Ecclesiastes 1:3

Welchen Gewinn hat Mühe?

Die erste Frage, die der Prediger sich selbst und uns stellt, berührt den Kern seiner Untersuchungen. Er wird diese Frage in all ihren Facetten im Lauf dieses Buches ausarbeiten. Die Antwort ist, dass der Mensch von all seiner Mühe, „womit er sich abmüht unter der Sonne“ keinen „Gewinn“ hat im Sinn eines Netto-Dauergewinns. Das hebräische Wort für „Gewinn“ wird nur in diesem Buch verwendet (Pred 1:3; Pred 2:11; Pred 3:9; Pred 5:10; 15; Pred 7:11; 12). Das Wort kommt aus dem Handel und beschreibt das, was am Ende oder unter dem Strich übrig bleibt. Die Bedeutung ist hier: Was bleibt als Nettoergebnis all deiner harten Arbeit? Die Antwort ist: nichts. Es wurde kein Gewinn erzielt.

Der Ausdruck „unter der Sonne“ – der in diesem Buch fast 30-mal vorkommt – ist wichtig und charakteristisch für dieses Buch. Wir begegnen in diesem Buch auch dem Ausdruck „unter dem Himmel“. Dieser letzte Ausdruck betont, dass die Untersuchungen des Predigers für die Erde, das Irdische, gelten. Der Ausdruck „unter der Sonne“ lenkt unsere Gedanken auch auf die Erde, betont aber mehr den temporären, flüchtigen Charakter von allem, was geschieht. Der Prediger schaut sich alles in der Horizontalen an, er schaut sich um, nimmt wahr und erlebt. Er schaut nicht auf zum Ursprung von allem, was er sieht und erlebt.

Was geschieht, geschieht auf der Erde; es wird nicht auf einen höheren Zweck hin untersucht. Wenn die Sichtweise auf das Leben nicht über „unter der Sonne“ hinausgeht, wird alles, wofür wir uns einsetzen, einen Unterton von Unzufriedenheit haben, denn sie ist mit dem Streben des sündigen Menschen verbunden und daher vorübergehend und unvollkommen. Niemals wird ein Mensch in der Lage sein, mit Zufriedenheit auf seine Arbeit zurückzublicken und zu sagen: „Und siehe, es ist sehr gut“, denn nichts ist perfekt, nichts ist fertig. Andere folgen ihm nach und setzen seine Arbeit fort. Niemand liefert etwas, das unveränderlich gut ist.

Wenn wir von diesem Standpunkt aus auf alles schauen, was der Mensch tut, kann die Schlussfolgerung nur lauten, dass alles umsonst ist. Jede Aktivität ist Arbeit, die Mühe macht; sie bringt nie dauerhaftes Glück hervor. Das sehen wir in Wirtschaft und Politik. Der nächste Regierungschef und der neue Politiker versprechen feierlich, dass sie es besser machen werden, aber im Lauf der Zeit müssen sie das Feld räumen, weil sie versagt haben. Das Gleiche wird auch mit denen geschehen, die nach ihnen kommen. Die Mühe, ohne jemals Befriedigung zu finden, muss den Menschen zu dem bringen, der sagte: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11:28).

Der Herr Jesus schließt an die Frage des Predigers an, wenn Er sagt: „Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine Seele einbüßt?“ (Mt 16:26; Lk 12:15). Du kannst alles bekommen, wofür du so hart gearbeitet hast, aber was ist das Endergebnis, wenn du stirbst und alles zurücklassen musst?

Paulus sagt uns, wo der wahre Gewinn liegt: „Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn; denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht, so ist es offenbar, dass wir auch nichts hinausbringen können“ (1Tim 6:6; 7). Der Gewinn ist nur dort, wo das Herz in Verbindung mit dem ewigen Gott und der Ewigkeit steht. Für den Herrn zu arbeiten ist nicht vergeblich (1Kor 15:58).

Ein Artikel in der Reformatorischen Zeitung vom 5. Mai 2003 beweist die Wahrheit dieses Verses auf praktische Weise:

Jip Wijngaarden war gerade mal 17 Jahre alt, als sie 1982 aus 3000 Kandidatinnen ausgewählt wurde, um die Hauptrolle in dem Stück „Anne Frank“ zu spielen. Es folgte eine turbulente Karriere als Schauspielerin und Filmstar. Hollywood winkte. Neun Jahre lang betrat Jip die Welt von Glitter und Glamour. Aber im Lauf der Zeit kamen die Zweifel auf. „Als Idol gehörst du der Gesellschaft, du gibst dich selbst auf. Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte und fing an zu überlegen. Ist das alles? Ich hatte Ehre und Ruhm erlangt, aber ich war nicht glücklich. Das Leben, das ich führte, war oberflächlich und leer. Mein Herz war ein großes Loch, durch das alles wehte.“

Für Jip bedeutete der Übergang zum Christentum einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit. „Ich wusste, dass das neue Leben mich alles kosten würde. Und das tat es, denn meine vorherige Grundlage war nicht gut. Die Leute um mich herum erklärten mich für verrückt, dass ich Hollywood und andere Angebote für etwas, das man nicht sehen kann, aufgab.“ [Ende des Artikels]

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