; Jes 57:5). Mit solchen Plätzen und mit solchen Gedanken will Gott nicht in Verbindung gebracht werden. Alle diese Plätze müssen zerstört werden. Selbst die Namen der Götter müssen verschwinden. Das Nennen der Namen wird die Aufmerksamkeit erneut auf den Götzen richten, wodurch sie wieder Einfluss auf ihr Leben bekommen (vgl. Ps 16:4).

Um hingebungsvoll leben zu können, müssen zuerst die Dinge aus unserem Leben verschwinden, die unsere Aufmerksamkeit so in Beschlag nehmen, dass der Herr auf den zweiten Platz verdrängt wird. Das kann eine Sünde sein, mit der wir nicht brechen wollen oder meinen, nicht brechen zu können. Das können aber auch Dinge sein, die an sich nicht schlecht sind, aber derentwegen wir doch nicht mehr den Herrn sehen. Selbst Dienst für den Herrn kann zum Götzendienst werden, wenn er wichtiger wird als der Herr selbst.

Martha beispielsweise „war sehr beschäftigt mit vielem Dienen“ (Lk 10:40). Wenn man von etwas in Beschlag genommen wird, ist kein Platz für anderes mehr da. Martha hatte zu viel Arbeit. Arbeit an sich ist nicht verkehrt, aber sie ist sehr wohl verkehrt, wenn dadurch die Sicht auf den Herrn weggenommen wird. Für Maria war alles, was sie für den Herrn tun konnte, nichts im Vergleich zu dem, was der Herr ihr mitzuteilen hatte. Darum saß sie zu seinen Füßen und der Herr sagt von ihr: „Maria hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen werden wird“ (Lk 10:42).

Erst wenn alles Menschliche weggetan ist, kann Gott den Platz zeigen, wo Er wohnt. Alles, was in unserem Dienst für Gott von menschlichem Einfluss zeugt, ist eine Behinderung für Ihn, um seine Gedanken bekannt zu machen und hindert den Menschen daran, die Gedanken Gottes kennenzulernen.

Der Ort, den der HERR erwählen wird

Die Heiden beten auf vielen Plätzen an. Für Israel aber gibt es nur einen Ort und eine bestimmte Art und Weise. Das gilt auch für uns. Die Schrift spricht nicht über viele Orte, sondern über den Ort. In diesem Kapitel wird das sechsmal erwähnt (5Mo 12:5; 11; 14; 18; 21; 26) und in den folgenden Kapiteln kommt es noch fünfzehnmal vor (5Mo 14:23; 24; 25; 5Mo 15:20; 5Mo 16:2; 6; 7; 11; 15; 16; 5Mo 17:8; 10; 5Mo 18:6; 5Mo 26:2; 5Mo 31:11), zusammen einundzwanzigmal. Um seinen Namen dahin zu setzen oder dort wohnen zu lassen, bedeutet, dass Er dort seine göttliche Gegenwart offenbaren möchte. Dabei kann vor allem an die Wolke gedacht werden, die auch „schechinah“ genannt wird.

In diesem Buch wird aber nicht gesagt, welchen Ort der HERR auserwählt hat, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Aus anderen Schriftstellen wissen wir, dass es zuerst Silo war (Jos 18:1; Jer 7:12; 1Sam 1:3; Ps 78:60) und später Jerusalem bzw. Zion (Ps 132:13). Der Tempel wurde erst im vierhundertachtzigsten Jahr nach dem Auszug aus Ägypten gebaut (1Kön 6:1). Es dauerte also mehr als vier Jahrhunderte, bevor sie diesen Ort fanden.

Wir lesen nur von einem Mann, der nach dem Platz suchte, den Gott auserwählt hatte, um seinen Namen dort wohnen zu lassen: David. Er hat darüber nachgedacht und danach gesucht (Ps 132:3-5). Er war vor Gott geübt, um diesen Platz kennenzulernen und dieses Suchen geschah nicht erst am Ende seines Lebens. Das tat er, als er in Ephrata die Schafe weidete. Dort hörte er davon und er fand die Bundeslade auf den Feldern Jaars (Ps 132:6). Er hörte davon in seinem Herzen. Durch seine Gemeinschaft mit Gott wurde es ihm bekannt und für uns ist das genauso.

In diesem Kapitel ist die wichtigste Lektion, dass sie in dem Land nach dem Ort suchen, den der HERR auserwählt hat, um dort seinen Namen wohnen zu lassen. Er weist den Platz nicht an, es gibt keine Adresse, sondern sie müssen nach diesem Platz suchen und darum bitten. Wir sehen ein Beispiel davon in der Antwort, die der Herr Jesus den Jüngern auf die Frage gibt, wo sie das Passah zubereiten sollen.

Seine Antwort besteht nicht darin, eine Adresse zu nennen, sondern in einer Anweisung, wie sie die Adresse finden können: Sie sollten einem Mann folgen, der einen Krug Wasser trägt (Lk 22:8-13). Das will sagen, dass wir auf Menschen achten müssen, die auf der Grundlage der Kennzeichen zusammenkommen, die das Wort Gottes beschreibt, wovon das Wasser ein Bild ist.

Etwas Ähnliches hören wir in der Frage der Braut an den Bräutigam im Hohelied. Als sie wissen will, wo er die Herde weidet und lagern lässt, gibt er die Anweisung: „Wenn du es nicht weist, du Schönste unter den Frauen, so geh hinaus, den Spuren der Herde nach“ (Hld 1:7; 8). Auch die Antwort des Herrn auf die Frage der Jünger: „Wo hältst du dich auf?“ ist lehrreich, denn auch sie bekommen keine Adresse, sondern er lädt sie ein zu kommen und zu sehen: „Kommt und seht!“ (Joh 1:37-40).

Der Platz, wo Gott heute wohnt und Anbetung sucht, ist nicht mehr Jerusalem oder ein anderer geografisch bestimmter Ort (Joh 4:21-24). In dieser Zeit, nach dem Kreuz und nachdem der Heilige Geist auf die Erde kam, ist die Gemeinde der Wohnplatz Gottes (Eph 2:22; 1Kor 3:16). Das ist kein Gebäude aus Steinen, sondern ein geistlicher Platz. Um zu wissen, wo in dieser Zeit der Platz der Anbetung ist, muss der Christ anhand des Wortes auf die Suche gehen.

Auch jetzt ist ein Platz der Anbetung auf Erden vorhanden und zwar dort, wo die Gläubigen als Gemeinde allein zu dem Namen des Herrn Jesus zusammenkommen (Mt 18:20). Das kann allein dort gesagt und verwirklicht werden, wo die Gläubigen sich beugen vor der Autorität des Herrn Jesus, seines Namens, was durch den Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes zum Ausdruck kommt. Das wird sinnbildlich zum Ausdruck gebracht durch den Mann, der einen Krug Wasser (ein Bild vom Wort Gottes) trägt, und dem die Jünger folgen mussten (Lk 22:10).

Es wird nicht Israel – und ebenso wenig uns – überlassen, den Platz auszuwählen, an dem Gott wohnen möchte, den Platz wählt Er selbst aus. Niemand wird einem Menschen das Recht streitig machen, selber den Platz zu bestimmen, an dem er andere empfängt. Viele Christen tun das aber sehr wohl in Bezug auf Gott. In diesem Punkt wird oft nicht nach seinem Willen gefragt. Der Maßstab ist dann nicht: Was will der Herr, sondern: Wo fühle ich mich wohl. Gott fügt sich aber nicht den Gedanken der Menschen, obwohl Er in seiner Gnade auch weiterhin segnet, wenn Er Aufrichtigkeit wahrnimmt.

Gott will, dass sein Volk praktisch eine Einheit ist. Das gilt sowohl für Israel als auch für die Gemeinde. Als Jerobeam andere Plätze der Anbetung bestimmte, war die Zweiteilung des Volkes eine Tatsache (1Kön 12:26-30). Gott sieht die Gemeinde als eine Einheit in Christus durch das Werk des Heiligen Geistes (1Kor 12:13). Da ist nichts, was diese praktische Einheit mehr zum Ausdruck bringt, als versammelt zu sein zu diesem einen Namen, wo Er der gemeinschaftliche Gegenstand der Anbetung ist. Die Einteilung der Christen in verschiedene Gruppen widerspricht der Einheit der Gemeinde.

Es sollte nicht jeder auf seinem eigenen Platz dem wahren Gott dienen. Die große Zersplitterung in der Christenheit ist nicht der Ausdruck von einem Pluralismus der Wahrheit. Um die biblische Einheit praktisch zum Ausdruck zu bringen, bedarf es keiner Synoden für einen Neuanfang, sondern man muss zu dem zurückkehren, was die Apostel gesagt haben. Wir müssen nicht zurück nach Rom oder nach Jerusalem, sondern zu dem Herrn. Gott hat seinen eigenen Platz und Er bestimmt. Dazu passen keine Bezeichnungen wie Baptisten oder Lutheraner oder Darbysten, die eine unbiblische Trennung unter Christen verursachen. Gott will nicht, dass wir Ihm dienen nach unseren eigenen, persönlich bevorzugten Grundsätzen. Er bestimmt die Grundlage, auf der das Volk zusammenkommt.

Zur Gemeinde Gottes passt auch nicht, dass in der Praxis jedes Land seine eigene Landeskirche hat, als ob die Gemeinde durch Landesgrenzen zerteilt werden könnte. Auch das ist eine Leugnung der geistlichen, weltweiten Einheit des Volkes Gottes. Da ist nur ein Gott und ein Herr und nur ein Ort des Zusammenkommens. Für Israel war das in buchstäblichem Sinn der Fall, für uns ist es ein geistlicher Ort.

Wir müssen nicht zu einem bestimmten Ort reisen, denn an jedem Ort gibt es eine Gemeinde (vgl. 1Kor 1:2). Wenn die Gläubigen an verschiedenen Plätzen nach denselben Grundsätzen des Wortes Gottes hinsichtlich der Gemeinde zusammenkommen, kommen sie doch in geistlicher Hinsicht an einem Ort zusammen. Jeder Platz gibt der Einheit Ausdruck, verbunden mit der gegenseitigen Anerkennung als Glieder des Volkes Gottes. Es darf kein Raum sein für Sektiererei einerseits und Unabhängigkeit andererseits.

Das Kommen in Gottes Gegenwart an dem von Ihm auserwählten Platz geschieht primär zu dem Zweck, Ihm Opfer zu bringen. Das Teil Gottes steht im Vordergrund. Anschließend bekommen auch wir ein Teil: Wir dürfen vor seinem Angesicht essen, das heißt uns nähren von dem Herrn Jesus, und zusammen mit Gott und den Seinen an Ihn denken. Anschließend wird unser Herz überströmen von Freude und Dankbarkeit mit Blick auf alle Segnungen, die unser Teil geworden sind.

Die Segnungen werden in 5Mo 12:7 nicht allein gesehen als durch Gott gegeben, sondern als das Resultat eigener Arbeit, vom „Erwerb eurer Hand“. Für die Segnungen des Landes ist der Regen unabdingbar, aber nicht genug. Es ist unsererseits geistliche Aktivität notwendig wie z. B. Pflügen, Eggen, Säen und Ernten. Je größer die Aktivität, umso größer die Ernte von Korn, neuem Wein und Öl. Der Genuss geistlicher Segnungen kommt nicht angeflogen, sondern es muss gesät werden für den Geist (Gal 6:8).

An dem Ort, an dem Gott wohnt, wird Ruhe sein. Die Ruhe ist die Folge der Vertreibung der Feinde. Es ist da auch Schutz, Sicherheit. Diese Ruhe gibt es nicht in der Wüste. Dort muss das Volk hindurchziehen. Im Land selbst ist diese Wanderung nicht mehr notwendig, dort wohnt das Volk in seinen Häusern.

Es ist in diesem Kapitel viel Wiederholung, weil das Thema so wichtig ist. Jedes Mal werden aber auch Aspekte dem Gesagten hinzugefügt (vgl. 5Mo 12:7; 12).

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