Ephesians 2:13

Die Nationen

Eph 2:11. Mit diesem Vers beginnt ein neuer Abschnitt. Paulus schaut zurück. Das tat er auch in Eph 2:1. Nur ging es da um unsere persönliche Vergangenheit, um in den Versen danach zu zeigen, welche persönlichen Segnungen wir in Christus besitzen. Ab Eph 2:11 geht es um die gemeinsame Vergangenheit, und im Folgenden sehen wir, welche Segnungen wir in Christus gemeinsam besitzen. In beiden Fällen geht es um die Zeit unseres Aufenthalts auf der Erde. Das ist ein Unterschied zu Kapitel 1. Dort ging es um die Ratschlüsse Gottes vor Grundlegung der Welt, also außerhalb der Zeit und unabhängig von der Erde. In Kapitel 2,1–10 hast du gesehen, was Gott in uns persönlich gewirkt hat, nachdem unser hoffnungsloser Zustand vorgestellt war. In den Eph 2:11-22 wirst du sehen, was Gott mit uns gemeinsam getan hat, nachdem ebenfalls zuerst unser hoffnungsloser Zustand vorgestellt ist. Mit „gemeinsam“ meine ich alle Gläubigen aus Juden und Heiden zusammen, denn davon handelt der Abschnitt. Die Einheit, die zwischen Juden und Heiden entstanden ist, ist ein Wunder der Gnade Gottes.

Wie groß dieses Wunder ist, zeigt Paulus, indem er einen Vergleich zieht zwischen dem, was die Völker früher waren und was sie nun geworden sind. Die Mehrzahl der Leser des Briefes, damals und auch jetzt, besteht aus solchen, die früher zu den Völkern gehörten. Sie werden dazu aufgefordert, sich zu erinnern, wie es früher um sie bestellt war, damit sie besser verstehen, was nun aus ihnen geworden ist. Um ihre einst hoffnungslose Lage zu beschreiben, vergleicht er sie mit der Lage Israels. Es ist wichtig, im Gedächtnis zu behalten, dass es bei diesem Vergleich um die frühere äußere Stellung geht, sowohl des Heiden als auch des Juden. Paulus legt in sieben Punkten die Stellung des Heiden dar. Es sind sozusagen sieben Hammerschläge. Jeder Schlag lässt den Heiden tiefer in sein aussichtsloses Elend versinken.

Der erste Schlag: Sie waren „die Nationen im Fleisch“. Der Ausdruck „im Fleisch“ zeigt, dass ihr gesamtes Leben von der Erfüllung der Begierden des Fleisches beherrscht war. In Römer 7 steht es so: „Denn als wir im Fleisch waren, wirkten die Leidenschaften der Sünden ... in unseren Gliedern, um dem Tod Frucht zu bringen“ (Röm 7:5). Gott hatte Israel sein Gesetz gegeben, damit es im Gehorsam diesem Gesetz gegenüber das Leben in Gemeinschaft mit Gott genießen könnte.

Der zweite Schlag: Der Jude schaute mit Verachtung auf den Heiden herab und beschimpfte ihn als „unbeschnitten“ (1Sam 14:6; 1Sam 17:26; 36). Wie bemerkt, geht es um einen Vergleich der äußeren Stellung. Deshalb heißt Israel hier die „so genannte Beschneidung“. Es geht lediglich um die äußere Form, unterstrichen durch die Zufügung, „die im Fleisch mit Händen geschieht“.

Eph 2:12. Der dritte Schlag: Die Völker waren früher „ohne Christus“. Christus, d. h. der Messias für Israel, war nicht den Heiden verheißen; Er war lediglich Israel verheißen. Als Er auf die Erde kam, kam Er für die „Kinder“ Israel, nicht für „die Hunde“, die Heiden (vgl. Mk 7:24-30).

Der vierte Schlag: Heiden fielen nicht unter das „Bürgerrecht Israels“. Dadurch waren sie ohne die vielen Vorrechte, die dieses Bürgerrecht enthielt. Man kann dabei an eine Reihe sozialer und religiöser Vorrechte denken, aber auch an die Satzungen und Rechte, die Gott seinem Volk gegeben hatte. Dadurch wurde das ganze Leben so geregelt, dass es optimal gelebt werden konnte, in Gesundheit, Frieden und Sicherheit (5Mo 4:8).

Der fünfte Schlag: Die Heiden hatten als „Fremdlinge“ keinen Anteil an den „Bündnissen der Verheißung“. Gott hatte mit Israel seit Abraham verschiedene Bündnisse geschlossen (1Mo 15:17-21; 3Mo 26:42; Ps 89:4-5). Diese hatten eine gemeinsame Verheißung: das Kommen des Messias. Er würde das erfüllen, was Gott in den Bündnissen zugesagt hatte.

Der sechste Schlag: „keine Hoffnung“. Die Situation wird immer hoffnungsloser. Nach allem Vorhergehenden kannst du doch hoffen, dass einmal eine Änderung zum Guten eintreten wird. Doch auch darauf besteht keinerlei Aussicht. Es gibt keinen einzigen Grund, etwas Gutes von der Zukunft zu erwarten.

Schließlich der siebte und größte Schlag: „ohne Gott in der Welt“. Die Nationen hatten Gott massenhaft den Rücken zugekehrt (Röm 1:20; 21). Deshalb hat Er „in den vergangenen Geschlechtern alle Nationen auf ihren eigenen Wegen gehen“ lassen (Apg 14:16). Sie waren völlig auf sich selbst angewiesen, ohne irgendeine Verbindung mit Gott. Inmitten aller Nationen hatte Gott Israel auserwählt. Mittels dieses Volkes machte Er sich allen anderen Völkern bekannt.

Was ist nun der Zweck dieses Vergleichs? Um das deutlich zu machen, will ich zuerst auf das eingehen, was der Zweck nicht ist. Er dient jedenfalls nicht dazu, zu beweisen, dass die Heiden nun doch teil an den Segnungen Israels bekommen haben. Ein großes Missverständnis in der Auslegung dieser Verse ist nämlich, der Heide sei nahe gebracht, indem er Jude wurde. Das kann nicht die richtige Auslegung sein, denn auch im Alten Testament bestand die Möglichkeit, ein Judengenosse, ein so genannter Proselyt zu werden. Außerdem hielt Gott auch im Alten Testament Segnungen für die Heiden bereit. Allerdings müssen wir dabei Folgendes bedenken: Zuerst einmal wurden die im Alten Testament genannten Segnungen für die Nationen diesen Nationen nicht gegeben, sondern Abraham, Isaak und Jakob und später Israel und den Propheten. Zweitens sehen wir, dass die Nationen Segnungen nur mittels Israels empfangen können. Wenn Israel in Zukunft wieder das Volk Gottes sein wird, werden die Nationen ebenfalls von der Wiederherstellung Israels profitieren. Das wird geschehen, wenn der Herr Jesus das Friedensreich errichtet hat. Was wird uns denn nun in Epheser 2 deutlich gemacht? Dass es Segen für die Nationen außerhalb von Israel gibt!

Eph 2:13. Dieser Vers, mit dem wir uns jetzt beschäftigen, erklärt das näher. Die Heiden waren in doppelter Hinsicht weit von Gott entfernt. In erster Linie dadurch, dass sie außerhalb Israels standen. Was das bedeutet, hast du soeben gesehen. Doch sie waren auch in geistlicher Hinsicht weit von Gott entfernt. Doch auch die Juden waren in geistlicher Hinsicht weit von Gott entfernt. Und da beide geistlich weit von Gott entfernt waren, mussten beide, Juden und Heiden, nahe zu Gott gebracht werden, und zwar durch das Blut Christi. Der Heide wird kein Jude, und noch weniger wird der Jude ein Heide. Beide werden in eine völlig neue Stellung gebracht: „in Christus Jesus“. Dabei ist nicht mehr die Rede von „Nationen im Fleisch“ und auch nicht von „Israel nach dem Fleisch“. Zusammen bilden sie eine neue Einheit, von der gesagt wird, dass Er aus „beiden eins gemacht“ hat (Eph 2:14), dass sie „zu einem neuen Menschen“ geschaffen sind (Eph 2:15) und dass sie „beide in einem Leib“ mit Gott versöhnt sind (Eph 2:16).

Juden und Heiden werden aus ihrer natürlichen Umgebung herausgeholt und in eine völlig neue Einheit gestellt: die Gemeinde. Für den Heiden (und auch für den Juden) ist das eine gewaltige Veränderung. Früher waren sie in doppelter Hinsicht weit weg. Nun sind sie „durch das Blut des Christus“ so nahe zu Gott, sogar an sein Herz gebracht. „Das Blut des Christus“ lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das Opfer Christi. Durch sein Blut sind wir mit Gott versöhnt. Dadurch hat Gott alles weggetan, was Ihm im Weg stand, um uns in seine Gegenwart zu lassen und uns mit allen geistlichen Segnungen zu segnen. Über den Wert des Blutes Christi können wir niemals genug nachdenken.

Lies noch einmal Epheser 2,11–13.

Wie kommt es, dass der Unterschied bezüglich der Stellung zwischen dem Juden und dem Heiden nun aufgehoben ist?

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