Deuteronomy 15:18-21

Freilassung von Sklaven

Jemand, der nicht in der Lage war, seine Schuld zu begleichen, konnte sich als Sklave dem Gläubiger verkaufen. Wenn die Höhe seiner Schuld es notwendig machte, dass er sechs Jahre als Sklave arbeitete, so musste er im siebten Jahr freigelassen werden. Das Jahr der Freilassung ist nicht dasselbe wie das Jahr des Erlasses, sondern das siebte Jahr seiner Arbeit als Sklave.

Die Bestimmung, Sklaven im siebten Jahr freizulassen, macht deutlich, dass Gott sein Volk als ein freies Volk sehen möchte. Er will ihre Freiheit gewährleisten, selbst wenn sie diese durch eigene Schuld verloren haben. Der Ausgangspunkt für diese Freiheit liegt in dem Gehorsam gegenüber dieser Bestimmung Gottes durch den Herrn des Sklaven. Im Fall der Freilassung kann er zeigen, dass sein Herz in Verbindung mit Gottes Herzen ist und kann so Gottes Herz darstellen.

Dieser Abschnitt scheint auf die Begebenheit im zweiten Buch Mose hinzuweisen, wo es auch um einen hebräischen Sklaven geht (2Mo 21:1-11). Der Zusammenhang beider Abschnitte lässt jedoch sehen, dass es in geistlicher Hinsicht um zwei verschiedene Anwendungen geht. In 2. Mose 21 ist der hebräische Knecht oder Sklave ein Bild von dem Herrn Jesus. Seine Frau und seine Kinder sind ein Bild der Gemeinde und der einzelnen Gläubigen.

Hier geht es um einen Sklaven und eine Sklavin. Über eine Frau und Kinder des Sklaven wird nicht gesprochen. Hier steht in 5Mo 15:13, dass der Sklave, der frei weggeht, von seinem Meister viele Güter bekommt, obwohl er auch freiwillig aus Liebe zu seinem Meister bleiben kann. Der Nachdruck liegt hier nicht auf der Gesinnung des Sklaven, sondern auf der Gesinnung seines Meisters. Hier geht es darum, dem Bruder Gutes zu tun, ob er nun ein Schuldner ist (5Mo 15:1-6), ein Armer (5Mo 15:7-11) oder ein Sklave (5Mo 15:12-18).

Der Sklave wird im siebten Jahr freigelassen und muss mit vollen Händen freigelassen werden. Was er mitbekommt, hängt von der Wertschätzung des Meisters ab hinsichtlich des Segens, womit der HERR ihn selbst gesegnet hat. Durch den Sklaven hat der Meister sehr viel verdient. Wenn er für die ganze Arbeit einen Tagelöhner genommen hätte, würde es ihn das Doppelte gekostet haben.

Es kann für uns schwierig sein, einem Bruder zu vergeben, der uns gegenüber in der Pflicht ist. Wir tun es wohl, aber manchmal mit Murren. Ihn dann auch noch mit vollen Händen ziehen zu lassen, fordert unsere geistliche Gesinnung noch mehr heraus. Zu einer solchen Haltung können wir allein kommen, wenn wir erkennen, dass wir all unseren Besitz durch den Herrn empfangen haben. Das wird uns dankbar machen und diese Dankbarkeit wird ein solches Handeln bewirken, genauso wie der Herr mit uns gehandelt hat, denn wir waren selbst Sklaven in Ägypten. Als das Volk aus Ägypten zog, waren sie ebenfalls beladen mit vielen Gaben. So handelt Gott.

Da ist nicht allein Dankbarkeit gegen Gott, sondern auch gegen den Sklaven, der treu gedient hat. Den Vorteil, den der Meister durch ihn hatte, kann er zum Ausdruck bringen in dem, was er dem Sklaven mitgibt. Was oder wie viel es sein mag, das wird dem Meister überlassen.

Paulus sagt gegenüber Philemon, dass er Onesimus nicht nur vergeben, sondern ihn auch freilassen soll, überladen mit aller christlichen Liebe seines Herzens (Phlm 1:15-17). So wird er die Hände von Onesimus füllen und ihn gewinnen und für allezeit an sich binden.

Das Erstgeborene des Viehs

Dieser Abschnitt bildet einen Übergang zum folgenden Kapitel. Die Erstgeborenen des Viehs müssen Jahr für Jahr geheiligt und gegessen werden vor dem Angesicht des HERRN. Sie sind die Speise für die Söhne Gottes, womit Kapitel 14 beginnt. Söhne sind auch Erstgeborene. Sie sind losgekauft durch ein Lamm und vor Gott geheiligt (2Mo 13:1-16).

Das Erstgeborene spricht von Kraft (Ps 78:51; Ps 105:36). Darin traf Gott die Ägypter, als Er sie schlug. Wenn Menschen sich darauf etwas einbilden, werden sie stets auf die Seite gestellt. Gott kann mit ihnen nichts anfangen und muss sie sogar richten. Doch Erstgeborene sind geborgen durch das Blut des Lammes, sie sind durch Gott nicht allein befreit von dem Gericht, sondern Er will sie für sich selbst besitzen (Eph 1:5). Bei Gott hat jeder Sohn den Charakter eines Erstgeborenen. Auch Israel wird so genannt (2Mo 4:22).

Der Herr Jesus ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern (Röm 8:29). Wir sind durch Ihn Söhne geworden (Heb 2:10-12). Die ganze Gemeinde besteht aus Erstgeborenen (Heb 12:23). Darin sind sie Ihm ähnlich und gleichförmig. Der Titel „Erstgeborener“ weist auf eine Rangordnung hin, ein Platz über anderen. Sein einzigartiges, mit nichts zu vergleichendes Wesen wird durch die Bezeichnung „Eingeborener“ ausgedrückt.

Die Erstgeborenen müssen von den Rindern und Schafen genommen werden. Diese Tiere sind ein Bild von dem Herrn Jesus. Im Allgemeinen sind Rinder und Schafe die Speise für die Söhne, aber die Erstgeborenen sind eine spezielle Speise. Sie sind für den HERRN geheiligt. Dieser Aspekt wird hier hinzugefügt in Verbindung mit dem Ort, den Er erwählt hat, um dort zu wohnen.

Im vierten Buch Mose lesen wir, dass allein die Priester bei dem Heiligtum davon essen dürfen, nachdem es geopfert ist (4Mo 18:17; 18). Doch hier im fünften Buch Mose geht es nicht um Priester und nicht um Opfer, hier erwartet Gott, dass das ganze Volk ein Priestertum darstellt und sie alle vor dem Angesicht Gottes den durch Ihn geschenkten Segen genießen.

Wir dürfen von den Segnungen zusammen mit anderen essen, aber wir dürfen niemals vergessen, Gott einzubeziehen. Er will sein Teil von den Söhnen, die ins Heiligtum gehen, um Ihn zu ehren. Wenn von „Kindern“ gesprochen wird, liegt der Nachdruck mehr auf der Sorge und Liebe, die wir von Gott empfangen und darauf, was Gott für uns ist. Wenn die Sprache von „Söhnen“ ist, liegt der Nachdruck mehr auf dem, was wir für Gott sind.

Erstgeborene Tiere, an denen Gebrechen waren, durften nicht nach Jerusalem gebracht werden. Die durften wohl zu Hause gegessen werden. Die Normen des Zusammenkommens als Gemeinde, wo der Herr Jesus in der Mitte ist, sind andere als zu Hause. Das hat mit unterschiedlichen Verantwortlichkeiten zu tun. In der Gemeinde kommen Gläubige zusammen als „Verständige“ (1Kor 10:15), um den Herrn zu ehren. Zu Hause haben auch Kinder etwas beizutragen zur Ehre des Herrn, ohne dass sie z. B. wegen ihres Alters als Verständige oder Einsichtige in den Dingen des Herrn genannt werden können. Es sind unterschiedliche Niveaus. Es können auch zu Hause Lieder gesungen werden, die in der Versammlung nicht angebracht sind.

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