Ephesians 2:1-10

Tot in Vergehungen und Sünden

Im 1. Kapitel konntest du sehen, was bereits vor Grundlegung der Weltalles im Herzen Gottes war. Kapitel 2 wird dir deutlich machen, was Gott in deinem Leben auf der Erde mit dir getan hat und was dein Platz in der Welt ist. Es geht hier nicht so sehr um die Ratschlüsse Gottes, die haben wir in Kapitel 1 gesehen. Doch nun zeigt Gott seine Gnade und Kraft, womit Er zu Werke gegangen ist, um seine Ratschlüsse auszuführen. Denn nur Gott konnte etwas an dem Zustand verändern, in dem wir waren. In den Eph 2:1-10 wird die Kraft Gottes im Lebendigmachen derer sichtbar, die tot waren. In den Eph 2:11-22 zeigt sich seine Kraft darin, dass Er die nahe herzubringt, die fern waren.

Eph 2:1. Die Eph 2:1-3 beschreiben, wer der Mensch von Natur aus ist, was seine Werke sind und welchem Einfluss er unterworfen ist. Von Natur aus ist der Mensch tot; seine Werke (Taten) tut er unter dem Einfluss des Teufels und dadurch in Ungehorsam gegenüber Gott. Der erste Vers schließt an den letzten Vers des vorangegangenen Kapitels an (Eph 1:20). Dort ging es um den Tod Christi, in den Er sich freiwillig begab. Hier geht es um unseren Tod, in den wir durch eigene Schuld gekommen waren. Du stehst hier am Startpunkt deines Lebens als Christ. Dieser Startpunkt ist der Tod. „Tod“ bedeutet hier, dass in der menschlichen Natur nicht die geringste Spur von Leben zu finden ist, die auf Gott ausgerichtet wäre.

Allerdings gab es Bewegung, eine bestimmte Form von Leben. Es ist ja die Rede von „Vergehungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet“. Doch ein Leben in der Sünde ist kein Leben, es ist Tod. Jeder Schritt wurde ohne die Anerkennung Gottes getan und war deshalb ein Fehltritt. Jeder Weg wurde eingeschlagen, ohne Gott zu fragen, ob es der Weg war, den Er wollte, dass du ihn gehen würdest, und deshalb war es ein Irrweg. Eine gute Illustration dazu findest du in der Geschichte vom verlorenen Sohn in Lukas 15. Der jüngste Sohn verlangt von seinem Vater, dass er seinen Anteil am Erbe vorzeitig haben kann. Dann geht er fort und verprasst seinen ganzen Besitz durch ein zügelloses Leben. Du siehst ihn also mit einer Reihe liederlicher Aktivitäten eifrigst beschäftigt. Doch für seinen Vater war er tot, denn was sagt dieser später? „Dieser mein Sohn war tot“ (Lk 15:24). In 1. Petrus 4 wird in demselben Sinn über Tote gesprochen: „Denn dazu ist auch den Toten gute Botschaft verkündigt worden“ (1Pet 4:6). Hier sind ebenfalls Menschen gemeint, die aktiv am Gesellschaftsleben teilnehmen, doch ohne sich auf Gott auszurichten.

Deine und meine Aktivitäten fielen früher alle in die Kategorie „Vergehungen und Sünden“. Vergehungen haben mit einem Gebot zu tun, das gegeben ist und das bewusst übertreten wird. Sünden sind alle Taten, die getan werden, ohne die Autorität zu berücksichtigen, die über uns steht. So steht in 1. Johannes 3: „Die Sünde ist die Gesetzlosigkeit“ (1Joh 3:4). Gesetzlosigkeit ist die Nicht-Anerkennung von Autorität, wobei Gott die höchste Autorität ist.

Eph 2:2. Das kennzeichnete unseren Wandel, unser gesamtes Verhalten in der Welt. Dieses Verhalten schloss sich nahtlos an den „Zeitlauf dieser Welt“ an, was sich auf die Grundsätze bezieht, durch die die Welt sich leiten lässt, den Charakter, in dem die Welt sich offenbart. Es ist die Atmosphäre, von der die Welt umgeben ist, die das Streben der Menschen bestimmt und wobei Gott und seine Gedanken völlig außer Betracht bleiben. Gott wird nicht nur ignoriert, sondern alle menschlichen Aktivitäten richten sich gegen Ihn. Der Mensch ist feindlich und in Aufstand.

Hinter diesem Aufstand sitzt ein Regisseur, der bis zum Rand voller Hass gegen Gott und seine Pläne ist: der Fürst „der Gewalt der Luft“, das ist Satan, Gottes unveränderlicher Gegner. Er füllt die ganze Atmosphäre mit seinem grenzenlosen Hass. Jeder Mensch, der nicht mit Gott in Verbindung steht, atmet diese Atmosphäre ein. Er will Gott bei der Ausführung seiner Ratschlüsse soviel wie möglich entgegenarbeiten. Von diesem Geist der Rebellion spricht Hiob in Hiob 21:14: „Und doch sprechen sie zu Gott: Weiche von uns! Und nach der Erkenntnis deiner Wege verlangen wir nicht“ (siehe auch Hiob 22:17). Es geht um das Erkennen der Quelle, aus der alle diese Worte und Taten hervorkommen, wer dahinter steckt. Doch dieser „Geist“, dieses teuflische Superhirn, bildet ein eisenstarkes Duo mit den „Söhnen des Ungehorsams“. Hier steht nicht „Kinder“, sondern „Söhne“. Söhne bezieht sich auf Erwachsensein, auf einsichtiges Handeln.

Wenn du noch eben an Hiob 21:14 zurückdenkst, dann siehst du, dass von einem bewussten Abweisen Gottes die Rede ist. Das ist das Bild, das Gott hier von dir und mir gibt, so waren wir früher, und so ist noch jeder Mensch, der Ihn nicht beachtet. Niemand ist zu entschuldigen, wenn er Gott nicht kennt (Röm 1:18-21). Gegenüber dem, was wir früher waren, steht in 1. Petrus 1, was wir nun sind: „Kinder des Gehorsams“ (1Pet 1:14). Hier steht nicht „Söhne“, weil es hier um die Natur geht, die wir empfangen haben, eine Natur, die durch Gehorsam gekennzeichnet ist. Du hast den Herrn Jesus als dein neues Leben empfangen. Sein Leben war durch und durch Gehorsam. Wenn Er nun dein Leben ist, dann äußert sich dieses Leben bei dir nicht anders als bei Ihm. Leider sind wir als Kinder Gottes nicht immer gehorsam. Das kommt daher, dass wir manchmal unser Fleisch noch wirken lassen.

Eph 2:3. Dann befinden wir uns, was die Praxis betrifft, wieder an der Stelle, wo wir uns früher befanden, als wir „unseren Wandel führten in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten“. Daraus wird deutlich, dass Gefühl, Wille und Verstand nur im Dienst Satans standen. Er gebraucht(e) den gesamten Geist des Menschen für sein bösartiges Ziel.

Ich brauche, denke ich, nicht viel über die Begierden des Fleisches zu sagen. Alles dreht sich um Bedürfnisbefriedigung. Die Welt sorgt dafür und lebt darin. Die Reklame im Fernsehen und auf den Litfaßsäulen am Weg werden beständig schamloser. Auch das Internet ist solch ein Befriediger der Bedürfnisse. Jeder, der nicht davon lassen kann, tut den Willen des Fleisches. Der menschliche Wille ist daran beteiligt. Er entscheidet sich bewusst dafür. Es kann ein Augenblick kommen, wo es zu einer Versklavung wird und jemand willenlos von seinen Begierden weggeschleppt wird. Doch so hat es nicht angefangen. Auch das Denken spielt eine Rolle. Wie oft ist jemand schon zur Befriedigung seiner Begierden gekommen, indem er an bestimmte Dinge dachte. Wenn einem verkehrten Denken nicht Einhalt geboten wird, wird es zu einem Willensentschluss kommen und anschließend zur Tat.

Alles in allem dürfte deutlich sein, dass Menschen, die tot sind in Vergehungen und Sünden, „von Natur Kinder des Zorns“ sind. Hier steht „Kinder“, nicht „Söhne“. Es geht um die Natur, um das, was dem Zustand, in dem jemand sich befindet, eigen ist. Weil dies völlig außerhalb von Gott ist, kann es nur den Zorn Gottes hervorrufen. Gott kann keinen Zustand bestehen lassen, der im Gegensatz zu seinem Wesen ist. Wenn Er auf eine Situation hinwirkt, wo Er „alles in allem“ sein wird (1Kor 15:28), wird Er in seinem Zorn alle wegfegen, die das verhindern wollen. Wenn das auch für dich und mich galt, die gerade so wie „die Übrigen“ unter dem Zorn Gottes waren, was hat Gott dann bewogen, uns dem zu entziehen und uns diese Segnungen zu geben, die unser Denken bei weitem übersteigen? Das werden die folgenden Verse deutlich machen, und dadurch wird unser Erstaunen darüber, wer Gott ist, noch mehr zunehmen.

Lies noch einmal Epheser 2,1–3.

Was sind die Kennzeichen eines Menschen, der kein Kind Gottes ist?

Gott, reich an Barmherzigkeit

Eph 2:4. In den Eph 2:1-3 hast du gesehen, was die Natur des Menschen ist (tot, ohne irgendeine Verbindung mit Gott) und wie er nach seiner Natur handelt. Dies alles fällt unter den Zorn Gottes und ist daher die einzige Aussicht, die der Mensch hat. Ein hoffnungsloseres Bild ist nicht denkbar. Und dann kommen die strahlenden Wörter „Gott aber ...“ Sie bringen eine unerwartete Umkehr dieser aussichtslosen Situation des Menschen und öffnen eine ungekannte Quelle des Segens. Du bekommst einen Blick auf die Natur Gottes und wie Er nach seiner Natur handelt. In Römer 5 und Titus 3 triffst du diese Wörter „Gott aber“ ebenfalls an (Röm 5:8; Tit 3:4). Auch dort sind diese Wörter die Einleitung zu dem, was Gott getan hat, und sie stehen daher im schrillen Gegensatz zu dem, was der Mensch ist und getan hat.

In unserem Vers hat Gott nicht gehandelt (oder handelt nicht), weil wir uns in solchem Elend befanden. Nicht unsere Not steht im Vordergrund. Nein, Gott handelt aus sich selbst heraus, und dadurch wird seine ganze Herrlichkeit offenbar. Gott handelt in dem, was Er hier tut, allein. Hier wird nichts vom Menschen verlangt, es erklingt nicht einmal ein Aufruf zur Bekehrung. Wie sollte ein Toter etwas hören, geschweige denn, befolgen können? Sicher, der Mensch wird aufgerufen, sich zu bekehren, und er ist dafür verantwortlich, auf diesen Aufruf zu hören. Doch diese Seite der Wahrheit findest du im Brief an die Römer.

Im Brief an die Epheser geht alles von Gott aus. Gott ist Liebe, und Barmherzigkeit kommt aus seiner Liebe hervor. Gott ist reich an Barmherzigkeit. Wie reich Er daran ist, siehst du , wenn du an deine hoffnungslose und elende Situation denkst, wie sie in den Eph 2:1-3 beschrieben wird. In seiner großen Barmherzigkeit hat Gott sich zu dir niedergebeugt und dich daraus emporgehoben. In Hesekiel 16 finden wir dazu eine eindrucksvolle Beschreibung (Hes 16:1-14). Wie gesagt, kommt dieses Handeln Gottes aus „seiner vielen Liebe“ hervor. Liebe geht viel weiter als Barmherzigkeit. Barmherzigkeit hat mit dem Elend zu tun, in dem jemand sich befindet. Liebe steht über allem und unabhängig von allem. Gott ist Liebe. Das war Er auch, als es noch keine Sünde gab und es noch keine Barmherzigkeit zu erweisen gab. Da hatte Er es in seinem Herzen, Menschen mit solchen herrlichen, ewigen und himmlischen Segnungen zu segnen, die sich nur ein allmächtiger Gott ausdenken konnte.

Doch wenn Er Menschen segnen will, trifft Er sie in dem Zustand der Eph 2:1-3 an. (Es ist wichtig, immer daran zu denken, dass das der Hintergrund ist, auf dem Gottes Handeln stattfindet.) Wurde Gott dadurch in Verlegenheit gebracht? Das ist unmöglich. Gott wäre nicht Gott, wenn Er die Situation nicht gebrauchen würde, um gerade darin „seine viele Liebe, womit er uns geliebt hat“, erstrahlen zu lassen.

Der Ausdruck, „womit er uns geliebt hat“, kommt auch noch in Johannes 17 vor (Joh 17:26). Ist es nicht eindrucksvoll zu sehen, dass dieser Ausdruck sich dort auf die Liebe des Vaters zum Sohn bezieht? Hier siehst du, dass Gott uns mit derselben Liebe liebt, mit der Er den Sohn liebt. Dadurch wird einmal mehr deutlich, dass es um eine ewige Liebe geht.

Es ist alles ein Handeln der vielen Liebe Gottes. Du siehst, wie alles, was Gott mit uns getan hat, damit zusammenhängt, was Er mit Christus tat. Gottes viele Liebe sehen wir gerade darin, dass Er nicht nur Mitleid mit toten Sündern hatte, denen Er seine Barmherzigkeit erwiesen hat, sondern dass Er uns auch an allem teilhaben lassen wollte, was das Teil seines geliebten Sohnes ist! Geht das nicht viel weiter, als dass uns nur die Sünden vergeben sind? Das für sich wäre schon gewaltig gewesen. Wenn Er uns danach auch noch ins Paradies zurückversetzt hätte, wäre das großartig gewesen. Doch in Verbindung mit Christus geht Gott unendlich viel weiter. Das zu erkennen, ist die größte Entdeckung, die wir nach unserer Bekehrung machen können.

Eph 2:5. Untersuche das weiter. Der erste Schritt zur Entfaltung seiner vielen Liebe besteht darin, dass Er uns, die wir „in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht“ hat. Dies war das Erste, das mit uns geschehen musste. Es ist klar, dass nur Gott diesen Schritt tun konnte. Doch auch für die folgenden Schritte gilt, dass Gott sie getan hat, um uns dorthin zu bringen, wo Er uns nach seinen Ratschlüssen haben wollte. Der Empfang des neuen Lebens, einer neuen Natur, steht der verdorbenen Natur gegenüber, die uns früher kennzeichnete.

Doch hier steht nicht nur, dass wir lebendig gemacht sind; das kann auch von den Gläubigen im Alten Testament gesagt werden. Kein Mensch wird je ins Reich eingehen, ohne lebendig gemacht zu sein, d. h. ohne Leben aus Gott zu besitzen. Doch nur von den Gläubigen, die zur Gemeinde gehören, kann gesagt werden, dass sie „mit Christus“ lebendig gemacht sind. Durch unsere Verbindung mit Christus hat Gott uns Leben gegeben, das durch den Tod gegangen ist, Auferstehungsleben. Das Leben, das jedes Kind Gottes bekommen hat, das nach dem Kreuzestod, der Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn Jesus lebt, ist das Leben des auferstandenen und zum Himmel aufgefahrenen Christus.

Bevor Paulus fortfährt, das Handeln Gottes zu beschreiben, lesen wir die Wörter: „... durch Gnade seid ihr errettet“. Dies unterstreicht, wie liebevoll Gott im Blick auf uns gehandelt hat, die wir überhaupt keine Rechte und auch keine Möglichkeit hatten, die Gunst Gottes auf die eine oder andere Weise zu verdienen.

Eph 2:6. Auch den zweiten Schritt auf dem Weg zum Ziel Gottes hat Er getan. Er „hat uns mitauferweckt“. Dieser Schritt ist eng mit dem vorhergehenden verbunden; er ähnelt ihm auch sehr. Dennoch gibt es einen Unterschied. Bei „lebendig gemacht“ geht es um eine Veränderung in unserem Zustand. Wir waren tot und haben neues Leben empfangen. Bei „auferweckt“ geht es um eine Veränderung unserer Stellung, des Bereichs, wo wir uns befinden. Wir waren in der Welt, dem Bereich des Todes. Als Christus aus dem Tod auferweckt wurde, trat Er in einen anderen Bereich ein und hatte nichts mehr mit der Welt vor seinem Tod und seiner Auferstehung zu tun. Das Problem der Sünde war gelöst.

Doch was Gott mit Ihm getan hat, hat Er auch mit uns getan. Weil wir mit Christus auferweckt sind, sind wir nicht mehr in derselben Weise in der Welt wie zu der Zeit, bevor wir lebendig gemacht waren. Wir atmen nun die Atmosphäre des Lebens ein. Noch ist das nicht das Ende des Handelns Gottes mit uns.

Der dritte Schritt ist, dass Er uns hat „mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“. Hier liest du nicht, dass wir mit Christus in die himmlischen Örter versetzt sind, sondern dass wir in Ihm dort sind. Das steht hier so, weil wir jetzt noch nicht wirklich dort sind. Er ist zwar dort, und weil die Gemeinde eins mit Ihm ist, sind auch wir dort. Obwohl du mit deinem Leib noch auf der Erde bist, darfst du im Glauben in Anspruch nehmen, dass du bereits im Himmel bist. Die drei behandelten Schritte, die die viele Liebe Gottes zeigen, hat Er mit einem Ziel getan. Dieses Ziel wird im folgenden Vers beschrieben.

Lies noch einmal Epheser 2,4–6.

Woran kann man die viele Liebe in diesen Versen erkennen? Kennst du noch weitere Beweise dieser vielen Liebe?

Aus Gnade errettet

Eph 2:7. Das Wort „damit“ gibt an, dass nun das Ziel der vorhergehenden Verse beschrieben wird. Nachdem du sehen durftest, zu welch hoher Stellung du von Gott gebracht bist – in Christus in die himmlischen Örter versetzt –, bekommst du nun zu hören, warum Gott dir diesen Platz gegeben hat. Denn mit der Einnahme dieses hohen Platzes ist mit deinen Segnungen nicht Schluss. Du hast noch viel mehr zu erwarten. Es kommt eine Zeit, die hier die „kommenden Zeitalter“ genannt wird, wo die ganze Welt sehen wird, was Gott mit dir getan hat. Nun ist das für die Welt alles noch verborgen, wie in Kolosser 3 steht: „... euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kol 3:3).

Das wird in den kommenden Zeitaltern anders werden, denn unmittelbar danach wird in Eph 2:4 gesagt: „Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (vgl. 1Joh 3:2). Dann wird der „überragende Reichtum seiner Gnade“ sichtbar werden. In Epheser 1 war auch die Rede von dem „Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1:7). Da hast du gesehen, was du nun bereits empfangen hast, nämlich Vergebung und Erlösung. Doch alles, was du jetzt schon hast, wird Gott bald der ganzen Schöpfung zeigen. Das macht aus dem „Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1:7) den „überragenden Reichtum seiner Gnade“ (Eph 2:7).

In Eph 2:8 sprechen wir auch noch über Gottes Gnade, doch zuvor will ich erst noch eben mit dir einen Blick auf die „Güte an uns“ werfen. Wenn du all das auf dich einwirken lässt, wirst du dadurch klein. Güte ist der Reichtum der Gütigkeit Gottes, die in seinem Herzen vorhanden ist und in seinem Handeln zum Ausdruck kommt. Und ist diese Güte nicht über uns, über dich und mich und jedes Kind Gottes gekommen?

Wer waren die „uns“? Menschen, die zuvor verdorben waren, tote Sünder; nichtige Geschöpfe, die Gott hassten; die es wagten, mit ihren schmutzigen Händen den Schöpfer zu schlagen; die Ihn misshandelt, gegeißelt, verspottet und ins Gesicht gespuckt haben; die Ihn ans Kreuz genagelt haben, nachdem sie es aufgerichtet hatten, und Ihn sogar dort verspotteten und Ihn aufforderten, vom Kreuz herabzukommen und so zu beweisen, das Er der sei, der zu sein Er behauptete: der Sohn Gottes. Auf diese Weise haben du und ich mit Ihm gehandelt und Ihn also ermordet. Das waren du und ich. Und „uns“ hat Er mit solchen Segnungen gesegnet. Kann man sich eine größere Gnade ausdenken? Die Ewigkeit wird nicht lang genug sein, um Ihn dafür anzubeten.

Und wer ist die Ursache dafür, dass wir in den kommenden Zeitaltern die Offenbarung der Güte Gottes sein werden? Es ist der Herr Jesus, denn es ist „in Christus Jesus“, dass Gott uns in den kommenden Zeitaltern diese reiche Gnade zeigen wird.

Eph 2:8. Es ist alles Gnade. Noch einmal kommt Paulus darauf zurück. Es ist überhaupt nichts von dem Menschen dabei. Sogar der Glaube wird hier eine Gabe Gottes genannt. Das passt zum Inhalt des Briefes, in dem alles von Gott ausgeht. Wenn der Mensch sagen würde: „Aber ich habe doch etwas dazu beigetragen, dass ich diese Segnungen bekomme, ich habe doch geglaubt“, so nimmt Paulus ihm dieses Argument weg. Auch der Glaube ist ein Werk Gottes; Er hat ihn in uns gewirkt. Man könnte es so sagen: Gnade ist die Grundlage, der Ausgangspunkt für Gott, um uns zu segnen; Glaube ist der Weg und das Mittel, wie Er uns diesen Segen geben konnte.

Der Segen wird hier das „Errettet“-Sein genannt. Die Grundbedeutung dieses Wortes ist: durch alle Gefahren hindurch zu einem sicheren Ort kommen. Wenn Paulus hier sagt, dass wir errettet sind, bedeutet das, dass wir sozusagen bereits sicher angekommen sind. Auch das passt zu diesem Brief. Errettet bedeutet hier die geistliche und ewige Errettung, einschließlich aller Segnungen, die Gott jedem sofort gibt, der an den Herrn Jesus glaubt.

Glaube ist von Natur aus nicht im Herzen der Menschen vorhanden. Das Unkraut, das von Natur aus dem Herzen des Menschen entsprosst, wird uns in Römer 3 in Einzelheiten beschrieben (Röm 3:9-19). Doch der Glaube ist keine wilde oder verwilderte Pflanze, sondern eine prächtige Blume, die, wenn sie einmal von dem himmlischen Vater gepflanzt ist, nicht mehr ausgerissen werden kann. Es ist unmöglich, die „Gabe Gottes“ wieder wegzunehmen. Was Er gibt, gehört Ihm und hält deshalb ewig stand.

Eph 2:9. Um jedes Missverständnis auszuschließen, fügt der Apostel hinzu: „nicht aus Werken“. Durch eigene Werke ist es nicht möglich, den Segen Gottes zu empfangen. Wie solltest du von einem toten Körper (wir waren tot in Sünden und Vergehungen) noch irgendeine Aktivität erwarten können? Alles muss von Gott kommen, und so ist es auch geschehen. Was den Menschen betrifft, so ist aller Ruhm ausgeschlossen. Dieser Ruhm gebührt allein Gott.

Eph 2:10. Bedeutet das Vorhergehende nun, dass „Werke“ für den Gläubigen überhaupt keine Rolle spielen? Auf diese Frage kommt hier eine deutliche Antwort, wieder völlig in Übereinstimmung mit dem Inhalt des Briefes. Es geht nämlich um eine völlig andere Art von Werken als die, die das Gesetz dem Menschen vorschreibt. Die Werke des Gesetzes sind dem sündigen Menschen gegeben, damit er sich dadurch das Leben verdienen könnte. Der Grundsatz des Gesetzes hat nichts mit Gnade und Glauben zu tun, sondern mit den Leistungen, die von dem sündigen Menschen erwartet werden: „Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: ,Wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben‘“ (Gal 3:12). Doch im Epheserbrief geht es um Werke, die die Folge unserer Errettung sind. Sie sind die Folge der Tatsache, dass wir eine neue Schöpfung sind: „wir sind sein [Gottes] Werk“ oder „Gebilde“.

Tatsächlich, auch als natürliche Menschen sind wir sein Werk: „Und Gott der HERR bildete den Menschen, Staub vom Erdboden“ (1Mo 2:7). Er ist unser Schöpfer, denn „er kennt unser Gebilde, ist eingedenk, dass wir Staub sind“ (Ps 103:14). Oder wie Elihu sagt: „... vom Ton abgekniffen bin auch ich“ (Hiob 33:6). In Epheser geht es jedoch um das, was wir als neue Menschen geworden sind. Und ebenso, wie Adam nichts zu seiner eigenen Schöpfung beigetragen hat, so haben auch wir nichts dazu beigetragen, eine neue Schöpfung zu werden. Und ebenso, wie Adam den Auftrag bekam zu wirken, so haben auch wir als neue Geschöpfe den Auftrag zu wirken. Doch die Werke, die Gott von uns als neuen Menschen erwarten kann, passen auch wieder zum Inhalt dieses Briefes.

Du brauchst dir nicht den Kopf zu zerbrechen, womit du dich beschäftigen musst. Gott ist bereits damit beschäftigt gewesen, als Er in der Ewigkeit an dich dachte. Ebenso wie Er dich zuvor bestimmte zur Sohnschaft (Eph 1:5), so hat Er auch zuvor gute Werke bereitet, damit du darin wandeln solltest. Deine Stellung findet ihren Ursprung in der Ewigkeit, doch auch deine guten Werke finden dort ihren Ursprung. Du siehst, dass es hier um Werke geht, die schon bereitet waren, bevor das Gesetz gegeben wurde. Das ist einer der Beweise, die zeigen, dass ein Gläubiger, der zur Gemeinde gehört, nichts mit dem Gesetz zu tun hat; das Gesetz kann für ihn keine Lebensregel sein. Das Gesetz ist für einen Menschen bestimmt, der zur Erde, zur alten Schöpfung, gehört. Der Gläubige gehört nicht mehr zur Erde, sondern – als eine neue Schöpfung – zum Himmel. Dorthin ist er bereits jetzt in Christus versetzt als jemand, der geschaffen ist „in Christus Jesus“, den Gott zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern gesetzt hat (Eph 1:20).

Dass in Verbindung damit über „gute Werke“ gesprochen wird, macht deutlich, dass der Gläubige nicht nur als in den himmlischen Örtern gesehen wird, sondern dass er zugleich auch auf der Erde ist, inmitten der alten Schöpfung. Er ist jemand, der die Dinge des Himmels im alltäglichen Leben auf der Erde, der alten Schöpfung, verwirklichen kann. Es sind „gute“ Werke, was bedeutet, dass der Christ von Gott Dinge zu tun bekommt, die eine Wohltat für seine Umgebung bedeuten. Für den Christen, der einen Blick für diese Werke bekommt, wird das Leben jede Verkrampfung verlieren. Was ist einfacher, als in Werken zu wandeln, die Gott bereits zuvor bereitet hat, und dabei allein auf seine Gnade zu vertrauen? Kurz gesagt, besteht der Wandel in guten Werken aus Folgendem: auf der Erde zeigen, wer der verherrlichte Christus im Himmel ist. In Kapitel 4 und 5 wird das weiter beschrieben.

Lies noch einmal Epheser 2,7–10.

Woran erkennt man den Reichtum der Gnade Gottes?

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